Nr.Z Die G l e i ch b e i t 23 srühzeitig entrissen wurde und die nun ohne Vermögen dem Aampf ums Dasein preisgegeben sind! Di« Invaliden, und Altersversicherung sowie sämtliche Pen, ponskasien in eine A r be i te r p e a s i o n S k a s s e einheitlich zu. fammengcfaßt. könnte zu eine« Segen für Arbeiterfamilien werden. Es wird mit Recht immer wieder betont, daß den Mut» tern und der heranwachsenden Jugend geholfen werden muß; es ist notwendig, daß die? bald geschieht. Besonders die Mütter— und die Frauen und Mädchen, die einst Mütter werden wollen— müßten die Forderung nach einer Arbeiterpension erheben. War- um soll in der Deutschen Republik nur ein Teil des Volkes, die Beamten, eine Pension beanspruchen dürfen? Müssen doch unsere Männer ebensoviel, oft noch mehr arbeiten als mancher Beamte. Wir Arbeiterfrauen, die wir dem Staat in unseren Kindern so linendlrch viel geben, dürfen mit Recht eine Gleichstellung mit den Pensionsberechtigten fordern. Man wird nun gewiß mit dem Einwand kommen, daß die Dnrchsührung einer solchen Arbeiterpension dem Staat« zuviel Geld kosten und daran die ganze Sack« scheitern würde. Letzten EudeS könnte man ja dann zur Selbsthilfe greifen und. ebenso wie der Steuerabzug zum Gesetz geworden ist. auch die Zahlung der Beiträge zur„Slrbeiterpenfionskasje" durch ein Gesetz bestimmen. So würde dann diese Wohlfahrtseinrichtung dem Staat« keine Unkosten verursachen. Es wäre sehr wünschenswert, wenn unser« Genossinnen in der Vkeichstagssraktum sich einmal mit dieser Frag« beschäftige» wollten. Briefe über Kindererziehung X. Lieb« Frau Margarete! Nun ist der Weihnachtstrubel vorbei und Sie können wieder m, „was Dernünftiges" denken— dies« Ihre Mitteilung erfreut mich einerseits, da Sie unsere pädagogisch« Unterhaltung offenbar für etwa» Vernünftige» zu halten scheinen, und betrübt mich anderer- seits,«eil der Weihnachtstrubel ganz augenscheinlich in, Reich der Unvernunft verwiesen wird. So schlimm meinen Sie'» ja nun Nicht, ich weiß. Ein Lichterbaum, wenn auch nur so ein kleiner, ein paar nützliche Sachen drunter und schließlich auch ein bißchen was Süße»— da» gehört nun mal dazu in einem Haus«, wo Kmder sind— Sie haben ganz recht. Aus dl« schönen Melodien von „Stille Rächt'... und ,,£> Tannebaum'..„ wo man doch immer nur den ersten Vers kennt und die anderen bloß mitbrummelt, oerzichten wir schon eher, seit sie uns allwöchentlich dreimal im Hofe vorgeleiert, getutet, geklimpert und gekrächzt wurden. Ra, und die Christkindgeschichte mit Kripp« und Ochs und Esel und de» Engeln im Himmel und so.... na ja. da» gehört eigentlich nicht recht mehr her: in der Kirche und allenfalls in der Schul«, da mag's noch hingehen oder höchstensmal im Theater bei eiaem „3L«ihnachtsmärch«nausstattungsstück'l Natürlich bin ich wieder einmal ganz anderer Meinung. Sie ahnen schon, warum: Erfurter Programm:„Religion soll Prwat- fach« sein!" Aber tun wir der Christküidgeschichte nicht eigentlich schon zuviel Ehre an, wenn wir sie unter Religion rechnen? Da» mögen die Herren Pastoren tun. vorausgesetzt, daß sie'» nicht besser wissen; sie müßtrn's ober besser wissen und wissen es auch! Der Schulmeister und der Theatermann aber, die ein Märchen ein Märchen nennen, sollten eben darum die Hände von etwa» lassen. was weder m die Schule noch in» Theater gehört, sondern einzig in» Hausl Ans Herdfeuer, in die Dämmerstunde, wo Mutter od« noch besser Großmutter«zählt.— Sonderbarer Schwärmer l Wo gibt'» tn einem Arbeiterhau»- stand der Großstadt heute noch solche Träumnecken? Wo ist di« Mutter, die dazu Zeit, Kraft und Lust hätte, von den selten- gewordenen Großmüttern, die noch Märchen erzählen könnten, zu schweigen! Ich weiß, ich weiß alle diese Gründe, daß auch di» Großmütter heute selber schon keine Märchen mehr kennen, daß all« Stimmung fehlt, daß unser» Kinder schon mit vier Jahren viel zu naseweis dafür find usw. Daß ab« etwa» schw«. sehr schwer, fast unmöglich scheint, hat doch bish« unter uns Sozialisten nicht gerade als Entschuldigungsgrund gegolten! Ist es schwer für die Eltern, so ist es noch viel schw«« für die Kind«! Die lernen ja eben heute gar nicht mehr, zwischen Märchen und Wrtlichteit zu unterscheiden! Nichts als d« graue Alltag mit»«früht« Arbeit, mit der Häßlichkeit der Hinterhausmauern und der Straßenroheit grinst sie an und füllt noch ihre Rachtträume. W« wach zu träume» sich einfallen läßt, der kriegt weckende Katzenköpsei Dagegen Hilst auch nicht da»„mit prächtigen Bi!d«n ausgestattet» Märchenbuch'. das Sie billig im Warenhaus«standen haben. Märchen»»ollen nicht gelesen, sie wollen wirtlich«zählt m«den: sie gehören auch gar nicht zur„Unterhaltung', sondern in die—— nun, sogen wir'» nur mutig heraus: in die Religionsstunde. Nämlich jener Religion, die„Privatsache", besser: persönliche Gewissenssache des einzelnen ist und weder in die Kirch« noch in die Schule hineinpaßt sondern allein in, Haus, in das»«trauliche Zwiegespräch von Mutter und Kind. --- Und Ich fuhr ein zweites Mal, sechs Monate später. Wir hatten den Friedensvertrag erhalten, glaubten alles versuchen zu müssen, um ihn s o nicht unterschreiben zu brauchen. Jetzt sprach ich zu den Tonderner Männern und Frauen von diesem D«trage, der ihnen das deutsch « Vaterland nehmen wollte. Ich sprach ihnen von dem Aufbau d« deutschen Republik und daß sie Deutsch « bleiben müßten, um mitzuhelfen, dem sozialistischen Geist in der Heimat die Bahn zu bereiten. Sie versprachen es und sie haben es gehallen; die Abstimmung hat's bewiesen. Es hat ihnen nichts genützt; es gab eine Macht, die stärker war als sie. Aber auch damals fuhr ich nicht alleü;«ine Dame saß im Abteil neben mir. Ihr Mann und sie wollten sich in Tondern „ankaufen', um dänisch zu werden.„Es könne ihnen niemand zumuten, die schweren Lasten in Deutschland zu tragen; da sie es in Dänemark doch besser hätten!' An diese zwei Menschen dachte ich, als der Zug mit mir— diesmal war ich allein— dahinfauste. Nun sind sie wohl beide Dänen — die Frau, die chren Geldsack, der junge Mann, der seine Heimat siebtel Da.— der Zug hältl Süderlügum , die letzte deutsche Station vor Jung-Dänemart. Deutsche Zollbeamte kommen, verschließen die Wagen,„plombieren' sie! Msl leisem Spott sehen sich die Fahr- gaste die grüne Schnur mit der Nleiplomb» an. Ab« was hier noch wie Kinderspiel aussieht, das wurde Ernst, als wir in Tondern ein- fuhren. Etwa» tat mir weh. Waren es die weithinleuchtenden roten Buchstoben, di« da» bisherige„Tondern " in„Tond«" verwandeUen» waren«, die dänisch «, Beamten, die dänischen Soldaten, di« uns Deutschen hier wie in Hoyerschleuse hind«ten, dänischen Boden zu betteten? Es war etwas anderes; es war der Trennungsstrich zwi- jchen Menschen, di« gleiche Gedanken, gleiche Ziele haben; es war der ganze Aufwand von Kraft, d« hierzu vergeudet wurde. Im Gange des Wagens wurde lebhaft gesprochen, teil» höhnisch«, teils großprahlcrische Redensarten:„In fünf Jahren holen wir es uns wieder" und ähnliches. Sie wußten wohl kaum, was sie sagten. Mir aber wollte beim Anblick dieses ganzen, di« Völler trennenden Systems ein Gedanke nicht aus dem Sinn: Sie töten den Geist nicht, ihr Brüder! Den Geist der Bälkerver- söhnung. den Geist der Völkerverbrüderung, d« die Hände hinüberprecken macht über die Grenzen, um gemeinsam ein neues Zeitalt« aufzubauen. Nicht Haß predigen gegen die Dänen— wenngleich sie dem alten deutschen Unrecht nun von sich au» das dänisch « gegenüber gestellt haben— sondern arbeiten, damit diese ganze Zeitepoche des Imperialismus, der Ländergier, der Men- schenvergewaltigung ein Ende gemacht und dem neuen Zeitalter de« Sozialismus d« Weg bereitet wird! Nach der Versammlung auf Sylt kam eine Frau zu mir, die mich für ihren Gedanken einer Frauenpartet gewinnen wollte.„Die Frauen aller Klassen möchten sich vereinen, um für den Wiederauf- bau Deutschlands zu arbeiten." Ich habe ihr gesagt, daß sie mit uns für die Aushebung der Klassen arbeiten solle; erst dann wäre eine derartige Vereinigung möglich, aber nicht d« Frauen, fonkwrn des ganzen Volkes. Aber da» eine hat mir die Fahrt durch Jung- Dänemark mehr als je klargemacht: die Frauen sind es, die mit ganzer Kraft arbeiten müssen, um dem aufsteigenden Zeitalt« de» Friedens und d« völkerverföhnung zum Siege zu»«Helsen . W« hätte daran«in größere» Interesse, als die Trägerin und Gebäreri» der künftigen Generation? Louise Schroeder . IL Bllcherscha« I Im uachf olgenden geben wir eine Znsammenstellung in jüngster Zeit bei uns eingegangener Schriften und� Broschür«» Des Raummangels wegen ist es uns nicht möglich, jeder Schrift eine besondere ausführliche Besprechung zu widmen, wie wir es wünschten. Wir müssen uns im allgemeinen n»r auf kurze Airss führung beschränken. In der Buchhandlung Vorwärts, Berlin SW., Lindenftr. 8, sind n. a. folgend« Schriften erschienen:
Ausgabe
31 (1.2.1921) 3
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