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Die Gleich beit
sak verleugnenden Maßnahmen wurde einstimmig angenommen und eine Teputation an den Premierminister zur Vertretung der Frauenforderungen einstimmig beschlossen.
Das Recht der unehelichen Kinder in England. In einer Kom mission des englischen Unterhauses wurde fürzlich ein Gesetz entwurf beraten, der die rechtliche Stellung des unehelichen Kindes festiegen soll. Ter Entwurf entfesselte lebhafte Grörterungen, so z. B. über die Frage, ob die uneheliche Mutter, die wissentlich falsche Angaben über den Vater ihres Kindes macht, wegen Mein eides bestraft werden soll und ferner, ob ein uneheliches Kind durch die Heirat seiner Eltern legitimiert werden soll. Streitobjekt ist auch die Frage, ob ein uneheliches Kind als„ Bastard " oder als„, illegitimes Kind" bezeichnet werden soll. Ter Entwurf soll betitelt werden:„ Children and Unmarried Parents Bill" ( ,, Kinder- und unverheirateter Eltern Gesez").
Aus unserer Bewegung
Darmstadt . Am Sonntag, den 21. November, tagte hier im Gewerkschaftshaus eine Landestonferenz der in unserer Partei organisierten Frauen. Aus allen Teilen des Freistaates Hessen waren sozialistische Frauen und Mädchen erschienen, um in ernsten Beratungen zu den die Frauen besonders berührenden Fragen Stellung zu nehmen. Vertreten waren 20 Orte durch 36 Genossinnen. Vom Bezirksvorstand waren delegiert: Bezirkssekretär Genosse Widmann und die Genojsinnen Frau Steinhäuser und Frau Kürner- Offenbach. Außerdem aus den Agitationsbezirken die Eefretäre: Dey, Lub, Riegel, Wittig und Häuser. Eine Ver treterin des städtischen Fürsorgedienstes von Mainz war als Gast anwesend. Als weitere Gäste waren noch anwesend: Genosse Dr. Quard Frankfurt a. M. und Staatspräsident Genosse Karl Ulrich Darmstadt. Bezirkssekretär Genosse Widmann eröffnete die Konferenz und begrüßte die Erschienenen. Genossin Frau Müller- Darmstadt gab dann einen furzen Ueberblick über die sozialistische Frauenbewegung in Darmstadt wie auch im Agitationsbezirk Darmstadt- Groß- Grau- Erbach. Eie schloß mit dem Wunsche, daß dieje Konferenz dazu beitragen möge, die sozialistische Frauenbewegung in Hessen zu fördern. Vor Eintritt in die Tagesordnung brachte der Arbeiter- Gesangverein Sängerfreis" als Be grüßungslied den Chor: Holde Eintracht" zu Gehör. Sodann wurde der Genojsin Frau Dr. Quard Hammerschlag das Wort zum ersten Punkte der Tagesordnung: Wohlfahrtspflege und Jugendwohlfahrt" erteilt. All die viclen Zweige der Wohlfahrtspflege wurden von Genossin Quard, welche auf diesem Gebiete durch kangjährige praftische Betätigung in Frankfurt a. M. eine reiche Fülle von Erfahrungen gesammelt hat, erörtert, um an Beispielen zu zeigen, wie die sozialistischen Frauen im Interesse der arbeitenden Klassen gerade hier ein großes und erfolgversprechendes Betätigungsfeld im Sinne und Geiste des Sozialismus finden können. Rednerin stellte sodann für die Wohlfahrtspflege Leitsätze auf und bat, sich dieselben zu eigen zu machen und in den örtlichen Organisationen für deren Durchführung zu sorgen. Auch gegen den Beschluß der Postbeamtinnen, welche die uneheliche Mutter als nicht gleichwertig betrachten, wandte sie sich scharf. Tie vortrefflichen Ausführungen der Genossin Quard wurden mit großem Interesse entgegengenommen und mit reichem Beifall gelohnt.
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In der Diskussion gab Genosse Widmann den organisatorischen Aufbau, wie der Bezirksvorstand ihn beschlossen hatte, bekannt. Es soll ein Zentralausschuß gebildet werden mit dem Eit in Ofenbach. Für Offenbach sind bereits die Genossinnen Fran Derbürgermeister Granzien und Frau Steinhäuser in Vorschlag gebracht worden. Es sei nun zu empfehlen, daß aus den einzelren Agitationsbezirfen je eine Genossin dazu gewählt würde. Au soll neben dem Bertreter des Bezirksvorstandes ein Vertreter der Arbeiterfamariter hinzukommen. Sodann soll ein geschäftsführender Ausschuß gebildet werden, wozu die einzelnen Berufsgruppen je einen Vertreter bestimmen. An die Ausführungen schloß sich eine lebhafte Disfussion an, in der u. a. auch die Zusendung der„ Gleichheit" angeregt wurde. Eodann wurde noch die Notwendigkeit des Kampjes gegen die Geschlechtsfrankheiten erörtert und eine im Sinne des Neferats der Genossin Quard verlesene Resolution einstimmig angenommen.
Es folgte nunm.hr ein zweites Referat über:„ Die poli tische Betätigung der Frau im Volfsstaat", wel ches von der Genossin Reichstagsabgeordnete Frau Elfriede Ryned- Berlin erstattet wurde. Die Referentin verstand es, den Anwesenden all die Borausschungen und Notwendigkeiten dar.
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zulegen, die die Proletarierfrau zur politischen Mitarbeit zwingen. Frau Ryneck betonte u. a. die Wichtigkeit der Kenntnis der Wei marer Verfassung , behandelte die Nöte des unehelichen Kindes und der unehelichen Mutter und die Abänderung der§§ 218-219 des Strafgesetzbuches. Des weiteren fam sie auf die Wohnungsfalamität zu sprechen, berührten die Frage der Elternbeiräte und die gesamte Jugendbewegung überhaupt. Rednerin schloß mit dem Wunsche, das Gehörte hinauszutragen und neue Kräfte für die Partei zu gewinnen. Auch ihre Ausführungen wurden mit größtem Interesse und lebhaftem Beifall entgegengenommen. In der sich daran anschließenden Diskussion betonte Genosse Widmann ( Bezirkssekretär) die Zweckmäßigkeit, in den Agitationsbezirken weibliche Vertrauenspersonen zu haben. weibliche Vertrauenspersonen zu haben. Zur Frage der Frauenzeitung, Die Gleichheit", ist er der Ansicht, daß, wenn diese in ihrem Umfange beschränkt und verbilligt würde, die Kosten vielleicht zum Teil von der Partei getragen werden fönnten.
Die gesamte Disfussion bewegte sich in zustimmendem Sinne, dabei einzelne wichtige Punkte des Referats herausgreifend. Auch die Wichtigkeit der Gleichheit". des Kampforgans der Frauen, wurde in den Vordergrund gestellt, und diesbezügliche Wünsche wurden der Genossin Ryned mit auf den Weg gegeben.
Diese interessant und harmonisch verlaufene Konferenz hat uns gezeigt, daß es angebracht und auch zweckmäßig ist, in allen denjenigen Fragen, die das Interesse der Frauen besonders berühren, diese selbst urteilen und beraten zu lassen. Damit wird ohne Zweifel auch der Gesamtbewegung gedient. H. Riegel.
Bücherschau
,, Das Weimar der arbeitenden Jugend. Niederschriften und Bilder vom ersten Reichsjugendtag der Arbeiterjugend." Das ist der Titel des Weimarer Buches" der Arbeiterjugend, das nunmehr vorliegt. Das Buch ist ein Wert von vielen seine einzelnen Teile und Teilchen sind aber derartig geschict zusammengefügt und innerlich verbunden, daß es wie aus einem Guß erscheint. Das Buch wird in der Arbeiterliteratur und in der gesamten deutschen Jugendliteratur eine besondre Stellung einnehmen und für alle Zeiten behalten. Es ist ein Manifest der arbeitenden Jugend, ein Zeugnis ihres geistigen Aufstiegs. Junge Arbeiter haben hier selbst geschrieben, gedichtet, wie sie die drei Weimarer Tage selbst gestaltet haben, die auch wie eine Dichtung waren, Die Jugend, die in dem Buche schreibt, meistert das Wort und bleibt doch echt jugendlich. Die Ausstattung des Buches ist dem Inhalt gut angepast. Wunderschön fügen sich muntere Strichzeichnungen in den Text ein, geben ihm einen bestimmten Rhythmus. Das Buch ist in diesem Jahre das Geschenkbuch für die Arbeiterjugend zum Weihnachtsfest. Es ist zu beziehen vom Hauptvorstand des Verbandes der Arbeiterjugendvereine Deu: schlands, Berlin SW. 68, Lindenstr. 3 und durch alle Buchhandlungen. Preis 10 Mt. einschließlich Verpadung und Porto. Jugendvereine erhalten( Bestellung beim Hauptvorstand) Na
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Als Weihnachtsgeschenk eignet sich ferner auch der von der Buch. handlung Vorwärts herausgegebene Vorwärts- Almanach" für das Jahr 1921. Er ist mit einem Bild August Bebels auf der Titelseite geschmückt und bietet sich im großen und ganzen in einem schönen Gewande dar. Der Inhalt entspricht der äußeren Form. Gute Artikel aus der Feder unserer bekanntesten Parteigenossen wechseln mit Gedichten und Erzählungen ab. Er ist zum Preise bon 4 Mt. in jeder Parteibuchhandlung erhältlich.
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Ebenso sei bei dieser Gelegenheit auf den Arbeiter Notizfalender 1921 hingewiesen, gleichfalls in der Buchhandlung Vorwärts er. schienen. Er enthält auger dem Kalendarium alle notwendigen Parteiadressen, ein Verzeichnis der Parteipreffe und Parteibuchhandlungen, der Gewerkschaftsadressen, Arbeitersekretariate, Gewerkschaftshäuser in Deutschland usw. und ist somit für jeden Parte genossen und-genossin unentbehrlich. Er kostet 3,50 W. und ist ebenfalls in allen Parteibuchhandlungen zu haben.
Das Titelbild der heutigen Nummer unseres Blattes stammt von der Hand Wilhelm Cesterles, dessen Arbeiten zurzeit in der Buchhandlung Vorwärts, Lindenstr. 3, ausgestellt sind.