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Weihnachtsbücher.

Wer selber eine sonst freudenarme Jugend durchgemacht hat, der weiß den Segen des Buches recht zu schähen. Die dürrefte Dede wird aufgeheitert und mit den Gestalten belebt, zu denen das Buch die phantasieauslöfende Anregung gegeben hat. Denn das Kind ist schöpferisch und will seine Erfindungs- und Beseelungs­gaben sich auswirken lassen. Und wenn es größer wird, hat es die Sehnsucht, den großen Wundergarten, den Welt und Leben für es bedeuten, zu durchwandern, seine Schönheiten zu genießen und den unftillbaren Wissensdrang zu befriedigen. Darum ist das Buch das beste Geschenk zu Weihnachten. Das gute Buch kann und soll Ein­drüde fürs ganze Leben mitgeben, die Sinne erschließen und über Dürftigkeit und Enge den Blick weiten in die Welt der wahren Lebensgüter. Das Buch endlich erlöst den Bereinzelten aus sich heraus, führt ihn in die Gemeinschaft seiner Silaise, der Menschheit Den Weihnachtsbücherchronisten beschleicht heute nur eine Sorge: wie foll er den Eltern den Zauberstab verschaffen, mit dem fie die schönen Gaben herbeizaubern. Zwar der Tisch ist reich ge­deckt; aber besonders für das bunte Buch sind die Preise sehr erheblich geftiegen. Heute fann man dem Kinde wirklich das Bilderbuch aus wählen, das ihnen Auge und Herz erfreut. Die Technif ist hoch entwickelt, und an guten Künstlern, Erzählern fehlt es nicht. Und zudem kann das viele gute Alte in immer schönerer Form geboten werden. Freilich ist die Produktion der befferen Bücher im ganzen hummer noch augeschnitten auf das Kind der besigenden Slaffen. Aus der Jahreserute follen hier einige Beispiele hervorgehoben werden. In farbigen Bilderbuch leistet Hervorragendes der Nürn­berger Bilderbuchverlag G. Stalling in Oudenburg. Lüchtige Künft. fer sind dort am Berf und find gut auf die Kinderfeele eingestellt; die Ausstattung ist äußerst geschmackvoll. Das reiche Gut an aften lieben Kinderreimen ist vorbereitet in der Sammlung: Schwein­then schlachten, Würstchen machen. Eine Ueberfülle von feinen( manchmal zu fleinen) Bildchen von Elfe Wenz- Bietor ist über die Seiten geftreut und wird Mutter und Kind beglüden. Für fleine und größere Mädchen hat dieselbe Künstlerin ein reizendes Puppenstubenspielbuch gefchaffen. Auf startem Papp. farton find die Bimmer eines Bürgerheims abgebildet. 100 m fleidepuppen, Geräte, Tiere ufm. gehören dazu, sie fönnen in die Stuben eingefügt werden. Schöne, fräftige Farben sind gewählt und auf gute Harmonien ist gesehen. Leider wird das föftliche Album für die Arbeiterfinder unerschwinglich sein. Eine nette Idee hat Luise Klempf verwirklicht, sie hat die bekannte Vogelhoch geit ins Bildliche übertragen und im schmalen Querformat hübsche Wirkungen erzielt.( Verlag F. P. Datterer u. Co., Freising   und

München  .)

märchen und ein Band Jugenderzählungen, je 25 m.) Der Buch­schmuck von Bacif ist ganz aus dem Geiste des unsterblichen Er­zählers. Dah der Märchenquell auch heute noch nicht verfiegt, daven eugen neue, frisch aus dem Leben schöpfende Bände von Ciara Sepner: Auf der Kududswiese" und Sophie Rein= heimer:" Freunderingsum". Urwüchsig und naturhaft hat fich das stammverwandte nordische Märchen gehalten. Lotte ha edice hat eine dreibändige Auswahl lnter Gnomen und Troffen" mit farbigen Bildern getroffen. Diese wie die Schwedischen Märchen" von Anna Wahlenberg  ( zwei Bände zu 20 und 30 M., mit Buchschmuck von Hans Loofchen und reizvollen Scherenschnitten von Käte Wolff  ) bilden eine treffliche Er­gänzung zum deutschen Märchen, das sie in mannigfacher Weise be­reichern.

An natur- und sonstigen populärwissenschaftlichen Werken ist fein Mangel. Auf einiges Neuere, speziell für die Jugend Be stimmte sei hingewiesen. Der Verlag Brockhaus gibt eine Serie Reifen und Abenteuer" heraus, in der Auszüge aus den großen Werfen berühmter Beltreifender und Entdeder Auszüge geboten werden. 15 illuftrierte Bände( zu 12 M.) find erschienen, darunter Sven Hedin  , Schweinfurth, Stanley. Auch Shackleton  ist jetzt dabei mit seiner Schilderung feines Borstoßes zum Südpol  ( Im sechsten Erdteil"). Der Reiz und Wert der Bücher liegt darin, daß die Entdecker felber zu Worte kommen. Berdienstlich sind auch die Wissenschaftlichen Bolfsbücher für Schule und Hous", herausgegeben von Fritz Ganzberg( Georg Westermann, Braun­ schweig  , Preis 10 M.), die gleichfalls Abschnitte aus älteren und neueren wiffenfchaftlichen Originalwerfen wiedergeben. Von den legten Erscheinungen seien angeführt: Liebig, Chemische Briefe; Flammarion  , Spaziergänge in der Sternenmeli; Maspero, Das alte Aegypten. In diesem Zusammenhange fei auch auf ein neues Wert des bekannten Orientreifenden Ewald Banje: Wüsten, Palmen und Bazare" hingewiesen, worin er auf Grund seiner reichen Erfahrung anregende Plaudereien und Erlebnisse aus der farbigen Welt des Orients bietet( Georg Westermann  , Broun­fchweig). Sven Hedin   hat seine Erzählerfunft an einer richtigen Erzählung erprobt: Ifangpa Lamas Ballfabri"( Brad­haus, Leipzig  ), worin er spannend eine Pilgerfahrt dura die Mon­ golei   und Tibet   vorführt.

An guten neuen Tierbüchern ist kein Mangef. In Bongs Jugendbücherei"( Rich. Bong, Berlin  ) hat unser Mitarbeiter Dr. Adolf Heilborn ein empfehlenswertes, zur Naturfreude und-er­fenninis hinleitendes Buch: Wilde Tiere, die unfere Jugend kennen sollte", beigesteuert. Märchen, Geschichten und Schilderungen aus dem Tierreich sammelte Martin Braeß in feinem Lier­buch"( G. Beftermann, Braunschweig  , 25 M. Poesie und Brofa von alten und neuen Tierdichtern und dilderern führt aufs leben­digste ins heimische Tierleben und macht jung und alt damit ver­traut. Auf originelle Art erzählt Hildegard Neuffer- Staven­hagen wie ihre Kinder Freundschaft mit Tieren hieffen:

en­

Un neuen großen Bilderbüchern. Eigenartig sind Robert Richters fomische Bildergeschichten: Pie defmanst" und Badubanz( Berlag Hermann Klemm, Berlin- Grunewald). Als malerische Leistungen sind die start vom Expreffionismus be einflußten Bilder fehr originell. Der Text und auch die farifie- fers Tierleben"( Mar R Hoffmanns Berlag, Berlin  , 20 M.). rende Zeichnung erinnert manchmal an Busch. Größere Kinder lieben diese Art, aber in manchem gehen besonders die Verse doch an der findlichen Borstellungswelt vorbei. Als originelle Versuche eines fabulierenden Matermannes werden die Bilderfolgen auch die Erwachsenen feffeln.

Hier wird aus dem Alltagsleben heraus der rechte Weg gewiefen, mit dem Bruder Lier Berkehr zu pflegen. Einen sehr reichen und inftruftinen Inhalt bietet der durch eigene Beobachtungen und selb ständige Bege ausgezeichnete Tierforscher 2 h. 3ell in einen im Borwärtsverlag erschienenen Band unfere Haustiere", vom Mehr auf gewohnten Wegen bewegt sich holde gud und Standpunit ihrer wilden Verwandten( 270 S., geh. 20 m.). Alle Dieterwaal"( Berlag Walter Seifert, Stuttgart  ). Hans Reiser unsere Haustiere rafieren hier Revue und müssen Rede und Aut­erzählt eine luftige Reife zweier Kinder ins Wunderland, die Bruno wort auf die vielen Fragen geben, die der Verfaffer mittels Experi­Goldschmittger föftlich mit Bildern ausgestattet hat. Der Erzähler ment an sie stellt. Hier werden Beziehungen aufgewiefen und praf­trifft den findlichen Ton aufs beste, und ein Graphiker, der sich auchtische Anregungen gegeben, wie sie in anderen Büchern nicht zu auf die Bilderwirtung im Tert besonders versteht, verleiht ihm finden sind. Gestalt und Farbe.

Ein vollwertiges Tugenderzähler hat in diesen Tagen seinen 50. Geburtstag gefeiert: Heinrich Scharrelmann  , der Bor­fämpfer für die freie Schule, der jetzt wieder in seinem Heimatorte Bremen   wirkt. Aus der intimen Kenntnis der Kindesicele heraus hat er seine Berni- Bücher geschaffen, die an die erlebte Welt des Großstadtfindes anfnüpfen und daraus den Faden spinnen zur Bertiefung der Beobachtung und zum Erfassen der sich dem Jungen erschließenden Welt. Hier greift zu, Arbeiterettern! Berni im Seebade" und Berni lernt Menschen fennen" liegen wie die älteren Bände jetzt auch in einer billigen Boltsausgabe vor ( au 4 M. im Verlag von Georg Weftermann, Braunschweig  ). Bolts- und Jugendbücher gibt der Berlag Gerhard Stalling   in der Serie Der Blumengarten" heraus. Aufmachung und Illuftra­tion find zu loben, aber die Textgestaltung, die Will Belper besorgt, muß im einzelnen nachgeprüft werden. Seine Nacherzählung des Don Quixote scheint einwandfrei, die Federzeichnungen von Hans Bape sind recht lebendig( Preis in fünstlerischem Einband 28 M.). Aber die Nibelungenfage scheint mir gar zu düster und blutrünftig geraten, und die aktualisierende Schlußwendung, die von der trauernden und auf Rache wartenden Kriemhilde spricht, sielt auf Erregung von Haßgefühlen, zu denen wir unsere Jugend nicht erziehen wollen.

Der Pflege des Märchenbuches widmet sich besonders der Berlag von Franz Schneider, Berlin  - Leipzig  . Er hat in diefem Jahre eine Reihe schmucker, von Künstlerhand farbig illustrierter Bände herausgebracht. Zu Grimms Märchen  ( in vier Aus­wahlbänden zu je 25 M.) hat Willy Jüttner die sehr lebendigen und doch buchgemäßen Bilder beigesteuert. Dem zweiten Großmeister des Märchens, Andersen, find drei Bände gewidmet, in Aus­weht und leberfegung von E. v. Hollander.( 3wei Bände Kinder­

Bangs Ingendbücherei nennt sie ein neues Unter­nehmen des befonnten Berlags, das sich die Aufgabe stetit, die her­anwachsende Jugend mit alien Wissensgebieten, die fic tennen sollte, in unterhaltender und belehrender Form vertraut au machen, ohne fehrhaft zu fein. Die Serie foll Kunst, Literatur, Mufit, Geschichte, Naturwissenschaften und Technik umfassen. Der erste Bond erschien unter dem Titel Gemälde und ihre Meister, die unsere Jugend fennen folite". Anknüpfend an 48 Reproduktionen berühmter Gemälde( darunter 8 farbige) wird den jugendlichen Lesern eine gediegene und fesselnde Einführung in das Verständnis der Malerei und ihre Geschichte vom Beginn der Renaissance bis zur Gegenwart gegeben. Die Auswahl der Bilder ist geschickt, der Text, an dem eine Anzahl bekannter Sumittenner mitgearbeitet hat, ist nicht durchweg gleichwertig, aber im allgemeinen zweckenisprechend. Jedenfalls füllt das Buch eine Lücke in unserer Jugendliteratur aus und fann fir Gefchenfzwede empfohlen werden.( Preis geb. 28 M.) Für die bürgerliche Jugend liegen wieder die bekannten Eam­melbände in neuen Jahrgängen vor: Das Töchteralbum, von Thekla v. Gumpert begründet, im 67. Band; Herzblättchens Beitvertreib im 66. Band; Flemmings nabenbuch" im 2. Band.( Sämtlich im Verlag von Carl Flemming und C. T.   Bis­fott, Berlin   und Glogau  .) Der Stab der Mitarbeiter ist erheblich erneuert und bereichert, und so gewinnen diefe Bücher, die Erzäh fungen, Skizzen, Gedichte, belehrende Artikel in buntem Wechsel bieten, vorzüglich wegen ihres naturwissenschaftlichen Inhalts( ins­besondere das Knabenbuch) auch für unsere Lefer an Intereffe. Das Onfel- Otto Buch" nennt der Berlag stein fein neues Jahrbuch für Knaben und Mädchen. Es ist durch sein reiches und vortrefflich aufgemachtes Illustrationsmaterial bestechend, gibt Anregungen zu mancherlei Spielerei, ist aber teglich noch vielfach leicht. A. H. D.