nnÄ vie Anfange des russischen Balletts. Das berühmte russische Ballett ist im 17. Jahrhundert von einem russischen Zaren unter tütiger Mitwirkung des deutschen Pastors Johann Gottsried E r e g o r i geschaffen worden. Wie das geschah, erzählt der Pariser „Excelsior" anläßlich der Eröffnung der neuen Saison des russischen Balletts in Paris . Danach erteilte im Jahre 1673 der Zar Alexei Michailowitfch, der zweite aus dem Hause Romanow, Gregor!, der schon ein Jahr vorher zur Leitung eines Moskauer Theaters berufen worden war, den persönlichen Befehl, ein Ballett zu verfassen. Der Zar selbst gab ihm den Stoff an, und Pastor Gregori machte sich sofort an die Arbeit. Als aber das Werk fertig war, ergab sich ein Hindernis, an das man nicht gedacht hatte. Der Zar erklärte sich wohl mit dem Szenarium, den Tänzen und auch den zu seiner Ehre «ingefügten Versen befriedigt, wandte sich aber ganz entschieden gegen die Musik, die er nicht bestellt hatte, und die er überdies als «in weltliches Einschiebsel ablehnte. Seiner Meinung nach durfte Musik überhaupt nur zu religiösen Zwecken zugelassen werden und mußte sich auf die gesangliche Darbietimg beschränken. Es kostete den Pastor nicht gering« Mühe, dem Zaren die Ueberzeugung bei- zubringen, daß man auf die Musik bei einem Werk, dessen Held ein berühmter Musiker sei, nicht wohl verzichten könne. Schließlich gab denn der Zar nach, und eines schönen Tages wurde im Moskauer Kreml in Anwesenheit der kaiserlichen Familie, die durch ein Gitter von dem übrigen Publikum geschieden war, bei den Klängen einer kleinen Hausorgel, von drei Trompeten und zwei Pauken, das von Gregor! verfaßte Ballett:„Orpheus" aufgeführt. Der Zar geriet über die Vorstellung in solcbes Entzücken, daß er auf der Stelle befahl, eine Anzahl oriNer Kinder der Stadt zusammenzubringen und in der Kunst des Tanzens, des Schauspiels und der Musik zu unterrichten. Das waren die Anfänge der russischen Tanzkunst, die sich zu dem berühmten, prunkhaft ausgestatteten Ballett entwickelte, das heute in der ganzen Welt in höchstem Ansehen steht. „kahenjammec". Man braucht keinem Deutschen zu erzählen, was das Wort„Katzenjammer" bedeutet, das irgendein Witzling als „Reue des Magens" definiert hat. Es wird aber vielleicht inter - eslicren, daß kein Geringerer als der greise Goethe, der würde- volle Olympien, den Ausdruck in die Literatur eingeführt hat. Im Oktober 1811 dichtete er bei ssiner Anwesenheit in Heidelberg die Verse seines„Westöftlichen Divan": „Welch' ein Zustand! Herr, so späte Schleichst du heut' aus deiner Kammer, Perser nennen'« bidamag buder, Deutsche nennen's Katzenjammer!" Das Wort ist vorher im deutschen Schriftttim nicht nachzuweisen, aber mit dem Paß von Goethe versehen, fand es überall Eingang, und zwar recht rasch. Schon ein Jahr später schrieb Clemens Brentano die Zeilen: „Hast auf der Hochzeit du zu viel getanzt, Trankst du zu viel, hast du den Katzenjammer." Seitdem gehört es zu dein stehenden Wortschatz der Dichter, zu- nächst der Romanttker. Man findet es bei Arnim, Eichendorff , Platen und, wie bekannt ist, besonders bei H e i n r i ch Heine. Wie oft ist nicht der Vers zitiert worden von dem Volke,„das heut' so katzenjämmerlich" ist, während es„gestern noch so schön besoffen" war. Das Wort„Katzenjammer" ist also erst um 1814 in die Lite- ratur eingeführt worden, das Wort„Kater" aber, das übrigens sicher nicht von Katarrh abzuleiten ist, wie manche glauben, ist sogar erst um 1850 aufgekommen. Wie nannte man nun den Zustand früher? Man nannte ihn„C o r n e l i u s" und verstand darunter sowohl den physischen wie den moralischen Katzenjammer. Wie dieses Wort freilich entstanden und zu seiner Bedeutung gekommen ist, ver- langt eine eigene Abhandlung, und zwar eine, die von gelehrter Philologie strotzt und die wir daher unseren Lesern vorenthalten müssen. pStaiMisjül Wirtschaft|D>sa|[Dis<5] Die Garnelenfischerei in der Nordsee. Innerhalb der verschiede- nen größeren und kleineren Fischarten des Meeres nehmen die Garnelen eine ganz besondere Stellung ein. Eigentlich sind es über- Haupt keine Fische, sondern kleine, langgeschwänzte Krebse von nur wenigen Zentimetern Länge, zehnsiißige, grünlichgraue Tierchen, die in Unmengen dle Wasser der Nordsee bevölkern und in erster Linie den Küstenbewohnern eine wohlschmeckende Speise bedeuten. Dem Binnenländer sind sie meist nur in konservierter Form bekannt und zugängiq. Der Fang der Garnelen, auch Granat genannt, er- folgt auf dreierlei Art. Die leistungsfähigen Fischereibetriebe fahren mit Motorbooten die Meeresküste entlang und suchen mit dem Grundschleppnetz den Boden ab. Auf ganz andere Art gewinnt der Kieinfischer die Garnele. Sobald Ebbe eingetteten ist fährt dieser mit seinem Schicksalsschlitten übers Watt und befestigt dort zwischen zwei Pfahlreihen eine Anzahl langer, trichterförmiger Fangkörbe. In diesen Körben fangen sich bei der nächsten Flut Mengen der kleinen Tierchen. Das Flutwasscr, in dem sie mit herausgespült wurden, läuft allmählich wieder zurück, sie selbst aber verfangen sich in den Körben. Von Korb zu Korb geht während der folgenden Ebbezeit der Fischer, um die Beule zu entnehmen und diese dann gesammelt auf seinem Schlitten übers Watt zu führen. Schließlich werden die Garnelen auch noch mit einem Schiebenetz gefangen, das der Fischer geschickt zu handhaben versteht. Die gefangenen Garnelen werden lebendig in Salzwasser gekocht und erlangen so eine rötliche Krebsfarbe. Das Kochen bringt den Tierchen den Tod. Schon vor dem Kochen tote Tiere sind ungenieh- bar. Liter- oder pfundweise sind die Garnelen dann in den ein- schlägigen Geschäften der Küstenorte oder nuch von durch die Straßen fahrenden Fischerkarren zu kaufen. Besonders in den Sommer- monaten ißt die Bevölkerung die kleinen abgeschälten Tierchen, für manchen stellen sie sogar Leckerbissen dar. Außer für menschliche Nohrungszwecke wird die Garnele auch als Vieh-, Hühner-, Fisch- und Vogelfutter verwendet. Was sind Teerseife»? Die Teerseifen erfreuen sich von alters her vielfacyer Anwendung bei der Behandlung der Hautkrankheiten. Die verschiedenen Teerarten, durch Destillation verschiedener Holz- arten gewonnene Präparate(Buchenholzteer, Wacholder-, Birken- teer— der Steinkohlenteer kommt für diese Zwecke weniger in Frage) wirken ziemlich gleichartig. Auf der Haut erzeugen sie in unverdünn- tem Zustande eine Entzündung und Rötung, die zu Blasenbildung und bei längerem Gebrauch zu tiefergehenden Defekten führt. In der Form der Seifen- oder Salbenapplikation wirken sie natürlich viel milder und erreichen mit der Abstoßung der oberflächlichen Haut- schichten eben auch die gewünschte Vernichtung der Pilze und im Anschluß daran die Neubildung der Haut. Durch die Fettgrundlage wird die Wirkung des reinen Teers erheblich abgeschwächt, ohne daß aber die desinfizierenden und hautreizenden Eigenschaften verloren gehen. IWlcp�kaW Naturwissenschaft Der erste südamerikanische Raubvogel in Deutschland . Ein fremd- artiger Raubvogel von der Größe eines Bussards wurde kürzlich in Langenau bei Bremen geschossen. Man hielt das Tier zunächst für den im Himalaya helmischen Schlangenhabicht. Ein fachkundiges Mitglied der Bremer Vogelwarte hat aber dann, wie im„St. Huber- tus berichtet wird, den Vogel als einen südamerikanischen Geier- kalken oder Carancho erkannt, der vom Amazonengebiet bis zum Feuerland verbreitet ist. Diese Feststellung gewinnt dadurch be- sondere Bedeutung, daß es der erste südamerikanische Raubvogel ist, der in Europa erlegt wurde. Da die Caranchos regelmäßige Gäste der Zoologischen Gärten sind, so lag die Vermutung nahe, der Vogel sei aus der Gefangenschaft entflohen. Der geschossene Geiersalke be- fand sich aber in ganz tadellosem Zustand und selbst der Schwanz war nicht im geringsten abgestoßen, was bei den im Käfig gehaltenen Raubvögeln fast immer der Fall ist. Es ist daher mit Sicherheit an- zunehmen, daß der Vogel die weite Reise über das Weltmeer in Frei- heit zurückgelegt hat. Wie alle Raubvögel, ist fa auch der Carancho ein ausgezeichneter Flieger, und da dies« Tiere gern am Meeres- Strande nach ausgeworfenen Tierkadavern suchen, so ist sehr wohl «nkbar, daß der Falke von einem plötzlich einsetzenden Sturm mit- gerissen und nach Europa verschlagen wurde. Die südamerikanischen Geierfalken, die auf der Untersette mit zarten Wellenlinien, auf dem Kopf mit einer Federhaube geschmückt sind, bilden einen Uebergang von den aasfressenden Geiern zu den echten Tagraubvögeln und sind den südamerikanischen Ansiedlern sehr verhaßt, weil sie mit großer Frechheit die zum Trocknen abgehängten Fleischstreifen wegstehlen, Hühner rauben und Pferde und Rinder mit offenen Wunden auf das grausamste quälen. Merkwürdig ist ihre häßlich«, wie eine Kinder- knarre klingende Stimme. Bisher sind nur ganz wenige amerikanische Vögel freilebend nach Europa gelangt, und dann handelte es sich meisten« um Schwimm- und Strandvögel. Der Ruchsbaum oder Buchs, den man wegen seines schönen Grüns und weil er auf jedem Boden und bei der größten Kälte fort- kommt, häufig in unseren Gärten zur Einfassung der Beete benützt, gehört leider zu den aussterbenden Bäumen. Er scheint aller- dings unserer Flora von jeher angehört zu haben, denn man trifft ihn'da und dort wild, so im Moseltal, im Elsag, im Badischen , in der Westschweiz , auf Kalkgehängen zwischen Genf und Lyon , dann in Oberösterreich , Krain , am Gestade der Adria , aber meistens tritt er hier nur als Busch auf, selbst in Spanien wird er selten baumförmig. Diese Buchsbäume sind ganz besonders gesucht, denn sie liefern uns ein vortreffliches Holz zu Drechflcrarbeiten, Blasinstrumenten, Kämmen, Löffeln, Dosen, Spindeln u. a. Es ist das schwerste Holz in Europa und hat eine ausgezeichnete Dichte und Politur- fähigkeit. Daher waren die Oertlichkeiten, wo diese Pflanze ganze Waldungen bildet, stets sehr gesucht: man fand sie im Kaukasus , in Armenien und Psrsien. Solche Waldungen üben einen großartigen Zauber auf den Wanderer aus. Die Bäume werden nicht hoch, bilden aber ein dichtes, für Sonnenstrahlen undurchdringliches Laubdach, so daß am Boden keine Vegetation möglich ist, höchstens trifft man Farrenkräuter oder Pilze. Kein Leben regt sich zwischen den knorri- gen, moos- und flechtenbewachsenen Stämmen, nirgends ein Vogel, keine Infekten, ewige Dämmerung und heiliges Schweigen. Diesen Waldungen ist ober schon übel mitgespielt worden. Man findet von ihnen heute meistens nur Reste, so in den abchasischen Urwäldern, allerdings auch einen Wald von 80 006 bis zu 60 Zentimeter dicken Stämmen am Bsipp, aber schon hat eine englische Gesellschaft ein Kausgebot darauf gemacht. Durch solchen Raubbau wird bald der letzte Wald unter der Axt fallen, und jene Gebirge Asiens sind eines herrlichen Schmuckes beraubt.
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