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Die Gleich beit

Schicksal dennoch und dennoch den euren gleicht, wie das eurige dem von Millionen.

Ohne alle Scheu, aber ohne jedwede Unzartheit, mit tiefem Verstehen und umfassender, eindringender Liebe, wollen wir uns der Erinnerung hingeben, wollen wir uns von denen, die vor uns gewesen find, führen lassen, lächelnd oder crnit...

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Kants   Persönlichkeit

Von Dr. Bertha Kipfmüller

( Schluß)

Es ist sicher, daß sich Kant mit Frauen sehr gerne unterhalten hat, an Feinheit ihrer Rede und Kleidern großes Wohlgefallen fand. Er selbst hielt für seine eigene Person sehr viel auf geschmackvolle tadellose Klei­dung. Die äußere Erscheinung war dem Philosophen Aus­druck inneren Gehaltes. Nichts war ihm widerlicher, als unpoliertes und geniemäßiges Aeußeres". Darum riet er seinen Studenten immer sehr, den Umgang mit feinge­bildeten Frauen aufzusuchen, weil ihm deren erzieherischer Einfluß eine sichere Gewißheit schien. In diesem Zusam­menhang von der Würde des inneren und äußeren Menschen erflärt sich auch seine Auffassung über die Ehe. Als in seinem Freundeskreise eine Eheirrung" vorkam, die mit Scheidung und Wiederverheiratung abschloß, betrat er nie mehr das Haus des einen Freundes, um deswillen die Ehe geschieden worden.

Rant liebte einen guten Tisch mit einem guten Glas Wein. Bier genoß er nicht.( Wird wohl in Königsberg  nicht allzu gut gewesen sein!) Er führte als Junggeselle ein eigenes Haus mit seinem treuen Diener Lampe   und gab diesem täglich am Abend den Kochzettel heraus. Wir lächeln dazu. Es lag darin eine feine Absicht. Der große Denter war förperlich außerordentlich schwach. Er fannte aber den Zusammenhang des förperlichen und seelischen Lebens so genau, daß er wußte, nur wenn die Glühlampe feines Geistes immer mit dem richtigen Brennstoff ge­

Ein Wiedersehen

Von Bertha Ulrich

Nr. 7

stärkt werde, könne er sein Lebenswerk, der Menschheit neue Denkbahnen zu eröffnen und neue Sittengejege zu geben, erfüllen. So wurde er 80 Jahre alt trop mancherlei Ge­brechen von Jugend auf.

Der große Weltweise war als Gesellschafter von außer ordentlicher Liebenswürdigkeit. In wirbelnden Kaskaden sprudelte sein Wig dahin und riß in Bezauberung alles mit. Dieser Wit machte auch nicht Halt im Hörsaal. Er war die Würze, die die schwere Speise seines Dentsystems für die jungen Zuhörer genießbar machte, er war gewiffer maßen die gemalte Fassade seines großartigen Lehrgebändes. der durch die gewundenen Gänge seines Gedankenlabyrinths heiter hindurchführte. Kant, der strenge Gesetzgeber des sittlichen Lebens, konnte auch lachen, aus voller Seele fachen. Und wie Lykurg  , der strenge spartanische Gesetzgeber, in seinem Hause der Göttin des2achens einen Tempel errichtet hat, so unterzog Kant   in seiner Seritik der Urteils­kraft" das Lachen einer ästhetischen Betrachtung. Man sieht, wie hoch er die Zwerchfellerschütterung" einschätzte. Schopenhauer, sein treuer Berehrer, und Nietzsche  , sein ge­treuer Gegner, sind ihm in den gleichen Bahnen gefolgt. Echt deutsch. Froheit, Heiterkeit auch in schwerster Arbeit und Drangsal. Und wer sich nicht des Lebens freuen fann, soll wenigstens aus vollem Halse lachen", dies Wort eines ungarischen Dichters soll uns im Verein mit unferent deutschen Denken den Sinn frisch erhalten.

Was wäre nicht noch alles Schönes zu sagen über des großen Weisen häusliche und reinmenschliche Eigenschaften, seine strenge Lebensführung nach der Uhr, die große Güte gegen alles Leidende und Trostbedürftige, feine Spar­famfeit an sich und Freigebigkeit gegen andere. Vor allem aber auch über sein hohes Freundschaft3 empfinden. Green, ein reicher Handelsherr, mit dem er täglich verkehrte, mit dem er alle Gedankengänge seiner Stritif der reinen Vernunft" durchgesprochen hatte, war sein intimster Freund. Mit ihm fand er sich täglich zusammen und am Samstag blieb Kant bei ihm zum Abendbrot. Sein Lod wirkte so

Die ersten Tage und Wochen waren nicht so schlimm wie er­wartet. Dann fam die Hoffnung hinzu! Der Krieg fann nicht lange dauern, und ich fomme wieder heim zu meinem

3 Zwei junge glüdfelige Menschenfinder!- Asie lieb sie lieben, füßen Weib. Die Poſt war das innige Bindeglied

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sich hatten und wie froh und glückverheißend sie in Zukunft sehen durften. Sie waren in der Lage, zu ihrer Che einen harmonisch schönen Hausstand gründen zu dürfen. Er war ein tüchtiger Mann in seinem Beruf und ein fein­fühlender Mensch, dem es ernst damit war, seine Frau glück­lich zu machen und ihr das Leben zu verschönen. Sie war eine tüchtige Hausfrau, die es verstand, auch dem Unschein­barsten noch einen Schimmer Schönheit zu geben.

Die erste Zeit ihrer Ehe war ein schönes Erleben ohne Sajatten. Die Krone der Ehe sollte ihnen noch werden.- Wie freuten sie sich zusammen über das werdende Leben.

hr Leben dünfte ihnen fast zu schön, als daß es so bleiben fönnte. Und schon hatte das finstere Schicksal auch ihnen, wie so vielen, einen harten Schlag zugedacht. Es kam der furchtbare Krieg!

Wie betäubt blieb das Weib allein in ihrem lieben trauten Heim zurück. War es denn möglich, daß ihr Mann, ihr ganzes großes Glück. von ihr gegangen war? Ja, wie sollte sie denn weiterleben, ohne ihn um sich zu haben? Lohnte es, irgend etwas zu arbeiten? Für was, für wen denn.- Sie wäre am liebsten im Dunkeln geblieben, um nur an ihn zu denken und auf ihn zu warten, bis er wiederkam von diesem entsetzlichen Morden. Im fürchterlichsten Seelen­jammer regte sich zum erstenmal das in ihr werdende Leben. Das war es, was ihr den hoffnungslosen Schmerz über­minden half. Sie durfte seinem Kinde das Leben geben! In ihr erstand ein Lebenswille wie nie zubor. Auch der Mann war aus der ersten Betäubung erwacht.

im Leben dieser beiden. Sie zehrten von einem Brief zum andern und fühlten sich nicht mehr so verlassen. Aber es famen entsetzliche Wochen. In die schwersten Kämpfe wurde der Mann gezerrt. Wie bange waren dem armen, gequälten Weib die Tage. Wie todestraurig machten die dunklen Nächte. Und nur die Erwartung auf das kommende Kind hieit die Frau aufrecht. Seine Klage fam in die Briefel Nur ein Aufrichten des in schrecklichster Umge­bung weilenden Mannes enthielten die Schreiben. Wieder und wieder zeigte sich ihm ihre nimmer erlahmende, über­reiche Liebe. Und sie wurde ihm Leben odem und Lebens­möglichkeit. Immer inniger und fester schlangen fich die beiden Scelen ineinander.

Wieder kam eines Morgens der seit einigen Tagen sehn­lichst erwartete Postbote. Gierig entriß ihm die Frau die hei geliebte Boft. Ein Zaunrel ergreift sie. Das schief­falschwere Wort: vermißt! steht rot angestrichen auf ihren zuletzt abgesandten Briefen.

Инб

Unbeschreibli Tage bangster Erwartung folgen. gerade jezt kommt ihre schwere Stunde. Vielleicht ist es gut, daß sie von diefen dumpfen bangen Fragen abgelenit ist. Wie hatten sie sich das alles so schön ausgedacht! Wie hatte es ihr feiner, lieber Mann verstanden, ihr die natür­liche Angst vor den kommenden Schmerzen zu verscheuchen. Ihr das Unangenehme, Schivere geholfen zu tragen. Und nun!? Aber ihr blieb keine Möglichkeit mehr, an Ber­gangenes zu denken. Die Gegenwart verlangte ihre ganze Strast. Einem schönen, gesunden Mädchen hatte sie das

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