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Wissen und Schauen hungersieine. Die Trockenheit in diesem Jahre hat den Wasser- stand unserer Flüsse stark herabgesetzt, und auch bei der Elbe machte stch diese Erscheinung sehr deutlich bemerkbar. So zeigte der Elbe - xegel in Magdeburg , der bei mittlerem Wasserstand 1,70 Meter über Null hat, ani 11. bis 14. August nur 16 Zentimeter unter Null, und damit war der niedrig st e Wasser st and der Elbe erreicht, den sie seit dem Jahre 11K3 gehabt hat. Unter diesem geringen Wasserzusluß hat der Schiffahrtsverkehr außerordentlich gelitten. Aber außerdem trat noch eine andere Erscheinung hervor, auf die Professor Rösing in derUmschau" die Aufmerksamkeit lenkt. Es kamen wieder dieHungersteine" in der Elbe zum Borschein, die nur bei fallendem Wasser sichtbar werden und Kunde davon geben, daß e« auch in der Vergangenheit häusig Zeiten der Wassersnot stn Elbegebiet gegeben hat. Diese Hungersteine wurden zuerst im Jahre 1904 genauer beobachtet, denn in diesem Jahre zeigte das Wasser ebenfalls einen außerordentlich tiefen Stand. Die Hunger- giinc liegen in Böhmen . Der erste befindet sich am Elbufer bei odenbach und zeigt die Jahreszahlen 1165, 1616, 1707, 1746, 1892 und 1904, alles Jahre, in denen Wassersnot in der Elbe herrschte. Die Inschrift von 1904 enthält die NachrichtSchiffahrt gänzlich ein- festellt" und die Aufforderung:Wenn Du mich siehst, dann weinel" »er andere Hungerstein liegt unterhalb der Kettenbrücke bei Tetschen am linken Elbufer im Flußbett und ist ein 6 Quadratmeter großer Basaltstein, auf dem seit dem 14. Jahrhundert die Wasserstände durch Jahreszahlen nachgewiesen sind. Danach war der Wasserstand vom Jahre 1904 seit 1417 der niedrigste. 1 Unbewußte Gedächlnisleislungen. Die an unsere Sinnesorgane Krantretenden Reize wecken die Erinnerungen an frühere Wahr- hmungen ähnlicher Art. So ist es eine bekannte Tatsache, daß Man beim Lesen nicht Buchstabe für Buchstabe und Wort für Wort liest. Das oberflächliche Betrachten eines Wort- oder Satzbildes er- lnnert an ähnliche oder gleiche Bilder. Ebenso prägen sich bei der Stenographie oft gesehene Schriftbilder allmählich dem Gedächtnis ein und beschleunigen das Lesen. Auch die Reden anderer nehmen wir nicht deutlich Wort für Wort wahr, sondern wir erleichtern uns das Berständnis der Rede mit Hilfe unseres Erinnerungsvermögens, das bei ähnlichen Klängen sofort die früher gehörten Sätze in unser Gedächtnis zurückruft. Die Mitwirkung des Gedächtnisses beim An- hören von Reden wie in Gesprächen geht so weit, daß es von dem Zuhörenden nur selten wahrgenommen wird, wenn der Redende sich verspricht. Beherrscht man eine fremde Sprache als Schriftsprache, und kennt die Aussprache der einzelnen Worte'ganz genau, so ist «s doch anfangs sehr schwierig, der gesprochenen Rede in dieser Sprache zu folgen, weil die Gedächtnisstützen zunächst fehlen und man Wort für Wort aufnehmen muß. Haben sich die Klänge der Semden Sprache dem Gedächtnis eingeprägt, so ist die Tätigkeit des uhörens wesentlich erleichtert. vSlkerkunöe Die Entstehung des Grußes. Wer denkt wohl einmal ernstlich darüber nach, warum er seinen Hut in die Hand nimmt, wenn er (einem Mitmenschen«inenguten Tag" wünscht? Warum man ich bei der Begrüßung die Hände reicht? Warum der Offizier beim Gruß den Degen senkt? Dabei ist es doch recht reizvoll, die ge- bräuchlichen Grußformen bis in graueste Vorzeit zu verfolgen und ihren Sinn zu erforschen. Der Urmensch war, aus einem äußeren Zwang heraus, durch- aus kriegerischer Natur. Die aus Holz oder Stein gefertigte Waffe war das erste Produkt menschlicher Handfertigkeit. So kam es denn, daß der körperlich Schwächere dem Stärkeren auswich. Daß et sich aber, wenn eine Begegnung unumgänglich war, vor ihm niederwarf, um ihm seine freiwillige Unterwerfung zu zeigen. Oder er streckt ihm die Hände entgegen, als wolle er sagen:Sieh', ich bin waffenlos!" Der orientalische Gruß, das Kreuzen der Arme über die Brust, der Gruß des Römers durch Emporstrecken des rechten Armes haben beide denselben Sinn. Sie zeigen die Änbewehrtheit der Hände und bitten um Frieden. Die heutig« Sitte des Handschlages ist daraus' entstanden. Das Abnehmen des Hutes hat eine ähnliche Bedeutung. Die Kopfbedeckung war in früheren Jahrhunderten ein Zeichen ganz besonderer Würde. Und nur der Niedere entblößte sein Haupt-vor dem Höheren, als Zeichen seiner Unterwerfung. Je mehr sich aber das Tragen von Hüten eiiwürgerte, desto gebräuchlicher wurde diese Grußform, um schließlich zu einer bloßen Höslichkeitsformel zu werden. Zu diesen Grußformen der Tat gehört noch das Gewehr- präsentieren des Soldaten, das Senken des Degens beim Gruße eines Offiziers, die beide durch friedliche Haltung ihrer Waffe ihre Ergebenheit bekunden. Der in Worte gekleidete Gruß gehört erst einer späteren Epoche an. Es entsprang dem Bedürfnis gegenseitiger Achtung Und Höflichkeit, wenn man sich einLebe wohl', einenguten Tag", einauf Wiedersehen" wünschte. UnserGrüß Gott" und da« französische a clieu" stammen aus dem kirchlich gesinnten Mittelalter. In unfern Tagen und besonders in der Großstadt, wird bei weitem nicht so häufig gegrüßt als in früheren Zeiten. Den Groß- städter, der einmal auf dem Lande weilt, berührt es seltsam, wenn ihm hier von alt und jung einguten Tag" entgegenschallt. Er versteht nicht, weshalb stch wildfremde Menschen begrüßen. Die raschlebige Großstadt hat keine Zeit mehr für derlei Dinge, e. x. Naturwissenschast Dom wehrhasken Riesen und seinem Reiche. Ein hohes Lied vom unsteten Jägerleben der innerafrikanischen Steppe singt Jäger und Dichter zugleich der frühere Offizier der deutschen südwestafrikanischen Schutztruppe Steinhardt in seinem vor kurzem erschienenen, mit trefflichen photographischen Aufnahmen ge- schmückten BucheVom wahrhaften Riesen und seinem Reiche" (Alster-Verlag, Hamburg ). Besonders angetan hat es Steinhardt das Geschlecht der Elefanten, dessen Leben der Forscher in Hunderten von Begegnungen mit und ohne Büchse belauschte.. Stümper­haste Nachbildungen der grotesken Ungeheuer, die im afrikanischen Busch als Könige hausen, sind nach Steinhardt die Elefanten, die man im Tiergarten oder im Zirkus sieht,zum Narren verkommener Zwerge herabgewürdigte Fürsten" aus dem Reiche der Riefen! Daß die Elefanten sich untereinander zu oerständigen wissen, davon er- hielt Steinhardt tausendfache Beweise. Wie ist es sonst, schreibt er, zu erklären, daß die Wasserstelle oft wochenlang gemieden wird, in der ein Elefant die Kugel empfing? Ein eigentümliches Verhalten gegen tote Artgenossen beschreibt Steinhardt: Die Ueberlebenden suchen Ben Toten durch Betasten und Anstoßen scheinbar zum Ausstehen zu bewegen, sie scharren wohl auch vor dem Rüssel eines Verendeten. Interessant ist auch, was über das Tempo des afrikanischen Elefanten berichtet wird» selbst wenn sie gemächlich dahinschreiten, haben sie einen Schritt am Leibe, der die menschlichen Lungen geradezu auspumpt. Und merken sie erst, daß es hinter ihnen brcnzlich wird, dann sausen sie davon auf Nim- merwiedersehen. Dabei vermeiden sie meistens Berge und Riffe,. auf 15 Kilometer mehr oder weniger kommt es bei diesen Schnell- läufern ja nicht an. Auch über die Elefantenjagd macht Steinhardt belangreiche Angaben: die Kugel aus der schweren Büchse, die den Elefanten unvermutet seitlich in den Kopf trifft, wirft ihn regel- mäßig um: blitzartig beim Treffer in das Kleinhirn, langsamer bei schlechtem Schuß. Anders aber, wenn er weiß, was ihm droht: im rasenden Schnellfeuer, selbst aus schwerstem Kaliber, steht er seelen- ruhig auf, ohne im Schusse auch nur zusammenzuzucken, und dann wehe dem Jäger, den er annimmt, und der nicht kaltblütig zu zielen und tödlich zu treffen vermag: auf den anstürmenden Riesen hat der Kugelschlag, wenn der Schuß ihn nicht am Lebensnerv trifft, durch- aus keine bremsende Wirkung! Technik Aulomobiloerkehr in Amerika . Nach einem Reisebericht der englischen ZeitschriftAutocar " sollen die Vereinigten Staaten 7 Millionen Automobile aufweisen, und im Durchschnitt soll ein Automobil auf 13 Personen entfallen. In einem bestimmten Staate der Union entfällt sogar auf 6 Personen je ein Auto. Das erscheint zunächst als Uebertreibung. Aus den mitgeteilten Zahlen wird man schließen müssen, daß auch die Familien zahlreicher Angestellten, Handwerker und Arbeiter ihr Automobil besitzen. Das entspricht den Tatsachen. So wird z. B. von dem Verfasser des erwähnten Reisebriefes erzählt, daß auf einem weiten Platze vor den Ford- Werken, die er besuchte, an 1000 Wagen standen, die Eigentum von Arbeitern und Angestellten waren. Man wird sich daher vorstellen können, daß der Automobil- verkehr in Millionenstädten wie New Park, Chicago , St. Louis usw. erheblich lebhafter ist als in Paris , London und Berlin , und daß es heute eins der wichtigsten Probleme in diesen Weltstädten ist, den ungeheuren Straßenverkehr zu regeln und zu bewältigen. Denn der Wagcnverkehr beeinflußt auch den der Fußgänger in so außer- ordentlicher Weise, daß ein vollständig durchgearbeitetes System erforderlich wird, um möglichst allen Teilen gerecht zu werden. Am großartigsten ist die Verkehrsordnung der fünften Avenue in New Pork, einer der vornehmsten und verkehrsreichsten Straßen der Stadt. Dort findet man in größeren Abständen sechs Meter hohe Türme mit Sianalvorrichtungen und Signallampen, die von einem Polizisten betätigt werden. Wenn auf solch einem Signal- türm das WortStop" zugleich mit einem roten Licht erscheint, so 'teht der gesamte Wagenverkehr auf einer Strecke von 800 Metern All. Nun können die Fußgänger ohne Gefahr die Straße über- chreiten. Auch andere amerikanische Städte bedienen sich dieses Systems, doch sind an die Stelle der Türme drei Meter hohe Mäste getreten, bei denen abwechselnd die WorteSto�i" undGo" er- scheinen. Diese sind natürlich nicht an die Fußgänger, sondern an die Wagenlenker gerichtet, und bedeutenHalt!" undWeiterl". Die Masten stehen an den Kreuzungspunkten der Hauptverkehrsstraßen und find in der Regel von 9 Uhr morgens bis 6 Uhr abends in Tätig- keit. Denn nach Beendigung der Geschäftszeit nimmt der Wagenver- kehr in den Straßen so erheblich ab, daß man der Signale nicht mehr bedarf. Von weicher Seide prallt Zurück die scharfe klinge Sanftmut wirkt größ're Dinge Als schneidende Gewalt M i r z a S ch a f s y.