Einzelbild herunterladen
 
  

Johann Block, genannt Kürz, der um 1615 gestorben ist, fertigte durch Ausschneiden in silhouettenmäßiger Art ein seinerzeit viel be- wundertes Porträt des Kaisers Leopold von Oesterreich an. Der �Schattenriß trat an die Stelle der Porträtmalerei und die Kunst der Psaligraphie wurde nicht bloß in Frankreich , sondern auch in Deutschland durch darin geübte Leute gelehrt. Es bildeten sich in verschiedenen Orten, wie Mainz , Nürnberg und später auch in Bres» sau und Hamburg besondere Schulen der Ausschneidekunst, deren Schüler für eine rasche Verbreitung dieser neuen Art der Porträt- zeichnung Sorge trugen.' Es trat allerdings ein gewisser Unterschied zwischen der Eil» h o u e t t e und dem Ausschnitt an sich ein. Während die Sil- houette durch leichte Prägung innerhalb der Fläche noch Formen- andeuhmgen zuließ, beschränkte sich die Ausschneidetunst aus eine Wiedergabe des Umrisses. Auf diesem Gebiete haben als Sil- houettenkünstler Otto Philipp Runge in Hamburg , Wtl- Helm Müller, Georg Schmidt in Düsseldorf und S e» bastian Fröhlich für ihre Zeit Bedeutendes geleistet: besonders der letztgenannte ist der Schöpfer prächtiger Kinderbücher in Sil- houettenform. Die Sllhouette war Mode geworden, und im kleinsten bürgerlichen Haushalt konnte man sie als Wandschmuck bewundern. Auf diesem Gebiete hat vor allem ein Künsller es zu einer klas- fischen Bedeutung gebracht, besten Ausschnitte auf schwarzem Papier eine hervorragende Bedeutung in künstlerischer Hinsicht erlangt haben, es ist der berühmte Silhouettenschneider Paul Konewka (182l> 1870). Schon in seiner stühesten Jugendzeit verblüffte der zeichnerisch hochbegabt« Knabe seine Umgebung durch die Fertigkeit im Ausschneiden von Menschenköpfen und Tierfiguren, mit denen er dann die Wände seines Zimmers schmückte. Als junger Künstler arbeitete Konewka 1857 in Berlin als Schüler bei dem Bildhauer Drake und später bei dem Maler Steffeck. SÄnen ersten großen Erfolg erzielte er mit seinem.Album", einer trefflichen Sammlung künstlerisch wirkender Erzeugniste der Silhouettenkunst. Am be- rühmtesten auf diesem Gebiet ist Konewkas.Ost erspazier- gang" aus dem.Faust", den er als Komposition für einen Lampen- schirm entworfen hat. und später die gegen Mitte der sechziger Jahre veröffentlichten 12 Blätter zu GoethesFaust". Alle feine späteren Kompositionen hat Konewka zuerst auf dem Papier ausgeführt, um sie dann auf Holz zu übertragen. Das Ist der Fall bei seinen Illustrationen zum.Falstass", bei seinem Märchenbuch vom.Schneewittchen", dann noch bei verschie- denen Illustrationen zu andern Volksbüchern und Iugendschriften. Eine weite Verbreitung hatte dann auch sein humoristischer Schatten- bllderzytlus.Schwarzer Peter", der oft vervielfältigt, narnent- ltch zur Weihnachtszeit als ein paffendes Kindergeschenk beliebt war. In dem Augenblick, in dem die Lichtbildtunst eine so außer- ordentliche Entwicklung nahm, mußte die alte Ausschneidekunst und der Schattenriß schnell zurückweichen, um schließlich ganz von der Bildfläche zu verschwinden. Wir sehen wohl heute noch auf Jahr- Märkten und in volkstümlichen Vergnügungslokalen zeitweise solche Silhouettenkünstler auftauchen, die mit einer erstaunlichen Finger- fertigkett von ausgewählten Gästen oder auch von anderen auf deren Wunsch gegen Bezahlung deren Schattenriß ausschneiden. Aber selbst bei aller Bewunderung dieser Ausschneidekunst wird jeder moderne Mensch ein gutes Lichtbild selbst einem noch so künstlerisch hochstehenden Schattenriß vorziehen. Die Entstehung öer Resten. Die Abhaltung von Messen hat sich im Laufe der Wirtschaft- lichen Entwicklung während des Krieges und nach dem Kriege in den großen Handelsstädten mehr und mehr eingebürgert: sie ist zurückzuführen auf das Streben nach Zusammenschluß, Vereinheit- lichung und Vereinfachung der Handels- und Verkehrsorganisa- ttonen. Da ist es interessant, daran zu erinnern, daß die gleichen Gesichtspunkte es waren, die im Mittelalter überhaupt zur Ent- stehung der Mesten führten. Auch damals brachte die Not und die Teuerung die Notwendigkeit mit sich, durch eine Sammlung aller Wirtschaftskräfte die Schwierigkeit zu überwinden. Der bekannte Nationalökonom H. Sieveking behandett diese Erscheinung ausführ- lich in seiner vom Ausgang der Antike bis zum Beginn des 19. Jahr- Hunderts reichendenMittleren Wirtschaftsgeschichte", die er soeben in der bei B. G. Teubner in Leipzig erscheinenden Sammlung.Aus Natur und Geisteswelt" veröffentlicht. Die Vorbedingung für die Enfftehung der Mesten war der Wechsel, der wichtigste Handelsbrauch, der mit der Entwicklung des Geldverkehrs geschaffen wurde. Dem gesteigerten Handelsver- kehr stand keine entsprechende Geldvermehrung zur Seite. Man mußte daher das knappe Geld strecken, griff zu Münzverschlechterun- gen, so daß der Pfennig immer weniger Edelmetall enthielt und schließlich schwarz wie ein V, und suchte vor allem durch Ersatzmittel zu sparen �atzmittel wurde im Wechsel s gesunden, der ursprünglich ein Zahlungsversprechcn war, das mit einer Anweisung verbunden wurde, so daß der Gläubiger unmittel- bar sein Geld erholten konnte. Der zur Zahlung Verpflichtete ver- sprach in dieser Anweisung, nicht selbst zu zahlen, sondern durch einen dritten an einem anderen Ort. Dieser Aussteller des Wechsels, der der.Ziehende" oder Trastant hieß, haftete für die Zahlung, wenn der Freund, auf den der Wechsel lautete, der.Bezogene" oder Trassat, diesen nicht einlöste. Nun erhob der durch den Wechsel Berechtigte das Geld in der Regel nicht selbst, sondern schickte ihn an den Platz der Zahlung, um mit diesem Papier seinerseits eine Geldverpflichtung zu erledigen Man nannte ihn daher denRe- mittenten" und seinen Geschäftsfreund, der für ihn das Geld ein- kassieren sollte, den.PräseManten". Die enge Geschäftsbeziehung, die durch diesen mittelalterlichen Wechsel zwischen vier Personen angebahnt wurde, konnte zunächst nur zwischen guten Bekannten in Kraft treten. Der Wechsel verband also zumeist die an den ver» schiedenen Plätzen eingerichteten Filialen eine» großen Geschäftes. So sehen wir z. B., wie die stanzösischen Kreuzritter in Genua Wechsel unterschreiben, die ihre Verwalter in der Heimat bei der nächsten Messe in der Champagne einlösen sollen. Die Genuesen standen durch Wechsel mit Ihren Zweiggeschäften in Sevilla oder Alexandrien , Cypern oder Konstantinopel in Geschäftsverbindung. Diese Wechsel erhielten ihre Bedeutung aber erst dadurch, daß sie an den Hauptstädten des Verkehrs gesammelt und dort gegen- einander ausgeglichen wurden, denn nur durch diesen.bargeldlosen Verkehr" sparte man die so selten gewordene Münze. Und aus diesem Bedürfnis nach einer Zusammenschließung des Verkehr» ent- stammen nun die in regelmäßigen Zwischenräumen abgehaltenen Messen, an denen die Kaufleute der verschiedensten Länder Wechsel miteinander austauschten. Die frühesten dieser Messen waren die der Champagne, auf denen sich die Flamen, die ihre Tuche brachten, mit den Italienern trafen, die mit ihren Spezereien an- rückten. Für die auf der einen Messe gekaufte Ware verpflichtete man sich auf der nächsten zu zahlen, nachdem man selbst die Ware abgesetzt hatte, und gab unterdessen eine» Wechsel, wodurch die drei- monattge Frist gebräuchlich wurde. Diese Champagne-Mesten blühten hauptsächlich im 13. Jahrhundert, während im 14. Jahrhundert Brügge und Genf in Ausnahme kamen. Dem savoyischen Genf setzten die Franzosen die Messe von Lyon entgegen, die. sich seit dem Ausgang des 15. Jahrhunderts außerordentlich entwickelte. Die Habsburger schufen aber nun die Messen von Besaneon, auf denen vor allem die Genneser Bankiers ihre Finanzmacht für die Abwicklung des Verkehrs zur Verfügung stellten. Hier, in Lyon und Befanyon, war die große Abrechnungsstelle für den gesamten abendländischen Warenverkehr: die Waren selbst, die aus der Messe nicht vertreten zu sein brauchten, konnte» auf anderen Wegen be- fördert werden. Die Franzosen und Spanier wußten, welche Finanzquelle sie an diesen Messen besaßen: auf ihnen nahm man z. B. die nötigen Summen für die Kriegführung auf. Daher suchte man sich früh auch in Deutschland solche Mittelpunkte des Handels- und Geschäftsverkehrs zu schaffen, und so entstand die Messe in Frankfurt a. M. und bald danach die in Leipzig , die dann allmählich alle anderen zurückdrängte. die Stachelsihweine. Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem kalten Wintertage recht nahe zusammen, um durch die gegenseitige Wärme sich vor dem Erstieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln: welches sie dann wieder voneinander ent- fernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Hebel: so daß sie zwischen beiden Leiden hin und hergeworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten. So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zuein- ander:»der ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträg- lichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden und bei welcher ein Beisammensein bestehen kann, ist Höflichkeit und seine Sitte. Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Er- wärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Nadeln nicht empfunden. Arthur Schopenhauer . Mesiks. Nimmer wird er wiederkommen, Der Messias hoch und rein. Wahrlich, über diese Frommen Möcht' ich auch nicht Herrgott sein! Mar V c r n st e i n.