Nr. 24
Für unsere Mütter und Hausfrauen
Einige Quark- und Gelatinespeisen.
In der letzten Nummer haben wir unseren Leserinnen einiges über den Nährwert und die Verwendung von Quark und Gelatine im Haushalt mitgeteilt. Hier geben wir einige Kochvorschriften. Sie sind einem in Stuttgart bei Kohlhammer erschienenen Heftchen entnommen, in dem Frau Anna Lindemann einige wenig bekannte Gerichte für fleischlose Tage" zusammengestellt und mit einer ernährungswissenschaftlichen Einleitung versehen hat.
Quarkflöße. 100 Gramm Kartoffeln,/ Pfund Quark, 60 Gramm Mehl, Salz, 2 Eier. Die Kartoffeln tocht man den Tag vorher, schält und reibt sie; den Duart streicht man durch ein Haarsieb und vermischt ihn mit den Kartoffeln. Dann gibt man Eier, Mehl und ein wenig Salz daran, schafft den Teig tüchtig durcheinander und formt Klöße daraus, die man in kochendes Salzwasser einlegt und 15 Minuten langsam kocht.
Quart mit Kräutern. 1 Pfund Quark, 2 Eßlöffel Kräuter ( Petersilie, Dill, Thymian, Estragon und dergleichen), 3 Eßlöffel Milch, eine Prise Salz. Den Quark durch ein Sieb streichen, mit der Milch verrühren, die feingewiegten Kräuter und Salz untermengen. Quark mit Schokolade. 1 Pfund Quark, 125 Gramm Schokolade, 1 Eßlöffel Zucker. Den Quark durch ein Sieb streichen, ge= riebene Schokolade und Zucker untermengen. Zum Garnieren kann man einen kleinen Teil ohne Schokolade zurücklassen.
Süßer Nudelauflauf mit Quark. 1 Liter Milch, 25 Gramm Butterersatz, eine Prise Salz und 40 Gramm Zucker werden zum Kochen gebracht und 200 Gramm Hohlnudeln oder feine Nudeln darin weichgekocht. 1 Pfund Quark wird durch ein Sieb gestrichen und mit 40 Gramm Zucker und 25 Gramm zerlassenem Fett ver= mischt. Hierauf füllt man Nudeln und Quart abwechslungsweise in eine vorbereitete Auflaufform, die oberste Lage müssen Nudeln sein. Man belegt den Auflauf mit Fettflöckchen und backt ihn 3/4 Stunden im Ofen.
Mandelsulz.% Liter Milch, 60 Gramm Mandeln, 150 Gramm Zucker, 15 Gramm Gelatine( 12 bis 14 Blatt). Die abgebrühten, geschälten Mandeln werden fein gehackt oder gerieben. Dann gibt man sie mit den anderen Zutaten zusammen und läßt das ganze aufkochen. In eine vorbereitete Form geschüttet, läßt man die Speise in Eis erstarren. Will man die Speise nährstoffreicher machen, so kann man ein bis zwei Eigelb nach dem Aufkochen unter die Masse quirlen.( Ahnlich läßt sich die Speise mit gerösteten, gemahlenen Haselnüssen herstellen.)
Gemüsesulz mit Reis. ½ Pfund verschiedenes Gemüse, Salzwasser zum Kochen, ½ Pfund Reis, Salzwasser und Suppengrün, 2 Eklöffel gewiegte Petersilie, 12 Gramm Gelatine auf% Liter Flüssigkeit, Salz und Essig nach Geschmack. Gemüse und Reis je einzeln weichkochen. 1/2 Liter Flüssigkeit mit Salz und Essig ab= schmecken, Gelatine darin auflösen, aufkochen lassen, abkühlen. Spiegel gießen, Gemüse, Reis und Sulz schichtweise einfüllen, erfalten lassen, stürzen.
Sulz von Fleischresten. 2 Liter Wasser, ½ Liter Essig, / s Liter Wein, 1/2 Lorbeerblatt, 4 Pfefferkörner, 3 Nelfen, 1 Scheibe Zitrone, 1/2 Pfund Fleischreste, 20 Gramm weiße Gelatine, 1 Bouillonwürfel, etwas Maggi. Das Wasser wird mit dem Gewürz 10 Minuten gekocht, die anderen Zutaten, mit Ausnahme vom Fleisch, dazugegeben und durch ein Sieb gegossen. Eine gut ausgespülte Ringform wird 1 Zentimeter hoch mit der Brühe gefüllt und auf Eis gestellt. Das Fleisch, gleich welcher Sorte, wird durch die Hackmaschine getrieben und mit der noch übrigen Flüssigkeit vermischt. Dieses füllt man auf die erstarrte Sulz und läßt es gestehen. Saure Milchspeise( sehr gut). 3 Liter saure Milch, Saft einer Zitrone, 14 Gramm rote Gelatine, ½ Glas Rum, 150 Gramm Zucker. Die Milch quirlen, durchseihen, etwas erwärmen, eingeweichte Gelatine im tochenden Zitronensaft auflösen, Zucker und Rum in die Milch geben und in die Masse mischen; das ganze in geölte Form füllen und kalt stellen.
Milchsulz. 1 Liter Milch, 200 Gramm Zucker, 1½ Stange Vanille, 20 Gramm Gelatine. Die Milch wird mit der zerschnittenen Vanillestange aufgefocht und 4 Stunde zum Ausziehen hingestellt. Dann gibt man Gelatine und Zucker dazu, läßt alles unter Rühren noch einmal aufkochen und schüttet es durch ein Sieb in die mit Waffer ausgespülte Form. Man läßt die Speise einige Stunden, möglichst auf Eis, erkalten.
Schokoladesulz.% Liter Milch, 1 Viertelpäckchen Vanillin, 30 Gramm Kakao, 200 Gramm Zucker, 15 Gramm weiße Gelatine ( 12 bis 14 Blätter). Alle Zutaten gibt man mit der kalten Milch in eine Messingpfanne und rührt das Ganze mit dem Schneebesen bis zum Kochen. In einer gut vorbereiteten Form läßt man die Speise einige Stunden erfalten.
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Feuilleton
Beim Gemeindevorsteher.*
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Als Per das zwanzigste Lebensjahr zurückgelegt hatte, mußte er des Königs Rock" anziehen, wodurch er gezwungen war, Kild Pejrsen den Dienst aufzusagen, so leid es beiden tat.
Wieder heimgekommen, verdingte er sich als Oberknecht bei Hans Nielsen , dem Gemeindevorsteher. Das war ein Mann, ge= messen und gespreizt in seinem Auftreten, daheim wie außer dem Hause; sein Blick war kalt und streng; er beteiligte sich nicht selbst an der Arbeit, sondern ging wachsam umher wie ein beaufsichti= gender Verwalter, dessen Befehle augenblicklich befolgt werden mußten. Er ließ sich auf keinerlei Vertraulichkeit oder Scherz ein wie Kild Peirsen, dagegen hatte er nichts von dem mürrischen Wesen des Bertel.
An einem Oktobertag hatten sie bei Nielsen Kartoffelernte. Schon bei Sonnenaufgang kamen die Leute auf zwei zusammengekoppelten, fnarrenden Leiterwagen auf dem Felde angefahren. Es waren die Allerärmsten des Kirchspiels, die zu der Arbeit des Kartoffelgrabens angenommen wurden. Der Vorsteher verstand sehr wohl, fie in ihren Schlupfwinkeln aufzuftöbern, und wer von diesen Ausgestoßenen hätte wagen können, diesem Gemeindetönig einen Tag Arbeit zu versagen? Die meisten waren alte, entkräftete Menschen, die auf gebrechlichen Füßen standen. Aber friechen konnten sie immerhin noch; und da es hier nicht mehr brauchte, war so weit alles gut und schön; denn wie Hans Nielsen bemerkte, das müßte schon das allerjämmerlichste Geschöpf sein, das nicht einmal zum Kartoffelausnehmen zu gebrauchen wäre". Die versammelte Schar war eine ausgezeichnete Illustration zu diesem geflügelten Wort des Gemeindevorstehers.
Da war der 70jährige Ywer Madsen mit den roten verglasten Augen und der hohen knotigen Stirn, in der die Runzeln wie mit einer Egge eingerißt schienen. In seiner Jugend hatte er an der Schlafzimmertür Friedrichs VI. Wache gestanden, und er erzählte gern Geschichten aus seiner achtjährigen Soldatenzeit. Da war der hagere schwarze Tischlerfranz, der verhußelte Dangard, der die feinsten Eichenfärge für die reichen Leute der ganzen Gegend gezimmert hatte, aber jetzt von allem so entblößt war, daß er faum ein Stemmeisen besaß. Dann war da der Wolle Skajbaek, * Aus Jeppe Aakjaer : Die Kinder des Zorns. Eine Gesindegeschichte. Verlag von Georg Merseburger in Leipzig . Wieder sind es die Skandinavier, die als Pioniere der modernen proletarischen Literatur kraftvoll vorangehen. Im Verlag von Merseburger, Leipzig , find bereits eine ganze Reihe nordischer Proletarierdichter in deutscher Übersetzung erschienen. Von Martin Andersen Nerö, dessen gewaltiger Roman Belle, der Eroberer in fast allen größeren Parteizeitungen seinerzeit erschienen ist, finden wir hier eine ganze Reihe Erzählungen, Novellen, Reisebilder und den Roman Sühne. Andersen Nego war Steinbrucharbeiter, Viehhüter, Bauern fnecht, Schuhmachergeselle und hat sich zu einem der bedeutendsten Künstler seiner Zeit emporgeschafft. Johann Faltberget war noch vor wenigen Jahren Grubenarbeiter in Norwegen . Seine Erzäh lungen führen mitten hinein in das nordische Bergarbeiterleben. Auch die Seemannsgeschichten des einstigen Matrosen John William Nylander und die Arbeiterromane Johann Stjoldborgs bringt Merseburgers Nordische Bücherei. Jeppe Aakjaers die Kinder des Zorns entrollen in aller Einfachheit ein erschütterndes Bild aus dem Leben der Bauernknechte und Landtaglöhner Dänemarks. Mit kräftigen Strichen sind die prozigen, brutalen Hofbauern gezeichnet. Das ärmliche und der schlimmsten körperlichen und sittlichen Verwilderung ausgesetzte Dasein des Hüterjungen, das Los der Bauernknechte und Mägde, die armen, gedrückten, geistig wie förperlich verfrüppelten Landtaglöhner, die Anfänge einer Arbeiterbewegung auch in diesen Schichten, das alles rundet sich zusammen zu einem großen Gesamtbild, zur packenden Tragit einer ganzen Bevölkerungsgruppe, zur erbarmungslosen Anklage gegen ein herrschendes System. Und auch dort, wo die Zustände im einzelnen anders sind, wirkt das Erzählte dennoch typisch, denn die Ausbeutung ruft überall dieselben rücksichtslosen Unternehmercharaktere, jenes scheue und gedrückte Wesen der Abhängigen hervor, und überall fämpft sich aus dem Sumpf der Unwissenheit, Armut und geistigen Knechtschaft ein neues fampftüchtiges Geschlecht empor. Das hier abgedruckte Kapitel zeigt die Verhältnisse auf dem Bauerngut eines Gemeindevorstehers, der die Bedeutung seiner amtlichen Stellung geschickt auszunügen versteht, um dadurch seine wirtschaftliche Übermacht noch zu stärken und die Ausbeutung der Gemeindarmen systematisch zu betreiben. Die Psychologie des armen Taglöhnervoltes, das sich alles gefallen läßt, in Schmuß und Siechtum an Geist und Leib verkümmert, ist von erschreckender Wahrhaftigkeit. Die Sprache ist voll bündiger Kraft und derber Anschaulichkeit.