Zwei Heöichte von€äfat Zlaisthlen.Welterkenntnis.Wer sie ernst nimmt, den verhöhnt sie,wer sich hingibt, den verpönt sie..ob aus Laune? ob aus Kniff?wer ihr ausweicht, den begehrt sie,wer nichts von ihr will, den ehrt sie..ich ward grau, bis ichs begriff!0vom Sinn öes-Lebens.Immer noch die dumme Ztage,alter Knabe:was des Oaseins Zweck und Grund.»welchen Sinn das Leben habe..ewig Rerger nur und Plage.,und so weiter.. und.. und.. und!Sinn hat nichts auf dieser Welt,wenn die Welt dir so gesollt!auch du selber dann hast keinenund dein Lebenist und bleibt wertloser Tand!doch ihm einen Sinn zu gebenund zu ihm dich zu erheben,dazu ebenward uns Menschen der Verstand!Also ein für allemal,scheint es dir auch trivial:Alles, was du lebst und liebst,hat den Sinn, den du ihm gibst!(Ans„MandoNvchc», 8tifrfaii,»m<iii»»»d fluifmi",einen, soeben bei(fnon Fleischel&<£o. m Berlinerschienene», hinlerlasscnen Liederbuch».)Die Masihme.Von Alfred Fröhlich.Ich führe dich nicht etwa in ein altes, graues, dumpfes Haus mitengen Gängen, niedrigen Räumen und staubbedeckten Fenstern; nein,ich führe dich in eine moderne Fabritanlage, erbaut vom fähigstenKlinstbaumeister nach den Plänen des besten Organisators. Wenndu vor dem schmiedseisernen Tore des Riesengebäudes stehst, liest dukeineswegs, wie du vielleicht erwartest, die Inschrift, die Dante an derPforte der Hölle geschrieben sieht:„Ihr, die ihr eintretet, laßt alleHosfnung schwinden." Hoch ragt der weite Bau in die Luft. Dusiehst nur große, breite Fenster mit säulenförmigen Zwischengliedern.Spiegelblank sind die Scheiben, blank der Hof, blank jedes Stück.—Ein unbestimmtes Geräusch dringt an dein Ohr, wie das tiefeSummen einer unendlichen Schar von Bienen. Es scheint, als obdas ganze Haus an den Schwingungen teilnehmen würde. Ohne dieTöne unterscheiden zu können, hörst du ein Durcheinander vonSchlägen, Hämmern, Wirbeln, Rollen, Knirschen, Poltern, Strömen,Saufen und Brausen. Du fühlst es noch, bevor du es siehst: In diesemHause herrscht die rhythmische Arbeit, herrscht die Maschine. Runsiehst du sie, in ihrem matten Glänze, mitten in einer hohen, weiten,geräumigen Halle. Einfach gemusterte Klinker am Boden, wciß-blaueWände, darüber einen überspannenden Kran und sie'selbst, die Seeledes Ganzen, in rasendem und dennoch ruhigem Lauf. Die Sonnespiegelt sich in ihren blauten Teilen. Es ist ein Hin» und Herwogcn,«in Auf und Ab, ein Drehen und Ctillcstehen, und nun hörst du schondeutlicher den Unterton der Arbeit, jenes immer Wiederkehren dessummenden Tones, der gewissermaßen den Grundton jener Arbeits-sinfonie angibt, die hier von unzähligen Instrumenten gespielt wird.Aus unsichtbaren Quellen gespeist, fließen die Energiequellen derNatur in diese Maschine. Von Menschenhand und Menschengeist de-zwungen, werden hier Riesenkräfte gebannt, umgeformt, nach Vc-lieben hierhin und dorthin geleitet.Die Maschine ist rhythmisierte Energicentfaltung, in Bewegunggesetzte Naturgewalt. In einer Batterie von Kesseln wandelt sich dieseit Jahrtausenden in den Kohlen ausgespeicherte Sonnenwärm« inSpannung. Von starren Blechen gefesselt, durch enge Räume ge-zwängt drängt der Damps nach Befreiung. Bergebens drückt undzerrt er an den Wänden. Die vorausblickende Rechnung des In-genienrs, die rüstige Mitarbeit fleißiger Hönde hält ihn fest undleitet ihn nach überlegtem Plan. Ein Riß des Bleches, eine gelockerteNiete würde das ganze Gebäude in die Luft sprengen, aber er muhgehorchen, wie der Geist befiehlt; er muh im Takt« arbeiten, imRhythmus, denn im Rhythmus liegt Ordnung und Wille. SeinemBcfreiungsdrang wird Rechnung getragen, aber nur, indem er dabeisämtliche Widerstände nach unserem Wunsche beiseite schiebt. DasGeheimnis des in der Maschine waltenden Rhythmus liegt in der Er-Haltung des Gleichgewichtes, in der Anpassung von Kraft und Wider-stand. Zu viel Kraft würde die Maschine in immer tollerem Lausezur rasenden Zerstörung bringen, zu wenig Kraft würde sie zumStillstand zwingen. Ordnung, Rhythmus ist Gleichgewicht. Schnellig-teit ist das Kennzeichen unserer neuen Maschinen. Schnelligkeitbraucht aber nicht Unrast zu sein. Auch im Prestissimo des Geigersherrscht Ordnung und Rhythmus, wenn er Finger und Bogen be-herrscht. So wird auch der Unterton der Maschine durch größereSchnelligkeit nur eine Klangfarbe höher, ohne die Maschine im ge-ringsten zu schädigen.Erinnern wir uns doch der Maschinen, wie sie unsere Altineisterbauten. Welche Ungetüme, welche Masten und Gewichte! Plumpund unbeholfen bewegten sich ihre Teile, schneckengleich. Die Räderwälzten sich auf baumstarken Wellen, die Gestänge schlugen. Eswaren richtige Leoiathans von unersättlicher Gefräßigkeit. Undheute,— fast zierlich muten uns die heutigen Maschinen neben jenenUngeheuern an. Die Schnelligkeit hat dies Wunder vollbracht, dl«Energie auf einen engen Raum zu konzentrieren. Und diese Schnellig-keit war nur möglich, weil sich alle technischen Kräfte bemühten,immer bessere Stoffe zu bauen, sie auf das best« zu bearbeiten; weilsie den Mut hatten, immer höhere Umdrehungszahlen zu wagen,allerdings, nachdem sie sich vorher durch gewissenhafte Versuche davonüberzeugt hatten, daß man dem Stoff vertrauen konnte. Die heutigeschnellaufende Maschine ist der alten in jeder Hinsicht überlegen angerlngein Raumbedarf, an kleinerem Energieoerbrauch, an ver-minderten Kosten, an kürzerer Herstellungszeit, an größerer Sicher-heit. In ihr ist der technisch« Gedanke tn die Tat umgesetzt: größteLeistung bei kleinstem Aufwand. Sie Ist«ine in Erfüllung gegangeneProphezeiung, denn ihr Schöpser hat sie so gewollt und hundertfleißige Hände haben Ihre Fertigkeiten seinem Willen zur Verfügunggestellt, daß sie so werde, wie sie sein muß: ein wissenschaftlichesKunstwerk. Wissenschaft und Kunst? Was hat Rechnung mit schöpfe-rischem Gestalten zu tun? Und dennoch liegt in der Maschin« mehrals eine mechanische Fertigkeit, mehr als«in angewendetes Natur-gesetz. Die Rechnung ist wohl«ine unumgänglich« Voraussetzungjeder Konstruktion, aber nicht jede Rechnung vermag eine harmonisch«Schöpfung zu liefern. Jedem Konstrukteur stehen viele Möglichkeitenoffen, Geschwindigkeiten, Festigkeitezahlen, Anordnungen nach Be-lieben zu wählen, daneben bleibt ober seiner Gestaltungsfähigkeitbreiter Spielraum. Er muß die Sprache des Stoffes verstehen, mußihn einheitlich zu gestalten wissen, da» Verhältnis der einzelnen Teileberückfichtigen.»Er kann sparsam und verschwenderisch umgehen, kannden Eindruck durch einzelne blanke Teile erhöhen, kann hervorhebenund verdecken: Maschinen derselben Leistung und Bauart werdenunter den Händen verschiedener Konstrukteure die verschiedensten Ge-stalten annehmen, wenn sie auch all« nach denselben wissenschaftlichenund wirtschaftlichen Gesetzen gebaut wurden. Da» hebt ja denIn�emeurberus weit über die angewandte Mathematik und MechanikHindus, daß er zum freien Gestalten, zum Künftlertum führt. Jadem alten Worte„Kunftmeister', mit dem man die ersten Ingenieurebezeichnete, liegt eine gefühlsmäßige richtige Wertung der technischaufbauenden Tätigkeit. Es wäre zu wünschen, daß sich Freunde undGegner der Techniker auch dieses Umstandcs bewußt werden.Aber-nicht nur die Durchführung einer Maschinmkonstruktioch'auch ihre Anordnung verlangt Schönheitssinn. Es ist durchaus nichtgleichgültig, wie eine Maschine untergebracht ist, wie der Raum de-schassen ist, seine Höhe und Weite, seine Ausstattung. Es ist nichtSache des Bannieisters allein, diesen Raum zu schassen. Daß hierFragen der Wirtschaftlichkeit, der Sicherheit und der Schönheit zugleicher Zeit berücksichtigt werden müssen, macht die Ausgabe an-regend und wertvoll. Im Maschinenhaus pocht das Herz des Fabrik-körpers. Von hier gehen die Energiesträm« durch Wellen, Scheiben,Riemen und Seile oder durch elektrisch« Leitungen in alle Räume.Vom Schwungrad der Maschine, von ihren Regelorganen hängt derGleichgang des ganzen Betriebes ab. Sie sind so empfindlich, daßsie sich jedem Borgang innerhalb des Betriebes selbsttätig anpassen.Die Antriebsmaschine, gleichgültig welcher Art, erhält durch dieLeitungen gewissermaßen die Fernsprechmeldung von jeder Aende-rung Im Betriebe, und nach kurzem Besinnen, nach vorübergehender,kaum merkbarer Störung ihres Gleichgewichtes wird sie sich sofortnach dem nenen Kroftbedarf einstellen. So ist die Maschine keintotes Stück Eisen, sondern ein lebendiger Organismus mit den feinstenNerven und einem besonders fein ausgeprägten Geftihl stir dasGleichgewicht. Sie ist das zur Tat gewordene technische Denken. Inihr liegt Ordnung, Wirtschaftlichkeit, Wissenschast und Kunst; in ihrliegt aber auch die Befreiung von schwerer körperlicher Arbeit, den*