Nr. 41/42
Die Gleichheit
sowie der Einfäufe zu Engrospreifen bei wirtschaftlicher Leitung ist es jedoch möglich gewesen, bis jetzt einen Ueberschuß von 144 762 Dollar 55 Cents zu erzielen, der voll und ganz der Gesellschaft der Freunde( Quäker) zur Speisung unterernährter deutscher Kinder überwiesen wurde. Dadurch wurde es ermöglicht, 140 000 Kindern während eines Monats täglich eine Mahlzeit zu berabfolgen. Diese Ueberweisungen werden regelmäßig weiter stattfinden.
Die Lebensmittelanweisungen, genannt ,, Food Draft", tönnen in jeder Bank in den Vereinigten Staaten von Nordamerika , sowie in vielen Banten in Süd- und Zentralamerika , Westindien und Kanada in Höhe von 10 und 50 Dollars gekauft werden. In Deutschland wohnende Personen, die Freunde und Verwandte in Amerika haben, können sich auf diese Weise an dieselben wenden. Der Bekannte kauft dort die Lebensmittelanweisung, schickt sie nach Deutschland , der Empfänger schreibt Namen und Adresse auf die Rückseite der Anweisung und schickt diese an das Bureau der American Relief Administration Warehouses, Hamburg I, Ferdinandstr. 56. Daraufhin werden die Nahrungsmittel, welche auf der Lebensmittelanweisung angegeben sind, sofort an ihn abgesandt. Falls der Empfänger in Berlin oder Frankfurt a. M. ansässig ist, wendet er sich an die zuständige Ausgabestelle, worauf er die Waren sofort ausgehändigt erhält. Die American Relief Administration Warehouses werden voraussichtlich demnächst auch in anderen deutschen Städten Ausgabestellen eröffnen.
Es werden vier verschiedene Arten von Pateten abgegeben, deren Inhalt folgender ist:
A zu 10 Dollar
24% engl. Pfund Mehl
B zu 50 Dollar 140 engl. Pfund Mehl
Reis Spec Schmalz Corned Beef
10
"
"
Reis
50
"
"
8
Spec
16
"
15
W
#
12
"
8 Dosen Milch
24
10
719
C zu 10 Dollar
engl. Pfund Mehl
"
"
и
Neis Speiseöl
12 Dosen Milch
Ein engl. Pfund ist 450 Gramm.
50
W
"
45
Reis Speiseöl
48 Dosen Milch
Es handelt sich also hier um eine äußerst segensreiche Einrichtung, und es ist nur zu wünschen, daß sie möglichst vielen Personen 8ugute fommt. Jda Braun.
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Heime für uneheliche Mütter.
Dr. Lennhoff sagt in seinem Vorwort zu Mayets Buch über die unehelichen Mütter*, daß die Bestimmungen unserer neuen Berfassung den Schutz der Mutterschaft und der unehelichen Kinder betreffend zwar geeignet sein mögen, die Not zu lindern und zu vermindern. Aber beseitigt wird die Not dadurch nicht werden. Sondern um die Vorschriften des Gesetzes erst wirksam machen zu fönnen, ist es notwendig, besondere Einrichtungen für die Unehelichen zu schaffen. Professor Mayet, diesem wahrhaften Menschenfreund, dem die deutschen Frauen in erster Linie die Reichswochenhilfe verdanken, ist es gelungen, eine solche Einrichtung in seinen Nähr-, Lehr- und Stillstuben zu schaffen. Sie bestehen in Berlin seit 1916. Eine dreijährige Vorarbeit war nötig, um dieses praktische Beispiel der Sozialisierung der Näharbeit zum Besten bedürftiger Schwangerer, bruststillender und finderreicher Mütter aufzustellen". Nun haben zwar diese ,, Boltsfrauenheime" mit Sozialisierung nur insofern etwas zu tun, als die Frauen an der Verwaltung beteiligt sind und der Nußen nicht in die Tasche eines Unternehmers fließt, sondern ihnen selbst zugute fommt. Es ist also eigentlich nicht das, was ein Sozialist unter Sozialisierung versteht. Aber innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft bedeutet diese Art der Sozialisierung immerhin einen bedeutenden Fortschritt. Und der Gedanke, der diesen Heimen, zugrunde liegt, ist jedenfalls so gut, daß er wohl wert ist, von unseren Wohlfahrtsausschüssen besonders in den größeren Städten aufgenommen zu werden.
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Die Heime sind so gedacht, daß eine werdende Mutter 15 Wochen vor, 5 Wochen nach der Entbindung und während einer weiteren Stillzeit von 30-32 Wochen in dem Heim Aufnahme findet. Also im ganzen etwa ein Jahr. Die Heime find demnach dreiteilig zu gestalten. Diese Unterabteilungen können natürlich nicht gleich
* Prof. Dr. Mayet, uneheliche Mütter, ihre Not und Rettung. Carl Heymanns Berlag, Berlin 2. 8,
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groß fein, weil ja die Aufenthaltsdauer in jeder Abteilung ber schieden lang ist( 5, 15 und 30 Wochen), sondern ihre Größena berhältnisse müssen so sein, daß auf eine Wöchnerin drei schwans gere und sechs stillende Frauen kommen. Mit anderen Worten: das Schwangerenheim muß dreimal, das Stillheim sechsmal sa groß sein als das Wöchnerinnenheim.
Was die Unkosten anbetrifft, so kommt für die Heime in der Regel nur eine einmalige Ausgabe- eben die Einrichtung in Frage. Sonst follen die Heime sich durch ihre Näh- und Hand arbeiten selbst erhalten.
Auch dort, wo wir keine sozialistische Mehrheit in den Stadt parlamenten haben, werden die Stadtväter sich der Einsicht nicht verschließen, welche Bedeutung diese Heime für unsere gesamte Boltsgesundheit gewinnen können, wenn es gelingt, unfere jungen Mütter wenigstens während des ersten Jahres ihrer Mutterschaft den Sorgen des Alltags zu entreißen und sie in eine gesunde, wohl tuende Umgebung zu bringen.
Genaueres über die Art und Möglichkeit der Durchführung lefe man in der oben angeführten fleinen Schrift selbst nach. Oder man wende sich direkt an Prof. Mayet( Berlin W. 10, Kaiserin Augusta- Str. 80). Kurt Heilbut
Aus der Frauenbewegung des Auslandes
England.
Das wichtigste Ereignis dieses Monats war die Haltung der Arbeiter in der Frage eines Krieges mit Rußland . Es hat noch nie ein so gutes Zusammenarbeiten in der Bewegung gegeben, und das Resultat beweist, daß da, wo die Arbeitermassen gemeinfam für das gleiche Biel arbeiten, sie nicht nur das Ziel erreichen, sondern auch von der Allgemeinheit unterstützt werden.
Irland.
Die Lage in Irland wird immer kritischer und der Fall des Bürgermeisters von Cort hat selbst den Engländern den Ernst der Lage besser verständlich gemacht.
* England.
Die lang versprochene 48stündige Arbeitswoche ist in England noch immer nicht ganz durchgeführt. Es gibt zwar nur noch eine fleine Anzahl Arbeiter, die zehn Stunden täglich arbeiten, doch beantragen die Arbeitgeber einen 16stündigen Arbeitstag für die Maschinen. Dies bringt nun Doppelschichten zu den unbequemsten Tageszeiten mit sich. So müssen die Frauen eine Woche ganz früh morgens um 5 Uhr mit der Arbeit beginnen und um gekehrt in der nächsten Woche bis in die Nacht hinein arbeiten, wodurch die Gesundheit der Frauen sehr geschädigt wird. Ida Brauny
* Wahlkampagne der amerikanischen Frauen. Die organisierten Frauen haben eine eigene politische Wahlkampagne begonnen. Ihr Programm beschränkt sich im wesentlichen darauf, die Lebens mittelpreise herabzusetzen. ⭑
Die Ehescheidung in Italien genehmigt. Der italienische Kammerausschuß nahm einen Antrag für die Ehescheidung an. Die Ehescheidung war bisher bekanntlich in Italien nicht möglich. * Frankreich .
Erschreckende Kindersterblichkeit. Verschiedene Blätter beschäftt gen sich mit der erschreckend überhandnehmenden Kindersterblichkeit, Eine Statistik ergibt, daß in den Städten Rouen , Lille , Dünkirchen , St. Bol u. a. jedes Jahr 200 bis 500 Kinder von weniger als einem Jahr dahinsterben und daß in Paris 50 Prozent der Kinder in diesem Alter den Tod finden. Die große Töterin der Säuglinge ist, wie übereinstimmend festgestellt wird, die Tuberkulose, die zum großen Teil durch den auch in der Milch enthaltenen Bazillus Roch übertragen wird. Man trifft Maßnahmen, um die Krankheit energischer zu bekämpfen. Auch werden erhöhte Stillprämien aus gefeßt.
Aus unserer Bewegung
Schiffbek. Man sieht doch, daß da, wo unsere Genossinnen auf deny Posten sind, etwas zustande kommt. In Schiffbet, einem fleinen Industrieort mit ungefähr 8000 Einwohnern, ist von dent Wohlfahrtsausschuß der Gemeinde eine Flick- und Nähstube eingerichtet worden. Die Flick- und Nähstube ist an zwei Abenden