Nr. 15
Für unsere Mütter und Hausfrauen
auf 260 gehoben. Eine Vereinbarung der Kriegsfürsorge, wie auch das sprunghafte Steigen aller Lebensmittelpreise machte diese Maßnahme notwendig. Die Selbstkosten betragen heute pro Tag und Kopf etwa 23 bezt. 25 Bf. In demselben Augenblid würden freilich auch alle der Kriegsfürsorge unterstellten Familien ohne Einschränkung bezugsberechtigt. Die jetzige Wohlfahrtseinrichtung verwandelte sich in wirtschaftliche und ernährungstechnische Maßnahme großen Stils, dazu bestimmt, auf die zugleich beste und billigste Weise einen ausreichenden Ernährungsstand weiter Boltsschichten herbeizuführen oder aufrechtzuerhalten. Ferner fäme in Betracht, den vorhandenen Nahrungsmittelbestand in zweckdienlichster Weise zu verwerten und gleichzeitig in weiterem Umfang, als dies heute geschieht, eine sachgemäße Berwendung der Küchenabfälle zu ermöglichen. Sie könnten von der Zentralfüche aus täglich in frischem Zustand zu Fütterungszwecken abgeholt werden, und damit würde eine Ersparung von Futtermitteln anderer Art erzielt, die heute in der Großstadt vornehmlich daran scheitert, daß der Milchlieferant nicht zugleich Milchproduzent ist, und daß das Extraabholen der Abfälle von Haus zu Haus von den Landwirten als zu mühsam und kostspielig abgelehnt wird. Unser Frankfurter Beispiel zeigt, wie es gemacht und wie die Einrichtung erweitert und ausgebaut werden könnte. Als besonders wertvoll und darum nachahmenswert möchte ich bezeichnen, daß wir gute, sogenannte Hausmannskost in einer dem örtlichen Geschmack entsprechenden Form bieten. Auch daß durch das Effenholen über die Straße der Familienverband aufrechterhalten und die Verwahrung etwaiger Speisereste ermöglicht wird. Vielleicht wird man eines Tages auch dazu übergehen Lönnen, Transportwagen nach Straßenzügen geordnet laufen zu lassen. Selbstverständlich müßten diese Wagen und wenn möglich auch die Geschirre mit die Wärme schlecht leitenden Wandungen( Polsterungen aus Asbest, Stroh oder Papier ) ausgestattet sein.
Es ist nicht unmöglich, daß die Kriegsnot zum Ausgangspunkt einer Um- und Neuordnung der Familienwirtschaft werden könnte. Angesichts der Tatsache, daß die verheirateten Frauen in wachsendem Maße durch Erwerbsarbeit zum Unterhalt der Familie beitragen müssen, wäre das mindestens in den betreffenden Fällen als ein Fortschritt anzusprechen.
Montag, den 2. November 1914.
16 Pfd. Erbsen.
3
# Speck
•
1
=
Fett.
2
M
Mehl
1= Zwiebel
65
95
=
Erbswürste
11 Salz.
26
#
8 Brote
Donnerstag, den 5. Nov. 1914.
.
180 Pfd. Kartoffeln 5.50 Mt. 12 Gerste 3.36= Fett 3.50 N -.18=
4.80 Mt. 3.
=
.70 D
5
.
-40=
2
#
100#
5
Salz. Spinat Mehl.
•
-.06
-
=
5.20=
-.13=
%
24 Suppenwürfel.
Startoffeln
•
2.17= 3.24=
7 Brote.
4 Löhne.
4 Löhne u. Trambahn 8.20
27.90 Mt. 163 Portionen pro Kopf 17 Pf.
Dienstag, den 3. November 1914. 150 Pfd. Kartoffeln 5.60 Mt. 8= Haferflocken. 2.24-
312= 3
M
.
1.-= -.652.70
7.75= 24.64 Mt.
221 Portionen pro Stopf 11,05 Bf. Freitag, den 6. November 1914. 80 Pfd. Möhren 3.20 Mt. 245= 1.80=
Pflanzenfett
Ochsenfleisch. 36.
80
V
Startoffeln
3
#
45
#
Mehl.
-.70=
.
8
=
Salz.
-27=
•
5" M
Salz Nudeln.
3.34=
7 Brote*.
5 × 12 Wurft
4 Löhne.
5% Fett
80
=
Rotkraut.
25 Suppentwürfel
Grünes
8 Brote
.
4.-=
-.70
V
-.20= 3.24
=
4 Löhne u. Trambahn 8.20= 28.49 Mr.
197 Portionen pro Kopf 15,5 Pf. Mittwoch, den 4. November 1914.
30 Pfund Leber
27. Mr.
•
•
1½ Zentner Kartoffeln 4.60=
200 Brötchen
100 Köpfe Salat
10 Pfund Reis.
3= Salz.
12 Liter Salatöl. Gewürz
4 Löhne
•
=
.72=
2.70=
Schwefel, Wacholder.-.40=
-.60= 8.50= Trambahn u. Diverses 5.72=
62.09 Mt. 214 Portionen pro Kopf 30,4 Pf. Samstag, den 7. November 1914. 30 Pfd. Bohnen.. 6.60 Mt. 50 Kartoffeln 1.56 12 Fett. 1.05 0 -.63= -.06=
#
#
Sonntag, den 8. November 1914.
°
7 Brote
59
2.70 Mt.
42 Pfd. Kalbfleisch 29.40 Mt. Pfeffer, Nellen Pflanzenfett 1.20= 3 Löhne
3 Schoppen Apfelwein-.36=
2
=
4
#
Mehl..-.80= Kartoffeln. 5.51=
Salz
.-. 18=
.
.
180
2
-.07=
5.50=
45.78 Mt.
184 Portionen pro Kopf 24,9 Pf.
Feuilleton
Ich lag nachts im Dunkeln auf meinem Bett. Ich hörte die Tritte der Schuhleute auf dem Pflaster; ich hörte die Wagen von den Bällen heimwärts rollen; ich hörte das Lachen einer Frau unter meinem Fenster und endlich schlief ich ein. Und in der Finsternis hatte ich ein Traumgesicht. Mir träumte, Gott führte meine Seele zur Hölle. Die Hölle war ein hübscher Ort; das Wasser des Sees war blau, und ich sagte zu Gott :„ Hier gefällt es mir." Gott sprach: Wirklich?"
Vögel sangen, der Rasen zog sich bis ans Wasser und war mit Bäumen bestanden. Etwas weiterhin sah ich schöne Frauen unter den Bäumen lustwandeln. Ihre Gewänder waren von zarter Farbe und anliegend, sie selbst waren groß und anmutig und hatten lichtes Haar. Die Gewänder schleppten auf dem Rasen. Die Frauen glitten unter den Bäumen hin und her, und über ihren Häuptern hingen die gelben Früchte wie große Birnen aus geschmolzenem Gold. Ich sagte:„ Das ist sehr schön, ich möchte hingehen und fosten, wie" Gott
sprach: Warte!"
Nach einer Weile sah ich eine sehr lichte Frauengestalt vorübergehen; sie blickte hierhin und dorthin, bog dann einen Ast nieder, und es schien, als ob sie die daran hängende Frucht leise füßte. Dann setzte sie ihren Weg lautlos über den Rasen schwebend fort. Kaum war sie meinem Auge entschwunden, als zwischen den Stämmen wieder eine weibliche Gestalt erschien licht und schön wie jene, in zart getöntem Gewand; fie blidte ringsumher. Als sie niemand gewahrte, bog sie eine Frucht herab und besah sic. Als sie den richtigen Platz ausersehen hatte, drückte sie flüchtig ihren Mund darauf und ging weiter.
-
So sah ich andere und wieder andere Frauen sich lantlos nahen und über das Gras hinweghüschen.
Ich sprach zu Gott : Was tun sie?" Gott
sagte:„ Sie vergiften."
" Wieso?"
-
,, Sie berühren die Früchte mit ihren Lippen und bringen ihnen mit den Zähnen ein winziges Mal bei, das sie mit ihrem Speichel beneßen. Dann schließen sie mit den Lippen das Mal so, daß kein Mensch die Stelle gewahren kann und gehen weiter." Ich sagte zu Gott :„ Warum tun sie das?" " Damit kein anderer davon esse," sprach er. „ Wenn sie aber alle vergiften, so wird niemand mehr zu effent wagen; was haben sie davon?"
„ Nichts."
Und fürchten sie nicht, selbst auf eine Stelle zu treffen, die schon vergiftet ist?"
sprach: Gewiß, sie fürchten sich. Alle Menschen in der Hölle haben Furcht." Er hieß mich weitergehen. Das Wasser des Sees schien mir weniger blau.
-
Zur Rechten unter den Bäumen sah ich arbeitende Menschen. Und ich sagte zu Gott :" Ich würde gerne hingehen und mit ihnen arbeiten. Die Hölle muß ein fruchtbarer Boden sein das Gras ist so grün." Aber Gott sprach:" In dem Garten, den sie anlegen, wächst nichts."
Wir standen und blickten hin; und ich sah, wie sie zwischen dem Gebüsch arbeiteten und Löcher gruben, aber nichts einpflanzten, und wie sie die Gruben mit Stangen und Erde überdeckten und sich dann lauernd, ein Stück davon, hinter das Buschwerk setzten. Dabei bemerkte ich, daß jeder, wenn er ging, die Füße vorsichtig -.60= seste und stets acht gab, wohin er trat. Und ich fragte:„ Waz treiben sie?"
.
2.70=
4.32=
7
# Salz
--
1
#
Zwiebeln
1.70=
3
=
-.27#
3
=
Spect Mehl
1.23=
10 Brote*
<-. 64=
4 Löhne.
7.75 25.27 Mt. 200 Portionen pro Kopf 12,64 Pf. * Dabet je 2 geschenkte Brote.
7.75 D 43.19 Mr. 213 Portionen bro Kopf 20,27 Pf.
=
Gott sprach:„ Sie machen Fallgruben für ihren Nächsten." ,, Warum tun sie das?"
„ Weil jeder glaubt, daß er sich erheben wird, wenn sein Bruder stürzt."