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I der Waffen gäb's bei mir nicht..."/Atl 1, Szene 1). Die Herren, denen Gonzaio seinen Schlarafsenstaät schildert, würzen die Unter- Haltung mit zetenhaften Bemerkungen. Im ganzen aber zeigt auch ShakespearesSturm", daß der Kommunismus die Gemüter be- fchäftigte. Thomas Morus :Utopia"(ISIS) fand englische, deutsche und französische Uebersetzer und war durch keine Satire aus der Welt zu schaffen. <Au, der soeben im Berlag für ösziolwissenfch-ft er­schienenenAllgemeinen Ges6>tchte des Eozialieinn« und ter sozialen Niimpfe. IN. Teil. Reurre Zeit".» Maffen-Regie im Kilm. Von Dr. A. Guttmann. it,in Zufall führt mich in die Ausstellungshallen am Zoo. Der Riesenraum ist erfüllt von einer durcheinanderwicbelnden Masse seltsam gekleideter Menschen. Hunderte und aber Hunderte von weiblichen und männlichen Wesen tragen ägyptische Kostüme und Perücken und dazu moderne hochhackige Lackstiefel, Wiatennäntcl, Brillen, junge Damen lausen mir nackten Beinen und auch sonst wenig, jedoch mit einer Pelzbva bekelidet, zigarettenrauchend um- her, da sitzen drei Krieger und spielen einen Dauerskat; mitten tm Saal wird mit ungeheurem Lärm ein riesiger goldener Hochthron aufgerichtet, auf der viele Stockwerke hohen Feuerwehrleiter turnen schwindelfreie Monteure zur Decke hinauf, Garderobieren, Friseure. eine Schar von Hilfsregisseuren, ein paarZivilisten" inmitten des Trubels Vorbereitungen für die große Schlußanfnahm« des neuen Lubitsch -FilmsDie Frau des Pharao ", der dem Gerücht zufolge alles übertreffen soll, was bisher aus dem Gebiet des Films in Deutschland gemocht worden ist, und der bestimmt ist. in Amerika die Unsummen, die er kostete, wieder einzubringen. Die heutig« Probe, an deren Schluß(und zwar zum dritten Male, nachdem die ersten beiden Aufnahmen nicht zur Zufriedenheit ousgesallen find) eine Massenszene gefilmt werden soll, kostet nach meinen Jnsor- mationen 200 OSO bis 400000 M. Endlich um i Uhr ertönen die Signale, die das hcriuntrödelnd« Völkchen der Statisten und die großen.Sterne" zusammenrufen. Aus hohem Podium thronen die Meister: die Künstler, Davidsahn, der Direktor der Efa und Lubitsch , der Oberregtsseur, die Hilss- regisseure und Operateure, die nach stundenlanger Vorarbeit jetzt endlich zur Tat komme». Ueber 1000 Menschen werden nach einem genau ausprobierten Plan im Räume verteilt, der wirklich die Dimension einer ägyptischen Königshalle hat: die pfauenföcher- tragenden Silaoni im iiintergrund gleichen Puppen. Der Vorder- räum ist nun erfüllt vo» der malerisch gruppierten Menge der Tafelnden, die sich an gebratenen Gänsen(kein Neid, sie sind nur aus Poppmache!) und anderen Delikatessen erfreuen und mit Be­geisterung die(leeren) Weinscholen schwenken. Trillerpfeifen, Gong- signalc, die alle eine besondere Bedeutung haben, und schallvcr- stärkende Sprachtrichter vermitteln die Verbindung vomFeld- Herrnhügel" herab. Harry Liedtk« und Dagny Seroaes nelmien ihre Plötze auf dem Thron ein. Es braust, zischt, brummt von dem EinsäMen der ungeheuren Jupiterlampen und Scheinwerfer. Eine wilde Festmusik ertönt und Lubitsch toimnandiert:Alles lustig, alles luftig!" Ei» neuer Trillerpfiff es war nicht lustig genug.Alles vo» vorn!" Wieder wird einige Sekunden probiert. Die Trillerpfeise ertönt zweimal, sämtliche Lampen verlöschen, das matte Tageslicht erfüllt den Raum und vom Podium herab stürzen gl) drei Jünglinge mit Filmkassetten zum Atelier, tun die kleine robeoufnahme schnell zu entwickeln. Inzwischen ober wird weiter studiert. In den Festesjubei nämlich soll nun das Eintreten des alten Pharao Janings eine Note des Grausens bringen. Aber der Uevergang gelingt nicht, immer und immer wieder unterbricht Lubitsch nach wenigen Sekunden die Probe. Wie ein Habicht stürzt er sich hinab, um einen Statisten anzubrüllen:Sic haben ja ge- lacht, Sic verderben ja das ganze Bild", oder einen anderen: Machen Sie doch hier kein Theater(!), oder er erklärt mit einigen plastischen Bewegungen, daß man da? Entsetzen nicht ausdrücken könne, wenn man bloß abgerissene Worte spräche. Man müsse schreien:Heraus mit dem Kerl, was will er, fort mit ihm!" Und wie er es vorgemacht hat. ist wie mit einem Schlage die tobende Bewegung in den ouibrüllenden Massen da. Doch immer wieder ruft er sie zurück, reißt sie nach vorn, bis schließlich die rhythmische Bewegung der Masse, aus die er hinaus will, da ist. Nun heben sich wirklich 2000 Armewie eine Welle", nun weichen plötzlich in Form einer seitlich, nicht in der Mittelaxe, sich spaltenden Gosse zwei Menschenmauern auseinander, um dem unheimlich dwchstapfenden Janings Platz zu schaffen. Und dann schließen sie sich wieder hinter ihm, als er, von der ihm fluchenden Masse herausgetrieben und nach vorn gedrängt, schwerfällig und wie von einem unheimlichen Geschick belastet, herauswonkt. Durch das Sprachrohr ertönt ein kurzes Kommando. Im Hintergründe schnell! die Figur eines stigendlichen Schauspielers zum Hochthron empor, er steht vor dem jungen Paar und ruft seinHeil" und mit tausendstimmigem Ruf wenden sich Alle wieder dem Goldthron zu. Da kommen die Operateure mit dem fertig entwickelten Probefilmstück zurück. Es wird schnell geprüft, für gut befunden und alles nunmehr mit Kurbelei wiederholt, vielleicht lA bis',4 Minuten, vielleicht 20 bis 30 Meter Film. Das ist das Resultot! Ais ich in den grauen Nooembertag hinaustrat, dachte ich, welche Unsumme von Kraft hier für einen im Grunde scheinbar nichtigen Anlaß vertan wird. Denn wenn man auch sehr inter- cssante volkspsychologische, filmtechnische und filmpsychologisch« Zu- scunmenhänge sieht, wenn auch die finanzielle Seite von großer wirtschaftlicher Wichtigkeit ist wie traurig ist es dock), daß wir unsere kulturelle Bedeutung dem Auslände gerade nur auf diesem Gebiet beweisen können Wieviel schöner wäre es, könnte man wieder die wirklichen Kulturgüter der Rationen, die eigentliche Kunst, zum Austauschobjckt zwischen den Völkern benutzen! Und auf der anderen Seite sieht man doch ein, daß das Verkündigungs- mittel des Films, dessen kulturelle Bedeutung viel größer ist, als Weltfremde sich träumen lassen, für unsere gesamte Kulturarbeit nicht mehr zu entbehren ist. Mag man sich auch früher eiuinal gegen die Erfindung des Buchdruckes gewehrt haben, längst ist die Druck- kunst unser aller Vermittlerin unter den Kulturvölkern: und der Film, der durch seine Anschaulichkeit auch zu den des Lesens Un- kundigen spricht und sogar nicht einmal durch die Sprachgrenzen der Länder gehemmt wird, ist es noch weit mehr. Immer wieder müssen die Lolksbildner gemahnt werden, den Film nicht zu ver­nachlässigen, sondern in ihm ein Hilfsmittel für Vildungsarbeit zu sehen, den Film aus einer geschmackverderbendcn Darstellung zum Erziehungs- und Läuterungsmittel heranzubilden. Wenn Regisseure wie Wegener oder Lubitsch in engere Beziehungen zu den Führern auf dem Gebiet der Volksbildung träten, würde ein großer Nutzen für unsere Bestrebungen herauskommen. Mein ironischer Sastiaöen. Von Artur Zickler. Es ist nut der Ironie wie-mit dem Alkohol: eigentlich sollte man so etwrs meiden. Erstens aus Prinzip(Prinzipien braucht man nicht zu begründen) und zweitens artet es zu leicht aus. Wenn alle Leute Alkohol stinken würden, könnte schließlich jeder Deutsche Diplo- matte betreiben, wovor uns Gott und die Abstinenten schützen»löge» wenn aber alle ironisch sein wollten, würde kein Mensch mehr seine Zeitung ernst nehmen und die Kinder kämen frivol auf die Welt. Ich gehe also in dieser Hinsicht mit Stegerwald und Rabin» dranath Tagore, Wilson, Goethe und Hausser vollkommen konform. Ironie und Alkohol sind Gifte. Borsicht' Aber es gibt Situastönchen. Zum Bleistift: Du aßest ein Eis- dein, und nun wird dir abstmderlich. Es wird dir, wie der Berliner sagt,anders, bloß nicht besser". Du stellst also dein Prinpiz*) in den Sonntagsschrank, hebst einen Magenbitter siehe, dir wird anders, und zivar besser. Also auch die Ironie. Das heißt, sie muß mit Vorsicht genossen werden. Gewissermaßen nur zu medizinischen Zwecken. Zum Bleistift: Du hast eine Rede von Frau Dr. Käte Schirrmacher gelesen. Oder ein Sachverständigengutachten von Pro- fessor Brunner. Dir wird anders, bloß nicht besser. Du nimmst«in Gläschen Ironie. Als einziges Mittel, den Weltschmerz oder das kalte Jaulen zu venneiden. Es hilft augenblicklich. Bald hängt dir der Himmel wieder voller Zupfgeigen; du hast dich wiedergefunden. Weil mich das Schicksal dazu verpflichtet hat, täglich«in Dutzend Zeitungen lesen zu müssen, in das Kino zu gehen, verheiratet zu fein und was des Unvermeidlichen noch dutzendweise Ist, habe ich mir eine Seelenbudike, einen ironischen Sastladen zusammengestellt. Mit Hilfe dieser intelletwellen Taschenapothek« bin ich in die Lage gesetzt, mit Volldampf Zeitgenosse zu bleiben, ohne physischen»nd psychischen Dauerschaden zu nehmen. Das ist von unschätzbarem Wert in Anbetracht der von Wilhelm dem(vorläufig) Letzten ver- sprochenen und prompt gelieferten herrlichen Zelten. Auf die Zu- summenftcllung dieses allen Anforderungen der Neuzeit entsprechenden Elixierkoffers bin ich sehr stolz und fühle mich verpflichtet, die Wohl- taten dieser Präparate weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Ich wende mich also an die Leser der.5zeiinwelt" mit folgender Bekannt. machung: V- P. Allen Freuiiden und Bekannten, sowie meinein bisherigen Kundenkreis zur gefl. Kenntnisnahme, daß Ich mich entschlossen habe, in den Spalten derHeimwelt" von Zeit zu Zeit einen ironischen Sastladen der geehrten Aufmerksamkeit Euer Hochwohl- geboren zu empfehlen. Es wird mein Bestreben sein, nur ein- wandfreie, in eigenen Denkwcrkstätien hergestellte und von ersten Kapazitäten kontrollierte Erzeugnisse zu bieten, die im Notsalle auch von der reiferen Jugend ohne Schädliche Wirkung genossen werden können Man achte auf die Schutzmarke. Indem ich hoffe, damit dem laufenden Jahrhundert einen besonderen Dienst«r- wiesen zu haben, Hochachtungsvoll(Unterschrist unleserttch.) Es bedarf also, um einem gewissen Mißstauen vorzubeugen, nur noch des Ansplauderns der chemischen Zusammensetzung meiner Ironiepräparate. Ich nehme 40 Proz Zeitgeschichte, weiche sie in schwachsäurehaltigcm Mutterwitz auf, gebe etwa 25 Proz. sterilisierte Frechheit sowie ein Quentchen Bitterkeit hinzu. Der Rest besteht aus der nicht tot zu kriegenden Absicht, mit ollem, was da kreucht und fleucht, fertig zu werden. Wenn rs nichts hilft, tonn es be- stimmt nichts schadenl *) Ein Druckfehler von Pallenberg. Soll Prinzip heißen.