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Nummer 35 AnterhaltunHsbeilatze öes j)orwarts <ztc> Sie glückverheißeaSe Schau. Von Rabindranath Tagore . Aantitschandra war noch jung, doch nachdem ihm seine Gattin gestorben war, suchte er keine zweit« Gefährtin, sondern gab sich ganz seiner Leidenschaft für die Jagd hin. Sein Körper war lang und schlank, zäh und behend«, sei« Blick scharf, seine Hand verfehlte nie das Ziel. Eines Morgens, als Kantt in seinem Boot saß und seine Lieb» lingsflinte reinigte, wurde er plötzlich durch einen Schrei wie von einer wilden Ente aufgeschreckt. Als er aufsah, erblickte er ein Dors- Mädchen, da» zwei weiße jung« Enten im Arm hielt und sich dem Wasier näherte. Der kleine Fluß stand ganz still, da viele Schling- pflanzen seinen Lauf hemmten. Da» Mädchen setzte die Vögel ins Wasier und bewachte sie ängstlich. Augenscheinlich war die Nähe der Jäger die Ursache ihrer Unruh« und nicht die Wildheit der Enten. Di« Schönheit des Mädchen» war von einer seltenen Frische und Unberührtheit, als ob sie eben erst au» der Werkstatt Wischwakar» mans(der göttliche Bildner in der indischen Mythologie) hervorge- gangen wäre. Es war schwer, ihr Alter zu erraten. Ihre Gestalt war fast die eines Weibes, aber ihr Antlitz hatte einen Ausdruck von so kindlicher Reinheit, daß man sah, die Eindrücke der Welt hatten in ihrer Seele noch keine Spur hinterlasien. Sie schien selbst nicht zu wisien, daß sie die Schwell» d«» Jungsrauentum» erreicht hatte. Kanti hatte mit dem Reinigen feiner Flinte aufgehört. Er saß da, wie von einem Zauber gebannt. Solch Antlitz hätte er nie an solchem Ort zu finden erwartet. Und doch paßte seine Schönheit besser in diese Umgebung hinein al» in die Pracht eine« Palastes. Eine Knospe ist lieblicher am Zweig al» in ein»r goldenen Base. Da» blühende Schilf glänzte im Herbsttau und in der Morzensonnne, und W diesem Rahmen erschien da» frische, sugendreine Antlitz dem ent» zückten Auge Kantt» wie«in heilige» r«mpelbild. Während er noch In ihren Anblick versunken war, fuhr da» Mädchen erschrocken zu- sammen, und, einen halbartitukierten Echmerzensschrei ausstoßend, ergriff sie hastig die Enten und barg st« an ihrer Brust. Im nächsten Augenblick hatte sie da« Flußufer verlasie« und war ia dem nahen Bambusdickicht verschwunden. Ak» Kantt stch umsaht erblickte er einen seiner Leute, der mit einer ungeladenen Flinte auf die Enten zielte. Er sprang sofort auf ihn zu und versetzte ihm«in« schallend« Ohrfeig«. Der verblüffte Spaßmacher beendete seine» Spaß am Boden. Kanti fuhr mit de» Reinig«« seiner Flinte fort. Aber die Reugier ließ ihm doch keine Ruh« und trieb Ihn zu dem Dickicht, in dem er da» Mädchen hatte oerschwinden sehen. Als er stch hindurchgearbeitet hatte, befand er stch auf«wem Bauern- Hofe, der von der Wohlhabenheit de« Besitzer» Zeugnis gab. An einer Seite war«ine Reih« Scheunen mit kegelförmigen Stroh­dächern, an der anderen ein reinlich gehaltener Kuhstall, an desien Ende ein Iujubenstrauch wuchs. Unter dem Strauch faß das Mädchen, das er am Morgen gesehen hatte, und schluchzt« über ein« verwundete Taube, in deren gelben Schnabel sie au» dem feuchten Zipfel ihre» Gewand»» etwa» Wasier zu tropfen versucht«. Eine grau» Katze hatte dt« Borderpfeten auf ihr Knie gestemmt und sah verlangend nach dem Vogel, und hin und wieder, wenn sie sich zu weit vordrängte, wie» da» Mädchen st« durch einen warnenden Schlag auf die Rase wilder an ihren Platz. Die» klein« Bild, im Rahme» de« in de» Mittagsstill« friedlich daliegenden Bavernhofe», verfehlte nicht seinen Eindruck auf Kanti» empfängliche» Herz. Unter dem zarten Laub de» Iujubenstrauch«» huschten die Lichttringelchen hin und her und spielten auf dem Schoß« de» Mädchen». Nicht wett davon lag ein« Kuh behaglich wieder­käuend und wehrte mit trägen Bewegungen ihre» Kopfe» und S-�wanze» die Fliegen ab. Der Rerdwind flüsterte leise im nahen 7»oickicht,' ihm In der Morgenfrüh« am Flußufer wie die Waldkvnigin erschienen war, erschien ihm jetzt im Schwelgen de» Mittags wie die Gottheit des Hauses, die sich voll Erbarmm über ein leidende» Geschöpf neigte. Kanti, der mit seiner Flinte in ihr Bereich eingedrungen war, überkam ein Gefühl der Schuld. E» drängte ihn, ihr zu sagen, daß nicht er es war, der die Taube ver- letzt hatte. Als er noch so dastand und nicht wußte, wie er beginnen sollte, rief jemand vom Hause her:SudHal" Das Mädchen sprang auf.Sudhai" rief die Stimme noch einmal. Sie nahm ihre Taube und lies hinein.Sudhai", dachte Kantt,welch ein passender Namel"(Sudha bedeutet Nektar.) Er kehrte zu seinem Boot zurück, gab seine Flinte einem seine? Leute und ging zu der vorderen Tür des Hause». Dort fand er einen Brahmanen von mittleren Jahren, mit einem friedlichen, glatt« rasterten Geficht, der aus«wer Bank vor dem Hause saß und in sewem Erbauungsbuch las. Kanti fand auf seinem güttgea ernsten Anttitz etwa» von der Mildherzlgtekt wieder, die aus dem de» Mäd « chens leuchtete. Kantt trat grüßend näher und sagte:Darf ich um etwa» Waffer bttten, Herr? Ich bin sehr durstig." Der Brahmane hieß ihn mit eifriger Gastfreundlichkeit willkommen, und nachdem er ihn zum Niedersitzen auf die Bank genötigt, ging er hinein und brachte eigen, händig einen kleinen Zinnteller mit Zuckerwaffeln und einem zinnernen Krug mit Wasier. Nachdem Kanti gegeflen und getrunken hatte, bat der Brahmane ihn, ihm seinen Kamen zu sagen. Kanti nannte seinen und seines Vater» Namen und seinen Wohnort.Wenn ich Ihnen irgendwie zu Dienste» sein kann, Herr," fügte er in der üblichen Weise hinzu� so werd« ich mich glücklich schätze»." Sie können mir nicht zu Diensten sein, mein Sohn," sagte Rabin Banerdschi,ich Hab« augenblicklich nur eine einzige Sorge." Und was für ein« Sorge ist das?" fragt« Kanti. Die Sorg« um meine Tochter Sudha. die herangewachsen ist" (Kantt lächelte, al» er an ihr Ktndergesicht dachte)und für die Ich noch keinen würdigen Bräutigam habe finden können. Wenn ich st« nur gut verheiratet hätte, so würde ich in der Welt mein» Schuld abgetrage» haben." Wenn Sie mich in meinem Boot aufsuchen möchten, Herr, so könnten wir über die Heirat Ihrer Tochter sprechen." Mit diesen Worten verabschiedet« sich Kanti und kehrte zu seinem Boot zurück, Dann sandt« er einig« von sein« Leuten in» Dorf, um sich nach der Tochter de» Brahmane» zu erttmdigen. Die Antwort war ein ein, stimmige» Kob ihrer Schönheit und Tugenden. Als am nächst«, Tage der alt« Mann zu dem Boot kam, um feinen versprochenen Besuch zu machen, begrüßte ihn Kanti mit tiefe? Ehrfurcht und bat Ihn um die Hand seiner Tochter für sich selbst; Der Brahmane war so überwälttgt von diesem ungehofsten Glück, denn Kantt gehört« nicht nur einer wohldekannten Brahmanen� familie an, sondern war auch ein reicher und angesehener Gut»« besitz«?> daß«r zuerst kaum ein Wort erwidern konnte. Er dacht», «» müsie sich um einen Irrtum handeln. Endlich wiederHoll« e? mechanisch:Sie selbst wollen mein» Tochter heiraten?" Wenn Sie mich ihrer für würdig halten", sagt« Kanti. Sie meinen Sudha?" fragt» der Alte noch einmal. Ja", war die Antwort. Aber wollen Sie st« nicht erst sehen und mit ihr sprechen?" Kantt verschwieg, daß er sie schon gesehen hatte, und sagte:O, da» wird bei der Hochzeit geschehen, im Augenblick der glück, verheißenden Schau."") Mit vor innerer Erregung zitternder Sttmme sagt« der Alte« Meine Sudha ist wirklich ein gute» Mädchen, in allen häusliche» Dingen geschickt. Da Sie sie so großmütig auf Treu und Glauben ) Nack der Verlobung dürfen Braut und Bräutigam sich nickt wiedersehe�'"m Teil der Hochzzltsfeierllchkeit, den man alß ,glück»ert"">---:-..