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Für unsere Mütter und Hausfrauen
Der Teufel hatte aber hinter dem Ofen gesessen und alles ge= hört. Er freute sich, daß die Bäuerin ihren Mann zum Prahlen verleitet hatte: er prahlte ja, daß, wenn er genug Land hätte, so würde ihn auch der Teufel nicht holen können.
„ Es ist gut," sagte sich der Teufel, wir wollen sehen: ich will dir viel Land geben und dich gerade damit fangen."
II.
In der Nachbarschaft wohnte eine Gutsbesißerin. Sie war nicht sehr reich und besaß etwa hundertundzwanzig Deßjatinen Land. Anfangs bertrug sie sich mit den Bauern sehr gut und tat ihnen nie etwas zuleide. Nun stellte sie sich aber einen verabschiedeten Soldaten als Verwalter an, und dieser begann die Bauern mit Geldstrafen zu plagen. Wie sehr sich auch Pachom in acht nahm, kam es doch jeden Tag vor, daß entweder sein Pferd in den fremden Hafer ging, seine Kuh sich in den Garten verirrte oder die Kälber auf der fremden Wiese weideten; jedesmal gab es Geldstrafen. Bachom zahlte die Strafen und ließ seinen Ärger an seinen Hausgenossen aus. Gar oft hatte sich Bachom im Laufe des Sommers um dieses Verwalters willen an den Seinen versündigt. Als das Vich im Herbst in den Stall fam, atmete er erleichtert auf: das Futter kostete zwar Geld, dafür aber hörte die ewige Angst auf. Im Winter hieß es plötzlich, daß die Gutsbesitzerin ihr Land verkaufen wolle und daß der Besitzer der Herberge an der Landstraße mit ihr darüber verhandle. Als die Bauern davon hörten, begannen sie zu jammern und sagten:„ Wenn der Wirt das Gut bekommt, wird er uns noch viel ärger zusehen als die Gutsherrin. Wir können ohne dieses Land nicht auskommen, denn unser Besitz ist darin von allen Seiten eingeschlossen." Die Bauern gingen nun alle zur Gutsherrin und baten, sie möchte das Land nicht dem Wirt, sondern ihnen verkaufen; sie versprachen auch, einen höheren Preis zu zahlen. Die Gutsherrin ging darauf ein. Die Bauern wollten das Land als Gemeindegut crwerben; sie versammelten sich einige Male, um die Sache zu besprechen, konnten aber nicht einig werden. Jedesmal kam es zu Streitigkeiten, denn der Böse hatte seine Hand im Spiele. Darauf beschlossen die Bauern, daß ein jeder auf eigene Rechnung je nach seinem Vermögen kaufen solle. Auch darauf ging die Gutsherrin ein. Pachom hörte, daß sein Nachbar der Gutsherrin zwanzig Deßjatinen abgekauft hatte, wobei er die Hälfte des Kaufpreises in jährlichen Raten bezahlen durfte. Pachoni wurde neidisch. Sie werden", denkt er sich,„ das ganze Land aufkaufen und mir nichts übriglassen." Und er beriet sich mit seiner Frau.
" Da alle Leute kaufen," sagte er ihr, müssen wir auch an die zehu Deßjatineu kaufen. Sonst ist es ja wirklich kein Leben: der Verwalter hat uns mit den Geldstrafen fast zugrunde gerichtet."
Und sie überlegten sich, wie sie es anstellen sollten. Sie hatten hundert Nubel erspart; nun verkauften sie ein Füllen und die Hälfte der Bienenstöcke, verdingten den Sohn als Arbeiter, borgten sich noch etwas beim Schwager und brachten auf diese Weise die Hälfte der Kaufsumme auf.
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Als Pachom das Geld beisammen hatte, suchte er sich ein Stück Land nach seinem Geschmack aus es waren fünfzehn Deßjatinen mit einem kleinen Wald und begab sich zur Gutsherrin, um über den Kauf zu verhandeln. Sie wurden handelseinig, und er gab ihr eine Anzahlung auf die fünfzehn Deßjatinen. Dann fuhren sie in die Stadt und schlossen den Kaufvertrag ab; Pachom zahlte die Hälfte des Preises und verpflichtete sich, den Nest innerhalb zweier Jahre abzuzahlen.
Nun hatte Pachom ein ordentliches Stück Land. Er verschaffte fich Saat auf Kredit und besäte den gekauften Grund. Schon die erste Ernte war so gut, daß er gleich im ersten Jahr sowohl der Gutsherrin als auch dem Schwager die Schuld bezahlen konnte. So wurde Pachom Gutsbesizer: der Boden, den er bebaute, auf dem er mähte, sein Holz fällte und sein Vieh weidete, gehörte nun ihm. So oft Pachom auf sein eigenes Land hinausfuhr, um zu pflügen oder um die Saat und das Gras anzusehen, war er stolz und gücklich. Es schien ihm, daß auf seinem Grund und Boden ganz anderes Gras wachse und andere Blumen blühten als sonst irgendwo. Als er noch vor einem Jahre an diesem Stück Land vorbeigefahren, schien ihm das Land ganz gewöhnlich; jezt war es aber ein gesegnetes Land.
III.
So lebte Pachom in Freuden. Er wäre wohl ganz zufrieden gewesen, wenn ihm die Bauern nicht ständig mit den vielen Flur schäden zugesetzt hätten. Pachom ersuchte sie auf die freundlichste Weise, seine Felder und Wiesen in Ruhe zu lassen; es half aber alles nichts: bald ließen die Hirten die Kühe auf seinen Wiesen grafen, bald verirrten sich nachts die Pferde in sein Korn. Pachom
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beschränkte sich darauf, daß er das fremde Vieh wegtrieb; er verzieh den Bauern immer wieder und zeigte sie nie an; auf die Dauer wurde es ihm aber zu dumm, und er begann, die Schuldigen bei der Dorfpolizei anzuzeigen. Er wußte zwar, daß die Bauern es nicht mit böser Absicht taten, und daß es nur daher kam, weil sie so dicht beieinander wohnten; und doch mußte er sich sagen:„ Das kann ja wirklich nicht so weitergehen! Wenn ich es ihnen jedesmal verzeihe, werden sie bald mein ganzes Land ruimieren. Ich muß ihnen doch einmal eine Lehre geben!"
Er zeigte einen Bauern an, dann einen anderen, und beiden wurden Geldstrafen zudiktiert. Das ärgerte die Nachbarn, und von nun an kam es vor, daß sie ihn mit Absicht schädigten. Jemand fam nachts in sein Wäldchen und fällte zehn junge Linden, um sich aus ihrer Ninde Past zu machen. Als Pachom am nächsten Tage an dieser Stelle vorbeifuhr, sah er etwas weiß schimmern. Wie er näher kommt, liegen die abgeschälten Stämme auf der Erde, nur die Stümpfe ragen noch aus dem Boden. Wenn der Dieb wenigstens die äußersten Stämme vom Gebüsch gefällt und die mittleren stehen gelassen hätte; er hatte aber alle der Neihe nach abgehauen. Pachom wurde wütend.
„ Wenn ich nur wüßte, wer es war! Dem möchte ich einen ordentlichen Denfzettel geben!" Er überlegte hin und her und sagte sich schließlich:„ Es ist niemand anders als Ssemjon gewesen."
Er ging zu Sfemjon, durchsuchte seinen Hof, fand aber nichts; es fam nur zu einem Streit. Pachom war erst recht davon überzeugt, daß Ssemjon der Täter war. Er reichte eine Klage ein. Es fam zur Verhandlung, und die Richter mußten Ssemjon freisprechen, da jeglicher Beweis für seine Schuld fehlte. Darob geriet Bachom noch mehr in Zorn, und er fing einen Streit mit dem Schulzen und den Richtern an. Er sagte ihnen:" Ihr steht unter einer Decke mit den Dieben. Wenn ihr anständig wäret, würdet ihr den Dieb nicht freisprechen!"
Nun war Pachom mit den Richtern und den Nachbarn verzankt. Die Bauern drohten ihm mit dem roten Hahn. Pachom hatte zwar auf seinem Grund und Boden genügend Raum, doch in der Gemeinde wurde es ihm zu enge.
Um jene Zeit kam das Gerücht auf, daß viele Bauern weiter nach Osten auswanderten. Und Pachom sagte sich: Ich selbst brauche ja nicht auszuwandern, denn ich habe auch hier genügend Land; wenn aber jemand von den Nachbarn auswandern wollte, würde es hier geräumiger werden. Ich würde das Land der Auswandernden auftaufen und damit meinen Besitz abrunden; ich würde es dann bequemer haben, denn jetzt ist es wirklich zu engi" Als Pachom einmal zu Hause saß, flopfte bei ihm ein durchreisender Bauer an. Pachom gewährte ihm Nachtquartier, gab ihm zu essen und zu trinken und fragte ihn, woher er des Weges tomme. Der Bauer sagte, daß er aus dem unteren Wolgagebict komme, wo er auf Arbeit gewesen. Sie tamen ins Gespräch, und der Bauer erzählte von den Verhältnissen der Einwanderer in jener Gegend. Viele Leute aus seinem Dorfe seien hingezogen; man habe sie ohne Schwierigkeiten in die Gemeinde aufgenom men und einem jeden zehn Deßjatinen Land zugeteilt. Der Boden sei dort sehr fruchtbar: zwischen den Kornähren könne sich ein Pferd verbergen, und fünf Handvoll ähren gäben eine Garbe ab. Ein Bauer, der gänzlich verarmt und mit leeren Händen hingekommen sei, besize jetzt sechs Pferde und zwei Kühe.
Pachoms Herz entbrannte. Er sagte sich:" Was soll ich mich hier in der Enge plagen, wenn ich anderswo viel besser leben kann? Ich will meinen hiesigen Besitz verkaufen und mich mit dem Erlös drüben einrichten. Denn hier in der Enge wird man ständig zu Streitigkeiten verleitet. Nur muß ich zuerst selbst hin und mir die Sache näher anschauen."
Als die Sommerarbeiten zu Ende waren, machte sich Pachom auf den Weg. Er fuhr bis Ssamara die Wolga hinab und ging von dort etwa vierhundert Werst zu Fuß. Er kam in die Gegend. Alles stimmte. Die Bauern hatten dort viel Land. Einem jeden waren zehn Deßiatinen zugeteilt, und Fremde wurden ohne Schwierigkeiten in die Gemeinde aufgenommen. Wer aber auch noch Geld mitbrachte, durfte außer den angewiesenen zehn Deßjatinen noch so viel Land kaufen als er wollte; eine Deßiatine bester Erde kostete nur drei Rubel.
Als Bachom alles an Ort und Stelle kennen gelernt hatte, fehrte er zum Herbst nach Hause zurück und begann, seinen Besitz zu verkaufen. Er verkaufte sein Land mit Gewinn, verkaufte sein Gehöft, sein Vieh, trat aus der Gemeinde aus und zog im nächsten Frühjahr mit seiner Familie in die neue Heimat.( Forts. folgt.) Berantwortlich für die Redaktion: Frau Klara Bettin( Bundel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bei Stuttgart .
Druck und Berlag von J. H. W. Diez Nachf. 6.m.b.8. in Stuttgart .