Für unsere Mütter und Hausfrauen
Nr. 26°
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Beilage zur Gleichheit ooo ooooo
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In altsverzeichnis: Auf Reisen. Von Otto Erich Hartleben . Elise Schweichel. Reform der Ernährung. III. Von M. Kt. Feuilleton: In der Barbierstube. Von
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Die Sonne lag noch auf den Straßen, Es war am hohen, reifen Tag Ein stummer Jubel ohne Maßen Erhöhte meines Herzens Schlag. Es klang in mir ein Spiel der Sinne Aus Kinderlust und Manneskraft, Und stolz und wonnig ward ich inne Des Glücks der freien Wanderschaft. Kein banger Führer, der mich leiten, Kein freund, der mich begleiten darfMein sind die Höhen, mein die Weiten, Rauh weht die Luft, so frisch und scharf. Und dennoch süß mit sanften Mächten Dringt Sonnenwärme tief ins Herz, Und wie ein Traum aus fernen Nächten Verschwindet jeder alte Schmerz.
Aus Bebel : Die Frau und der Sozialismus. Es ist ein Widersinn und ein schreiender Mißstand, daß Kulturfortschritte und Errungenschaften, die das Produkt der Gesamtheit sind, nur denen zugute kommen, die kraft ihrer materiellen Gewalt sie sich aneignen können, daß dagegen Tausende fleißiger Arbeiter und Arbeiterinnen, Handwerker usw. von Schrecken und Sorge befallen werden, vernehmen sie, daß der menschliche Geist wieder eine Erfindung machte, die das Vielfache der Handarbeit leistet, wodurch sie Aussicht haben, als unnüz und überzählig aufs Pflaster geworfen zu werden.
Nach seiner Natur und seinem Wesen ist der Staat ein Klassenstaat. Er wurde notwendig, um das entstandene Privateigentum zu schüßen und die Beziehungen der Eigentümer unter sich und zu den Nichteigentümern durch staatliche Einrichtungen und Geseze zu ordnen. Welche Formen immer im Laufe der geschichtlichen Entwicklung die Eigentumsaneignung annimmt, es liegt in der Natur des Eigentums, daß die größten Eigentümer die mächtigsten Personen im Staate sind und denselben nach ihren Interessen gestalten.... Aber die Staatsgewalt und alle, die an der Aufrechterhaltung der bestehenden staatlichen Ordnung interessiert sind, wären nicht imstande, dieselbe auf die Dauer gegen die Masse derer, die kein Interesse an derselben haben, aufrechtzuerhalten, wenn diese Masse zur Erkenntnis der wahren Natur dieser bestehenden Ordnung gelangte.
Der Konkurrenzkampf der Kapitalistenklasse der einzelnen Länder unter sich nimmt auf internationalem Gebiet den Charakter eines Kampfes der Kapitalistenklasse eines Landes gegen die des anderen an und ruft, unterstützt von der politischen Blindheit der Massen, einen Wettkampf der militärischen Rüstungen hervor, wie die Welt nie Ähnliches gesehen hat. Dieser Wettkampf schuf Armeen von einer Größe, wie sie nie zuvor eriſtierten, er schuf Mord- und Zerstörungswerkzeuge von einer Vollkommenheit für den Land- und Seefrieg, wie sie nur in einem Zeitalter vorgeschrittenster Technik wie dem unseren möglich sind. Dieser Wettkampf erzeugt schließlich eine Entwicklung der Zerstörungsmittel, die zur Selbstzerstörung führt.
Elise Schweichel.
1913
" Sei stets wahr und bleibe dir selbst treu." Diesen Wahlspruch hatte Robert Schweichel vor sein ganzes Wollen und Vollbringen gesetzt; und ihm folgte auch die Frau, deren Lebensgang hier zu zeichnen versucht wird. Wer mit beiden Jahre hindurch persönlichen 11mgang gepflogen, der kann schwerlich von dem einen sprechen, ohne des anderen zu gedenken; denn ihm entwirrten sich alle feinen Fäden, die diese zwei Menschen geistig und seelisch verbunden hielten, bis der Tod sie trennte. Die Schweichels sind Königsberger , Kinder also jener Stadt, der ein Johann Georg Hamann , genannt der Magus des Nordens, entstammte und von der ein Immanuel Kant die Flamme aufklärerischer Erkenntnis hinaussandte, in deren Wesen sich die mystische Gefühlsschwärmerei und grüblerische Verstandesschärfe des ostpreußischen Menschenschlags verkörpert. Beide, sowohl Robert wie Elife Schweichel, sind im Zeitalter bürgerlicher Revolutionen geboren, die seit 1789 bis 1849 über halb Europa hinweggingen. Und beide entsproßten dem begüterten Bürgertum, speziell dem der Kaufmannschaft. wurde am
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Elise Langer dies Elisens Familienname 17. September 1831 geboren. Am Steindamm betrieben die Eltern ein flottgehendes Schnittwarengeschäft; und jeder Einheimische wie Fremde, der hier einen flüchtigen Blick auf die Firmentafeln nebeneinander warf, erfreute sich an einem Stückchen zufallsmäßigen Straßenhumors, denn auf diesem Kleeblatt stand zu lesen: Mein Bräutigam.... Glisens Vater erwies sich als ein kluger kaufmännischer Rechner, der die Be
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Langer
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schwerlichkeit des Reisens selbst zu den Meffen des Auslandes nicht scheute, um stets seine Warenbestände auf der Höhe zeitgenössischer Produktion und modischer Anforderungen zu halten. Das blieb auch so, als er Witwer geworden war. Elise, obzwar fast noch ein Kind, führte nunmehr das Hauswesen. Und nicht bloß dies allein. Als ihre beiden älteren Geschwister eigene Wege gingen, hatte sie an den zwei jüngeren auch noch Mutterstelle zu vertreten, bis die in Pension gegeben wurden. Während dieser Jahre festigte sich ihr Charakter zu jener ganz auf sich gestellten Kraft und Energie, die von nun an mitbestimmend auf die Gestaltung des späteren Lebens einwirken sollten. Die damals 17jährige Elise ließ sich zunächst die Ausbildung ihres musikalischen Talentes angelegen sein. Sie studierte Klavier und Gesang, nicht um gesellschaftlichen Anforderungen zu genügen, sondern um sich als Erzieherin eine Eristena zu schaffen, wenn einmal nach Vaters Ableben die Notwendigkeit es gebieten würde.
In diese Vorbereitungszeit fiel Elisens Bekanntschaft mit Ro bert Schweichel für sie ein Ereignis, dem sich ihr Mädchenherz völlig gefangen gab. Robert Schweichel war der unerschrockene Redner, der in Studenten-, Bürger- und Arbeiterversammlungen gegen die politische Entmündigung des Volkes und die Ausbeutung der Proletarier zu Felde zog; der Publizist, dessen scharfe Feder die ostpreußischen Junker und das vormärgliche Staatsregiment bekämpfte; der aufrechte Mann, der weder polizeiliche Schikanen noch gerichtliche Aburteilungen scheute um der Wahrheit und Freiheit willen! Schon damals öffnete sich dem lebhaften Geiste des bisher allem politischen Getriebe ferngebliebenen Mädchens eine neue Welt. Durch Schweichel lernte Elise einige Persönlichkeiten kennen, die an der Spitze der politischen Bewegung des liberalen Bürgertums standen. So den mit Schweichel befreundeten Albert Dulf, Johann Jacoby , Rupp und andere. Es ist wohl möglich, daß die dadurch empfangenen starken Eindrücke die Reime zu Elisens nachheriger Entwicklung gelegt haben. Schweichel selbst war zu jener Zeit verlobt, und zwar mit der Schwester von Elisens einziger Freundin. Die jüdischen Eltern des schönen, reichbegabten Mädchens sahen dessen Verlöbnis mit Schweichel nicht gern, der sich ja seine juristische Karriere gründlich verscherzt hatte. Die Aussichten für eine eheliche Verbindung lagen wenig günstig in weiter Ferne, und um den Quälereien besonders des Vaters zu entgehen, nahm Schweichels Braut endlich eine Stellung als Goutbernante auf einem großen Gute in Masuren an. Schon nach Jahresfrist kehrte sie von dort todkrank heim, um bald zu sterben. Die tiefe Trauer um den Verlust der Geliebten zitterte noch lange in den Gedichten Schweichels nach. Gerade an ihrem Begräbnistag wurde er zur soldatischen Dienstleistung einberufen, und der