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Die Gleich beit

in jedem anderen Falle als Richtschnur und als Grundjag dienen. Parteipolitik in der Schule? Der Lehrer politische Geschäfte machend an seinen Schülern? Nein! Das wäre im höchsten Grade unpädagogisch, unwürdig, unehrenhaft, und es ist kaum abzusehen, was für Unheil dadurch in unser ganzes Schulwesen hineingetragen würde. Diesem Standpunkt ge­mäß hatte ich mich also von jeder Kathederpolitik gewiffen haft reingehalten. Dennoch lief ich nach jenen ersten Versuchen immer wie unter einem Damoklesschnvert umber, immer in Ungewißheit und Sorge, ob die an sich objektive Unterweisung, daheim erzählt, nicht vielleicht einem mißtrauischen Vater als das erscheinen würde, was sie nicht gewesen war. Schon der einzige Umstand, daß meine Themen doch offenbar in feinem Lehrplan vorgesehen waren, hätte unter Umständen genügen fönnen, um Mißtrauen zu erweden. Durch einen gütigen Zufall nur durch ihn find mir nun allerdings keine Schwierigkeiten erwachsen; aber schön war es dennoch nicht, immer in halber Sorge zu schweben.

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Mittlerweile hat sich nun die Situation geändert. Die Schulen sind durch Reichsverfassung zum staatsbürgerlichen Unterricht ermächtigt und verpflichtet worden. Art. 148 Abs. 1 verlangt die Anstrebung staatsbürgerlicher Gesin­nung; Abs. 3 befagt: Staatsbürgerkunde ist Lehrfach der Schulen. Jeder Schüler erhält bei Beendigung der Schul­pflicht einen Abdruck der Verfassung." Durch diesen Art. 148 ist eine Rückendeckung geschaffen für diejenigen Lehrer im Reich, die bereits im Geist der neuen Verfassung arbeiten. Die nähere Ausführung des neuen Lehrfaches zu bestimmen, wird mit eine Aufgabe der Reichsschulkonferenz sein, die für Ostern 1920 in Aussicht genommen ist. Insbesondere wird fich die Reichsschulkonferenz auch mit der Abgrenzung des Stoffgebietes für die Staatsbürgerkunde beschäftigen müssen. Hierzu möchte ich wenigstens einen negativen Wunsch aussprechen: Daß neben den stehenden, alljährlich wiederkehrenden Stoffen die Behandlung wichtiger Tages­politik nicht ausgeschlossen werden möge!

Man kann sich freuen, daß die Nationalversammlung trotz all der Unsumme der sie bedrängenden Aufgaben doch diese Grundnotwendigkeit der neuen Zeit nicht übersehen hat. Man fann fich freuen, daß sie die erste staatsbürgerliche Unterwei­sung aus dem Kampfe und den Zufälligkeiten der politischen Barteien hinübergerettet hat in die Objektivität der Schule, anvertraut ihrer sicheren, das letzte Dörflein erfassenden Dr­ganisation. Die Schule wird viel tun können. Und dennoch. Wenn ich meiner eigenen politischen Anfänge mich erinnere, die ungesuchter Gelegenheitsunterricht in der Familie waren, so befchleichen mich Zweifel, ob auch der beste Schul­unterricht den ganzen Familienunterricht hätte ersetzen fönnen? Ich komme zu der Antwort: Nein! Gewisse Ge­fühlswerte hätten gefehlt. Außerdem hätte mich der Schul­unterricht ja auch nicht der Partei zuführen dürfen. Hier

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stehen wir nun an dem Bunft, wo die Schule durch das Haus ergänzt werden muß. Genofsinnen- Mütter! Ber­fennt es nicht! Eure Heranwachsenden sind voller Interesse für politische Dinge. Sie warten nur darauf, und sie brennen danach, daß man diesem Intereffe Nahrung bietet und daß man sie für eine bestimmte Richtung begeistert. Diese Bereit­schaft der Jungen verpflichtet! Man muß sich ihnen im Ge­spräche widmen. Man muß ihnen Lektüre geben. Man muß sie an der Bildungsarbeit unserer Partei teilnehmen lassen. Man muß sie, Genoffinnen und Mütter! für die Partei ge­winnen! Anna Pfänder, Neu- Ulm.

Splitter

Von Walther Sturm

Wer nie geliebt, der lebte nie Und war nie liebenswürdig; Es ist die reinite Pnantalie Der kleiniten Cat nicht ebenbürtig.

Gib dich nur immer und überall Wie du befchaffen bilt,

Es schützt dich vor einem Ueberfall Kein Gott und keine Lift!

Aus unserer Bewegung

In einer der letzten Nummern der Gleichheit" schlägt eine Neu­Ulmer Genossin vor, die Memoiten einer Sozialistin" von Lili Braun als Stoff für Frauenleseabende zu verwenden. Gerade weil ich eine der wärmsten Bewunderinnen von Lili Braun bin und immer wieder auf die großen Verdienste dieser leider uns viel zu früh verloren gegangenen Barteigenoffin hingewiesen habe, darf ich mir hier vielleicht eine Warnung erlauben. Lili Braun nennt diese Memoiren selbst einen Roman. Sie durfte sich also erlauben, Wahrheit und Dichtung zu vermengen. Es ist aber un­gcheuer schwer für die nicht ganz Eingeweihten, festzustellen, wo die Wahrheit aufhört und wo die Dichtung anfängt. Jch will hier nichts über den Wert des Buches sagen. Es enthält sicher viel Schönes und Gutes, aber leider doch auch manches, was besser ungeschrieben geblieben wäre und was schr kritisch gelesen werden muß. Als Etoff für Frauenlejeabende fann es Unheil anrichten. Dagegen möchte ich immer wieder Lili Brauns Frauenfrage" aufs wärmste empfehlen, ebenso ihre verschiedenen Broschüren, die leider alle vergriffen, aber doch noch in einigen Bibliotheken zu finden sind. Unendlich ist es zu bedauern, daß Lili Braun nicht ihre Lebenserinnerungen niedergeschrieben hat, die mehr Wahr­heit als Dichtung enthalten. Wir sind ja so sehr arm an weib­licher Memoirenliteratur. Aber über alter Bewunderung ist fachliche Kritik notwendig. Anna Blos , M. d. N.

Verantwortlich für die Redaktion. Frau Klara Bobm- Schuch. Druck: Vorwärts Buchdruckerei. Verlag: Buchhandlung Vorwarts Paul Singer G. m. b. S. fämtlich in Bertin SW 68. Lindenstraße 3

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