Nr. 13
Für unsere Mütter und Hausfrauen
diese Anschauung jedoch aufgegeben. Weitere Forschungen haben zu der Ansicht geführt, daß die Eigenschaft der Säure stets durch den gleichen Umstand bewirkt wird, nämlich durch das Vorhanden sein eines Wasserstoffatoms, das mit positiver Elektrizität geladen ist. Der Kürze halber nennt man es Wasserstoff- Jon. Es darf wohl als allgemein bekannt vorausgesezt werden, daß Wasserstoff der eine, Sauerstoff der andere Bestandteil des Wassers ist. Wir müssen für diesmal unsere Wißbegierde bezwingen, die nach weiteren Einzelheiten des wichtigen Gegenstandes fragt. Wie kann man aber feststellen, ob eine Flüssigkeit, eine Frucht, ein Gemüse usw. Säure enthält oder nicht? Es wäre unbequem, manchmal auch recht unangenehm, sich durch„ Kostproben" davon zu vergewissern, zuweilen sogar ein recht gefährliches Beginnen. So bei starter Schwefelsäure,„ Vitriolöl" und anderem. In jedem Lehrbuch für die Chemie der Küche, des täglichen Lebens ist das Mittel zur Feststellung von Säure angegeben: blauer Lackmusfarbstoff, der durch Säure gerötet wird. Der Chemiker verwendet ihn oder ähnliche Stoffe bei den verschiedensten Arbeiten, wo es sich um den Nachweis von Säure handelt. Wenn die Hausfrau der Buchweisheit, dem gedruckten Worte keinen Glauben schenken will, so braucht sie jedoch nicht einmal solcher Indikatoren" auf deutsch Anzeiger -, um zu lernen, daß Säuren die Farben verändern. Eie kann diesen chemischen Vorgang bei der Zubereitung von Speisen und Getränken beobachten. Wenn sie einem nicht allzu schwachen Aufguß von schwarzem Tee etwas Zitronensaft hinzufügt, so erfolgt sofort ein Hellerwerden des Getränks. Man kann sich leicht davon überzeugen, daß das keineswegs von der Verdünnung des Tees allein herrührt. Man muß diesem eine ganz beträchtliche Menge Waffer zugießen, um die gleich lichte Farbe zu erhalten, die man durch wenig Zitronensaft erzielt. Weit wirfungsvoller aber ist der Versuch mit Rotkohl. Kocht man diesen ohne weitere Zutaten, so gibt das eine blaue Brühe, die eine schöne grüne Färbung annimmt, wenn man ihr nach dem Erkalten ein menig aufgelöfte Soda zusetzt. Fügt man jedoch der Flüssigkeit etwas Essig hinzu, so färbt sie sich so leuchtend rot, daß sie dem Namen des Krautes alle Ehre macht. Der Einfluß der Essigsäure erhält die rote Farbe, ja läßt sie noch stärker hervortreten. Daher gibt die Hausfrau Effig an das Rotkraut oder auch einige Äpfel, die Säure enthalten. Darum fügt sie auch beim Waschen von roten Stoffen dem Wasser etwas Essig zu. Dr. J. H.
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Für die Mutter.
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Bom Stillen der Sänglinge. Der Artikel in Nr. 9 über das Stillen der Säuglinge enthält die wahren Worte:„ Der gute Wille allein kann aber die Fähigkeit zum Nähren nicht bringen." Die bon der Verfasserin erteilten Ratschläge sind sehr beachtenswert und sollten unbedingt befolgt werden. Aber die Mutter fann noch mehr tun, um das Nähren vorzubereiten. Ein Vierteljahr vor der Entbindung oder früher sollte die Schwangere damit beginnen, täglich etwa dreimal einige Minuten lang auf die Brustwarzen ein Saugglas wirfen zu lassen, das mit einent Gummiball versehen ist. Man drückt den Ball zusammen, so daß die darin befindliche Luft herausgepreßt wird, und setzt das Glas fest auf die Warze. Dann läßt man den Ball sich wieder ausdehnen, wodurch die Warzen herausgezogen werden. Dadurch gewöhnt man sie an die Anstrengungen, die ihrer später warten. Zugleich werden aber auch die Milchdrüsen und die Gefäße für ihre spätere Aufgabe vorbereitet. Bei tiefliegenden Brustwarzen, die häufig vorkommen, ist diese Vorbereitung unerläßlich. Sonst scheitert auch der bestgefaßte Vorsag, das zu erwartende Sind nähren zu wollen, und der Liebling muß der für so viele Säuglinge verhängnisvollen künstlichen Ernährung überlassen werden. Die Sauggläser sind in Gummiwarengeschäften erhältlich.
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Sygiene.
L. B.
Was man wissen muß, wenn man zur Apotheke geht. Das Gesetz schreibt dem Apotheker zum Schuße des Publikums strenge Bestimmungen vor. Ihre Kenntnis ist für jedermann zur Vermeidung von Unglüdsfällen überaus wichtig. Alle Arzneien zum innerlichen Gebrauch, zum Einnehmen müssen in runden Flaschen mit einem weißen Etikett verabreicht werden. Diejenigen zum äußerlichen Gebrauch und dazu gehört alles, was nicht durch den Mund in den Magen gelangt in sechsedigen Flaschen mit rotem Etikett und dem Aufdruck Außerlich". Patient und Pfleger sollen nicht nur sehen, sondern auch fühlen, was innerlich und äußerlich ist, um jede verhängnisvolle Verwechslung zu vermeiden. Hat man die Arznei aus der Apotheke geholt, so soll man nie ver
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gessen, vor dem Gebrauch zuerst genau das Etikett auf der Flasche anzusehen, ob auch wirklich der richtige Name darauf steht und nicht etwa durch Mißverständnis beim Abholen vom Apotheker eine andere Arzneiflasche verabfolgt worden ist. Dies kann besonders geschehen bei Patientennamen wie Meier, Schulze, Schmidt. Zugleich lese man auf dem Etikett genau die Anwendung der Arznei durch(„ stündlich ein Eßlöffel"," vor dem Gebrauch zu schütteln"). Die gesetzlichen Bestimmungen macht leider das Bublifum selbst oft wieder hinfällig. Der Apotheker darf die Arzneien nur in der oben geschilderten verschiedenen Flaschenart abgeben. Aber er kann dem Käufer nicht verwehren, sich in eine von Hause mitgebrachte sechseckige äußerliche" Flasche zum Beispiel Brustsaft einfüllen zu lassen, so daß dann zu Hause innerliche wie gefährliche äußerliche Mittel in eckigen Flaschen nebeneinander stehen. Empfiehlt der Apotheker, zur Vermeidung von Verwechslung lieber eine runde Flasche zu nehmen, dann glauben viele, er wolle des Verdienstes wegen eine neue Flasche aufschwatzen".
„ Es ist verboten, Gifte und startwirkende äußerliche Mittel in Trint- und Kochgeschirren abzugeben oder in solchen Krügen und Flaschen, deren Form und Bezeichnung die Gefahr einer Verwechslung des Inhalts mit Nahrungs- oder Genußmitteln herbeizuführen geeignet ist." Gifte in diesem Sinne sind nicht nur zum Beispiel verdünnte Karbolsäure, sondern auch die zum Scheuern und Pußen verwendeten Säuren, wie Salz, Schwefel-, Zuckersäure. Man sollte niemals derartige gefährliche Flüssigkeiten in Bier oder Weinflaschen und ebensowenig durch Stinder holen laffen. Auch stelle man nie solche Buzmittel in der Küche neben Öl- und Essigflaschen oder andere Flaschen hin, deren Inhalt zum Trinfen oder zur Bereitung von Speisen dient.
Läßt man durch Kinder Arzneien abholen, deren Rezept vielleicht schon vor einer halben Stunde in die Apotheke geschickt wurde, so gebe man einen Zettel mit dem genau aufgeschriebenen Namen der Person mit, für die die Arznei bestimmt ist. Sonst verlangt das Kind oft die Arznei für die Großmutter" oder„ für Dntel Dtto". In gleicher Weise empfiehlt sich das Aufschreiben der ohne Rezept gewünschten Mittel im Handverkauf( für 10 Pf.). Mandjes zeitraubende ärgerliche Zurückschicken würde vermieden; denn die ,, verfligten" Namen entfallen unterwegs häufig noch recht großen Kindern. Auch macht es gar nichts, wenn man die Namen falsch schreibt. Aus verkehrt Geschriebenem kann der Apotheker viel eher das Richtige herausfinden als aus dem„ kurios" Gesprochenen.
Ein gefährlicher Unfug ist es, Arzneien oder Rezepte an Bekannte zu verleihen. Einer hat ein gutes Mittel gegen ein bestimmtes Leiden. Ein Freund flagt„ genau über dieselben Krantheitserscheinungen". Warum soll er erst dem Arzte teures Honorar zahlen? Man hilft sich gegenseitig aus und bedenkt nicht, daß ganz verschiedene Krankheiten sehr ähnliche Krankheitserscheinungen auf weisen können. Sparsame oder unbemittelte Mütter, die sich mit Arzneimittelt für ihre franken Kinder aushelfen, können großes Unheil anstiften.
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Ein Märzentag.
Don Emma Dölt.
Ueber die Felder und durch den Wald Legt die Chauffee sich in grader Zeile, Und der Märzenwind, schneidend und kalt, Segt darüber in fliehender Eile. Kahl hängt in Ruten das Birkengezweig, Und die hohen Stämme der Buchen Recken sich nackt in der Lüfte Reich, Wie um Wärme und Licht zu suchen. Plötzlich, da fällt ein sonniger Strahl Durch die Wolken nieder zur Halde; Und wie anders mit einem Mal Wirkt die Stille im Frühlingswalde. Ueberall brechen die Knospen hervor, Glänzen in braunen und purpurnen Lichtern. Ueberall sproẞt's aus dem Boden empor, Gleich wie ein Lächeln in alten Gefichtern. Zwei Stunden später. Ein anderes Bild. Hell fällt das Licht herein von der Gasse, Und der Versammlungsfaal ist gefüllt: Männer und Frauen der Arbeiterklasse.. Schwielige Hand und gefurchtes Gesicht Zeugen vom Kampfe ums tägliche Leben. Nur in den Augen ein hoffendes Licht, Hier und dort auch ein müdes Ergeben.
th.