nthmen. so möge sie Ihnen nie einen Augenblick Kummer bereiten. Dies ist mein Segen!" Man mietete das große Backstcingebäude des Archivars für die Hochzeitsfeierlichkeit, die auf den nächsten Magh(Januar— Februar) festgesetzt wurde, da Kanti nicht gern länger warten wollte. Zur be- stimmten Zeit erschien der Bräutigam auf seinem Elefanten mit Trommeln und Musik und einem Fackelzuge, und die Feierlichkeit begann. Als der Augenblick der glückverheißenden Schau gekommen und der Scharlachschleier über das Brautpaar geworfen war, sah Kanti zu seiner Braut auf. In dem schüchternen, oerwirrten Antlitz, das sich unter der Brautkrone neigte und ganz mit Sandelpaste bedeckt war, konnte er kaum das Dorfmädchen, dessen Bild seiner Phantasie vorschwebte, wiedererkennen, und seine Erregung war so groß, daß es sich wie ein Nebel über seine Augen legte. Als die Hochzeitsfeierlichkeiten vorüber waren und die Frauen sich Im Zimmer der Braut versammelten, bestand eine alte Dame aus dem Dorf darauf, Kanti solle selbst seinem Weibe den Brautschleier abnehmen. Als er es tat, fuhr er zurück. Es war nicht dasselbe Mädchen. E« war ihm, als ob etwas in ihm aufstiege und sein Gehirn durchstäche. Als ob die Lichter der Lampen sich verdüsterten und Dunkelheit das Gesicht der Braut selbst schwarz färbte. Im ersten Augenblick war er zornig auf seinen Schwiegervater. Der alte Halunke hatte ihm das eine Mädchen gezeigt und das andere verheiratet. Aber bei ruhiger Ueberlegung erinnerte er sich, daß ihm der alte Mann überhaupt keine Tochter gezeigt hatte,— daß alles seine eigene Schuld war. Er hiett es für das beste, seine heil lose Dummheit den Menschen nicht zu verraten, und nahm mit schein� barer Ruhe wieder seinen Platz ein. Plötzlich merkte er, wie seine Braut, die neben ihm saß, zw sammenschrat und einen Schrei unterdrückte: ein junger Hase war ins Zimmer gesprungen und über ihre Füße gehuscht. Dicht hinter ihm kam das Mädchen, das er zuerst gesehen hatte. Sie ergriff das Häschen, nahm es in ihren Arm und begann, ihm liebkosend etwas zuzumurmeln.„Ach, das verrückte Mädchen!" riefen die Frauen und machten ihr Zeichen, das Zimmer zu verlosten. Aber sie beachtete es nicht, sondern kam herein und setzte sich ganz unbekümmert dem Brautpaar gegenüber, das sie mit kindlicher Neugierde anstarrte. Als ein Dienstmädchen kam und sie am Arm nahm, um sie heraus- zubringen, wehrte Kanti ihr hastig und sagte:„Laß sie in Ruh." „Wie heißt Du?" wandte er sich dann an das Mädchen. Diese wiegte mit dem Körper hin und her, aber gab keine Ant- wort. Alle Frauen im Zimmer begannen zu kichern. Kanti stellte eine andere Frage:„Wie geht es Deinen kleinen Enten?" Das Mädchen fuhr fort, ihn unbekümmert anzustarren. Der ganz verwirrte Kanti raffte seinen Mut noch einmal zu» sammen und erkundigte sich teilnahmsvoll nach der verwundeten Taube, aber es half ihm nichts. Das zunehmende Gelächter im Zimmer zeigte, daß irgend etwas bei der Sache sehr komisch war. Endlich erfuhr Kanti, daß das Mädchen taubstumm und die Gefährtin aller Tiere im Dorfe sei. Es war nur Zufall gewesen, daß sie sich damals bei dem Ruf Sudha erhoben hatte. Jetzt traf es Kanti zum zweitenmal wie ein Schlag. Der dunkle Borhang zerriß, der sich vor seine Augen gesenkt hatte. Mit einem aus tiefster Seele kommenden Seufzer der Erleichterung, wie aus einer furchtbaren Gefahr befreit, blickte er noch einmal in das Antlitz seiner Braut. Dann kam in Wahrheit die glückverheißende Schau. Das Licht, das aus seinem Herzen und von den hell leuch- tenden Lampen strahlte, fiel auf ihr liebliches Antlitz, und er sah es in seinem wahren Glanz und wußte, daß Nabins Segen sich erfüllen würde. (Aus dem neuen Erzählungsbuch des indischen Dichters:„Die Nacht der Erfüllung", das soeben im Kurt Wolsf-Verlag in München erschienen Ist.) Cm Mastenfeft im brafllianisihen Urwald Nur zu oft begegnet man auch heute noch der Anschauung, baß die„Wilden" für minderwertig gehalten werden, weil sie nackt gehen und eine andere Hautfarbe haben. Immerhin wird jetzt die Er- kcnntnis von der Eigenart und der hohen Bedeutung primittver Kulturen durch die Verehrung gefördert, die ihre Kunst genießt. Aber auch die Kultur der Naturvölker verdient hohe Achtung. Das betont Theodor Koch-Grünberg , der bekannte Forschungsreisende, In einem schönen, demnächst bei Strecker und Schröder in Stuttgart erscheinenden Reisewerk„Zwei Jahre bei den Indianern Nordwest- Brasiliens", in dem ein anschauliches Bild von dem Leben und Treiben, den Jagden und Festen, den Sitten und religiösen An- schauungen dieser Stämme im brasilianischen Urwald entworfen wird. Koch-Grünberg will, wie er selbst im Vorwort faxt. e Kreise einer gerechten Beurteilung der Indianer näher bringen". Ohne ihr« Unterstützung und Treue in oft gefährlichen Lebenslagen wäre die Reife unmöglich gewesen oder hätte ein plötzliches Ende gefunden. Die Kultur dieser Indianer offenbart sich mit am eigenartigsten in den religiösen Festen und Tänzen, die sie feiern. Begleiten wir den Verfasser auf einem Maskenfest bei den Kaua-Jndianern. Mit viel Fleiß und Mühe, mit hoher Geschick- lichkeit und feinem Geschmack werden schon lange vorher die Masken- anzüge hergestellt. Der innere weiße Bast eines Laubbaumes wird vorsichtig von dem Stamme gelöst, sorgfältig ausgewaschen und in noch feuchtem Zustande in der richtigen Form der betreffenden Tanz» figur mit Nadeln aus Affentnochen über biegsame Stäbe genäht. Die Farben, die der Verfertiger der Tanzkostüme verwendet, sind mit großer Sorgfalt hergestellt: als Pinsel dienen Holzstäbchen, die an dem einen Ende mit Baumwolle und Pflanzenfasern umwickelt sind. Beim Bemalen schieben die Künstler mehrere Bananenblätter in den Maskenkörper, um eine feste Unterlage zu haben. Die bunten geomettifchen Figuren, die auf dem Bast aufgetragen werden, deuten meistens die Fell- und Hautzeichnung des Tieres an, das die Maske darstellen soll. Besonders mühsam ist die Bemalung der Jaguar- maske. Den meisten Masken ist ein Gesicht mit fletschenden Zähnen aufgemalt, manche trogen eine Art Zopf aus gelbem Bast. In den Masken werden teils Tiere dargestellt, wie der Schmetter- ling, der Herr aller Maskentänze, der schwarze Aasgeier, der Jaguar, Fische, Raupen, Käferlarven usw„ teils bjjse Dämonen in mensch» licher Gestalt und mit menschlichen Tätigkeiten, Riesen und Zwerge. Auch di« Tiermasken stellen Dämonen dar, die einzeln« Tierklassen repräsentieren: aber sie sind keine naturalistischen Nachbildungen des betteffenden Tieres, sondern sie unterscheiden sich von den mensch- lichen Masten nur durch einzelne besondere Merkmale und Orna» mente. Nicht immer wird mit derselben Maske derselbe Tanz ge- tanzt, und die jeweilige Bedeutung der Meske kommt häufig erst durch den Tanz selbst zum Ausdruck. Die Tänze werden nur von Männern, aber Im Beisein der Weiber und Kinder ausgeführt. Die Teilnehmer, deren Körper durch die Maskenanzüge zum größten Teil verhüllt sind, bewegen sich In raschen Schritten mit einknickenden Knien und singen dazu eintönige, nicht unmelodifche Weisen, deren dumpf traurige Töne zu den zähnefletschenden Fratzengesichtern un- heimlich passen. Die T�te sind offenbar uralt und können zum Teil von den Sängern selbst nicht mehr gedeutet werden. Viele Wörter sind einfache Gesangeslaute, wie unser„la-la°la" oder„rudiralala", andere sollen den Ruf des betteffenden Tieres nachahmen. Auch die charakteristischen Bewegungen der Tiere und die verderblichen Eigenschaften der Dämonen werden in vortrefflicher Pantomime vor- geführt. Beim Maskenfest werden nun die verschiedenartigsten Tänze vor- geführt. Der Tänzer des schwarzen Aasgeiers hält mit beiden Händen einen Stock wider den Nacken und ahmt durch Hin- und Herschwanken des Oberkörpers den watschelnden Gang des Vogels nach. Der'Iaguar -Tänzer hüpft mit stark gebeugtem Oberkörper in katzenartigen Sprüngen wild umher und entlockt einem Rohr, das der besseren Resonanz wegen in einem Topfe festgebunden ist, dumpfe Laute, die an das Heulen der gefürchteten Bestie erinnern. Der Tanz der Mistkäfer soll die reinigende Arbeit dieser fleißigen Tiere darstellen, das aus Kot kleine Kugeln dreht und sie als Nah- rung in der Erde vergräbt. Zwei Mastentänzer, die Hand in Hand nebeneinander unter Gesang vor- und rückwärts schreiten, wälzen mit ihren Tanzstäben einen die Kotkugel darstellenden Stock hin und her. Der Eulen-Tänzer, der als einziger nur einen Maskenkopf auf- gestülpt hat, hält in der linken Hand einen brennenden Span, in der rechten einen Stock. Er ahmt das Flattern der Eule von Baum zu Baum nach und läßt ihren Ruf„Puppu-pu" ertönen. Der bren» nende Span soll offenbar die glühenden Augen der Eule andeuten. Dieser Tanz ist durch die eleganten Bewegungen der schlanken nackten Körper besonders anmutig. Sehr humoristisch ist die mimische Vor- führung einer Alligatorenjagd.„Die tiefere Bedeutung aller dieser Mastentänze tritt klar hervor," sagt der Verfasser.„Es sind Zauber- mittel. Der Geist des Toten, dem man wie überall böse rachsüchtige Eigenschaften zuschreibt, soll durch die Tänze und die fortgesetzte Klage versöhnt werden, damit er nicht einen der Hinterbliebenen zu sich holt. Die bösen Dämonen, die vielleicht den Tod des Ver- wandten verschuldet haben und vor deren Tücke man nie sicher ist, sollen von weiterem Uebel abgehalten werden. Die Feinde de» Jägers, die Schädlinge des Felde» sollen durch mimische Nachahmung ihrer Handlungen magisch beeinflußt und den Menschen günstig ge- stimmt werden, in gleicher Weise die Iagdttere selbst, so daß reiche Jagd und reiche Ernte werde und Segen und Fruchtbarkeit für alle» Wachstum. So sehen wir diese Maskentänze von denselben Grund- motiven geleitet, wie sie auf der ganzen Welt bei fast allen Masken- tänzen religiösen Charakters n"**-'>0 sind: Dämonenvertreibung und Fruchtbarkeitserzeug'"
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