Zapplige Pakete. Postskizzen von Karl Lütge. Der Ssterreichtsche Zox. Ganz zu unterst. aus dem Pokethaufen in der Ecke der großen Packkammer, kam das schrecklich« Heulen. E» siel allen aus die Nerven. Besonders dem Sekretär Schmidt und der sagte endlich auch unwillig: »Lehmann— sehen Sie mal nach, was sür ein Biest da unten heult.- Der Aushelfer räumte brummend den Stapel ab. »Ae Hund isses. Das hört mer doch.— Nu natierlichl Noch derzu«n Foxl- Der Sekretär hieß ihm. den Hund zum Schweigen zu bringen, der, nachdem man ihm so fürsorglich Luft gemacht hatte, nun mit doppelter Lungenkraft heulte. »Ja, das Biestchen hat halt Durst,- meinte ein anderer Aus« Helfer. »Dann geben Sie Ihm wo» zu saufen>- »Da ist nichts zu machenl Durch die paar Luftlöcher, die w der Kiste sind, kann er nicht fauren.- »Dann lasten Sie ihn herausl- »Dürfen wir denn das. Herr Sekretär?- »Ach so! Natürlich nein!— Also lasten Siel- Der Hund, de» dem Gespräch zweifelsohne mit Jntereste gefolgt war, heulte immer stärker, als er feine Aussichten schwinden sah. Es war für die Beteiligten kaum zum Ausholten. Ein alter Unter« beamter fragte endlich schüchtern den Sekretär Schmidt: „Was meinen Sie, Herr Sekretär, ob man ihn nicht doch raus» läßt und zu saufen gibt? Er wird ja dann gleich wieder in seine Kiste gesteckt.- Der Sekretär wehrte holig ab: »Nein, nein. Huber, mit meiner Einwilligung nichtl- Er erhob sich zur Bekräftigung oder wenn man so wollte, um anzudeuten, daß er nur die Verantwortung nicht übernehmen wollte und verlieh sein Pult. Man beratschlagte unterdesten rasch. Huber war dafür, daß man den Hund herausließ. Er galt all« gemein als mitleidig« Seele und man hänselte ihn mit dieser Schwäche. Das erfolgte auch jetzt. Andere warnten ihn. Aber er ließ trotzdem den Foxterrier aus dem Kasten und gab ihm in einer alten Leimbüchie Waster zum Saufen. Freund Fox blickte den gütigen Spender mit dankbaren Hunde« äugen an, blinzelte vergnügt zum Lichte hin, wedelt« ein paarmal mit dem Schwänze und jagte dann wie besessen aus der Halle, deren Schiebetür wegen Ausladung von Paketen offen stand. Do stand nun mit dickem Knpfe der gutmütige Huber. Alles Nachblicken und Suchen hatte nicht den geringsten Erfolg. Er kraute sich den Kopf und war ratlos. Einige hänseften ihn. Und ein paar junge Aushelfer erboten sich, ihm zu helfen. Der eine sagt« eifrig: »Ich schasse Ihnen einen anderen herbei. Fertig ist die Laube!' Den einzigen Köter, den er sah, fing er gewandt. E« war ein Mops. Den bracht« er. Huber wehrte erschreckt ab. »Aber da« geht doch nicht. Es war ja ein Fox.. »Wollen Sie sich selber einen Fox sangen?— lieber Haupt wird der Sekretär gleich wiederkommen...* Es half nicht». Der Mops mußte daran glauben. »Man rinn in die Kiste!' sagte der junge Bursche und warf ihn behend« in den durchlöcherten Holzkasten. Damit war die Sache erledigt und in schönster Ordnung. Als der Sekretär kam und die verräterische Büchs« mit den Tappsspuren sah, lächelte er nur oerstehend und gutmütig.... Doch nach acht Tagen kam er mit sehr bösem Gesicht und einem langen Dienstschreiben »Also hören Sie mal.... Alles was recht ist.... Hier de» schweren sich die Oesterreicher, daß sie statt des in Nürnberg abge« sandten Foxterriers«wen Mop«— sogar»inen total verlausten alten Kerl— bekommen hatten.... Soviel verstehen doch die Oesterreicher auch, um einen Mops von einem Foxterrier unter« scheiden zu können... Na. ich kann nichts beweisen.... Aber. Huber. nicht wahr, Hunden geben Sie nichts wieder zu Saufen.... Wir sind hier auf der Post für andere Dinge angestellt.... Heut« will Ich den Oesterreichern gegenüber mal so tun, als wären wir Unschuldslämmer.... Sie verstehen.....'. Der verprügelte Pudel. Ein kleines Postamt irgendwo in Mitteldeutschland . Der einzige Beamte sitzt an seinem Tische und vergleicht die Adressen. Da jaull e» in der Ecke ans dem Patetstapel heraus. »Nanu?- Cr fleht nach. Es ist ein Hund in einem der Kasten. Der« muttich hatte das arme Tier Hunger. Denn als er den Lattentasten I freigemacht hatte, scharrte und winselte der Hund ganz jämmerlich. »Wart' ein Augenblickchen, mein Pudel... Er suchte die Reste seine» Frühstück» zusammen. Aber der Hund ftaß sie nur ganz widerwillig. »Ach, du hast Durst....' Er öffnet« den Kasten, ließ den Pudel heraus und gab ihm zu saufen. Da meldete nebenan de, Apparat. Er ging hinüber. In« zwischen betrat den Raum der Landbriefträger. Als er den Pudel erblickte, hob er ergrimmt den Knotenstock, schlug aus dm Pudel ew, öffnete die Tür und schimpfte: »So... so... da.. siehst«, das haste davon! Was haste hier drinne zu suchen, Lausebiest!' Der Beamte hörte nebe.ian den Lärm, steckte den 5tops zur Tür herew und ftagte: »Was ist denn los, Schröder?' »Ach, hier hat sich so ein Hundebiest hereingeschiichm. Da» habe ich oermöbelt und rausgeschmissen... »Menschenstind, der Pudel gehört doch in die Kiste dal Schnell, laufen Sie, daß Sie ihn noch wieder kriegen...' Selbander rannten sie dem Pudel, der es nicht sonderlich eilig hatte, nach. Doch Immer, wenn sie ihn bald erreicht hatten, ergriff ihn ein tolles Freiheitsgelüste und er entwischte im letzten Augenblick immer wieder mit ftöhlichem Bellen. Doch schließlich hatte man ihn doch gefangen, schleppte ihn zurück, verstaute ihn wieder in die Kiste und er ging mit der nächsten Post ab. In dem Postamt öffnete man nie wieder noch so zapplige, de» räuschoolle Pakete. Der Nlelo. Die QkschZftstÜchtigkett, die aus allem, aber auch aus ollem ihre Profit« zu ziehen versteht, wird an einem köstlichen Beispiel in Stefan Großmanns„Tagebuch- persifliert: Es gibt sehr intelligente, guiherzige und geschmackvolle Wen« schen. die sich unrichtig ernähren und— wie sag lch's nur?— ihre unrichtige Ernährung von Aeit zu Aeit ihren Mitmenschen zu Ge« ruch und Gehör bringen. Beliebtheit aber Ist nur möglich bei tadel« und vor allem lauilosem Stoffwechsel. Wie manche wertvolle Unterhaltung ist schon durch unvorhergesehene Nebengeräusche ge« stört, welcher herzliche und Innige Kontakt durch jäh aufgetaucht« Atmosphären unterbrochen worden. Da wird es denn Taufend« Nebenmenschen Interessieren, daß eine Stuttgarter Firma, deren Nomen ich schamhast verschweige, obwohl falsch« Schamhasttgkeit hier nicht am Platze ist, einen Apparat erfunden hat, der die plötzliche— wie sagte man Im Kriege? — Vergasung zu oerhindern imstande sein soll. Di« Firma hat zuerst«ine trefflich« Broschüre herausgegeben:»Blähungen mW ihr« Bedeutung für die Gesundheit-(nicht der Firma, sondern de» Blähenden). Darin tritt die Firma sür ein unbedingte Darm» frerheit. vor allem sür absolute Entgastmgsfreihelt ein. Diese» natürliche Menschenrecht widerstrebt ober dem G sellschasisgesetz der Schicklichkett Und so entstand... der Melo. In einem illustrier- ten Prospekt, an alle Deutschen gerichtet, wird da» wichtige In» strument geschildert. Es ist ein»sinnreich geformte» Röhrchen', wiegt nur 6 Gramm, entspricht der Krümmung de» Darms und kann mit Parfüm gefüllt werden, sowohl, mit Parfüm. Es wird Tag und Nacht getragen. Dank Ihm gibt es keine geräuschvolle» Ueberraschungen mehr, auch keine atmosphärischen Trübungen. Er sorgt für lautloses Austreten kleiner Gasmengen, die durch das tm Meto aufbewahrte hochkonzentriert« Parfüm aufs Angenehmst« präpariert werden. Jeder Melo-Träaer ist als Nachbar erwünscht! Freilich mabnt der Prospekt, den Melo nie ohne Deckel zu tragen. Eine Füll« von Anerkennungsschreiben wird in einem zweiten Prospekt vorgelegt. Man lese: Ein Kommerzien'-at G. in 0. telegraphiert:»Melo verloren. Erbitte sofort Ersatz!".- Frau S. In D schreibt:»Tag und Nacht litt ich unter Angst» gesübsen. Durch den Meto Ist«» besser geworden.- Frau F. C. In I. schreibt:»Wir stnd außerordentlich zufrieden mit der Wirkung, meine Mutter und Ich.'(Hier scheint das In» strument den Famirensrieden gehoben zu haben.) Prinzessin N. N. schreibt: JSd) höre Gutes von Ihrem Meio' («Igentlich sollte man vom Melo gor nichts hören)»und ersuche um Ausendung- Frau Rektor B. in v. schreibt:»Mein Mann Ist nicht mehr ver» stimmt.-(Offenbar seit die Gattin sich der Erfindung bedient.) Reallehrer Dr. C. In P. schveibi:„Ich mag den Melo nicht mehr entbehren, weder im Unterricht, noch daheim. Ich holte Ihn sür Lehrer wirklich unentbehrlich-(Melo stärkt und sichert zweisello» das Ehrsurchtsverhölimz von Scbüler und Lehrer) Das letzte Gutachten aibt Frau Dr. R. in H. ab:»Der Meto ist eine Erlösuna für Schamhafte. Für dl« Familiensitte ist es geradezu unentbehrlich.- Das Familien« und das Geselljchaftsleben hat unter dem Kriege sehr gelitten. Solche unscheinbare Erfindungen sind im« stand«, die alt« Trautkeit Im Fam'lien« und Freundeskreise aus eine reinere und stillere Grundlage zu dringen. DI« häusliche Gemüt» lichkeit, ehedem zuweilen ouis peinlichste unterbrochen, ist nun auf eine, darf man sogen: melodischer« Basis gestellt.
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