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Die Seele öes tzaufts. Von® t e r n a M a h i k u. Es ist ein seltsames Etwas, diese Seele, man sieht sie nicht und doch trägt sie ihr Gepräge, ihr Antlitz. Hier freundlich, dort ernst, hier streng sittsam, blitzsauber, dort nachlässig, unbekümmert. Jedes Winkelchen, das von Menschen bewohnt ist, schaut uns aus Augen an. Aber glaubt nicht, eure enge und arme Wohnung müsse deshalb finster und griesgrämig dreinschauen, weil es an so vielem mangelt. O nein, gerade dort kann es lieb und traulich sein, weil es die ein- zige Stätte ist, die eurem müde geschafften Körper Ruhe bietet. Hier liegt ein Zouberborn der Freude verborgen. Wollt ihr seine Quelle erschließen? Er kann so vieles schenken, was ihr bisher entbehrt und schmerzlich zu verdecken getrachtet. Mußtet ihr nicht vieles entbehren, schon von eurem dürftigen Mutterleib an bis zum heurigen Tage eures Ringens? Hielt man nicht geflissentlich alles von euch fern, was wahre und tiefe Schön- heit, der Adel des Seelenlebens war? Kunst! Wie weit, weit hielt man euch fern von ihr, euch Kinder des Volkes, und wenn ihr wirk- lich einmal nahe an sie herantratet und suchend nach dem Sinn ihrer farbigen Entfaltung forschtet, dann lächelte man noch über euch, mit- leidig und spöttisch:Ach, das könnt ihr nicht verstehen." Ihr aber fühltet Wut in euch aufsteigen gegen dieses erbarmungslose Lächeln und eure Hände griffen nach Forben und Stoffen, aufdringlich und bizarr, auf daß ihr nicht leer dazustehen brauchtet. Wie solltet ihr da auch wissen, ob das Errungene auch schön und brauchbar sei. Kunst! Es waren aber viele da, die über eurer Not standen. Die mit wachen Augen die grausame Nacht sahen, die von der Wiege an euch schon umschattete. Die euch unter der Last der Arbeit zu- sammenbrechen sahen, fern, fern von der Schönheit des Lebens. Und die doch keinen Finger rührten, euch herauszuhelfen, euch Gelegen- heit zu geben, auch Menschen zu sein. Die bauten aus eurem Fleiß strahlende Paläste, üppige Gärten, trugen alles hinein, was Froh- sinn, Lust und Schönheit hieß, und machten eine hohe Mauer herum, es ganz allein zu genießen, ganz allein in ihrem kleinen Kreise, die- weil ihr draußen aus der Straße in Massen lagt und nach Licht hungertet. Sie wußten von eurer Sehnsucht nach dem Schönen, aber sie füllten eure ausgestreckten Hände mit gleißnerischem Tand, falsch und verlogen. Sie bauten aus eurem Schweiß Fabriken, die bunte Schauermärchen druckten, grelle Papierblumen darboten, steife und krachende Möbel klebten und euch mit unsinnigen Haussprüchen be- logen. Sie reizten eure blinden Augen, und ihr mußtet alle diese Dinge kaufen, in eurer Heim nehmen und eure unter Schmerzen verdienten Pfennigs einem trügerischen Schein opfern. Mit ganz wenig mehr Opfern hätte man euch Echtes bieten können, das Sinn und Leben hätte und nicht in wenigen Tagen im Lichte der Sonne den falschen Schein verlor. Natur ist Schönheit, und einfach sind die Schwingungen der Seele. Wäre euer grauer Blick da nicht aufgeleuchtet und euer Heim schön geworden trotz aller Dürftigkeit? Und doch hat es eine Seele, euer Heim, nur ist sie ver- schüttet und bittet unablässig um Befreiung. Es find aber viele unter euch, die dem Liebe wahrer Menschen- würde ernst und tief gelauscht. Die von Erkenntnis zu Erkenntnis wuchsen und mit einem Male wußten, das Joch des Arbeitstieres abzuwerfen und frei dazustehen, ein Mensch der Arbeit, kein Last- träger. Die sagten den großen Kampf an jenen, die so gewissenlos eure Kraft mißbrauchten. Aber nicht allein vermögen sie den großen Kampf zu führen, ihr müßt alle dabei sein. Jede Minute, die euch die Arbeit Zeit läßt zun? Denken. Ihr müßt sie stützen in ihrem Ringen um euch. Denn sie sind eure wahren Freunde. Im kleinsten Winkel fangt au damit. Forscht, sucht, strebt nach der Wahrheit, erkennet, was gut und böse ist, lernet das Echte von dem Falschen zu trennen. Das Schlechte nähert sich euch immer in einer gleißnerischen Umhüllung. Ihr kennt ja das Gleichnis von dem Wolf im Schafspelz. Oeffnet der Ratur euer Herz. Lasset Licht und Sonne in euer Stübchen fluten, soviel nur hineingeht, auf daß es hell und schön werde. Breitet Freudigkeit um euch. Rosen auf den Weg gestreut und des Harms vergessen, eine kurze Spanne Zeit ist euch zugemessen. Hier liegt das Zauberbrünnlein, das euch mit einer ungeahnten Kraft erfüllt. Macht die Seele eures Heims sonnig. Das kannst du, Gattin, Hausfrau, Mutter am besten. Wald und Wiese hat genug dazu, auch ohne daß ihr da Raubbau treibt. Macht die gute Stube zu einer gemütlichen Wohnstube, die euch zu fröhlichem Kreise bei der Lampe Schimmer versammelt. Lebt miteinander, Eltern und Kinder. Die Familie ist noch! mehr als eine Heimgsnossenschast, eine Tischgesellschaft, sie kann j darüber hinaus eine Verkörperung des Geineinsamen sein, die Ver- wirklichung einer Idee, der Gleichklaiig der Gefühle. Wie zivinge ich die Schatten des Lebens unter mich? Wie stehe ich über der Rot meines Alltags? Mit verbitterter Miene? Mit abgestumpftem Herzen? Rosen auf den Weg gestreut! Macht die Seele eures Hauses frei, auf daß die Kinder fröhlicher das Leben erfassen als ihr. Dann wächst eine Kraft aus euch hervor, die lachend die kleine Schar eurer Feinde hinwegfegt und jubelnd die Fahne der Zukunft ergreift. Scherz, SpoK, hieb. Der Z w i e b c l f i s ch' ist soeben in seinem 12. Jahrgang erschienen.(Verlag Hai Z von Weber, München ). Er enthält wieder neben seinen Bücherangaben und Wegzeiger eine Fülle von Er'götzlichkeiten, von denen wir einige hersetzen. Nach einem Königsberger Blatte hat in einer Versammlung der Orts- und Heimatwehren in Pillkallen ein Graf Bülow gesagt: ... Bayerns Arbeiter sind demütig und ziehen ihren Hut. Da- gegen fragt der hiesige Arbeiter nach Verdienst und Achtstunden- tag.Dieses Gesindel muß erst lazarettfähig geschlagen werden." Dies ist ein Bild aus derEinheitsfront von ganz rechts bis ganz links." Der Herr Graf gehört sicher zu den Besten der Nation, die dem Volke ein Vorbild sein wollen. Das Volk wird von ihm lernen. * Ein Münchner Antiquitätenhändler empfing kürzlich den Be- such des Generals Ludendorff, der nach dem Preise eines kleinen Kunstwerkes fragte. Als der Händler ihn nannte, rief er entrüstet: Herr, für wen halten Sie mich denn?I Das kann doch kein nor- maler Mensch bezahlenl"Ich weiß wohl, wen ich die Ehre habe, zu bedienen: Exzellenz Ludendorff!"Na, also, dann wissen Sie doch, daß ich kein Kriegsgewinnler bin."Gewiß nicht," sagte der Händler,leider nicht, Exzellenz, leider nicht!!!"... Einer der witzigsten Grobiane war der Gründer und erste Herausgeber der bayerischen ZeitungDas Vaterland": I>. jur, I.©tgl. Er war, wenn nicht der Erfinder, so doch der Vertiefer des schönen bayerischen WortesSaupreuß"(zu deutsch :lieber norddeutscher Bundesbruder") und der BezeichnungKuhhaut" für dieMünchner Neuesten Nachrichten". Damals neckte man sich noch, weil man(vielleicht) im tiefsten Innern sich trotz allem liebte. Heute freilich käme auch unser alter Sigl mit solchen zarten Kose- namen nicht mehr aus. Heute haben wir denMissbacher An- zciger", der um so gröber, aber dafür um so geistverlassener ist. Besondere Lieblinge des Dr. Sigl waren der Ernst Possart undder preußische König" Wilhelm 17. �Zines Tages hatte Wik- Helm wieder einmal irgendein großes vaterländisches Kostümfest in Szene gesetzt. Wenige Jahre vorher war Ludwig II. von Bayern ins Wasser gegangen. Sigl berichtete:In Berlin hat es eine Moschkera am Hofe gegeben. Der preußische König hatte sich als Großer Kurfürst verkleidet. Genau so hat es bei uns angefangen." Wie man sieht, war er ein Mann von politischem Instinkt. Ein anderes Mal meldete er kurz:Der Erzbischof von Ferrara , dem der preußische König einen Brief geschrieben hat, ist an Darm- katarrh erkrankt." Der große Mime Ernst Possart , den Sigl wegen einiger amou- reufer Angelegenheiten einmal ganz besonders derb angepackt hatte, schickte ihm seine Sekundanten mit einer Pistolenforderung. Sigl lehnte die Forderung ab und schrieb imVaterland": Der Herr Ernst Possart hat unfern Herausgeber auf Pistolen gefordert. Wir haben das abgelehnt. Denn entweder hätte der Possart den Dr. Sigl geschossen. Welch ein Verlust für das Vater- land wäre das gewesen! Oder der Dr. Sigl hätte den Possart gc- schössen. Welch einen Bock hätte er da geschossen!" Ernte. kingen ckie Senlen im golclenen Korn, klagt wo im Malcke ein clunkeles I?orn; flattert ein löieck den Ctleg entlang ronncngoldmf und erntebang. Schwingt im Gebliite ein milder Hkkord, fingt mir die Blüte und Ernte fort. Dunklem Geheimnis reifen ich zu in der fonmgen Ernterub. Sinke, berauscht von der goldenen Pracht, tn des Rätfels purpurne]Kackt. Singende Senken im Erntefeld, und meinen Randen entgleitet die Kielt. Paul B o u r s e i n d.