Nr. 43

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Die Gleich beit

Steigerung doch keineswegs mit der Steigung der Preise für Lebensmittel und andere Bedarfsartikel Schritt halten. Jener Artikel, der anfangs Oktober gedruckt wurde, war wenige Wochen, vorher geschrieben worden. Aber die Zeit, die der Artikel auf dem Wege vom Schreibtisch zur Drucker­presse verbracht hat, war hinreichend, um das, was dort geschrieben wurde, weit zu überholen. Anfangs Oktober war eine Mark nicht mehr gleich 2,47 Kronen, sondern es galt eine Mark= 4 Kronen, ein paar Tage lang sogar noch mehr. Ein Berliner hätte also anfangs Oktober für sein Geld fast noch einmal so viel Brot einfaufen können als einige Wochen vorher. Es gibt nun gewissenlose Spe­kulanten, die sich diese Tatsache zunuze machen. Man konnte vor wenigen Monaten in Wien   für 12 Kronen einen Schwei­0,80 zer Franc kaufen.( Vor dem Kriege galt 1 Krone= 0,80 Francs). Heute( am 19. November) gelten 100 Kronen 26,67 Kronen. Wer also 3,75 Franken oder 1 Frank 26,67 Kronen. Wer also bor etwa zwei Monaten für seine österreichischen Kronen Schweizer Franken   gekauft hat und diese Franken heute in Kranen zurückwechselt, erhält doppelt soviele Kronen, als er bor zwei Monaten hatte. Ein Ausländer, der nach Wien  kommt, erhält heute für sein Geld rund 20mal soviel Kro­nen, als er vor dem Krieg erhalten hätte, und doppelt soviel als vor zwei Monaten. Die Preise' vieler Waren haben wohl diese Bewegung mitgemacht, es sind aber namentlich in den letzten zwei Monaten nicht alle Warenpreise in dem gleichen Maße gestiegen, wie der Geldwert gesunken ist. Es können daher Spekulanten in Wien   für ausländisches Geld verhältnismäßig billig Einkäufe machen und auf diese Weise den Mangel, der in Wien   herrscht, vergrößern, eine Taktik, die auch tatsächlich durchgeführt wird und die selbst­verständlich wieder auf die Warenpreise zurückwirkt und diese weiter erhöht. So kam es, daß es für uns ganz un­möglich wurde, auch nur die allernotwendigsten Lebens­mittel zur Berköstigung einer Großstadt wie Wien   herbei­zuschaffen und zu bezahlen, und es ist erreicht, daß die Be­fitlosen das ist die Arbeiterschaft in Wien   verhun gern, was die Entente mit uns erreichen wollte: Die Er­nährung Wiens ist in die Hand einer amerikanischen   Ge­sellschaft gelegt worden.

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Bücherschau

Weihnachtsbücher

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Weihnachten soll es nun wieder werden. So schwer die Zeit auch ist, in der wir jetzt leben, es wird doch wenige Menschen geben, die sich dem Zauber dieses Festes ganz entziehen können. Schon überall da, wo Kinder im Hause sind, herrscht Wochen vorter freudige Erwartung, die ihren Höhepunkt erst erreicht hat, wenn das liebe Tannenbäumchen mit seinem Duft das ganze Zimmer erfüllt. Leider wissen ja die meisten Arbeiterkinder schon von frühester Jugend an, wie unendlich schwer es den Eltern wird, auch nur das Allernötigste für den Lebensunter­hal: herbeizuschaffen; und doch werden auch diese Armen die Soffnung haben, daß die Mutter schon eine Heine Ueberraschung für sie am Weihnachtstage bereit halten wird. Die Kleinsten fönnten es auch schwer begreifen, warum denn der Weihnachts. mann gerade sie vergessen haben sollte. Und wie leicht ist doch ein Kinderherz befriedigt, bekommt das Püppchen wieder heile Wermchen, ein neues Kleid, das Bettchen eine saubere Gardine; der Rollwagen des Jungen einen frischen Anstrich und wird noch gar an Stelle des alten Invaliden ein neues mutiges Pferdchen baborgespannt, so fühlen sich die Kinder schon reich beschenkt und find glücklich. Mit großer Freude werden ja auch immer Bücher begrüßt. Leider sind auch diese, wie eben alles, sehr im Preise gestiegen. Wo eine Mutter sich aber noch eine solche Ausgabe erlauben kann, empfiehlt es sich, bei dem Einkauf derselben nur auf gute Erzählungen und auf eine gute Ausstattung zu achten. Schon bei den Bilderbüchern für die Allerkleinsten sollten nur die gewählt werden, die sich durch schöne Bunte   Bilder und gute Verse auszeichnen, am beliebtesten sind immer die alten bekannten Kinderreime, die man sein ganzes Leben nicht vergessen kann. Ich denke an die schönen Bücher

Frauen und Mütter!

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Kauft euren Kindern zu Weihnachten keine Bücher und Bilder, die den Krieg verherrlichen! Schenkt ihnen keine Soldaten, Uniformen, Waffen oder Kriegsspiele! Erweckt in euren Kindern nicht die Lust am Krieg und Zerstören! Erzieht sie zur Friedens. und Menschen. liebe!

Der Kampf gegen das Schundkino

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Betrachten wir furz die Tatsachen: Unser Verkehr, unsere industriellen Betriebe stocken, unsere Wohnungen, unsere Krankenhäuser sind kalt und ohne Licht alles aus Mangel an Kohlen. In den Kinos aber ist es jeden Abend hell und warm. Es können keine Wohnhäuser gebaut. keine industri­ellen Bauten vorgenommen werden aus Mangel an Bau­material. Für die neuen Kinos, die überall errichtet wer den, ist Baumaterial genug borhanden.

Jeder wird einsehen, daß etwas dagegen geschehen muß. Dazu kommt, daß das Kino in seiner heutigen Form eines der gefährlichsten Gifte ist, die an unserem Volfskörper fressen. Die Gefahr, die uns von dieser Seite droht, ist überall er­kannt. Und doch hatten wir bisher keine Möglichkeit, dieser Gefahr wirksam entgegenzutreten. Weil die beste Bekämpfung: die Sozialisierung oder Kommunalisierung der Kinos, schwer­lich in nächster Zeit verwirklicht werden kann. Trotz des Gesetzes, das der Nationalversammlung jezt vorgelegt wer den soll.

Bon seiten unserer Fraktion ist nun angeregt worden, durch die Reichskohlenstelle ein allgemeines Verbot zu erwirken, neue Kinos zu bauen oder zu eröffnen, solange wir den jeßigen Kohlenmangel nicht beseitigt haben.

Aber das alles genügt nicht. Die Deffentlichkeit selbst muß sich mit dieser Frage beschäftigen. Gerade für die Frauen ist hier ein weites Feld, auf dem sie sich betätigen können und im ureigensten Interesse betätigen müssen.

Gewiß ist es für viele Arbeitermütter eine große Erleichte. rung, wenn sie ihre Kinder falls sie das Geld dazu übrig

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ben Walter und Gertrud Caspari  ; dann an Schöne alte Kinder­reine" von Heinrich Wolgast  ;" Das Kazenbuch" mit Versen von Gustav Falke  :" Fibebuße" von Richard und Baula Dehmel mit den schönen Bildern von Ernst Kreidolf  . Bei den größeren schon schulpflichtigen Kindern find die Märchensammlungen von Andersen, Bechstein, den Gebrüder Grimm  , Rübezahl  , Gullivers Reifen zu den Zwergen und den Riesen sehr beliebt. Auch Wilhelm Busch   mit seinem föstlichen Humor schafft den Meinen biele heitere Stunden. Da sind am besten dem findlichen Ver­ständnis angepaßt: Hans Hudebein, der Unglüderabe", Die fleinen Honigbiebe"," Max und Morib" und Scharren und Schnurren. Ein schönes und lehrreiches Buch sind die gesammel ten Märchen, Lieder und Geschichten von Robert Reinid. Ganz besonders fein und sinnig sind die Märchen von Sophie Rein­ Heimer  , die in folgenden Sammlungen zu haben sind: Von Sonne, Regen, Schnee und Wind und anderen guten Freunden", Bunte Blumen und Aus des Tannenbäumchens Kinderstube". Dasselbe gilt auch von dem wunderschönen Buche des Künstlers Kreibolf: Die Wiesenzwerge." Leider ist das letztere etwas sehr teuer und wird auch nur noch in wenigen Geschäften zu haben sein. Für die noch ältere Mädel und Jungen, so im Alter von 12 bis 15 Jahren, eignen sich am besten Bücher wie Robinson Crusoe  ", Die Tiermärchen" von Karl Ewald  , Die Lederitrumpfacschichten", Der Schiffszimmermann" bon Gerstäder. Meister Martin, der Küfer und seine Gesellen" von A. Th. Hoffmann  , die schönen Er­zählungen von Agot Gjems- Selmer: Als Mutter klein war", und Die Doktorsfamilie im hohen Norden"," Als ich noch der Wald­bauernbub war" von Peter Rosegger  , Die heilige Insel" und ..Kinderland" von Lely Kempin  , alle Schriften von Herm. Löns, Die Briene Maja" von Bonsels, Die, schönsten Sagen des klassischen Altertums" von Gustav Schtrab. Die Abenteuer Tom Sawyers" von Mark Twain  , Die feine Geschichte Pole Popen­späler" von Th. Storm   und dann sei noch auf ein Buch auf­

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