10 Für unsere Mütter und ÄauSfrauen Nr.Z Augusten» Tod längere Zeit in Braunschweig bei ihrer Mutter, wäh rend Schlegel sich in Berlin aufhielt. Es entspann sich ein lebhafter Briefwechsel mit Schelling, der wohl den Entschluß der beiden stärkte, sich für immer anzugehören. Immer wieder legte Karoline Schelling an» Herz, Goethe die Schätze seine» Innern aufzuschließen und viel bei ihm zu sein. Sie will leben, weil Schelling ihr da» Leben wieder lcbenSwert macht, und ihre Natur hilft ihr, den großen Schmerz über den Tod der Tochter zu überwinden:.Da» ist mein innerstes Leben, daß ein Lächeln grenzen kann an die unsäglichste Not." Sie versuchte noch einmal, das Zusammenleben mit Schlegel wieder aufzunehmen. Sie ging nach Jena und richtete die Häus lichkeit für ihn ein, wartete aber vergeblich auf ihn. Er war in Berlin gefesselt, während seine Frau ihr möglichstes tat, um ihm «in angenehmes Leben in Jena zu bereiten. Ihr verdankte er es, daß Goethe sich der Aufführung seines TrauerspielsJon" annahm. Der Bericht, den Karoline von der Uraufführung in Weimar gab, bei der Goethe eine geradezu glänzende Regiekunst entfaltete, kann als ein Meisterstück kritischer Beobachtung bezeichnet werden. Sehr amüsant ist dabei ihre Schilderung des Weimarer Publi kums. Die strenge Scheidung zwischen Adel und Bürgertum, die Intrigen der verschiedenen Literaten, der Neid der großen Geister, von dem sie auch Herder und Schiller nicht freispricht: das alles zeigt einen scharfen, oft rücksichtslos beobachtenden Geist. Um so größer ist Karolincns Bewunderung und Dankbarkeit für Goethe. Er hat mit unendlicher Liebe an Dir und dem Stück gehandelt," meldet sie Schlegel. Goethe spendete aber auch einer Kritik, die Kn- roline über denJon" veröffentlicht hatte, ohne sie als Verfasserin zu kennen, großes Lob und rühmte Schelling die reine und schöne Ansicht darin.- Da Schlegel den wiederholten Aufforderungen, nach Jena zu kommen, nicht Folge leistete, machte sich Karoline auf, ihn in Berlin zu besuchen, um zu endgültiger Klarheit zu gelangen. Dort kam sie zu der Erkenntnis, daß ein Zusammenleben mit Schlegel nicht mehr zu ermöglichen sei, und beide wandten sich mit einem Ge such um Scheidung an den Herzog von Weimar . Sie schildern darin die Veränderungen, die in ihrer sechsjährigen Ehe eingetreten sind, und die Notwendigkeit vollkommener Freiheit und Ruhe für die durch den Verlust der Tochter schwer geprüften Karoline und den durch seine literarische Tätigkeit sehr in Anspruch genommenen August Wilhelm Schlegel . Die Trennung wurde vollzogen, und beide blieben auch fernerhin in achtungsvoller Freundschaft verbun den. Natürlich fehlte es auch jetzt wieder nicht an Klatschereien und Verleumdungen aller Art. Karoline setzte sich in vornehmer Weise darüber hinweg. Sie nennt die Welt, der sie entstammt, eine andere als die, der sie angehört.Man kann nie wissen, was ge schieht und ein Mensch zu tun gezwungen wird," entgegnet sie den Freunden, die an ihr zweifeln. Als Fundament jeder echten Freund schaft stellt sie den Satz auf:Dieser oder jene mögen tun, was sie wollen, so werden sie doch etwas behalten, was aller Freundschaft wert ist und ich nicht von meinem Herzen reißen will." Die Trau ung mit Schelling fand im Mai 1803 statt.(Schluß folgt.) o O o Äauswirtschaftliche Sorgen und Forderungen. Je kürzer die Tage werden, um so sorgenvoller blickt die Haus mutter in der Familie des Arbeiters, Handwerkers, Unterbeamten, kurz der kleinen Leute, der nächsten Zukunft entgegen. Der nahende Winter bedeutet für sie jederzeit eine Erhöhung der HaushaltS- kosten, aber auch der Arbeit und Mühen der Wirtschaftsführung. Der heurige Winter jedoch wird wie sein Vorgänger, ja vielleicht noch mehr als er, ein Sorgen- und Lastenbringer sein. Der Krieg steigert die hauswirtschaftlichen Ausgaben geradezu ungeheuer, er schwert das Haushalten und bürdet Millionen von Frauen zu den häuslichen Verrichtungen noch Erwcrbsarbeit auf. Die Kosten der wichtigsten Lebensbedürfnisse haben eine Höhe erreicht, die in schreiendem Gegensatz zu dem kärglichen Wirtschaftsgeld der meisten Hausmütter steht. Manche gewöhnten, ja unentbehrlichen Gegen stände des täglichen Verbrauchs sind sehr knapp geworden und für Leute mit einem kleinen Beutel geradezu uncrhältlich und uner schwinglich. So wachsen Sorgen und Nöte in der Familie des arbeitenden Volles, zumal dann, wenn der Vater unter der Fahne steht oder gar in wie vielen Fällen I fern von seinen Lieben ein vorzeitiges Ende gefunden hat oder Wohl auch als Ver wundeter, als Krüppel in einem Lazarett liegt. Nun heißt es für die Frau, die Mutter: verdienen, möglichst viel verdienen! Die Hausarbeit aber bleibt ihr, sie kann sich nicht gleich der reichen Dame ein Zimmermädchen und eine Köchin mieten, ja sie ist meist außerstande, auch nur für einige Tage im Monat eine Waschfrau zu bezahlen, und wenn es im Heim eine herangewachsene Tochter gibt, die helfen könnte, so mutz diese gewiß auch dem Erwerb nach gehen. Unter solchen Umständen ist für die Frau des kleinen Manne» alles von großer Wichtigkeit, was dazu beitragen kann, den Haus halt zu verbilligen und zu vereinfachen: Geld, Zeit, Arbeit, Kraft zu sparen. Sehen wir zu, ob trotz des Krieges nicht in mehr als einer Beziehung die Möglichkeit dazu vorhanden wäre. Mit großer Bangigkeit denkt die Hausfrau in den ärmeren und wenig bemittelten Schichten, wie es im Winter mit der Beleuch tung werden wird. Mit einem Stoßseufzer der Erleichterung be grüßte sie die Nachricht, daß nach einer Verfügung des Bundes rats vom Ib. Juli an das Liter Petroleum im Kleinverkauf nicht mehr als SL Pf. kosten darf, wenn man eS abholt, und nicht mehr als 34 Pf., wenn es ins Haus geliefert wird. Hatte sie doch 70 Pf. und mehr dafür auf den Ladentisch legen müssen! Allein mit der Verbilligung des Petroleums allein ist es noch nicht getan.Reis und Pflaumen sind ein schönes Gericht", heißt es bei Fritz Reuter , aber man mutz eS haben." ES fehlt an Petroleum . Nach dem, was die Zeitungen schreiben, kann in Deutschland nur etwa der fünfte Teil des Bedarfs daran gedeckt werden. Bei dieser Feststellung er innert sich die Frau mit Schrecken des vorigen Winters. Welches Elend, als man nur alle vierzehn Tage und später nur alle drei Wochen ein Liter Petroleum erhielt, und auch das nicht immer ganz sicher! In der Familie des werktätigen Volkes ist das Petroleum der Hauptbeleuchtungsstoff. Hier kann die Hausmutter nicht mit den Hühnern schlafen gehen, auch wenn sie es in ihrer Müdigkeit manch mal gern täte. Sie ist abends die letzte, die das Lager sucht, und morgens die erste, die von Pflichten wieder aufgescheucht wird. In den kurzen Tagen muß sie lange bei künstlicher Beleuchtung schaffen. Die jüngeren Kinder brauchen Licht bei ihren Schulauf gaben, der Vater und die älteren Geschwister können nicht im Dunkeln fitzen, wenn sie von der Arbeit heimkommen. Und in wie vielen Familien muß für jung und alt bei der Heimarbeit der Tng bis tief in die Nacht hinein verlängert werden, wenn das Salz zum Brot verdient werden soll! Man vergesse auch nicht die vielen allein stehenden Mädchen und Witwen, die sich als Heimarbeiterinnen armselig genug durchschlagen. Sehr viele Arme und Kleine leben außerdem in Wohnungen, die in hochummaucrten Höfen usw. ge legen sind, in Wohnungen, die keine großen, breiten Fenster haben und wo es im Winter spät Tag und früh Nacht wird. Wer diese Verhältnisse kennt, der empfindet es auch, daß in dem kommenden Winter die Beleuchtungsfrage eine schwere Sorgcn- frage für die Frauen der breiten Volksmasse sein wird. Eine tröst liche Aussicht scheint allerdings zu winken. Petroleumlampen, so heißt es, können leicht für Spiritusglühlicht eingerichtet werden. Das klingt recht schön, aber die Möglichkeit hat gerade für die Haus mutter in den Familien der Unbemittelten mehr als einen Haken. Die Industrie hat die Schwierigkeiten überwunden, in genügender Zahl gute Spiritusbrenner ohne Verwendung von Kupfer und Messing herzustellen. Allein diese sind nichts weniger als billig, wenigstens für die Leute, die jeden Pfennig vierteilen sollten, um durchzukommen. DieSpiritus-Glühlickit-KriegSgesellschaft" ver treibt den Spiritusbrenner.Kriegslicht" einschließlich Docht zu einem Preis, daß er im Kleinhandel für 4 Mk. zu haben ist. Ja diesem Betrag sind aber die Kosten des Zubehörs nicht inbegriffen: Glühstrumpf, Zylinder, Füllstück und Füllkännchen, die sich zusam men auf l,2S Mk. stellen. Macht also im ganzen nach Adam Riese S,2Z Mk., eine Kleinigkeit für die Begüterten, eine Summe, die sehr viele Hausmütter auch dann noch erschrecken wird, wenn sie wie eS geplant war allmählich abgezahlt werden kann. Es ist er forderlich, daß Glühkörper und Zylinder von besonders guter Be schaffenheit sind, sie sollen deshalb nur von bestimmten Firmen in den Handel gebracht werden. Es würde ein Wunder sein, wenn da? nicht gegen entsprechenden Preis der Fall wäre. Und die Herrich tung der Petroleumlampe für SpirituSglühlicht scheint auch nicht ganz einfach zu sein. Ein Füllstück mit passendem Anschlußgewinde muß zwischen Lampensockel und Brenner angebracht werden. Die Umänderung, so heißt es,setzt eine gewisse Sachkunde voraus". Die Kriegslicht-Gescllschaft empfiehlt deshalb, sie von dem Klein händler vornehmen zu lassen, bei dem der Brenner gekauft werde. Zlber wird die Umänderung immer möglich sein? Häufig genug mußte die Hausfrau beim Ankauf ihrer Lampen auf die Billigkeit sehen, und sie sind schlecht. Oder auch: sie sind schon alt und abge nutzt. Kurz, das Herrichten zahlt sich nicht aus oder ist überhaupt unmöglich. Dazu fehlt eS an der sicheren Gewähr, daß das Spiritusglühlicht nicht doch ziemlich teuer zu stehen kommen wird. Die Kriegslicht-