Nr. 2 Für unsere Mütter und ÄauSftauen 7 «I gibt Wohl kaum einen Brief, m dem fi« nicht voller Freude von deren körperlicher und geistiger Entwicklung berichtet. Stet» ist A» darauf bedacht, daß Augusten» Bildung sich natürlich entfaltet. Sie selbst blieb nach wie vor bestrebt, ihren Seist zu bilden. Sie las damals den zweiten Teil von Wilhelm Meister mit großem ver- Gnügen, aber auch mit der Überzeugung, daß sich die Welt dagegen Noch mehr wie gegen den ersten Teil auflehnen würde. Sie war mit ihrer Mutter nach Braunschweig gezogen, denn ihr Plan, in Dres den zu leben, wurde durch ein Verbot der Behörden vereitelt. In dieser Zeit knüpften sich Karolinen » Beziehungen zu August Wilhelm Schlegel immer enger. Auch sein« Geschwister Friedrich und Charlotte traten in freundschaftlichen Verkehr mit ihr. Au» den Briefen an Friedrich Schlegel entnimmt man, wie Karoline trotz aller Unannehmlichkeiten, die ihr die Schwärmerei für die Kepublikaner eintrug, an ihrer Neigung für die Freiheitskämpfer treu festhielt. Ihr blieben die Neufranken eine Kulturnation, die sie den alten Griechen gleichstellt, und in ihrer temperamentvollen Weise erklärte sie au» dem Klima und den Produkten de» Landes die Stürme von Leidenschaft, die die Revolution hervorrief. We niger freundlich als die Geschwister stellte sich Schlegels Mutter zu der bevorstehenden Verbindung ihres SohneS mit der seltenen Frau. Gleich so vielen besorgten Müttern legte sie großen Wert darauf, etwas über die Vermögenslage der zukünftigen Schwiegertochter zu erfahren. Sie hörte zwar über diese, daß sie die anmutsreichste und geistvollste Frau wäre, die man sich denken könne, aber sie be unruhigte sich doch sehr, daß die Heirat der Zukunft ihre» Sohnes schaden könnte. Indessen war diese Besorgnis hinfällig. Als da» jung« Paar in Jena 17gS seinen Einzug hielt, zeigte e» sich, daß dort doch eine freiere Luft wehte als sonst irgendwo in Deutschland . lFortsetzung solzt.> c> o o Die verbesserte Kochkiste. Seit einer langen Reihe von Jahren benutz« ich nun tagtäglicki eine selbstgefertigte Kochkiste, wie ich sie einst in der„Gleichheit" beschrieb. Sie ist mir unentbehrlich geworden, denn sie enthebt mich für Stunden der Beaufsichtigung der Speisen; sie gestattet mir ohne Erhöhung des Geldaufwandes eine abwechslungsreichere Kost, sie spart Feuerung, hält die Küche frei von überflüssiger Wärme und Kochdünsten, und sie macht schließlich viele Speisen wohl schmeckender und leichter verdaulich al» bei der üblichen Zubereitung auf dem Herde. Im Laufe der Jahre habe ich bei meiner Kochkiste einige Verbesserungen angebracht, die ich den Leserinnen der„Gleich heit" zur Nachahmung empfehlen möchte. Ursprünglich war meine Kochkiste mit Heu gestopft. Al» ich nach jahrelanger Benutzung an die Erneuerung dieser Füllung gehen mußte, nahm ich Holzwolle, die sich ebenso vortrefflich bewährte. Besonders gut ist die grobe Holzwolle von Eierkisten. Die Füllung braucht gar nicht so übermäßig fest zusammengestampft zu sein. Kleine Lufträume dazwischen sind auch schlechte Wärmeleiter. Außerdem kann man dann leicht Töpfe verschiedener Größe in der Kiste unterbringen. Die Füllung wird dann an den Seiten nach Bedarf etwas auseinandergeschoben oder zusammengedrückt. Der Boden muß natürlich völlig eben und festgestampft werden. Im Anfang benützte ich nur ein große?, mit Heu gestopftes Kissen zum Zudecken der beiden in der Kiste nebeneinander untergebrachten Töpfe. Jetzt habe ich außerdem für jeden Topf ein kleines Kissen. Nun brauche ich die Kochtöpfe nicht mehr gleichzeitig einzusetzen. Ich kann sie in beliebigen zeitlichen Abständen nacheinander der Kochkiste anvertrauen und sie ebenso wieder herausnehmen, ohne �oß der in der Kiste zurückbleibende Topf merkbar abkühlt. Be nütze ich gewöhnliche Kochtöpfe, deren Deckel nie so fest schlicht, tvie dies bei den richtigen Kochkistentöpfen der Fall ist, so lege ich das kleine Kissen bereits auf den Topf, wenn ich ihn vom Feuer nehme. So kann sich der Deckel nicht so leicht verschieben. DaS große Kissen wird selbstverständlich auch benützt und über beide mit den kleinen Kissen bedeckte Töpfe gebreitet und an den Seiten festge stopft. Die wichtigste Verbesserung an der Kochkiste ist jedoch die Stei gerung ihrer Leistungsfähigkeit durch Einlegen eines erhitzten Scha mottesteines. Die sogenannten Heinzelmännchen-Kochkisten gehören bekanntlich zu den besten Selbstkochern, die zurzeit im Handel stnd. Leider sind sie zu teuer, als daß ihre Anschaffung im bescheide nen proletarischen Haushalt allgemein möglich wäre. Aber die Zur Wärmeaufspeicherung verwendete runde Echamotteplatt« des Heinzelmännchen-Apparates ist einzeln käuflich. Sie ist mit einem eisernen Reifen und mit einem Ring zum Anfassen versehen und kostet je nach Größe l.lll bis l,60 Mk. Einen solchen Heizstein kaufe man sich in einem großen Haushaltungsartikelgcschäft oder in einem Warenhaus und«inen Asbestkochteller von derselben Größe für etwa LS Pf. dcqu. Nun kann man in der mit Heu oder Holzwolle gefüllten Kochkiste fast ebenso gut und schnell kochen wie in dem teuren Heinzelmännchen-Apparat. Während man die Speisen kurz vorkocht, erhitzt man die Wärmeplatt« auf dem Gaskocher, im Herd feuer oder im Winter auch im Zimmerofen. Der Stein muß so heiß werden, daß einige darauf gespritzte Tropfen Wasser zischend verdampfen. Dann faßt man den Stein mit einer Zange am Ring, legt ihn in die mit dem Asbestteller ausgelegte Öffnung der Koch kiste, setzt die im verschlossenen Topf angekochte Speise vom Feuer schnell darauf, deckt daZ Kissen darüber und schließt die Kiste. Während man in der gewöhnlichen Heu- oder Holzwollekiste die Kochdauer immer auf ungefähr da» Doppelt« der gewöhnlich zum Garwerden nötigen Zeit berechnen muß, braucht man bei Verwen dung des Schamottesteines kaum mehr al» die sonst bei Herd- oder Gasfeuer übliche Zeit. Oft ist der Stein beim Herausnehmen der Speis« noch so heiß, daß er einen Topf mit kaltem Wasser, Milch oder dergleichen zu erwärmen vermag. Wird die Kiste nach dem Ge brauch immer gut gelüftet, so bleibt sie frei von Speisegerüchen, trocken und appetitlich. Daß viele Speisen bei der Bereitung in der Kochkiste ganz be sonders wohlschmeckend werden, kommt daher, daß heftiges Kochen den meisten Speisen nicht zuträglich ist, wohl aber das langsame Garwerden(bei Schmorfleisch, Kochfleisch, Gemüsen) und das all mähliche Aufquellen(bei Hülsen- und Körnerfrüchten, Mehlspeisen und dergleichen) bei einer dicht unter der Siedehitze liegenden Tem peratur. Ferner werden das Aroma der Speisen, die Duft- und Geschmacksstoffe der Gewürze den Gerichten besser erhalten, weil in der fest verschlossenen Kiste nichts entweichen kann. Schließlich trägt zum erhöhten Wohlgeschmack der Speisen auch bei, daß sie gleich mit dem nötigen Schwitzmehl vorgekocht werden, während man die? bei dem sonst üblichen Kochverfahren deS leichten An brennen» wegen gewöhnlich erst am Schlüsse der Kochzeit zusetzt und nur notgar werden läßt. In der Kochkiste aber, wo Anbrennen und Überkochen nicht vorkommen können, wird die Mehlbindung langsam vollkommen gar und verleiht der Speise erhöhten Wohl geschmack. Bei den ganz außerordentlichen Schwierigkeiten, die die Führung der Küche den Hausfrauen der minderbemittelten Klas sen und vor allem den erwerbstätigen unter ihnen heute bereitet, wird ihnen die Benützung dieser Küchenbchelf�doch manchen Dienst leisten können. dl. llt. Feuilleton Beim Gemeindevorsteher. cs°rti-,ung, „Dir, Gneis, wird man wohl nicht extra was bezahlen brauchen," fand Nielsen—„es wär' denn, du hast die gewisse Buttel Brannt wein im Konsum auf Borg genommen," fügte er lachend hinzu. „O, da käm' man schön an. Ohne Geld kriegt man doch nirgends waS als Geschrei und Getu," entgegnete Gneis und spie voll In grimm auS. „Du kriegst doch so, WaS du brauchst, von der Kommune." „Freilich, freilich; aber c» tat' einem doch auch manchmal wohl, einen eigenen Pfennig zu haben." HanS Nielsen überhörte gänzlich den von Gneis ausgesprochene» Wunsch und fuhr fort: „Und du, Franz, ja du weißt doch, daß du dich in meine Scheuer legen kannst, wann du nur willst; jetzt kennst du ja schon— wen» man so sagen darf— die Lokäler; und die Tür steht auch alleweil offen, so weiß ich nicht, ob— hehe." „Hm, nei— n; hm, nei— n; ich muß nichts— ä— ich muß gar nichts haben für den Tag Arbeit, das ist ja nicht der Rede wert," sagte Franz und schüttelte sich in seinem dünnen Kittel. „Jetzt zu dir, Mette," sagte HanS Nielsen ,„du möchtest Wohl gern eine Kanne Milch für die Kinder mit heim haben; und auf eine Metze Erdäpfel, wenn der Acker umgepflügt wird, soll'S auch nicht ankommen, wenn du dir sie hinterm Pflug selbst auflesen magst."„Ja, ich dank' schön; da könnt' ich weiter nicht klagen," meinte Mette,.wenn'S nur nicht geht wie voriges Jahr, wo sie so lang in der Erde geblieben sind, bis sie wurmig waren, daß sie nicht einmal die Schweine gemocht haben." „Aber da bist ja jetzt du, Sofie! Wie sollen wir zwei es mit einander halten?" bemerkte Nielsen in dem Gefühl, daß eS hier an den Beutel gehen würde, da sich Sofie als die Unabhängige fühlte.
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26 (15.10.1915) 1
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