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Die Gleich beit

gekehrt der Fall? Waren nicht die Männer, die jubelnd und geschmückt in dieses Morden zogen, von eurer Nachfrage ge­züchtet, so gut wie ihr vom Geschmacke der Männer?

Wir wollen uns doch gegenseitig nichts vormachen! Um bei den Damen Erfolg zu haben, mußte man auch vor dem Kriege schon wie ein Kind seiner Zeit sein, ein Kind jener hastigen, brutalen, geld- und lebensgierigen Zeit, die an Stelle des goldenen Kalbes, das noch ein friedliches Haus­tier gewesen war, den Stier Erfolg aufs Postament gestellt hatte, und um diesen Gözen einen Rajetanz vollführte, dessen blutigen Schlußcanean wir jetzt durchleben."

( Aus einem im Frühjahr 1918 erschienenen Aufruf Frauen im Krieg". Verlag Mag Rascher, Zürich  .

O glaube nicht, daß du nicht feieft mitgezählt; Die Weltzahl ist nicht voll, wenn deine Ziffer fehlt; Die große Rechnung zwar ist ohne dich gemacht. Allein du felber bift in Rechnung mitgebracht. Ja, mitgerechnet ift auf dich in aller Weife; Dein kleiner Ring greift ein in jene größeren Kreife. Zum Guten, Schönen will vom Tangelhaften, Böfen Die Welt erlöft fein, und du follit lie miterlöfen, Vom Böfen mache dich, vom Mangelhaften frei; Zur Güt und Schöne fo der Welten trägst du bei.

Soziale Rundschau

Nr. 18/19

des Berufes der Landflucht möglichst entgegengewirkt werden. Bei der Gewährung von Beihilfen dürfen armenpflegerische Gesichts­punkte nicht maßgebend sein. Die Bewilligung von Beihilfen zur gründlichen Erziehung und Berufsausbildung gibt den Jugendaus. schüssen das Recht, Erziehung und Ausbildung der Kinder zu über.

wachen.

Aus der Frauenbewegung des Auslandes

Dänemark  . Die Sozialdemokratische Partei   in Dänemark   beging fürzlich das Fest des 50jährigen Bestehens. Aus ganz Europa  hatten sich Vertreter der Sozialdemokratie versammelt, um diesen Tag mit der Bruderpartei festlich zu begehen. Als Delegierter des Barteivorstandes der deutschen   Sozialdemokratie war Genosse Wels erschienen. Gleichzeitig mit der Parteiorganisation konnte die sozialdemokratische Presse in Dänemark   ihr 50jähriges Bestehen feiern. Im Juli 1871 erschien die erste Nummer des Wochenblattes " Der Sozialist", aus der sich die jetzt führende Zeitung Sozial demokraten" entwickelte. Heute erscheinen außerdem weitere 14 Parteiblätter, und die dänische sozialdemokratische Partei spielt eine ausschlaggebende Rolle im politischen Leben des Landes. Einig und ungeteilt ist sie dem Willen zur Demokratie treu ge­blieben. Mit der Genossenschafts- und Gewerkschaftsbewegung ist die Partei eng verknüpft.

Besonderen Dank schulden wir Deutschen  , und da an erster Stelle die Frauen und Mütter der dänischen Genossen, die sich während des Krieges und auch in der folgenden Zeit der hilfsbedürftigen Kinder angenommen haben. Was sie an unseren Kindern getan haben, wird ihnen für alle Zeiten unvergeßlich sein.

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England. Im Juni fand in Manchester   der 38. Jahreskongre der Frauengenossenschaftsgilde statt. Die Mitgliederzahl der an geschlossenen Verbände beträgt heute etwa 50 000. Die Vorsitzende, Frau Ferguson, erklärte, daß die unglücklichen Zustände, unter denen heute die ganze Welt so schrecklich leidet, das Zeichen feien, daß der Kapitalismus nicht mehr imstande ist, der Welt den Frieden zu geben. Jetzt sei die Stunde der Arbeiterklasse ge tommen, und vor allem der Genossenschaften, einen besseren Weg zu finden. Vielleicht sei der Gedanke der genossenschaftlichen Hand habung der Wirtschaft derjenige, der der Welt ben wirtschaft.

Familienversicherung für Krankenkassenmitglieder. Die Einführung der Familienversicherung für die Krankenkassen­mitglieder ist in greifbare Nähe gerückt. In der letzten Zeit fan­den, wie in der Gewerkschaft" mitgeteilt wird, Verhandlungen darüber statt zwischen dem Krankenkassenverband und dem Bor­stand des Groß- Berliner Aerztebundes. Eine im Langenbed Birchow- Haus tagende Aerzteversammlung erklärte sich fast ein­stimmig für die Einführung der Familienversicherung. Eine da hinlautende Resolution tam zur Annahme. Von besonderer Wich­tigkeit für die Allgemeinheit ist darin der Passus, der sich auf die Gewährung von freier Arznei und Heilmittel, evtl. Anstaltsbehandlichen Völkerbund" bringen könne. Frieden, sagt eine andere Dele lung bezieht. Es unterliegt keinem Zweifel, daß erst diese Maß nahme der Familienversicherung ihre volle Auswirkung auf die Gesundheit der Bevölkerung garantiert. Dem hat auch der sozial demokratische Aerzteverein, der sich am 6. Juni gleichfalls mit die­ser Frage beschäftigte, einmütig Ausdruck gegeben. Es wird jezt Sache der Kassenverwaltungen und der Kassenmitglieder sein, etwaige Widerstände, die sich namentlich in den Kreisen der Arbeit geberdelegierten in dieser Beziehung zu zeigen scheinen, aus dem Wege zu räumen. Jedenfalls gilt es, alle Hebel in Bewegung zu lezen, um dieses bedeutungsvolle Werk, dem die Krankenkassen seit langem zustreben erst kürzlich hat der Direktor der Allgemeinen Drtstrankenkasse Berlin, Albert Kohn, diese überragende Bedeu lung betont- endlich zum Abschluß zu bringen.

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Die Richtlinien für die Erziehung und Ausbildung von Krieger­waisen und von Kindern Kriegsbeschädigter,

die vom Reichsausschuß der Kriegsbeschädigten- und Kriegerhinter bliebenenfürsorge beschlossen und vom Reichsarbeitsminister be stätigt worden sind, enthalten außer allgemeinen Bestimmungen noch die Grundsäge, die bei der Erziehungs- und Berufsfürsorge zu beobachten sind. Die bei Hauptfürsorgestellen oder Fürsorgestellen bestehenden Jugendausschüsse, die mit der Durchführung der Er ziehungs- und Berufsfürsorge betraut sind, haben in engem Ein­bernehmen mit allen öffentlichen und privaten Organen der Jugendwohlfahrtspflege zu arbeiten. Bei der Wahl der Schule sollen die Anlagen und Fähigkeiten der Kinder maßgebend sein unter Berücksichtigung der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Familie. Die eigentliche Berufsberatung soll wie bisher Aufgabe der Organe der öffentlichen Berufsberatung sein, aber unter starter Mitwirkung der Jugendausschüsse erfolgen. Die gelernten Berufe follen für die Kinder bevorzugt werden, besonders die Ausbildung in handwerksmäßigen Berufen. Die technische Ausbildung soll durch den Besuch von Fach- und Gewerbeschulen möglichst gefördert werden. Für die Mädchen kommen noch die hauswirtschaftlichen, erziehlichen und pflegerischen Berufe in Betracht und die Förderung jeder Ausbildung für den Beruf der Hausfrau und Mutter. In ländlichen Bezirfen und fleineren Städten foll durch die Auswahl

gierte, fann nicht mit dem Schwert erreicht werden; er muß auf den Schulen, durch richtige Erziehung den Menschen nahegebracht werden. Jeder Krieg, in welcher Form und unter welchem Vor. wand er geführt werde, sei verwerflich, es sei Aufgabe der Frauen gilde als einer demokratischen Organisation, diese Lehre zu ver breiten und überall für den Schuh des Menschenlebens einzutreten. Eine Resolution erklärte die Gegnerschaft der Gilde gegen alle fapie talistischen Parteien. Dr. M.

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Der erste weibliche Doktor der Rechte. Auf der Wiener Uni versität wurde zum erstenmal eine Frau zum Doktor der Rechte promoviert, Frau Marianne Beth  . Frau Beth ist bereits auch Doktor der Philosophie. Sie wird somit nicht nur der erste weib. liche Doktor der Rechte, sondern auch die erste Frau sein, die zwet Doktorate besitzt. Sie wird auch zur Rechtspraris beim Wiener  Landesgericht zugelassen.

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Gefeh über Gewährung von Erziehungsbeihilfen in Neusüdwales. Die Parlamentsfraktion der Arbeiterpartei von Neusüdwales hat fich für einen Gefeßentwurf ausgesprochen, durch den Mutterschafts unterſtügungen in großem Umfange gewährt werden sollen. Man schäßt, daß diese Versicherung den Staat jährlich 1 600 000 Pfund Sterling fosten wird.

Das Gesez sieht für verwitwete Mütter eine wöchentliche Unter­ftüßung von 10 Schilling bis zum Eintritt der öffentlichen Alters versorgung vor.

Ehepaare follen, wenn ihr Einkommen weniger als 182 Schilling beträgt, vom dritten Kinde ab für jedes Kind unter 14 Jahren eine Unterstüßung von 6 Schilling beziehen. Für den Unterhalt der ersten beiden Kinder ist durch den Landesgrundlohn gesorgt. Die Unterstüßung wird an die Mutter gezahlt.

Das Gesetz bezieht sich nur auf Personen, die mindestens zwet Jahre in Neufüdwales wohnen.

Mr. Mac Girr, der Minister für Gesundheit und Erziehung, hat erklärt, daß das Gesez das erste seiner Art in der ganzen Welt ist und daß man hoffen müsse, daß andere Staaten diesem Beispiel folgen werden.

Dr. M.