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Das Sirkenbäumchen. Von Gustav Falke . Ich weiß den Tag, es war wie heut«, ein erster Maitag, weich und mild, und die erwachten Augen freute das überfonnt« Morgenbild. Der ftohe Blick lief hin und wieder, wie sammelt er die Schätze bloß? So pflückt ein Kind im Auf und Nieder sich feine Blumen in den Schoß. va sah ich dicht am WegeSfaume ein Ltrkenbäumchen«infam steh«, rührend im ersten Krühlingsflaume. Könnt' nicht daran Vorübergehn. In feinem Schatten stand ich lang«, hieU feinen schlanken Stamm umfaßt und legte leife meine Wange an seinen kühlen Silberbast. Sin Wind flog her, ganz facht, und wühlte im zarten Laub wie Schmeichelhaad. Sin Zittern lief herab, als fühlt« das Bäumchen, daß es Liebe fand. Und war vorher die Sehnsucht reg«» hier war fi« still in sich erfüllt, es war, als hätte hier am Wege stch eine Seele mir enthüllt. Unser ftbönster Gartenzierstrauch» Alte» und Neue» vom Flieder. Bon Eduard Oppel. Es gibt heute kaum einen Strauch, der stch einer solchen Der« breitung in den deutschen Gärten ersteut wie der Flieder. Unter dem Nomen Lilac wurde er zuerst im Jahre!SS4 von Karl» V. und Ferdinand» I. Leibarzt Peter Andrea» Mattioli skizziert und be- schrieben. Kurz vorher war der Strauch au» Konstantinopel nach Wien gebracht worden. 1562 kam er al» türkischer Flieder weit« nach Europa . In Afrika , wo er häufig war, hieß er Seringa, ßinni gab diesem Namen durch die Umlauwng ln Syringa einen klassischen Anstrich, aber die Pflanze war weder im Mittelalt« noch im Alter- tum bekannt. Daher begeht Richard Wagner , schreibt Cohn,«inen Anachronismus, wenn er in denMeistersingern ", deren Handlung « in die Mitte de» 16. Jahrhund«ts verlegt, am Hause de» Hans Sachs in Nürnberg den Flieder am Iohannisabend(23. Juni)so mild, so stark und voll" duften läßt. Eicherlich verstößt« ab« auch gegen den Pflanzenkalender, da Eyringa im Mai blüht und Anfang Juni bereits abgeblüht hat. Unser Flieder legi im Wonnemond fein Hochzeitskleid an. Die Gärtner ober haben längst gelernt, im Novemb« und Dezember, um Weihnachten und Neujahr b«eits blühenden Flieder zu habe». Der moderne Blumcngärtner arbeitet ja mit den merkwürdigsten Mitteln, mtt Wärme und Kalle, mit Aecher und Chloroform usw., um zu un- gewohnten Zellen diese und jene Blüte zu erzwingen. Med« wird meist im Warmhau»getrieben", und die blaßgrünen Blätter wie die bleicheren Blüten»«raten die Tortur, der die Pflanz« ausgesetzt war. Ab« alle diese bleichsüchttgen H«rlichkeiten müssen hinter der üppigen Fliederblütenpracht im Mai zurückstehen. In dieser Freude am Blühen verrät stch ein« außerordentliche Lebenslust der Pflanzen, die wir auch an sonsttgen Erscheinungen be- obachten können. Werden z. B. die oberirdischen Tell« altersschwach und naht ihr Ende, so schießen aus neuen Knospen, die sich an der noch lebenskräftigen Wurzel bilden, junge Sprosse hervor, in die da» Leben des alten Strauches gleichsamhinübergerettet" wird. So sehen wir kaum einen Fliederbusch, d« nicht von üppigem Roch- wüchse umgeben wäre. In dies« Beharrlichkell de» Lebens, in der Fähigkeit, die Lebensgeister rasch und sich« in neue Zellgemein- schasten Lberzuletten, sehen wir«in vortreffliche» Mittel, die Ge- fahren im Dasein»kompfe zu üb«stehen. Für die Lebenslust de» Flieder» spricht auch d« Umstand, daß« am Schwarz» Meer« da» ganze Jahr über grün belaubt ist, wie die Zentifolie in Rom , d« Pfirsichbaum in den nvrdoftikanischen Oasen und die Platane in Athen . Die jungen Mädchen Neben die großen herzförmigen Blätt« de» Med«» wie jene des Efeus, in denen die geschwungenen Linien d« Vlattnerven noch ein zweite» und drittes Herz einzeichnen, fast eben- sosehr wie die großen Blütenkerze». denn das Herz ist und bleibt ihnen ein liebes Symbol. Die Einzekbtütchen der Syringe sind ver« hältnismäßig Nein, erst da» einträchtige Zusammenstehen macht si» wichtig und eindrucksvoll. Und doch, welch ein Kunstwerk ist so ein Einzelblütchenl Wenn man ein Blütentricht«ch«n w den Haut» runzeln des Daumens balanciert oder einen Blütcnbogen baut, indem man ein Blütchen in das andere steckt, wenn man die kleinen Röhr- che» aussaugt, um das Tröpflein Honigseim zu schlürfen, oder gar vor ein« brummenden Imme«schrickt, die mit gelben pollenbelade» nen Hinterbeinen(Höschen) von einer Blume auffährt, dann hat man halb spielend, halb ernsthaft mehr naturwissenschaftliche Werte aufgenomen, al» eine Stunde.beschreibend«" Botanik zu bieten vermocht hätte. Ein Glück, daß man endlich von der rein beschreiben- den zur dynamischen Unterrichtsmethode auch in den Schulen üb«- gegangen ist, daß man endlich nicht nur mehr die Produkte de» Werden» und Schaffens der Natur betrachtet, sondern sich w die treibenden Kräfte dieses Schassens vertieft. Ist mit Hilfe der Insekten oder durch Selbstbestäubung die Be- sruchtung der Blüten erfolgt, so reift die Kapselftucht, die sich mit zwei Zklappen öffnet. Die leichten flachgedrückten Samen haben kleine niedliche Flügelchen und werden vom Winde in ein and«es Reich getragen, damit sie nicht der Mutterpflanze den Boden streitig machen. Was wir beim Flieder so hoch schätzen, ist nicht nur die schöne Blüte, sond«n der würzige D u f t, der ja die meisten unser« Früh- lingsblumen auszeichnet. Man denke nur an das Veilchen und die Maiblume, die Hyazinthe und die Primel, den Waldmeister und die Nelke. Nach Kern er, der den ersten Versuch ein«Einteilung d« Düste" gemacht hat, gehört der Med«dust zu jenen, die von den fogenannten aromatischen Körpern(Benzolkernen) ausgehen, zu den benzololden Düften. D« Laie kann mit dies« Bezeichnung freilich nicht viel anfangen, ab« da» Gebiet d« Düste ist, solang« die Chemie noch nicht sein« Herr geworden ist, noch allzu schwierig, um gemein- hin verstanden zu werden. Dahin gehören der Eugenol verschiedener Nelken, da» Kumarin des Woldmeisters, der Cinnamylalkohol der Hyazinthe und das Vanillin in den blauen Blumen de« Heliotrops. Da» find Stoffe, die' d« Chemie schon bekannter sind. Ab« zur selben Gruppe zählt auch d« Dust der weißen Blütensterne de» Jasminstrauches, der einzige, d« sich nicht durch Mischung anderer Arome künstlich herstellen läßt. Manche benzoloiden Düste find ganz verschiedenartigen Pflanzen gemeinsam. Co haben manche Ruch- gros« denselben Duft wie d« Waldmeister, mehr«e Leimkräuter duften wie Hyazinthen, die poettschen Narzissen wie gewisse Nelken usw. D« Fliederduft ist weniger verbreitet. Immerhin findet er sich ausgesprochen in den Blüten mancher Art der Gattung Seidel- bast, dessen Blumen auch sonst den Flied«blüten merkwürdig ähneln. Das würzige Aroma war es»eben der Schönheit der Blüte, das dem Flieder allenthalben Eingang verschafft hat. Je buschig« der Strauch wird, um so lieber Ist es seinem Besitzer, denn um so größer wird die BlütenMe. Nur wenn« allzusehr geplündert wird, v«. liert« an Ansehen und erweckt das Mitteid als armes zerrissenes, mißhandelles Gewächs. Im nächsten Jahre ab« hat er alle Wunden verheilt und bietet von neuem seine stolze Blütenpracht. Mbeiterjugenö. Sie sind durch nächtige Ströhen geschritten. Sehnsuchts- los. Das war ihre Kindheit. Dann kamen die Maschinen, die grausamen, ratternden Ungeheuer. Die Jungen sahen erttäumte Freiheit vergehen und fühlten sich als winziges Rädchen im nervenmarterndcn Mechanismus. Ewig schön und liebevoll aber prahlte die Sonne. Und immer wieder kamen Maientage. Da ward ein Fragen in ihrer Brust und ein heimliches Sehnen. Und sie gingen und suchten die Freude, um den Rausch zu finden. Nur zwei Stunden ewmal«ine Welt sehen, die glücklich ist und Not nicht kennt. Nur zwei Stunden einmal auf weißer Leinwand. Ach und stch einmal betören lassen von der Geigen und Flöten prickelnder Musik. Und tanzen, tanzen wild und toll. Bergessenl Einmal vergessen! Einige aber waren, deren Herzen bebten und hre Seelen schrien: Betrug! Genug!! Betrug!!! Sie gingen zu den Brüdern und Schwestern im Land. Schüttelten und rüttelten. Holten sie heraus aus den An- stalten der Lüge, aus den Sälen mit prickelnder Musik. Schweißte» sie zusammen. Schritten voran im Heere des Acht». Laut schmettern die Fansaren. Die Banner wehen und leuchten ins Land. Hell und Mtunstsfroh. Und aus der Dunkelheit schreitet das ungezählte Heer der Kämpfer. Alle fühlen sie, wie die gemeinsame Not und das gleiche Sehnen sie zu Brüdern machte. So werden sie einst zum letzten Sieg marschieren. Walter Spengler .