Nr. 31
Die Gleichheit
tung gar nicht segensreich genug vorstellen. Man bedenke, was es für die vielgeplagte Hausfrau bedeutet, wenn sie sich einmal 8-14 Tage lang jeden Tag ausschlafen kann, wenn sie freie Herrin ihrer Zeit ist, sich um die Kocherei nicht zu sorgen braucht, nicht um Wäsche und Kleidung fümmern, nicht den ganzen Tag für die Kinder da sein muß.
Erfrischt und gestärkt und mit neuem Mut wird sie nach solchem Ausruhen zu ihren Pflichten zurückkehren, zu diesen Pflichten, von deren treuer und guter Erfüllung die Wesenheit der kommenden Generation als der Träger unserer Zufunft abhängt. Henr. Fürth .
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In Zukunft wird der Reichspräsident alle sieben Jahre vom ganzen Volfe, nicht vom Reichstag gewählt. Ein noch zu schaffendes Reichsgesetz soll die Wahlbestimmungen darüber regeln.
Jeder Artikel des hier besprochenen Abschnittes der Verfassung atmet den Geist der Demokratie. Wohl konnte man darüber streiten, ob die Republik einen einzelnen Mann oder ein Präsidialkollegium an seiner Spitze haben wollte. Die nun feststehende Entscheidung ist für den Präsidenten ausgefallen. Es ist kein Mann von Gottes Gnaden, der bis an sein Lebensende in seiner Stellung belassen werden muß, nach Artikel 43 kann er sogar noch vor Ablauf der festgesetzten fieben Jahre auf Zweidrittelbeschluß des Reichstages durch Volksabstimmung seines Amtes enthoben werden. Das Voik
Die Verfassung des Deutschen Reiches fann also in schwierigen Situationen angerufen werden, um
1. Hauptteil, 3. Abschnitt
Der Reichspräsident und die Reichsregierung
Der Präsident der deutschen Republik ist ein Mann des werktätigen Volkes. Frik Ebert war ehemals Sattlergeselle; von Jugend auf hat et sich mit seiner ganzen Persönlichkeit für die Leiden und Nöte der arbeitenden Klassen eingesetzt. Er ist Sozialdemokrat. Als Volksbeauftragter der Novemberrevolution hat er mit seinen Kollegen die schwierigen Geschäfte des Landes geführt, bis er sein Amt in die Hände der Nationalversammlung zurückgeben konnte, die ihn dann wieder zum Vertrauensmann des ganzen Volkes, zum Präsidenten der deutschen Republik wählte. Am 21. August hat er den Eid auf die Verfassung geleistet, der im Artikel 42 vorgeschrieben ist. Er lautet:
" Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wen= den, die Verfassung und die Gefeße des Reiches wahren, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde."
Wahrlich ein Eid, wie ihn jeder Sozialist leisten kann. Die Beifügung einer religiösen Beteuerung ist nach der Verfassung zulässig, wurde aber von dem Genossen Ebert nicht angewandt.
Feuilleton
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Nicht wenn du wendelt dein Haupt von den Freuden der Erde, wenn du fie dankend genießeft, ehrit du den ſchaffenden Geift. Klara Müller- Jahnke .
Frauengestalten des 19. Jahrhunderts
Is während der französischen Revolution die großen Gedanken der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die Menschheit bewegten, da wurde noch von den Aposteln, die diese Gedanken verbreiteten, die eine Hälfte des Menschen geschlechts davon ausgeschlossen. Frankreich , wo jetzt alles gleich ist, ließ das weibliche Geschlecht unangetastet", schrieb damals der Königsberger Stadtpräsident Theodor von Hippel in seinem Buch„ Ueber die bürgerliche Verbesserung der Weiber".
Indessen hatten während der französischen Revolution sich. schon eine Reihe von Frauen eifrig für die neuen Gedanken begeistert und für sie mitgekämpft. Als diese Gedanken ihren Weg auch nach Deutschland fanden, da verhielt sich die große Masse der Frauen noch ablehnend ihnen gegenüber, denn die wirtschaftliche und soziale Stellung erschwerte ihre Stellung in der Deffentlichkeit ungeheuer. Vor der französischen Revolution waren es daher fast nur Frauen, die durch Stellung und Geburt Gelegenheit hatten, sich hervorzutun und deren Namen uns die Geschichte überliefert hat. In der bürgerlichen Gesellschaft galt die Frau an sich wenig. Sie erhielt erst Wert durch den Mann, der ihr seine Liebe schenkte und der sie, je nach
zwischen dem Reichspräsidenten und dem Reichstag zu entscheiden. Geschieht das für den Präsidenten, so ist damit die Auflösung des Reichstages herbeigeführt.
Im Gegensatz zur Stellung der Minister, die nach dent nunmehr eingeführten parlamentarischen Regierungssystem ihren Platz als gewählte Volksvertreter behalten, kann der Präsident nach Artikel 44 nicht Mitglied des Reichstages sein. In dem nun nachfolgenden Artikel werden die Machtbefug nisse des Reichspräsidenten genau abgegrenzt. Die Entscheidung über Krieg und Frieden hat er als Person nicht. Kriegserklärung und Friedensschluß haben nur durch Reichsgesetz, also durch die gesamte Volksvertretung zu erfolgen. Er hat in begrenzter Weise das Ernennungs- und Entlassungsrecht für Offiziere und Reichsbeamte und den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht. Er kann die dem Reich angeschlossenen Länder zur Erfüllung ihrer eingegangenen Verpflichtungen anhalten und hat auch das Recht, vorübergehend die Artikel der Verfassung, die die politische Freiheit der Einzelpersonen gewährleisten, außer Kraft zu setzen. Doch hat er von solchen Maßnahmen, die ganz selbstverständlich nur aus einer Notlage entstehen können, unverzüglich dem Reichstage Kenntnis zu geben, der diese Bestimmungen wieder auß'r Straft setzen kann. Auch das Begnadigungsrecht ist in die Hand des Präsidenten gelegt, dagegen können allgemeine Amnestien nur durch Reichsgesetz erlassen werden.
dem, zu sich heraufzog oder herabwürdigte. Die Frau, die durch sich selbst etwas war oder sein wollte, kam in schwere Konflikte. nicht anerkannt als solche. Sie konnte ihre Persönlichkeit nicht durchsetzen, denn sie wurde
Als nun die Freiheits- und Gleichheitsgedanken sich in Deutschland Bahn brachen, versuchten eine Reihe von Frauen, sich über die herkömmlichen Schranken hinwegzuseßen, um nur sie selbst zu sein. Sie fanden noch wenig Verständnis bei ihren Geschlechtsgenossinnen, und auch die Mehrzahl der Männer verhöhnte und verlachte sie. Sie emanzipierten sich, darum wurden sie nicht verstanden. Uns aber sind sie Pfadfinderinnen auf dem Weg zur Befreiung der Frauen. Sie haben sich die Füße wund getreten an all den Steinen, die sie uns mühevo!! aus dem Weg räumen mußten. Sie haben sich blutig gerigt an all den Dornen, die ihnen den Weg versperrten. Wenn heute die Frau als Persönlichkeit etwas gilt, wenn sie als Mensch, nicht nur als Weib bewertet wird, nicht zum wenigften dankt sie es jenen Frauen, die als Kinder ihrer Zeit viel. fach mißverstanden wurden, und deren Sturm- und Drangperiode doch so notwendig war im Morgenrot des Jahrhunderts der Frauen.
Da es das deutsche Bürgertum war, das unter dem Einfluß der getäuschten Hoffnungen nach den Kriegen von 1813 und 1814 die Freiheitsgedanken aufnahm und im Jahre 1848 für die Verwirklichung seiner Ideale fämpfte, gehören die Frauen jener Zeit, die mit ihm um diese Ideale rangen, zum größten Teil bürgerlichen Kreisen an. Die eigentlichen Kämpf: der Arbeiterklasse für den Sozialismus jeten erst nach dem Jahre 1848 ein. Aber schon vor dem Jahre 1848 erkannte Luise Otto , daß die Arbeiter die einzigen Männer waren, die die Männer