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Die Gleich beit

Mögliche durchzuführen, auch dann, wenn wie in diesem wie in diesem Falle unser Herz uns mit Gewalt weitertreiben will. Immerhin glauben wir sagen zu können, daß hier ein gutes Stück sozialer Arbeit geleistet worden ist, dessen wir uns nicht zu schämen haben. Der Tag wird kommen, wo es weiter ausgebaut werden kann. Louise Schroeder  .

Genossenschaftliche Rundschau

Die Konsumvereine zeigten in den letzten Monaten auf vieler­Tei Gebieten eine außerordentliche Regsamkeit. Der Strieg und die mit ihm verbundene Zwangswirtschaft haben der Entwicklung der Genossenschaften allerlei Schranken auferlegt, die jetzt allmählich zu fallen beginnen oder doch wenigstens ge­lockert werden. Das äußert sich in allerlei Unternehmungen, neuen Organisationen und Erweiterungen der Genossenschafts­betriebe, die in den letzten Wochen durch die Presse bekanntge­worden sind. zu begrüßen ist unter anderem, daß auch die Kon­zentration der Vereine in Form von Verschmelzungen sich wieder mehr bemerkbar macht. Besonders aus den Gebieten der Heinen Konsumvereine, aus Thüringen   und dem Freistaat Sach­ sen  , werden fortgesetzt Zusammenlegungen von benachbarten Kon sumbereinen gemeldet. Aber auch in anderen Gebieten Deutsch­ lands   macht sich das Bestreben, die Kräfte zusammenzunehmen, um durch die Vereinigung Wertvolleres zu leisten, bemerkbar. Von der Erhöhung der Geschäftsanteile zieds Ber­stärkung der Kapitalkraft haben wir wiederholt berichten können. Es scheint, als wenn in absehbarer Zeit die Geschäftsanteile über­all die Mindesthöhe von 50 Mt. erreicht haben werden. Eine Reihe von Genossenschaften zeigt erhebliche Umsatzsteige= rungen an. Ueberraschend große Fortschritte macht die große Berliner Konsumgenossenschaft, die im Juli einen Umsatz von rund 6 000 000 Mt. erreicht hat. Man rechnet damit, daß Dieser Konsumverein im laufenden Jahr einen Umsatz von etwa 70 Millionen Mt. erreichen wird. Das wäre eine Ziffer, die bisher in keinem Konsumverein der Welt verzeichnet werden fonnte. Es ist selbstverständlich, daß die Genossenschaftsleitangen diese Zeit der etwas freieren Bewegungsmöglichkeit ausnuten, um die Masse für sich zu gewinnen. Es wird darum auch von vielen Orten ein starker 3 u strom von Mitgliedern fest­gestellt. Die Konsumvereine leisten dadurch, daß sie jetzt mit allen Kräften Mitgliederzahlen, Umsatziffern und Leistungen zu erhöhen bemüht sind, der Sozialisierung der Lebens­

Das Urbrot

Von Br. Sommer

( Schluß)

Der Wüstenaraber bäckt heute noch dieses süße Brot an seinem Backkrug, der gleich dem Samowar von innen( mit Kamelmist) geheizt wird, indem er die flachen Kuchen einfach an die Außen­seite anklebt; wenn sie herabfallen, sind sie gar. Dort, wo man besseres und mehr Feuerungsmaterial besaß, but man das Brot einfach, oft mit Blättern als Schutz umwickelt, in der heißen Asche. Solches Brot der Reisende Loskiel bei den Indianern und Nachtigall bei den Negern, und aus dem Mittelhochdeutschen vor Lather ist uns noch das Wort Ascherbrot" überliefert. In mancher ländlichen Gegend bäckt man noch heute Aschenkuchen". Besser gerieten diese, wenn man sie in 15 bis 22 Millimeter Dide zwischen zwei flache heiße Steine legte; man hat solche bei Aus­grabungen aufgefunden. Auch das geschah noch alles ohne Säuerung.

Ganz ähnlich haben die Europäer der Stein- und Bronzezeit ihr Brot hergestellt. Auch hier hatte man vorher die gerösteten Körner verzehrt, wie das heute noch im Schweigertal Engadin geschieht. Wir wissen das aus Resten alter Gräber und Woh nungen, besonders den Pfahlbauten in den Seen. Man ver­wendete damals zu beider Art Nahrung Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel  ( Spelz), Hafer, Buchweizen, Hirse, Erbsen, denen man, wohl des Wohlgeschmacks wegen, Leinsamen beigab. In schlim­men Zeiten mischte man im Norden selbst Kiefern- und andere Baumrinde bei, was dortselbst heute noch nicht ganz aufgegeben fein soll.

Als die Töpferei aufgekommen war, machte man die Erfin­bung der Backglocke, die die Verunreinigung abhält und eine gleichförmige Hiße erzeugt. Nun wurde das Brot auf einen Herdstein gelegt, die irdene Glocke darüber gestellt und von allen Seiten mit heißer Asche bedeckt. Diese einfachste Art der Brot­erzeugung ist heute auch in Europa   durchaus noch nicht ausge­

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mittelversorgung starken Vorschub. Es wird kaum eine erfolgreichere Methode geben, auf die. sem Gebiete die Sozialisierung durchzu­führen, als durch Ausbau und Entwicklung der Konsumgenossenschaften. Es dürfte insbeson­dere an den Frauen liegen, durch genossenschaftliche Treue und fleißige Mitarbeit auch in der Leitung der Konsumgenossen­schaften diese Entwicklung zu unterstützen.

Auch in Gebieten, die bisher der Konsumvereinsbewegung ber= schlossen schienen, werden neuerdings Konsumgenossenschaften er­Nachdem schon vor einigen Jahren auf der Insel Sylt   der Konsumverein für Westerland   und Umgegend gegründet worden ist und bereits erhebliche Fortschritte aufweisen kann, hat auch die Insel Föhr   in Wyk   einen Konsumverein erhalten. Der erste Monatsumsag betrug nicht weniger als 30 000 Mt. Ent­sprechend den lokalen Verhältnissen müssen diese Konsumvereine der Nordseeinseln von den üblichen Gepflogenheiten abweichend besondere Einrichtungen treffen. So rechnet dieser Verein auf Sylt, deffen Mitglieder zum großen Teil Fischer sind, mit der baldigen Notwendigkeit, eine Fischräucherei einzurichten, womit auch hier Sozialisierungsarbeit geleistet wird.

Als erste reine Konsumentenkammer, die in Deutsch­Iand errichtet wurde, hat nunmehr die Konsumentenkammer in Hamburg   die einleitenden Schritte getan, um zu einer festen rechtlichen Grundlage zu gelangen. Nach dem Entwurf der Sabungen soll diese als öffentlich- rechtliche Körperschaft gedachte Sammer aus denjenigen in Hamburg   vorhandenen rechtsfähigen Organisationen bestehen, die als Hauptzweck die Güterversor= gung des täglichen Bedarfs und die Pflege und Förderung der Hauswirtschaft verfolgen und die etwaigen Ueberschüsse den Kon­fumenten zugute kommen lassen.

Eine starke Hemmung der Konsumvereinsbewegung in Preußen ist gefallen. Ein Antrag der sozialdemokratischen Abgeordneten in der preußischen Landesversammlung auf Auf­hebung der Warenhaussteuer hatte vollen Erfolg, und die preußischen Konmvereine sollen rückwirkend vom 1. April von der Warenhaussteuer befreit werden. Damit ist der Ent­wicklung der Konsumvereine ein neues Betätigungsfeld eröffnet. In den Konsumbereinen kann nunmehr eine ganze Reihe von Gebrauchsgegenständen, wie Hausstandsartikel, Woll- und Näh­garn und andere den Hausfrauen willkommene Waren abgege= ben werden. Die Konsumvereine sind nun auch in der Lage, Be­Kleidungsgegenstände zu führen. Die Folge dürfte sein, daß in

storben. Bei der bäuerlichen Bevölkerung taucht sie hier und da vom Baskenland   bis Schweden   und Lappland  , von der Bretagne  bis Albanien  , in allen russischen Provinzen bis zum Raufajus immer wieder auf, nur geschieht das Backen jetzt meist auf eiser­nen Rosten oder Platten, doch wird besonders in Dalmatien   und auf dem Balkan   die alte Backglocke noch verwendet.

Hella Schürer hat( Zeitschrift für österreichische Volkskunde, 1914) sogar nachgewiesen, daß das alte Flachbrot nicht nur in allen Gebirgstälern des weniger fultivierten Europa  , sondern selbst noch in fast allen Tiroler Tälern, wo es ja noch keine zünf­tigen Bäcker gibt und die Hausfrau nicht alle Tage oder selbst Wochen backen kann, hergestellt wird. Es wird da alle Monate einmal gebacken, und zwar wird sowohl schon gesäuert als auch der Backofen verwendet aber die alte Form, die Trockenheit und die Haltbarkeit, auf die es ankommt, ist geblieben. Uebri gens wurde vor Jahren ähnliches Brot als Schwedisches" bei uns als Delikatesse verkauft.

Die Säuerung wurde erfunden, als in einem feuchten Klima übriggebliebener Teig von selbst in Gärung' geriet und späterem Gebäck beigemischt wurde. Als sich herausstellte, daß dieses hier­durch wohlschmeckender und bekömmlicher wurde, hielt man dar­auf, stets einen Rest des alten Gemisches übrig zu lassen. Eine schwache Säuerung war schon im alten Aegypten üblich und fam von da nach Griechenland   und Rom  . In Gallien   und Spanien  fannte man bereits im Altertum die schnellere Ansäuerung durch Most oder Bierhefe, die vielleicht schon aus Aegypten   stammt, wo man schon in sehr früher Zeit Bier braute. Aber erst die starte Säuerung machte es möglich, weiches Brot herzustellen und von der uralten Kuchenform abzugehen, aber das damit versehene Ge-, bäck ist leichter dem Verderben ausgesetzt. Die haltbareren Fest­gebäde des Leb- und Gewürz-( sog. Pfeffer-) Kuchens aber habent die alte Flachform bis heute beibehalten.