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Der Kampf gegen Einstein.

Bon R. Francé.

Es hält sich heute feiner für gebildet, der nicht einen gewiffen Begriff von der Einsteinschen Theorie hätte. Die ganz be­fonders Gebildeten freilich sehen eine andere Miene auf. Einstein­theorie", fagen fie, das ist etwas für die nicht völlig Eingeweihten." Die wirklich auf der Höhe der Zeit Stehenden wiffen, daß sie über­holt ist, widerlegt und maufetot. Und sie verkünden dann als ihren Gewährsmann den deutschen Physiker und Nobelpreisträger Phil. Lenard und als feinen Knappen und Kampfgenoffen den franzö­fifchen Mathematiker Painlevé  .

Damit teilt Einstein   nun das Schicksal aller derjenigen, die den Gesichtskreis der Menschheit in einem wesentlichen Punkte erwei­terten. Darwin   faßte das Ergebnis feiner Erfahrungen auf diefem Gebiete dahin zusammen: Zuerst meinen die Menschen, das Neue fei nicht wahr; dann, wenn es troh aller Leugnungen bestehen bleibt, erflären sie, es sei für den Staat gefährlich oder widerstreite der Religion. Wenn auch das das Neue nicht zum Schweigen bringt, dann kommen immer wieder welche, die entdecken, das Neue sei gar nicht neu, fondern schon altbekannt.

Diefelben Erfahrungen macht jetzt die Relativitätsthecrie. Eie befindet sich zunächst im Stadium der Unwahrheit" und glänzenden Widerlegung". Freilich ist die Zeit vorbei, in der ein Rant auf die Drohung feiner vorgefeßten Behörde sein Denfen revidierte. Die Angriffe, die man gegen Einstein   richtet, gehen nicht von der Gefährlichkeit" seiner Lehre aus, wenngleich auch das neue Deutsch­ land   feinen Lehrstuhl für den Mann hat, der schließlich doch erreicht Hat, daß seit zwei Jahren die ganze gefittete Welt genötigt war, zu fagen, Deutschland   sei im naturwissenschaftlichen Forschen an der Spitze der Menschheit. Was man feiner Lehre vorwirft, geht viel­mehr auf die zwei anderen Bunfte des Darwinschen Rezeptes.

Lenard meint in der großen, angeblich die Relativitätslehre vernichtenden Arbeit im Jahrbuch für Radioaktivität und Elektro­nif( 1921) zunächst, das Neue sei schon alt. Er will das durch folgendes beweisen:

Eine der wesentlichsten Folgerungen der Relativität ist, daß auch das Licht dem Einfluß der Schwerkraft unterliege, weshalb Licht­strahlen von der Masse der Sonne angezogen, ihren geraden Weg verlassen fönnen und unter Umständen frunum verlaufen. Dağ die zur Beobachtung von Sonnenfinsternissen ausgefandten Expedi­tionen folches tatsächlich entdeckt haben, war ja der große und durch­fchlagende Beweis zugunsten der Relativitätslehre. Nun in Bodes Aftronomischem Jahrbuch für 1804 steht das bereits zu lefen. Ein deutscher Mathematiker namens I. Soldner hat den fausti­fchen Ausspruch bewahrheitet: Wer fann was Kluges, wer fann was Dummes denken, das nicht die Vorwelt schon gedacht! Soldner hat nämlich die Ablenkung des Lichts durch die Gravitation schon im Jahre 1801 berechnet.

Es ist aber ein sehr großer Unterschied, ob jemand eine Letfache, ohne weitere Folgerumgen daraus zu ziehen, einfach feft­stellt, oder ob er von einem Punkt aus die ganze Art zu denken ungestaltet. So intereffant und an sich bewundernswert die Soldnersche Leistung auch ist, so wenig verstand ihr Urheber ihre wahre Bedeutung ins Licht zu rücken, und so bleibt das Verdienst der Gegenwart denn doch ungeschmälert.

Das führt auch Lenard und gibt sich darum trotzdem Mühe, um feinen Ruf als Töter des Relativitätsdrachens au rechtfertigen. An den Latsachen, nämlich dem Ergebnis der optischen Ber­juche, auf den fich die Ueberzeugung von der Relativität alles Ge­fchehens aufbaut, fann er natürlich nicht rütteln. Das ist zu vielfältig belegt. Aber er sagt: wir fönnen andere Möglichkeiten erfinnen, die im Einklang mit diesen Experimenten stehen, ohne daß wir des­halb unsere Begriffe von Zeit und Raum zu verrücken brauchen.

Und da schlägt er vor, folgendes anzunehmen: Unsere Erde fei( so wie jedes Gestirn) nicht nur von einer Luft-, sondern auch von einer Aetherhülle umgeben, welche die Erde auf ihrer Bahn durch das Univerfum begleite. Diesem Aether   müsse aber die merkwürdige Eigenschaft zugeschrieben werden, daß er alles durchdringen fönne, ohne daß daraus Reibung entstehe.

Die Notwendigkeit des relativistischen Denkens bei der Beur­teilung der Naturvorgänge entstand nicht erst gelegentlich neuerer astronomischer oder optischer Untersuchungen, sondern überall, wo der Mensch versucht, seine den Bedürfnissen des praktischer Lebens angepaßte Dent- und Rechenart auf die Fragen des Weltalls anzu­wenden, entsteht eine mehr oder minder merkbare Unzufänglichkeit. Man fann das auf das einfachste ausdrücken, wenn man sagt: Das ffeine und große Einmaleins ist wohl gültig für alle faufmännischen Geschäfte oder beim Berechnen irdischer Maße, nicht aber für die allerkleinsten Maßverhältnisse oder die unvorstellbaren Berhältnisse der Himmelsräume. Da entstehen gewisse Abweichungen, Störungen, die man für die Swede des wirklichen Lebens wohl vernachläffigen fann, die aber unweigerlich dartun, daß die abfoluten Berhältnisse, alfo die Wirklichkeit", fich nicht ganz mit dem Erleben deden.

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Schon lange vor dem Auftreten der modernen Relativisten hat man das bemerkt und erkannt. Gewöhnlich hat man es in den Saß gefieidet, der Mensch sei das Maß aller Dinge für den Menschen. Und auf allen Gebieten der Erkenntnis sowohl wie des übrigen Geisteslebens hat man immer deutlicher die Notwendigkeit einer bloß relativen Auffaffung der Dinge gefühlt, deren Ursache eben im Kern des Menschengeiftes felbft liegt.

Diefe Notwendigkeit führte, auf die Bragis angewendet, zur Einsteinschen Theorie. Sie besteht aber fort, auch wenn man die Relativitätstheorie in der Lenardschen Weise umformt. Sie besteht auf allen Gebieten des Erkennens und fann, wie man nun feicht einsehen wird, nicht durch eine Aetherannahme" beseitigt werden. So scharfsinnig daher die Annahmen und die Kriti? des aus­gezeichneten deutschen Phyfiters auch sind, sle treffen nicht das Große, das in Einstein   nur einen von vielen Anwällen fand, und darum ist durch sie auch nichts widerlegt und, wie die ganz Eingeweihten" glauben machen wollen, der Relativismus ift feines­falls nur eine Mode, die schon abflant oder erledigt werden kann.

Die große Auktion.

Bon Hans Klabautermann.

Der von den Schwerindustriellen fo fehnfüchtig gewünschte und durch die planmäßige Steuerenthaltfamkeit herbeigeführte Ausver fauf der Deutschen   Republit dürfte nach der Borausschau unferes verchrten politischen Trichinenbeschauers folgenden Bertaut nehmen. Der Auftionator: Die Reichseisenbahn, inklusive die neueste Auf­lage von Königs Kursbuch fürs Reich, Angebot bitte: Günftigfte Ge­Tegenheit für jeden Schieber! Das Defizit tann im Augenblic burd) Tarifverbesserungen in Milliardenüberschüffe verwandelt werden."

Dies Objekt erhält die deutsche Industrie für ein mit prima Mol­fereibutter bestrichenes Brot. Sie verdenkt diefen Erfolg einer groß­zügig angelegten Organisation der Käufer- Ringbildung.

Ich biete weiter aus: Eine Rotenpreffe. Diese Presse ist unver­wüstlich. Sie ist von seiner Exzellenz, Herrn Finanzminifter Helffe­rich, eigens für Engrosbetrieb umgearbeitet. Mit dieser Breffe fönnen Sie nachweislich ein ganzes Bolf auspreffen und jedem Unter­nehmen in furzer Zeit eine glänzende Pleite ermöglichen."

Die Presse wird von einem Sowjetstaatvertreter gekauft. Er zahlt einen Dollar an. Für den Rest werden russische   Rubel ausge­macht, die die Maschine gleich herstellt. Sie arbeitet vorzüglich ohne Unterbrechung und ohne jegliche Störung. Man hofft, in einem Jahr die ganze Kauffumme hereinzuhaben.

,, Bitte ein Angebot auf ein erprobtes Verfahren, Gegenstände des täglichen Bedarfs im Augenblick aus dem Verkehr zu ziehen. Dies Berfahren, freie Wirtschaft genannt, erlöft die Kapitalisten aus dem unwürdigen Bersilavungszustand der Zwangswirtschaft, unter dem sie faft zugrunde gegangen find."

Bei diesem Objeft entwidelt sich ein erbittertes Ringen zwifchen dem Hausfrauenverein der deutschnationalen Partei und einem Dé­zernenten des Berliner   Wohnungsamtes, der für sozialistische Refor­men stets zu haben gewesen ist.

Eine Schraube ohne Ende. Diese Echraube versagt nur bei den großen Vermögen, sonst ist sie tadellos in Ordnung. Bei Ar­beitern und kleinen Leuten arbeitet sie fogar mit minutisfer Eraft­heit. Die deutsche Steuerschraube zum eeersten."

Der Zuschlag erfolgt an die 1. deutsche   Steuerpächter G. in. b. 5. Außer diesem quafi Lofafäther gebe es noch einen allgemeinen Mit diesen zwei Waggons Ordea, die noch aus der glorreichen Weltäther( Lenard fagt: Uräther), der nun die Geschwindigkeit Monarchie stammen, fönnen Sie Hunderttausende glücklich machen der Lichtstrahlen in der Weise beeinfluffe, wie es alle die Ber- und vor dem Hungertod schützen. Wer einen Orden hat, bekommt fuche gezeigt haben, auf denen sich die Relativitätslehre aufbaut. feinen Hunger." So fomme es, daß dasselbe Geschehen sich auf unserer Erde anders abspiele, denn draußen im Himmelsraum.

Lenard beruft sich bei diesem Gedanfengang darauf, daß, wenn fchon geändert werden müsse, die kleinere Alenderung weit mehr den Brinzipien des wissenschaftlichen Denkens entspreche, als ein vollständiger Umfturz. Und das besticht auch zunächst.

Trotzdem kann sich das Denken nicht mit den Lenardschen Vor­fchlägen zufrieden geben.

Nach wütender lieberbietung werden die letzten beiden Posten einem franzöfifchen Befahungsfoldaten zugefchlagen. Er will im Innern Afrifas eine neue Monarchie errichten.

Weiter tommt unter den Hammer: Die deutsche Landwirtschaft. Dies Unternehmen arbeitet seit längerer Zeit aus Batriotismus mit Unterbilanz. Viele Großgrundbefizer find bereits verhungert. Den­noch bitte ich um Angebote. Der Käufer erhält ein Steuerpriolleg für sich und feine Nachkommen gratis."