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Die Gleich beit

haben ins Kino schicken, wo sie warm sißen, und aus dem fie angeregt und vergnügt wieder nach Hause kommen. Aber wenn die Mütter wüßten, welche Kost ihren Kindern dort borgesetzt wird und sie brauchen ja nur einmal die Titel der Stücke sich anzusehen, in denen es nur so von Dirnen, Prostituierten, Bordellen usw. wimmelt-, so werden sie er. kennen, daß es die heiligste Pflicht jeder Mutter ist, ihr Kind vor einer derartigen Aufklärung" zu bewahren.

Der gesunde Sinn unserer Jugend beginnt sich bereits gegen diesen Schund aufzulehnen. Das beweisen die zahl­reichen Aufrufe und Protestversammlungen, die spontan in einer ganzen Reihe von Städten jetzt entstanden sind. Und zwar von seiten der Jugendlichen selbst.

An den Eltern und besonders an den Müttern ist es, un­ferer Jugend in diesem Kampf zur Seite zu stehen, unsere Jugend gegen den Kinoschund zu schützen. In diesem Kampf gibt es keine politischen Parteten. Die konservative Jugend ist genau so gefährdet wie die kommunistische. Und wenn dieser Kampf von allen gemeinsam geführt wird, dann wird auch der Erfolg nicht ausbleiben. Die Parole heißt: Schütt unsere Jugend! Und nun an die Arbeit!

Kurt Heilbut .

Aus unserer Bewegung

Die Frauen und die Kirche

Am 6, November fand in Dresden , im Sächsischen Pring", eine außerordentlich gutbesuchte öffentliche Frauenversammlung statt. Nicht nur aus Arbeiterkreisen kamen Frauen und Männer geströmt, auch bürgerliche und geistliche Kreise hatte das Thema

angezogen.

Genosse Arzt. Boltskammerabgeordneter, hatte das Referat über das Thema: Die Frauen und die Kirche", übernommen. Es fonn an diesem Plate nur das Wesentliche seines Vortrages wiebergegeben werden. Er führte ungefähr folgendes aus:

Ich will Ihnen nicht vor Augen führen, was die Kirche früher getan oder nicht getan hat, sondern wir wollen untersuchen, ob wir als moderne Menschen überhaupt noch in diese Kirche, wie fie augenblicklich ist, gehören oder nicht. Wir müssen uns flar werden, daß sich die Kirche ja gerade an die Frauen wendet, weil sie mit deren Gefühlsleben rechnet. Es sind aber dieselben

merksam gemacht, welches in keinem Arbeiterhaushalte, wo heran­wachsende Kinder sind, feblen sollte, lienbroo!" von Jürgen Brand. Das ist nur eine Auslese aus dem reichen Schab guter Jugend­schriften, aber vielen Eltern fann sie vielleicht bei dem Kauf von Büchern etwas behilflich sein.

Nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Erwachsenen bilden Bücher eine willkommene Weihnachtsgabe, ja, sie sind zum großen Teil das einzige Geschenk, das sich heute noch erschwingen läßt. Für viele Menschen ist es erst eine rechte Freude, wenn ein schönes Buch auf dem Weihnachtstische liegt. Und mit Recht, denn beim Lesen eines solchen vergißt man seine eigenen Sorgen und fühlt sich in einer schöneren besseren Welt. Mir fallen dabei die wunderschönen Erzählungen von Ludwig Finkh ein: Der Rosen­doktor" und das unvergleichlich schöne Buch Rapunzel". Nicht vergessen wollen wir die Werte unserer Klassifer. Die Gedichte von Cäsar Flaischlen , die schon zu ganz billigen Preisen zu haben find, bilden einen echten Genuß. Zum Schluß möchte ich noch auf ein paar Bücher hinweisen, die jetzt im Vorwärts- Verlag" neu erschienen sind: Im Tollhause" von Artur Zickler und Wir weben, wir weben", eine neue Sammlung Heinescher Gedichte. Zwei Bücher aber, die ganz besonders une Frauen interessieren, sind die Gedichte von Klara Müller Jahnke und die Lebensgeschichte der leider zu jung verstorbenen Dichterin Ich bekenne"; ebenso die beiden Bände Von unten auf", die beste Sanrmlung revolutionärer Gedichte von Franz Diederich .

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Etwas Wunderschönes für Eltern und Kinder ist die Ludwig­Richter- Mappe: Die gute Einkehr", Verlag der Blauen Bücher, Leipzig . Preis 2,45 M. Der Leitspruch dieser Sammlung föſt­licher Zeichnungen und Verse: Willst du recht zu Hause sein, fehre bei dir selber ein" trifft so recht den Inhalt. Heimate= gefühl strömt aus den Blättern und still und friedlich machen sie unjeren unraftigen Geist, Dics Heft gehört auf jeden Weih­nachtstisch.

Nr. 43

Be.

Leute, die sich jetzt so eifrig an die Frauen wenden, die früher mit aller Entschiedenheit gegen das Frauenwahlrecht eintraten. Deshalb ist es ganz unbedingt notwendig, daß wir einmal flipp und klar die Verhältnisse zeigen, wie sie liegen. In den Zeiten; in denen das Christentum sich gründete, war von einer Kirche in unserem heutigen Einne feine Rede. Die entstand erst, als es Staatschriftentum. wurde. Damit verfor es an innerer Rein­heit. Die firchliche Macht wurde nach den Gefeßen des römischen Weltreichs organisiert. Und von da an entwickelte sich die Kirche zu dem staatlichen Machtinstrument, das sie bis jetzt war. noffe Arzt ging dann auf die Dogmen ein und bewies, daß die Kirche geistig auf ganz morsche Stützen gebaut ist, die heute nicht mehr tragfähig sein können. Was wir an dieser Kirche auszu feben haben, das ist die Tatsache, daß sie ein Instrument in den Händen des Kapitalismus geworden ist, und vor allem aus diesem Grunde sind wir Feinde der Kirche. Dieser Kirche erklären wir den Kampf bis zum lebten Atemzug, nicht der Religion, das ver­dient auseinandergehalten zu werden. Samen die Führer der Kirche in die Höhlen der Armut oder zu Begräbnissen, überall wo sie das Glend, die sozialen Nöte der Menschen sahen, dann hatten sie immer ein Wort bereit: Seid fröhlich und getroft, es wird Euch im Himmel wohl belohnt.", Das ist die Antwort, die viele Vertreter der Kirche auf die sozialen Nöte des Volkes hatten. Wir Sozialdemokraten finden uns nicht mit einem solchen firch­lichen Troste ab, sondern versuchen auf Erden schon die sozialen Nöte zu beseitigen.

Dann ging Genosse Arzt auf den Religionsunterricht in den Schulen ein, der das Kind geradezu in eine seelische Katastrophe treibt, denn in der Naturgeschichte wird dem Kind gerade das Gegenteil gelehrt. Es ist auch nicht der Fall, daß durch den Religionsunterricht dem Kinde eine sittliche Stühe gegeben wird, denn die Vollbibel, die die Kinder ja immer noch in den Händen haben, wirft in vielen Stellen gang entgegengesetzt. Der Re­ligionsunterricht gehört nicht in die Schule. Religion ist Sache des Erlebens, sie kann nicht Gegenstand des Unterrichts sein. Das religiöse Empfinden zegt sich erst in einem späteren Alter. Ge­nosse Arzt schilderte nun in großen Zügen, daß der Nahmen, den die Kirche umfaßt, viel zu eng geworden ist und modern denkende Menschen nicht mehr dieser Kirche angehören können. Wir wollen uns wieder verbinden mit der gesamten Menschheit schlechthin. Für uns aber ist das große Neue der Sozialismus. Der einzelne muß sich als verantwortliches Glied des Ganzen fühlen. Wir müssen uns zusamenschließen, damit es vorwärts geht mit dem Menschengeschlecht.

Heinrich Heine .

Als ich im Herbst dieses Jahres in Hamburg war, kam ich durch einen Zufall in die frühere Villa von Campe( in Blankenese ). In einem stillen Winkel des dazugehörigen Parkes stand einst ein Marmorbecken. Das Becken ist verschwunden. Nur die hohe Rückwand blieb erhalten und bildet mit den dicht an dicht stehen­den Bäumen eine Art Laube. Hier stand jahrelang das Denk mal Heinrich Heines . Für dieses Denkmal war ja tein Blak im weiten deutschen Land. Der Gedanke an das Unrecht, das man diesem Mann Beit seines Lebens und Jahrzehnte über seinen Tod hinaus getan hat, wollte mich niederdrücken. Da flangen wie ein Mahn­fröhliche Kinderstimmen über den stillen Platz ruf: was soll der tote Stein für den, der lebt? Und wahrlich, Heinrich Heine lebt im Herzen, des deutschen Volfes fort. Ein Dichter seines Volkes wollte er sein. Er ist es geworden und geblieben. Alle Sehnsucht, alles Wünschen und revolutionäre Wollen seines Volfes wußte er ja in seinen Versen zu formen und zu gestalten.

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Die Sehnsucht des deutschen Volfes nach seinem politischen Dichter erfüllt Dr. Franz Diederich in einer einfach und ge­schmackvoll gebundenen Ausgabe von Heines politischen Gedichten. ( Vorwärts- Verlag, Berlin SW., Lindenstr. 3. Geb. 7,50 Mt.) Die Gedichte sind übersichtlich geordnet und das Werk ist so recht ge­eignet, uns mit Heine als dem Dichter der Freiheit, des Kampfes, mit dem Dichter der Armen bekanntzumachen und zu befreunden. Wer sein Wintermärchen", wer Die schlesischen Weber " ge= lesen hat, der weiß, warum Heine unsterblich ist. Die Spottverse, mit denen er die Dinge in Deutschland geißelt, sind so aktuell, die warmen Worte, die er für die Entrechteten und Unterdrückten findet, flingen so frisch, als wären sie gestern geschrieben. Und in unserer aller Seelen lebt sein Lied:" Wir wollen auf Erden Kurt Heilbut . glücklich sein!"