Der Rat der Ratten. Bon Jean de Lafontaine .
Ein Kater namens Nagesped, Bracht' bei den Ratten große Niederlagen,
Raum eine fam aus dem Bersted,
Weil gar zu piele er zu Grabe schon getragen. Die wen'gen übrigen nun hatten fargen Schmaus, Denn feine wagte sich aus ihrem Loch heraus; Und Nagesped erschien der unglücfel'gen Schar Als schlimmster Feind, als Teufel gar.
Da zog zu seinem Hochzeitsfefte
Der Kater aus als tapfrer Freier.
Drum in der ganzen Zeit, daß fern ihn hielt die Feier, Hielt ein Kapitel ab der Ratten Ueberrest,
Um zu beraten ihre Lage.
Die fluge Aeltefte meint' gleich am ersten Tage, Das beste wär' es, wenn es möglichst bald gelänge, Daß um des Katers Hals man eine Glocke hänge;
Wenn dann er in den Krieg würd' ziehen, So könnten sie, gewarnt, in ihre Löcher fliehen. Daß dies das einz'ge Mittel wär, Meint' mit der Aeltesten das ganze Rattenheer. Heilbringend zeigte das und gut für alle fich,
Nur gar zu schwierig war's, die Glocke umzuhängen. Die eine sprach: Ich bin fein Marr, mich hinzudrängen." Die andre: Ich versteh' es nicht." Man trennte sich Ohn' Resultat. So auseinandergehen
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Hab' schon gar manch Kapitel ich gesehen, Wo Mönche und sogar Domherren Stimme hatten, Nicht nur das kleine Bolk der Ratten. Wenn sich's drum handelt, zu beraten, Drängt sich herzu der Räte Heer: Berlangt man aber einmal Taten, Sieht bald man feinen einz'gen mehr.
Aus der Kindesseele.
Bon Ferdinand Johansson.
In dieser Kleinen Skizze vermitteln wir unsern Lesern die Bekanntschaft mit einem neuen Autor. Manchen wird vielleicht die Eigenart der Form verblüffen und befremden, aber jeder wird den ernsten, tief fittlichen Geift herausfühlen, der sich diese seltsame Ausdrucksform geschaffen hat.
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furchtbar geweint. Und dann hat sie sich das Keld aufgeriffen( auf die Brust deutend), hier oben, wo ich die Mutti immer gefüßt habe, und hat gesagt:„ Stich zu! du verfluchter Schuft! stich zu! stich zu! Ich fann doch nicht mehr, als dir mein gequältes Herz geben! Wenn du das auch noch haben willst? schneid's heraus aus meiner Brust! Ich werde nicht viel mehr schrelen! Ich kann ja nicht mehr Schreien! Hier haft es!" Aber„ Bati!" ach was,„ Bati!" der Gauner! der Schuft! hat bloß die Hand genommen, wie heute, bel mir auch: so! da haft es!" Aber Mutti nicht faul, eins zwel drei in die Küche, die ganze Pfeffertüte her, zurück zu dem schlechten Papa, und sie dem Gauner ins Geficht geworfen! Au, hat der Schuft geschrien:„ Meine Augen! meine Augen! Ich sehe ja nichts mehr! Ich werde ja blind! Meine Augen! meine Augen!" Mir hat es ja eigentlich leid getan, aber Mutti war ganz vergnügt, die sagte:„ So, du Schuft! wir find fange genug um dich rumgesprungen, jetzt springe du mal ein bißchen um uns rum!"
Und das hat der Bater auch getan! Ja, ist der gesprungen! Haha! hab ich mich amüftert! Den Spiegel hat er eingestoßen, den Regulator hat er runtergerissen, mit den Händen hat er überall rumgegriffen in der Luft, mit den Füßen hat er getrampelt! Ja, aber wie! Und der Schafskopf, der nicht mal was sehen konnte, der wollte uns friegen! Ja, wie fonnte denn der uns friegen? Wir haben direkt Blindekuh mit ihm gespielt! Ja, hat mir das Spaß gemacht, wie der Schuft rumgesprungen ist! Aber der füßen Mutti hat's dann doch gleich wieder leid getan, daß der gute Papa jetzt gar nichts mehr sehen fonnte, wegen dem Pfeffer in den Augen, und sie hat ihm den Pfeffer wieder rausgetan. Ach, meine Mutti, die ist ja immer so gut, die sagt Herzischah zu mir, und alles, was mir weh tut, da kann Ich zu meiner Mutti kommen, und die ist auch sonst immer so lieb zu Papa und die hätte das nicht getan, wenn der Papa nicht so frech gewesen wäre. Aber hau'n? die füße Mutti hau'n?"
Als Bati nachher erst mal richtig wieder sehen konnte, da wak er eigentlich gar nicht mal bös auf die Mutti, er freute sich nur, daß sie nicht noch mehr Pfeffer genommen hatte. Er sagte bloß: ,, Das war nicht recht von dir, daß du das getan hast, aber es mat auch nicht recht von mir, daß ich dir eine gestiert habe!" Und dans hat Mutti dem Papa die Augen gefüßt und hat gesagt:" Ach Goth ach Gott, daß ich habe das tun können? mein lieber, armer Mann Und immer gefüßt hat sie den Bapa, immer wieder gefüßt, ich war fchon ganz böfe, ich wollte doch auch getüßt sein. Und endlich hat Papa, der böse Papa, die süße Mutti doch auch wieder gefüßt! Ach, hab ich mich gefreut, für meine arme Mutti, die war ja schon so lange hungrig auf einen Kuß von dem Papa, aber sie hat ihm das nie gesagt. Und sogar mich hat der süße Papa auf den Schoß ges nommen und hat mich gestreichelt, und ich war auch so glücklich das hat er ja auch so lange nicht getan. Und wir waren alle dre so glücklich, daß der Papa jetzt anders war, und das war erst vor gestern, und jetzt ist er schon wieder so, wie er früher war, jetzt haut er schon wieder, der Gauner! der Schuft! wenn man ihm mit Freude entgegenlauft, und ihm bloß was Gutes fagen will! Aber ich hol mir auch mal die Pfeffertüte, wie Mutti das getan hat, sonst wird er doch nicht anders wieder zu mir, der Gauner! der Schuft! dann foll er diesmal ordentlich rumspringen und wieder schreien:„ Meine Augen! meine Augen! Ich sehe ja nichts mehr! Ich werde ja blind! Meine Augent meine Augen!"
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Stimme des Dichters aus dem Hintergrunde: Jetzt hören Sie auf, lieber Herr Vortragskünstler, Sie haben genug gegen die Tränenbrüfen gedrückt, drücken Sie nicht weiter, sonst neist schließlich das Publikum noch aus! Sie sollten nur in meinem Auftrag zeigen, wie durch unverständige Eltern die reine Seele eines Kindes ver giftet und zu boßhoftem Unheil und zu rachefinnendem Troß erzogen werden kann. Wie es ganz zu Mord und Totschlag fommt, fann man, ohne Schaden zu geben am Leben des einzelnen, ja doch nicht
Die Menschen sind roh, hin und wieder finde ich einen, der steht aus wie Bater und Mutter, freudig hüpfe ich ihnen entgegen, und unverhofft friege ich eins aufs Maul. Weinen fann man gar nicht, vor Schreck. Man sinnt immer nur nach, warum das geschehen ift. Man hätte doch nur Jauchzendes mitzuteilen gehabt, was das Herz noch nicht so recht für sich allein behalten kann, nur Freudiges, nur Gutes, was Vater und Mutter unfern lieben Papi und die liebe Mami, die so viel geplagt find doch nur erfreut hätte. Man hatte sih so schön gedacht, wie man sich an Bapis Hand anfchmiegen wollte, einen Ruß darauf drücken, und schelmisch liftig sagen: Du, Papi? ich weiß was!" Und dabei hat er einen nicht mal angehört! Der Papi! Ach was, Papi? Bater!" Und ist das auch ein„ Bater?" der verfluchte Kerl? der Schuft? Das sagt Mutti auch immer! Die hat auch was mit ihm auszustehen, weil der Kerl immer nur an sich denkt und an feinen anders. Den kein Mensch in der Welt verstehen kann, nicht die füße Mutti und nicht mal ich und ein andrer schon gar nicht, weil er immer gleich darauf loshaut, weil er immer in Gedanken ist, die gar keinen Zwed haben. Was braucht denn der Schafskopf überhaupt immer für sich allein zu denken, wenn mehr glaubhaft ausführen. sich doch kein Mensch denken kann, was er sich denft? Er soll Heber an seine Familie denken, dann hat er genug zu tun! an sein Weib! das Weib bin ich nicht, das ist Mutti! und an Kind! das Kind bin ich, das ist Bubi! Wenn er an uns beide richtig denkt, dann fann er an andere Weiber und Kinder gar nicht mehr so viel denken, sagt Mutti. Und Mutti weiß das, sie hat ihn überrascht, den verfluchten Ker!! Der sich immer woanders rumtreibt, bei Menschern und in den Weinkneipen, was nicht nötig ist, weil er das bei ihr auch haben fann, sagt Mutti. Und daran wird er gedacht haben, dann ist er immer so, der brutale Kerl!( In Erinnerung an eine furchtbare Eifersuchtsfzene fängt das Kind an zu meinen).
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Zu der Mutti war er auch so, als sie ihn überrascht hatte. Arme Mutti! hat die geweint! und hat die gesagt:„ Du schlechter Kerl, ich hab dich doch aus wirklicher Liebe geheiratet, unfer Kind ist brav, mir lesen dir jeden Wunsch ab, den wir dir von den Augen absehen fönnen, was willst du denn noch mehr? Willst du nicht haben, daß wir beide für dich leben? Dann nimm doch ein Messer! stich uns tot!" Ja, das hat Mutti gesagt, und dabei hat sie geschrien und
Sommermorgen.
Wir gingen durch das reife Feid, in schweren Bogen schwang das Korn, und drüber sang in blauer Welt die Lerche, erdentagverlor'n.
Wir schritten still, wir schritten leis auf schmalem, grünem Pfade, fein Wind bewegte Balm unb Reis, und alles stand in Gnade.
Da plötzlich schwieg das Lerchenlied, ich faßte deine Hand: Zwei Herzen waren aufgeblüht in Gang und Gonnenbrand.
2014