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ie Gleichheit

fozialpolitischen Gesetzgebung. Dazu gehörte, daß die Ausnahmebestimmungen der Gewerbeord nung, soweit sie sich auf Verlängerung der Arbeitszeit der Arbeiterinnen durch Ueber­stunden beziehen, beseitigt würden. Ausge­nommen dürften davon nur die mit leicht verderblichen Pro­dukten arbeitenden Industrien werden, sofern sich nicht durch Schichtwechsel die achtstündige Arbeitszeit aufrechterhalten ließe. Die Ermächtigung des Bundesrats zur Erlassung folcher Ausnahmebestimmungen wäre aufzuheben, weil durch sie der achtstündige Normalarbeitstag illusorisch gemacht wird. Einen wichtigen Fortschritt sozialpolitischen Charakters haben ja die Gewerkschaften in den Arbeitsgemeinschaften durch Ab­schluß kollektiver Tarifverträge erreicht, daß Arbeitern und Arbeiterinnen je nach der Dauer der Beschäftigung Ferien von 3-14 Tagen unter Fortzahlung des Lohnes gewährt werden. Wie sehr hatten die erwerbstätigen Frauen den Wunsch, einmal im Jahre eine Zeitlang auszuspannen, ein­mal sich selbst zu gehören. Durch die Gewerkschaften ist ihnen das jetzt ermöglicht worden. Diese hochbedeutende Einrichtung auszubauen, vor allem aber die Arbeiterschutzgesekgebung ins besondere für die Frauen zu erweitern, ist durch das Wahl recht der Frau ermöglicht worden.

Besonders wichtig sind auch die Wahlen zu den Betriebs.  räten. Diese haben nach der Reichsverfassung die sozialen und wirtschaftlichen Interessen der Arbeiter und Angestellten wahrzunehmen. Darum ist auf die Mitarbeit der Arbeiterinnen in Frauenarbeitsfragen ein ganz besonderer Wert zu legen, weil in den Betriebsräten für eine Innehaltung der Arbeitszeiten, für eine wirkliche Bekämpfung der Gesundheits- und Unfall­gefahren im Betriebe, für Schutzvorrichtungen an den Ma­schinen, geeigneter Arbeitskleidung für Frauen zu sorgen ist. Zu diesem Zweck müssen die Gewerbeaufsichtsbeamten durch Anregung, Beratung und Auskunft unterstützt werden und auf die etwa im Betrieb vorhandenen Wohlfahrtseinrichtungen bestimmenden Einfluß ausüben. Es liegt also in der Hand der Arbeiterinnen, ob sie bei der Fabrikarbeit gesund und leistungsfähig bleiben können.( Denn sie können mit bestimmen über die Arbeitszeit, die Ar

Auf leisen Schwingen fommt der Abend. Die Sonne scheidet bom Frühlingstag mit buntem Feuerwerk. Dann heißt es hin in die Weiden   am Steinbruch. Die goldenen Blütenkätzchen haben neue Gäste zum Festmahle vereint. Aus allen Schlupfwinkeln her­aus, unter dem Fallaub hervor sind die Eulen der Schmetter­lingswelt gekommen; lautlos, wie ihre großen Bettern der Vogel­welt. Du staunst ob der Menge der Schmauser, die der Lichtkegel der Handlaterne an den Weidenblüten zeigt. Immer neue An­fömmlinge drängen zum Mahl, immer enger rücken die Faiter aufammen, bis das Weidenfäßchen einer Traube saugender Nacht­Schmetterlinge gleicht. Neben den frischgeschlupften Frühlingseulen ( Taeniocampa) finden sich eine große Menge im fertigen Falter­zustande überwinterte Arten vor. Einem Sammler, Forscher. bringt der Weidenanflug Studienmaterial genug. Denn unter dem bom Nektargerusse erstarrten Tieren befinden sich viele befruchtete Weibchen( am starken Hinterleibe leicht fenntlich), deren baldiges Eigelege reichlich Zuchtmaterial liefert. Den Werdegang vom hartbeschalten Gi zur immerfressenden Raupe, zur ruhenden Puppe und zum leichtbeschwingten Falter zu verfolgen, bieten dem Naturfreund Stunden innigen Naturlebens. Doch davon ein

andermal.

Interessantes Beobachtungsmaterial bieten zur Frühlingszeit frischgeschlupfte Weibchen unserer schönsten Augenspinner, des Nagelfleds( Aglia tau L.) oder des farbenprächtigen fleinen Nacht­pfauenauges Saturnia pavonia L.) Wer diese Weibchen in den abenddämmerigen Buchenwald   trägt, wird sich bald van Dußenden liebestollen männlichen Faltern umschwirrt sehen. Dazu aus finsterer Didung den heiseren Liebesruf der Käuzchen, das viel­tausendstimmige Geschrei von Wandervögeln, ziehendes Wild und Teises Rounen der Baumkronen. Das ist ein Bild deutschen Wal­des, nächtlichen Lebens, wie man sichs schöner nicht wünschen Felig Kaden.

tann.

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beitsart und über die Wirtschaftsweise des Betriebes, in welchem sie arbeiten.)

Dem weiteren Vordringen der erwerbstätigen Frauen ent­sprechend müssen auch alle unsere Forderungen des Mutter­und Säuglingsschutzes als Ergänzung des durch Gesetz von 26. September 1919 geschaffenen Ausbaues der Wochenhilfe und Wochenfürsorge der Erfüllung näher gebracht werden. Reich, Staat und Gemeinden haben dafür zu sorgen, daß Schwangeren, Wöchnerinnen und Säuglingsheime in ausreichendem Maße vorhanden sind, daß Aerzte und Heb­ammen allen Gebärenden gestellt werden können und den jungen Müttern die Möglichkeit des Selbststillens ihrer Klei­nen gegeben ist. Dadurch wird die Säuglingssterblichkeit auf das wirksamste bekämpft und die Volkskraft gehoben werden. Das Bürgerrecht der Frau, ihre politische Macht schafft ihr die Möglichkeit, das zu fordern und durchzusehen dadurch, daß fie die Partei wählt, welche die im Interesse des arbeiten­den Volfes liegenden Einrichtungen schafft, weil sie von deren Notwendigkeit überzeugt ist, das ist die Sozial­ demokratische Partei  .

Zu diesen Forderungen Tommt noch die der Herbeiführung eines wirklichen Völkerfriedens durch Verständigung der ar­beitenden Klassen, ganz gleich, welcher Nation sie angehören. Die Frauen haben in den Blutjahren des Krieges und der ihm folgenden Zeit so ungeheure seelische Lanalen erdulden müssen, sie haben Hunger und schwere Arbeit ertragen, daß in der Seele jeder Frau, jeder Mutter und jedes heranwachsen­den Mädchens der heiße Wunsch lebendig sein müßte, dauernd mit anderen Völkern in Frieden zu leben, um solche Ver­brechen an der Menschheit, wie wir sie erlebten, unmöglich zu machen. Denn nur im Frieden können die Völker gedeihen; durch friedliche Arbeit kann unser Wirtschaftsleben wieder ge­sunden, kann die Arbeiterschaft aus der wirtschaftlichen Not herauskommen, kann das Ziel der Arbeiterklasse, der So­zialismus, erreicht werden.

Deshalb müssen alle Arbeiterinnen am Weltfeiertag der Arbeit sich geloben, einzutreten für die Sozialdemokratie. Wir brauchen eine sozialistische Mehrheit in der Regierung, um die notwendigen Reformen durchzuseßen. Hätten alle arbeitenden Frauen bei den Wahlen zur Nationalversammlung sozialdemo­

Bücherschau

Wilhelm Reimes: Durch die Drahtverhaue des Lebens. Aus dem Werdegang eines flassenbewußten Arbeiters. Dresden  , Kaden u. Co. 96 Seiten Preis 4,50 Mt.

Seitdem August Bebel   seine Memoiren beröffentlichte, sind zahl­reiche Bücher auf den Markt gekommen, die in selbstbiographischer Art das Leben des modernen Arbeiters, zum mindesten aber die Jahre seiner Entwidlung schildern. Sie alle geben ein Stück Stulturgeschichte unseres Zeitalters, in dem das Leben des einzel­nen zum Spiegel des Klassenkampfes einer ganzen Volksschicht wurde. Ein zäher Wille spricht aus allen diesen Buchveröffent­lichungen: sich durchzusehen und sich aus den Niederungen des Alltags emporzuschwingen ans Licht. Auch das Buch von Wilhelm Reimes gehört hierher. Ein im zentrumschwärzesten Dunkel Deutschlands  großwerdender, zum Tertilarbeiterberuf bestimmter Mensch er­zählt von den Jahren seines Werdens und Hineinwachsens in die fozialistische Gedankenwelt. In schlichten, aber um so eindring­licheren Worten legt er seine Jugendbeichte ab. Leicht war der Weg nicht, den er ging. Aber er schritt ihn erhobenen Hauptes, beseelt von dem hohen, hehren Ziel, das gleich ihm Tausenden von Klaffengenossen voranleuchtete. Wie er den Dornenpfad ging, bas erzählt sein Buch; das liest am besten jeder selbst nach. Und er wird beim Lesen nicht nur diesen Lebensweg geschildert finden, sondern auch noch manches andere, das ihm die Augen öffnet für die Art des eigenartigen parteigenössischen Mannes, der hier zu Worte fommt. Die hübsche Ausstattung des Bandes, die es zu­gleich als Geschenkwerk empfiehlt, wird die Lektüre noch ange­nehmer machen. Wir glauben im Interesse unserer Leserinnen auf diese beachtenswerte Neuerscheinung aufmerksam machen zu müssen.

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