374 D i e Glei�beit Nr. 46 Gcsundheits- und Wohlfahrtsämtern jenen Zweig an, bcauf- trage tüchtige, hygienisch und sozial vorgebildete Frauen und Männer mit der Kontrolle und man wird mehr erreichen zur Gesundung der Verhältnisse im Gast- und Schankgewerbe. als mit allen nur denkbaren polizeilichen Vorschriften. Selbst für größere Städte wird die Anstellung auch nur einer Frau und cirkes Mannes von großem Nutzen sein. Die Kosten dieser Kontrolle werden sich, wie bei aller vorbeugenden Für- sorge, bald bezahlt machen. Man denke z. B. nur an die ungeheueren Kosten, die die spätere Verpflegung in Kranken- Häusern und Irrenanstalten   veranlassen. Die preußische Landcsversammlung hat, wie wir hören, die Polizeianordnung an eine Kommission verwiesen. Möge es dort unseren Genossen und Genossinnen gelingen, sie von den verhängnisvollen Konzessionen an das Unternehmertum, von jenem Geiste frömmlerischer und moralischer Heuchelei zu befreien. Und so sagen wir: fort mit den Wortenim un­mittelbaren Verkehr", fort mit den Ausnahmebestimmungen gegen die Angestellte im Z 5 und ähnliche anderen Orts, fort mit allen polizeilichen Schikanen, aber dafür gute Bestim- mungen über Arbeitsbedingungen und Entlohnung und gute. hygienisch und sozial wirksanie Kontrolle und Fürsorge. Air Kaden noch die Kraft! Wir lind troiz Ichwerer dunkler Stunden Ins hohe, klare Cicht gehellt lind haben nichts lo Itark unpfunden lind lind mit nichts fo Itark verbunden Als mit dem Craum vom 6lück, der uns erhält. Wir wären längst, schon längst verdorben In Schlamm und Mord, in Not und Wut, Wenn nicht, was wir als Kind erworben, tief in uns ruhte, ungehorben: Die Kraft, noch Mensch zu lein und gut. Die Kraft, noch Mensch zu lein mit starkem Willen, Der eine Zeit erstrebt, die uns gehört, In der lieh unlre Cräume wunderbar erfüllen, preude und Friede untere Sehniucht stillen lind Liebe unerbittlich haßt, was sie zerstört. Wir lind trotz schreiender Unmenschlichkeiten Ins klare Zukumisücht gehellt: Wir haben noch die Kraft, für Geilt und Recht zu streiten, Wir haben noch die Kraft, uns Glück und Frieden zu bereiten Und Mensch zu sein in einer brüderlichen Welt! bans 6athman«, Comenins Zum 250. TodcStag am 15. November Von Frieda R u d o I pH- S t a u b i tz AIS das deutsch« Volk zur Zeit des dreißigjährigen Krieges schwer daniederlag und nirgends mehr Hoffnung bestand, je aus dieser Wirrnis zu genesen, stand ein Mann auf. dessen schlichtes, ' liebeersüllUs Herz den einzigen Weg wußte, dieser grausamen Zerrüttung zu entgehen. Ein Mann, der unter den Versolgun- gen, die jener Krieg mit sich brachte, schwer zu leiden hatte, der mehr denn einmal seiner ganze» Habe beraubt, von Anfang an beginncn mußte, aufzulwuen. was ihm brutale Fanatiker zu- sammenrissen, und der trotzdem nicht verzweifelte, weder an sich. noch an seiner Zeit, noch an seinem Volke. Ein Mann, der mit kühner Hand die Fackel ergriff und sie hineinwarf in die Finster- nis des Mittelalters, daß es ein heller Brand wurde. Er sah klar, daß der einzige Weg für die Menschen, sich aus dieser Nacht zu retten, in der geistigen Befreiung zu suchen sei. Eine schwere Aufgabe in einer Zeit, da das Volk zum größten Teile weder schreiben noch rechnen konnte, da es geführt wurde und sich füh- ren ließ von denen, die die Zügel recht zu ihrem eigenen Besten anzuziehen wußten. Da das Volk nichts weiter war. als eine dumpfe Masse, die außer ihrer Pflicht, für andere zu arbeiten, nichts zu wissen brauchte. Darum ist das Verdienst dieses einen Mannes Johann AmoS Eomenius   so unendlich groß, weil er dem Volk ein« Schul« brachte, die eS aus seiner Dummheit erlöste, weil seine Haupt» forderung darin bestand, daßdie gesamte Jugend, mit AuS» nähme derer, denen Gott   die Anlage versagt hat. gebildet werde, und zwar in allen Stücken, welche den Menschen weise, recht- schassen und fromm zu machen imstande sind". Nicht fromm in dem von der Kirche gehandhabten Sinne, nein, Comenius  fordert:Das vernunftbegabte Geschöpf, der Mensch, soll ge» wöhnt werden, sich nicht durch eine fremde, sondern durch die eigen« Vernunft leiten zu lassen". DaS war ein Wort zu Bc- ginn des 17. Jahrhunderts, dem in der gleichen unerschrockenen Weise die Tat folgte...Die lrufgeschlosietK Cprachentür" war ein Werk, daS überall helle Feuer auflodern ließ. Er ent- wickelte darin eine Lebrmcthode, die die Lust am Lernen weckt«, er legte darin den Grundstein zu unserm heutigen Anschau­ungsunterricht. Denn er will, daß alles Denlen von Anschau- ungen ausgehe, daß der SachunKrridst mit dem Sprachunter­richt verbunden, der Stoff desselben der wirtlichen Welt ent- nommen werde. Er will Klarheit in den Köpfen der Jugend und Freude in ihren Gesichtern sehen. Wohl ist er für Strenge und gebraucht das böhmische Wort:..Eine Schule ohne Lucht ist eine Mühle ohne Wasser." aber, so fügte er hinzu,.charaus folgt noch nicht, daß die Schule erfüllt sein müsse von Klagen, Strei- chen und Schwielen, sondern erfüllt von Wachsamkeit und Auf­merksamkeit seitens der Lehrenden und Lernenden." Eine große, wahre Liebe erfüllt das Herz des einsamen Mannes. An Freunden hat es ihm nie gefehlt, sein Ruhm und sein« Werke erwarben sie ihm in allen Landen. Man rief ihn hier und dort an Schulen, auch im Ausland sprach man von ihm und seiner Lehrmethode. Aber Heimatland hat er nie besessen. Ruhelos mußte er unter den Anfeindungen derer tvandern, die ihre als Heiligtum ausgestellten Dogmen gefährdet sahen. Bald brannten sie ihm seine Bibliothek ab. bald vernichteten sie seine Handschristen, wo sie ihn fassen kannten, stellten sie ihm nach. daß er bald hier, bald dort seinen Mohnsitz aufschlagen mußte. Trotzd.m verzagte er nicht. Immer wußte er neue Quellen zu enddecken, zu dem Volke, zu der Jugend zu reden. Fast un- ermeßlich ist die Fülle seiner Gedanken und jeder einzelne so kostbar, so durchdrungen von einer Menschenliebe, das es schwer fällt, das Beste herauszusuchen. So erstrebte er eine Viertes- lung der Schule, um den Menschen von klein auf feste, sichere Wege zu führen. Immer sollte sich eines auss andere aufbauen, «ineZ sich aus dem andern entwickeln. Für unsere ganz Kleinen will er die Mutterschule, von der Mutter, mit der Mutter sollen sie lernen, ihre Sinne zu üben, bei den Gegenständen recht verweilen und sie zu erkennen. Eine Mutterschule sollte sich in jedem Hause befinden, eine Volksschule als zweit« Stufe in jeder Ge- meinde, ein Gymnasium in jeder größeren Stadt und endlich eine Universität in jedem Lande oder größeren Provinz. Am meisten aber eroberte er sich die Herzen' der Kinder m,t seinem WerkeOrbis pictus  ", d. i. die gemalte Welt. Hier bringt er in vielen Bildern, alle dem Leben und meist der Umwelt der Kindcr entnommen, ein Buch, das einen Eiegeszug durch die Welt machte und überall, wohin es kam, helle Freude auslöste. Ucber jedem Bilde steht die Ueberschrist in deutscher und latei- aisckzer Sprache, und dann folgt ebenso ein« Erklärung de» BildeS und häusig die Ausforderung, es nachzuzeichnen oder in der Natur auszusuchen. Selten finden wir einen Erzieher, der so in das Wesen de» Kindes eingedrungen, der so auf das kindliche Begrifssvcrmögen aufbaute, der solch« Hingabe an die Bildung der Jugend, an die Bildung der Menschen zu höherem edleren Men'chentum zeigte. Er war Prophet in einer finsteren Zeit. Er bahnte den Weg, der es den Nachkommenden leichter machte, vorwärts zu dringen und weiter zu bauen; und es war ein dorniger Weg. Der 28. März 1592 war sein Geburtstag. In seinem zehn» ten Lebensjahr verlor er den Vater, und da sich sein Vormund nicht sonderlich um ihn kümmerte, kam es, daß er erst mit sech» zehn Jahren auf die Lateinschule kam. Aber der Gottessun.'e in ihm loderte bald zur Flamme auf. Früh schon empfand er die Mängel des gehandhabtcn Unterrichts, die Ungerechtigkeit, mit der die Wissenschaften nur denen verabfolgt wurden, die eS sich leisten konnten, eine Schule zu besuchen. Eigentlich stu» dierte er Theologie, aber er war der geborene Erzieher. Schon als 2k!jäHriger man darf nicht vergessen, daß er erst löjährig die Lateinschule besuchte berief man ihn als protestantischen Geistlichen zur Leitung der Kirche und Schul« nach Fulneck. Hier fing er an. Handbücher für die Jugend zu entwerfen, bis die ersten Brände des Dreißigjährigen Krieges ihn feiner ganzen