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Parteileben.

Mer über den Parteien sich wähnt mit folgen Mienen, Der fleht zumeist vielmehr beträchtlich unter ihnen.

Trau' feinem, der nie Partei genommen Und immer im Trüben ist geschwommen! Doch wird dir jener auch nicht frommen, Der nie darüber hinaus will fommen.

Fällt einer ab von eurer Schar, So laßt ihn laufen und richtet nicht; Doch dem, der zu euch floßen will Bon dort, dem schauet ins Geficht!

Betrachtet eurer Gegner Schwächen Und lernt, am beffen euch zu räden, Das eigne Unkraut auszuflechen!

Mls Gegner achte, wer es lei! Strauchblebe aber find feine Partei!

Gottfried Kelles.

Das war der Einzug der Hohenzollern in die Mart Branden burg. Ihr Auszug soll den weiland getreuen Untertanen leider teurer zu stehen kommen. Zwar wurbe, bei dem etwas überstürzten Abschied, auf Huldigungen Berzicht geleistet, dafür verlangt man aber jetzt nicht weniger als hundert Millionen. Sollte es am Ende nicht, wie damals, mit einer Lonne Bernauisch Bier zu machen sein, auch wenn fle bel dem gegenwärtigen niedrigen Martfurfe etwas mehr als 17 Groschen kostet?

Hat Sherlock Holmes gelebt?

Keine dichterischer Erfindung entsproffene Figur ist im lezten Menfchenalter so vollstümlich geworden wie Conan Dorles berühm ter Detektiv Sherlod Holmes. Nicht nur in England, dem Heimat lande des Autors, in den übrigen angelfächsischen Ländern, bel allen Kulturnationen erfreut sich dieser findige Mann seiner Beliebtheit, und man fann fagen, daß er das Borbid für eine ganze, höchft um­fangreiche Literatur geworden ist, die nicht nur im Roman und auf der Bühne, sondern vor allem auch im Film bis zum heutigen Tage die Maffe feffelt. Bei dieser ist freilich vielfach der Glaube an die lebendige Wirklichkeit dieses Detektios verbreitet, und fein geistiger Schöpfer muß hinter die Gestalt seiner geschichten Erfindungsgabe felbft in England befchelden zurücktreten.

Hat nun Artur Conan Doyle feinen Sherlock Holmes wirklich

Wie die Hohenzollern in die Mark kamen. sans frei erfunden oder verbirgt sich hinter diefem berühmt ge

Bon John Schifowsti.

An einem Märztage des Jahres 1411 erschlen vor den Loren Berlins ein geharnischter Ritter mit fleinem Gefolge. Damit der Bächter ihm öffnete, mußte er, wie die Sitte es vorschrieb, sein Bifter öffnen und feinen Namen nennen. Er stellte fich vor als Edler Bend von lenburg", und fein Wunsch war, dem Rat von Berlin , dem Adel und der hohen Gelftlichkeit eine tönigliche Bot­fchaft zu überbringen.

Der Inhalt der Botschaft aber lautete: Der König Gigismund, der einft geruht hatte, die Mark Brandenburg an felnen Better Jobst von Mähren zu verpfänden, ist jeßt, nach dem in Gott erfolgtem Ableben des Leggenannten wieder Herr feiner getreuen Untertanen geworden und beauftragt den Edlen von Jlenburg, In seinem Namen die Huldigung der brandenburgischen Stände entgegenzunehmen.

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wordenen Ramen lediglich ein befonders tüchtiger Bertreter des Detektivberufs? Diese Frage eingehend zu beantworten, hat Jeffle Garby ermöglicht, die jahrelang mu dem Urbild des Sherlock Holmes befreundet gewesen ist und in einer Biographie diefes Mannes von ihm ein Bild entworfen hat. Denn ein Urbild hat Sherlock Holmes in der Tat gehabt; nur war diefes fein Detektiv, sondern ein Arzt. Er war der Profeffor Dr. Joseph Bell , ein bedeutender Chirurg und Kliniker in Edinburg , der vor zehn Jahren in der Schottischen Hauptstadt gestorben Ift. Conan Doyle war als Medi­ziner ein Schüler Bells und Affistenzarat in dem von ihm geleiteten Krankenhaus. In dieser Eigenschaft hatte Conan Doyle die Auf­gabe, dem Profeffor neu eingelieferte Krante vorzuführen, und er tam aus dem Staunen nicht heraus, wenn er fah, wie der Gelehrte aus einer fleinen, unbedeuter den Einzelheit jeden Charakter wun­derbar rasch und ficher zu analyfleren verstand, und wie er in allen Im hohen Haufe", dem jetzigen Lagerhaus", Klofter- Zweifelsfällen an der Haltu.ig, der Kleidung oder der Physiognomie Kraße 76, wo die brandenburgischen Martgrafen refidierten, da das des Patienten durch logische Schlupfolgerungen wesentliche Auf­Schloß an der Spree damals noch nicht erbaut war, fand die Huldi- fchlüffe erhielt. Mit geradezu verblüffender Sicherheit errlet Bro­gung statt. Die versammelten Stände vernahmen die Kunde, daß fie feffor Bell so die Lebensweise, den Beruf, die Rationalität und die von jetzt ab nicht mehr jobstisch, sondern wieder figismundifch felen, Heimatproving feiner Kranten. Diefe Enthüllungen des Profeffors brüllten dreimal Brandenburg ! Brandenburg ! Brandenburg !" und fekten Krante und Aerate gleicherweise in Berwunderung. Da beschloffen, eine Gesandtschaft an den töniglichen Hof zu fchiden, der kommt ja ein Flickschuster!" sagte Dr. Bell eines Tages, als der in beruhigend sicherer Ferne in der ungarischen Stadt Ofen refidierte. Batient, der ihm vorgestellt werden folite, faum über die Schwelle Etwa ein Bierteljahr später fehrte diese Gesandtschaft nach des Krantenfaates getreten war. Und den Studenten erklärte. ber Berlin zurück mit der Nachricht, der König habe den Burggrafen Brofeffor, die Hofen des Mannee felen gerade dori abgemußt, wo Friedrich zu Nürnberg aus dem Haufe Zollern zum hin die Schufter das Leder halten, um es au flopfen. Einen be obersten Hauptmann und Statthalter der Brandenburger Mart er- fonders bezeichnenden und meitwürdigen Fall hatte Profeffor Bell nannt. Diese Nachricht ließ die Berliner äußerst fühl, von dem einmal felbft erzählt. Eines Tages schritt ein Mann durch den Landadel aber wurde sie mit stillem Ingrimm aufgenommen. Die Hörjaal, in dem Bell gerade Borlesung hielt. Meine Herren," edlen Junter witterten in dem neuen Berwefer mit Recht einen fagte Bell, nachdem er dem Monn ein paar Sekunden mit den überflüffigen Konkurrenten, der die Raubgeschäfte, die jeder von Bliden gefolgt war. Sie haben hier einen Menschen gesehen, der thnen auf eigene Fauft betrieb, in feiner Hand zentralifleren Soldat in einem hochländerregiment, und zwar wahrscheinlich bel würde. Indeffen verging fast ein Jahr, ehe der Herr aus Süddeutsch- der Kapelle gewesen ist Der Mann hatte einen Gang, wie man land fich fehen ließ. ihn in Schottland bel den Dudelfacbläfern flieht und das hatte den Brofeffor auf seine Bermutung gebracht. Der Mann beftritt auf feine Frage jedoch ganz entschieden die Richtigkeit der Bellschen Deutung feines Ganges . Und ich habe mich trotzdem nicht ge­täuscht," rief der Profeffor aus; indem er den Mann mit dem eigen artigen Gang von zwei Dienern in einen Rebenfaat bringen und dort entfleiden ließ. Dabel machte man fofort die Entdeckung, daß der Mann am finten Arm ein mit Feuer eingebranntes Zeichen Tiefverlegt in feinen landesväterlichen Gefühlen beftleg der hatte: diejes Zeichen hatte die Gestalt eines D und bedeutete Holze Boller fein Roß und trabte gen Berlin . Hier, meinte er, Deferteur. Darum hatte der Mam mit dem fomifchen Gang fein werde es ihm beffer ergehen. Aber er täuschte sich bitter. Es half Golbatentum lo hartnädig in Abrede gestellt. nichts, daß er der Stadt ihre alten Privilegien gnädigst und feierlich Der Klinifer von Edinburg Juchte feinen Schülern immer wie bestätigte: man blieb fühl bis ans Herz hinan. Der vorgeschriebene der begreiflich zu machen, daß die Beobachtung, die selbst die kleine Huldigungsaft wurde zwar unter den Linden des Klosterhofes, im ften Mertmale nicht unbeachtet läßt, eine der wichtigsten Grund­heutigen Garten des Klostergymnafiums, mit Ach und lagen aller Medizin fei. Der Arzt müsse durch scharfe Beobachtung Krach vollzogen, aber die erwartete Begeisterung der Getreuen blieb den Kranten schon zur Hälfte fennen, bevor er ihn noch untersucht aus und die rebellischen Junker lockerten bereits die Plempen in habe. Trotz alledem wäre Bell nie auf den Gedanken gekommen, Ihren Wehrgehenken. daß er eines Tages der Welt als Privatdetektiv gezeigt werden Da fühlten die Bürger Berlins schließlich ein menschliches würde und daß noch dazu einer feiner Lieblingsschüler fich ein­Rühren. Der Rat beschloß, sich nicht lumpen zu laffen und stiftete fallen laffen fönnte, ihn in folcher Berkleidung als Romanhelden wie das Pufthiussche Chronicon meldet- Friedrichen von zu präsentieren. Conan Doyle hatte auch schließlich felbft zugegeben, Sollern zu feiner Anfunft eine Zonne Bernauisch daß sein ehemaliger Lehrer das Arbild des Sherlock Holmes Bier, to damals 17 Groschen gekostett" Darstelle.

Ende Juni 1412 erft traf Friedrich in der Mark ein, und zwar erfchien er zunächst in der Kur- und Hauptstadt Brandenburg , wo er die jubelnde. Begrüßung feiner neuen Untertanen erwartete. Aber er wartete vergebens. Bon Tag zu Tag stieg fein fchmerzliches Er­staunen: weder der Adel noch die Bertreter der Stadtgemeinde ließen fich blicken. Ein paar fromme Nebte und einige elende Spießbürger waren die einzigen, die ihn schließlich den litfomm boten.