Wissen und Schauen »De« Daumen halten." Nicht nur Kinder haben noch heute den Glauben, dah es ihnen Glück bringe, wenn man den Daumen für sie hält, und die Redensart vom Daumen halten ist uns allen ge- läufig. Gehen wir ihrem Ursprung nach, so werden wir auf ein reizvolle» Kapitel der Volkskunde geführt, nämlich auf die Beziehun- gen des primitiven Menschen zu seinen Fingern. Die Personifi» zierung der Finger, die im klafsrchen wie im germanischen Alter- tum gebräuchlich war. klingt ja noch heute nach in Kindcrreimen wie den bekannten:„Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflau- wen, der liest sie auf usw" Die alten Griechen nannten de» kleinen Finger den„Ohrenbläser", und dies« Rolle de» Angebers ist noch heute In der Redensort enthalten:„Das sagt mir»nein kleiner Finger." Der vierte Finger hieß der Arztfinger,- weil man ihm besondere Heilkräfte zutraute. In einem antiken Kinderspruch bringt er den ins Wasser gefallenen Dauknen zu Bett in einem anderen kocht er ihm eine Krankensuppe. Der dritte Finger, der längste, der„zu allererst zugreift", wie es in einem altdeutschen Gedicht heißt, wurde im Mittelalter der„Schnapphahn" genannt. Der zweite Finger heißt auch schon im Altdeutschen der„Zeiger". Die wichtigste Rolle aber unter den Fingern spielt der Daumen. Im Gesetz der saalllchen Franken heißt er der.Gottesfinger": feine Verletzung wird besonders schwer bestraft, und an ihn heftete sich früh allerlei Aberglauben, weil man ihn mit übernatürlichen Kräften ausstattete. Der Raum zwichen Daumen und Zeigefinger erhält den Namen die Wodansjpanne, und so ist der Daumen dem Wodan, dem Gott des Glückes, geweiht Spieler suchten das Glück an sich zu fesieln, indem sie den Daumen eines Gehenkten, einen sogenannten Diebsdaumen, bei sich trugen.„Den Daumen auf etwa» halten" heißt: es in der Gewalt haben, und so empfiehlt ein altes Sprichwort den Eltern, den Kindern„den Daumen an den Mund zu halten" so lange sie können. Setzt man jemandem den Daumen aufs Auge, so macht man ihn blind und bringt ihn völlig um seine Macht. Mit dieser Bedeutung des Daumens hangt es zusammen, daß man in ihm srüber den Sitz von bösen Dämonen und Unholden vermutete Dem von epilepti'chen Krämpfen Be- fallenen sollte man den Daumen aus der geschlossenen Hand her- ausziehen, um auf diese Weise die Macht des schlimmen Geistes, der die Krankheit verurjacht«. zu brechen. Auf solcher Anschauung beruht auch unsere Redensart:„Für jemanden den Daumen hol- ten." Indem man den Oau nen unter die übrigen Finger preßt, setzt man den darin wohnenden Dämon gleichsam gefangen und hindert ihn, bei irgendeiner Sache sein unglückbringendes Spiel zu treiben. Nach dem Voltsglauben wird derjenige in der Nacht nicht vom Alp gedrückt, der vor dem Einschlafen den Daumen unter die anderen Finger preßt. Eine ganz andere Bedeutung wird dem Daumen durch ein altdeutsches Rcchtssymbol beigelegt. Zur Bekräftigung einer Auslage sollte nämlich der Zeuge mit dem Daumen auf den Gerichtstisch stippen. Später mußte er dann zur Verstärkung des Eides den Daumen In die Höbe halten. Daher heißt„Doppen" oder de» Daumen halten mancherorts soviel wie einen Eid schwören. Aul den Ursprung dieser Sitte führt ein hol- steinischer Brauch hin. Auf dem Friedhof zu Nortorf stand«ine alte ehrwürdige Linde, unter deren Zweige früher Gerichte, Feste, Trauungen, Verträge usw vollzogen wurden. Man machte alles nur mündlich ab und versiegelte es, wie man sagte, mit einem „Doppen". Das Doppen bestand darin, daß man den Daumen gegen den Stamm der Linde setzte. Der Daumen wurde also ursprünglich zum Siegel benutzt, und so haben wir w dieser Bedeutung des Fingerabdrucks einen altgermanischen Vorklang der Daktyloskopie. Der Zopf als Zierde des Mannes. Wenn wir uns den Zopf am Haupte eines männlichen Wesens vorstellen, so denken wir immer zuerst an die Chinesen, die sa freilich seit den, Uebergang zur Republik diesen Toilettengegenstand auch schon abgeschafft haben. Daß wir selbst einmal eine Zopfzeit hatten, daran denken wir nicht mehr, sie dauerte ja auch nicht sehr lange. Uebrigens dürfte sie wohl auf ostasiatische Einflüsse zurückgehen, denn gerade um jene Zeit er- hielt nian in Europa erst genaue Kenntnis von China und auch etwas von Japan . Aufsallend war nun eine Entdeckung, die man vor einigen Jahrzehnten machte. Bei den Ausgrabungen in Syrien entdeckte man uralte Steinreliefs, die sich auf das Volt der Eheta bezogen Von diesem verflosienen Volke wissen wir im altgemeinen wenig, sie hatten in Vorderasien ein stattliches Reich gegründet und hoben sich mehrfach mit den Aegyptern herumgeschlagen, nachher verschwinder. sie spurlos aus der Geschichte. In der Bibel werden sie unter dem Namen der Hethiter erwähnt. Auf jenen jetzt ausge- fundencn Reliefs zeigte sich nun, daß allen hethitischen Männern ein stattlicher Zopf im Nacken hing. Natürlich waren nun einige gleich mit der Erklärung bei der Jjand, jene rätselhaften Cbeta oder Hethiter müßten Mongolen gewesn sein und aus China stammen. Das ist aber gmiz ausgeschlossen, denn ihr Gesichtstypus hat gar nichts Chinesisches. In Wirklichkeit ill die Sache ganz anders. Im alten Borderasien ist der Männcrzopf uralt, und die Eheta werde» nicht die ersten gewesen sein, die ihn trugen, wenn man auch ihre Existenz auf das zweit? Jahrtausend vor Christo verlegt. Der Zopf hat sich auch dort bis i» die Jetztzeit erhalten. Fromme Bekenner des Islam tragen ihn und sind der Ueberzeugung, daß an ihm ihr Prophet Mohammed sie am jüngsten Tage in den Himmel ziehen, wird. Mit dem Islam ist der Zopf dann weit in das Innere Asiens � gewandert: es gibt ja in China , was freilich wenige wissen, viele' Millionen von Mohammedanern. Die Mandschu übernahmen den Zopf geradezu als Nationaltkacht, und als dann die Mandschu etwa 1650 China eroberten, führten sie dort den Zopf zwangsweise ein, damit die Chinesen sich immer daran erinnerten, daß sie Unterworfene der Mandschu wären. So hat also der Zopf als allgemein chinesische Volkstracht bloß eine Geschichte von rund 250 Iahren. Naturwisiensthast hallen die Bienen einen lllinlerschlaf? Die Frage nach der Ueberwinterung der Bienen hat die Bienenforschung schon viel be- schäftigt, ohne daß es aber bis heute gelungen ist, sie ganz zu klären. Die alte Lehre hatte behauptet, die Bienen seien ständig im machen Zustand und zehren bei zunehmender Kälte mehr, um sich zu er- wärmen. Dieser Lehre gegenüber wurde eingewendet, die Bienen verharrten den Winter über in einem Winterschlaf oder wenigsten» in einem Zustand, der diesem gleich komme. Ununterbrochen schlafen die Bienen wie überhaupt die Mehrzahl der Tiere, die einen„Win- terschlaf" halten, jedenfalls nicht. Darauf macht neuerdings Frank v. K l e i st im Archiv für Bienenkunde aufmerksam. Die frei- lebenden Hautslügler überwintern meist nicht in ihren Kolonien und auch da Überstehen stets nur vereinzelte Weibchen(Königinnen) den Winter. Diese Weibchen suchen sich für den Winter einen Schlupfwinkel in Erd- und Lehmlöchern, Holzspalten und dergl. Kommt dann das Frühjahr mit seiner, die Natur erweckenden Wärme, so erwachen diese Weibchen, soweit es ihnen gelingt, die Kälte zu überstehen, und machen sich sofort an die Arbeit der Grün- dung einer neuen Familie. Bei den Bienen wird man von einem. völligen Winterschlaf nicht reden können, auch bei der Biene ist der Stoffwechsel und die Atmung sehr beschränkt, aber nicht aus das Mindestmaß herabgedrllckt, wie bei den wirtlichen Schläfern. |B|P>Skl3W volkerkunüe Die Neger Amerikas . Viele amerikanische Politiker sehen in dem Vorhandensein der Ncgerbevölkcrung eine Gefahr, ja sogar geradezu das Verhängnis der Union . Man hat ihre Borfahren als Sklaven eingeführt, und nun rächt sich der große Frevel an der Menschheit. Amerika assimiliert alles, Engländer, Deutsche, Litauer. Russen, Jta- liener, Iren gehen in der neuen Nation auf, nur das schwarze Ele- ment hält sich. Auch dafür können sie eigentlich nicht. Die Schwarzen, sogar die Mischlinge, gelten immer als untergeordnet, sie sind� nicht gesellschaftsfähig. Infolge des Weltkrieges hat sich aber das Selbst- bewußtsein aller Farbigen bedeutend gehoben. Sie erheben jetzt Anspruch aus völlige Gleichstellung. Demgegenüber tobt sich der Haß der Weißen in Lynchqcrichten und de» Mordtaten des Ku-Klux- Klan aus, wodurch natürlich nichts gebessert wird. Es ist heute ganz unmöglich, zu wissen, was einmal aus den 12 Millionen Schwarzen werden soll, welche die nordamerikanische Union beherbergt. Es gibt Gelehrte und Politiker in den Vereinigten, die sich der sriedlichen Ansicht zuneigen, daß die Schwarzen allmählich ganz unter den weißen Bürgern aufgehen werden, so daß in gegebener Zeit dann jeder Nordamerikaner etwa ein Zehntel Negerblut in seinen Adern haben würde. Man beruft sich auf das Beispiel Brasiliens , wo eine solche Rasienmischung in der Tat in vollem Gange ist. Es gibt dort kaum noch eine weiße Familie ohne Beimischung von Negerblut. In den Nordstaaten der Union scheint allerdings, wie Professor Franz Boas von der Columbia-Univerfität in New Park kürzlich festgestellt hat, das Blut der Schwarzen ganz allmählich und fast unmerklich in die weihe Bevölkerung überzusickern. In den Südstaatcn dagegen, wo das schwarze Element sehr kompakt auftritt, merkt man von diesem Vorgänge nichts. Manche rechnen eher mit der Möglichkeit, daß sich dort die Negerbevölkerunq immer mehr verdicht-m und in späterer Zukunft sogar politisch abspalten könnte illDkSkUll!] Ms üee Praxis Dom Nährwert des Käses. Infolge seines Reichtums an Eiweiß- stoffen besitzt der Käse gegenüber anderen Nahrungsmitteln den doppelten und dreifachen Nährwert. Diese Totsache ist leider, betont die Zeitschrist„Land und Frau", noch viel zu wenig bekannt und wird daher in der Ernährung nicht genügend ausgenützt. Es ent- hält Magerkäse mit seinen 34 v. H. Eiweiß weit mehr als doppelt soviel wie Schweinefleisch<14 v. H.) Nollkäse, aus Vollmilch bereitet, besitzt nach Ausscheidung der Molke alle Bestandteile der Milch in konzentrierter Form, ist also gleichsam Milchextrakt. Mit Bezug auf den Fettgehalt kann man als preiswert bezeichnen die Schweizer , Holländer und TIlsitc? Käse. Zwar fettarm, ober sehr eiweißreich sind die Magerkäse: sie bilden ganz vorzügliche Volksnahrungsmittel. Dagegen ist der Nährwert im Verhältnis zum Preis beim Cainenbert- und Äriekäse meist gering, so daß man sie füglich als„Luxuskäse" bezeichnen kann. Je fetter ein Käse ist. um so langsamer wird er verdaut. Ueberhaupt ist fetter, harter Käse an sich schwer verdau- lich, weil bei seinem kompakten Zustande der Magensaft nicht leicht in den Käse eindringen und ihn auflösen kann. Deshalb ist auch recht gründliches Kauen des Käsebissens unbedingt erforderlich. Dann aber ist, wie klinische Versuche ergebet haben, die Ausnutzung des Käses im Magen eine ganz vorzügliche. Hierzu tragen Haupt- sächlich die beim„Reifen" sich bildenden Fettsäuren bei, die den appetitanregenden und verdauungfördernden Geruch und Geschmack bedingen. Daher wirkt alter Käse wie ein Gewürz im Magen.
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