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Was ist Brot?Gib uns unser täglich Broti" ist in Europa  und mehr oder weniger auch in allen anderen von Menschen be- wohnten Erdteilen nicht nur ein Gebet, sondern längst schon zur Lebenssormel geworben. Nun gibt es freilich unzählige Arten von Brot, in den ab- weichendsten Formen und aus den verschiedensten Körnerarten her- gestellt. Aber, ob Schwarz- oder Weißbrot, ob Laib, Wecken, Semmel, Hörnchen, Milchbrot oder Brezel eines haben sie doch alle gemeinsam. Das ist die 5) e f e, und darum müßte man natur- gemäß auf die Frage, was Brot fei, zuerst antworten! ein Hefe- gebäck. Aber auch das ist nur ein volkstümlicher Begriff für einen Vorgang, den jede Bäuerin zwar schon auf das genaueste beobachtet hat, den aber eigentlich nur der Nahrungsmittelchemiker und der Biologe wirklich kennt. Und diese beiden antworten deshalb auch nicht, daß Brot ein 5)efegebäck sei, sondern sie sagen etwas ganz anderes: etwas, das sür die meisten Menschen absurd und unglaub- lich klingt. Die korrekte Antwort heißt nämlich: Brot ist eine durch Hitze abgetötete, d. h. gebackene Bakterienkultur. Was als Sauerteig unter das Mehl gemischt wird, damit der Teig an einem warmen Ortegeht", ist nichts als eine Mischung von vielen Tausenden von Hefezellen, Milch- und Essigsäurebakterien. Diese Hefezellen, kleine, runde oder ovale Kügelchen, zuweilen in bäumchenartigen Zusammenhang, haben die Fähigkeit, bei ihrer rasend schnellen Teilung entweder Weingeist oder Kohlensäure her- zustellen. Für den Weingeist interessiert sich der Wein-, Bier- und Spiritusfabrikant. Der Bäcker aber will nichts mit ihm zu tun haben, der wünscht nur Kohlensäure, denn sie macht ihm sein Brot locker, indem sie es mit zahllosen kleinen Bläschen durchsetzt. Sonst bliebe es beim Backen ein flacher, harter, kaum genießbarer und noch schwerer zu verdauender Fladen. Wenn es den kleinen Hefe- zellen aber zu kalt ist, dann wollen sie sich nicht vermehren, und. es ist eigentlich gar nichts als ein freundliche Einladung zu dieser Tätigkeit, wenn man sie samt dem Teig, in den sie hineingeknetet wurden, auf den warmen Ofen stellt. Im heißen Backofen freilich, dessen Temperatur die Hefezellen nicht vertragen, sterben sie dann, während die durch ihre Kohlensäureproduktion geschaffene lockere und poröse Struktur des Backwerks bleibt. Auch der Gedanke, daß wir dann diese getöteten Hefezellen täglich mit jedem Bissen Brot zu uns nehmen, braucht empfindsame Seelen nicht zu kränken oder zu beunruhigen. Denn selbst wenn wir die Kunst des Brotbackens nie erlernt hätten, so würde das Innere unseres Körpers trotzdem mit ihnen Bekanntschaft machen. Denn die Hefezellen gehören zu jenen Kleinpilzen, die auch die Lust beleben und die jedes Geschöpf infolgedessen unablässig einatmet. Sie sind in Wahrheit einer der großen Demiurgen des belebten Seins und sind es darum nicht minder, weil sie dem menschlichen Auge nur durch das Mikroskop aus der Welt unerkennbarer Klein- heit auftauchen. Ein ankiker Schulauffah. Eine hübsche Tonscherbe aus dem Besitz der Berliner   Museen veröffentlicht Dr. Ernst Kühn in den Berichten aus den preußischen Kunstsammlungen. Sie enthält so gut wie vollständig einen antiken Schulaufsatz. Die Tonscherbe, das sogenannte Ostrakon, ist ja seit den demokratischen Neuerungen in Athen   vom Ende des 6. Jahrhunderts dort als Stimmzettel benutzt worden. In Aegnpten wurden solche Scherben als Schreibstoff im weitesten Umfange gebraucht, eben ihrer Billigkeit wegen; denn sie lieferte, wo nicht gerade der eigene Haushalt, der nachbarliche Müll- Haufen jederzeit. Als Steuerquittung haben sich diese Scherben in Massen gefunden. Aber nicht minder dienten sie für kleine Billetts, Kontobücher des Hausherrn, Arbeiter- und Lohnlisten. Besonders aber verwandte man sie im Schulbetrieb. Und da hat also ein Schul- fuchs in Aegypten   im 3. Jahrhundert v. Chr. darauf folgendes ge- schrieben:Zuvörderst, daß der Mensch in überragender Stellung, je höher er steht, um so umgänglicher sein soll und um so besorgter für seine Verwandten und Freunde, auch wenn es ganz unansehnliche und geringe Leute sind. Denn verborgen bleiben kann es doch auch so nicht, welcher Leute Kind er ist. noch wie er gelebt hat, noch mit was für Leuten er umgeht, da vwle find, die es ausspüren.... Wenn er sie(die oben Genannten) aber gebührend in Ehren hält, dann wird er sich natürlicherweise einen tugendhaften Ruf erwerben. Ueberdies erscheint mir engherzig auch stets das andere, was manche tun, wenn sie ihre natürlichen Eltern wie Unwürdige verheimlichen und abschütteln, sobald sie im Glück leben...." Ossenbar handelt es sich um einen Schulaufsatz, wie er schon da- mals am Ende der Elementarausbildung stand. Dafür wurden be- sonders gern solche moralischen Crmahnungen verwendet, wie etwa hier das Thema:Du sollst Vater und Mutter ehren." [Illlgpi Völkerkunde Warum gibt es blondes und schwarzes haar? Wahrscheinlich infolge ihrer Einfachheit wird diese Frage nicht allzuoft gestellt. Nur die wißbegierigen Kinder, die mit Vorliebe meist gerade das zu wissen erpicht sind, was die Erwachsenen in Verlegenheit bringt, geraten mit ihrer Neugier zuweilen selbst auf dieses Gebiet. Und dennoch wäre es auch für die Großen nicht ganz uninter- effant zu wisien, woher diese Farbenunterschiede kommen. Der Laie schiebt sie zumeist auf die klimatischen Unterschiede. Er hat nicht ganz unrecht damit, wenn freilich er mit dieserErklärung" noch immer erheblich entfernt von der wirklichen Ursache ist. Man muß sich das einzelne Haar wie ein äußerst winziges, biegsames Glasröhrchen vor- stellen, das innen hohl ist, um einen Begriff von seiner eigentlichen Gestalt zu haben. Dieses Röhrchen ist aber nicht leer, sondern mit dem Hautfarbstoff, dem Pigment angefüllt. Wo uns nun das Haar tiefschwarz erscheint, ist dieser Farbstoff in Gestalt fester Körnchen eingelagert, die lichtundurchlässig und daher für das Auge dunkel sind. Bei Braunhaarigen besindet sich das Pigment in halb-, bei Blonden und Roten in ganz flüssiger Konsistenz, und zwar um so flüssiger, je heller das Haar ist. Man wird ohne weiteres einsehen, warum. Eine stark verdünnte Flüssigkeit wird alswasserklar" an- gesprochen, d. h. sie ist völlig lichtdurchlässig. Anders ist es mit den weißen Haaren. Infolge des allgemeinen Altersabbaus im gesamten Zellenstaat des Körpers werden auch die Pigmentkörnchen mit zer- stört oder nicht mehr ersetzt. Es bleiben nur noch die leeren Röhr- chen übrig, die im einzelnen beinahe farblos, in der Menge durch das auffallende Licht silbrig blaß erscheinen. Wozu müssen aber die Haare nun mit Farbstoff erfüllt sein? Der Biologe weiß uns diese Frage sofort zu beantworten. Um die empfindliche Kopfhaut und das Gehirn vor zu vieler Sonne zu schützen, sagt er. Darum in heißen Ländern die ausschließlich Schwarzhaarigen, darum im Norden die Blonden. Eine zu inten- sive Bestrahlung würde Reizerscheinungen auf die Kopfhaut aus- üben, sie ist aber auch zugleich der Feind aller Flüssigkeiten. Darum wird, wo es sich um generationsweisen Aufenthalt in tropischem Klima handelt, immer ein gewisses Austrocknen der Pigmentflüssig- keit stattfinden. Aus den gleichen Gründen aber ist im Norden kein Aussterben der Blonden zu befürchten, obgleich natürlich auch hier die Mischung der Rassen mitspricht. Naturwissenschast Der Zluhwert der Heidekrautblüte. Das erblühte Heidekraut mit seinen violetten zarten Blüten ist von stiller Schönheit. Eine mit Erika und Immortellen bestandene und mit unzähligen vielen kleinen weißen, blauen und gelben Blumen durchsetzte Heidelichtung ist ein köstlicher Naturausschnitt. Nach dem leichten Zerbrechen der kleinen Halbsträucher nannten sie die Griechen erikein, woraus Erika entstand. In unserem modernen Schrifttum nimmt die Heideschönheit einen breiten Raum ein Die Dichter und Romanschriftsteller preisen in ihren Werken die rosig schimmernde Heide, wenn sie im Sonnenschein daliegt und wenn der Sturm über sie dahinfährt und Regenschauer den Farbenzauber der Erika zu vernichten droht. Die Heide krautblüte erfreut aber nicht nur durch ihre Farben- sreudigkeit, sie hat auch großen Nutzwert. So wird sie für Teezwecke verwendet. Wir schätzen den Heidehonig wegen seines angenehmen, duft-reizvollen Geschmacks und kennen feine kräftige Wirkung bei Hals- und Lungenverschleimungen. Aber auch die Blüte des Heide- krauts, als Tee gekocht, wirkt heilkräftig. Die Linderung bei Krank- Helten der Luftwege und bei Erkältungserscheinungen ist auffallend, wenn auch stark eingewurzelte Leiden, namentlich im höheren Alter, nicht mehr zu beseitigen sind. Durch längeres Kochen gewonnener Tee aus Heidekrautblüten wirkt in Fällen leichterer Halsverfchleimung und bei Husten über- raschend. Aber auch als tägliches Tisch- und Abcndgetränk ist der angenehm blumigduftende Tee als Genußmittel zu empfehlen. Die einzelnen Blüten des Heidekrauts gewinnt man durch Ab- streichen von den Rispen zwischen den Fingern, wobei die noch nicht ganz entfalteten Blüten in der hohlen Hand zurückbleiben. Man trocknet sie an der Luft, jedoch darf dies weder an der Sonne noch bei künstlicher Wärme geschehen. Sind die Blüten gut getrocknet, so sondert man sie zuerst durch ein grobmaschiges Sieb von Stengeln und befreit die Blüten dann durch Sieben in einem feineren Gerät vom Staub. Die Blüten lassen sich, gut verschlossen, jahrlang aufbewahren, ohne ihren lieblichen einschläfernden Duft zu verlieren. Wälder unterm Meer. An der nordfriesischen Küste gibt es eine große Anzahl untergegangener Wälder, die aus vorgeschichtlicher Zeit stammen. Im Laufe der Zeit sind solche bei der Insel Rom  , im Söllstedter Moor, im Kreise Tondern  , bei Goting, auf der Insel Führ  , bei Nordstrand   und bei Husum   gefunden, letzteren fand man beim Durchstich einer neuen Hafenmündung. Man fand dort unter dem Marschboden ein Moor und unter dem Moor einen Birkenwald. Der merkwürdigste der untergegangenen Wälder ist jedenfalls der bei Goting, am Südstrand der Insel Föhr  . Dieser Wald liegt etwa 15 Minuten vom Strand auf dem Meeresboden; man sieR dort Stämme von 1l) Meter Länge und darüber und die Wurzelstümpfe stehen an manchen Stellen so dicht, daß es ein undurchdringlicher Wald gewesen sein muß. In einer etwa meterstarken Torfschlcht findet man Holz von Eichen, Birken, Erlen, Weiden  , Eschen, Fichten und Haselnußsträuchern. Die an der Oberfläche liegenden Stämme werden von Bohrmuscheln und Schiffsbohrwürmern durchzogen. Die Entstehung dieser auf alluvialem Boden gewachsenen WA- der liegt in der Zeit der Urgeschichte unseres Landes zurück; daß vor dem Untergang Menschen darin verkehrt haben, beweisen zahl- reiche aufgefundene Gegenstände, als Beile und Messer aus Stein und angebrannte Flintstücke. Als Ursache der Zerstörung sind große Sturmfluten anzusehen, die das muldenförmige Tiefland in emcn Salzsee umwandelten oder Bodensenkungen verursachten.