Wissen und Schauen Die Meteorologie im Dienste der Rechtsprechung. E» kommt weit häufiger vor, als man gewöhnlich glaubt, daß ein Beamter des Wetterdienstes vor Gericht ein Gutachten abzugeben hat, da» für das Urteil ausschlaggebend wird. Professor Kästner , Abteilung»- Vorsteher der Preußischen 5iaupt-Wetterwarte, hat hierfür den Aus» druck.gerichtliche Meteorologie" geprägt und ein um- fangrciche» Material in einem kürzlich erschienenen Werke zusammen- gestellt, aus dem Dr. A Hildebrandt in der.Umschau" einige be» zeichnende Beispiele heraushebt. Die ersten Behörden, die von der Wetterwarte Auskünfte über da» Wetter einholten, waren die Baubehörden, die sie für Entwäsierungs- oder Bewässerungsanlagen brauchten, und die Militärbehörde, die dadurch feststellen wollte, ob z. B. ein Soldat durch Histe oder Kälte dauernden Schoden an seiner Ge- lundheit erlitten hoben kann. Mit ähnlichen Anfragen folgten dann die Unfall- und Rentenoerficherungsämter, die Schiedsgerichte für Arbeilerverficherung und die Berussgenossen. schaften. denn durch HiZe oder Kälte, Regen oder Schnee. Wind, Glatteis oder Blitzschlag treten in sehr vielen Fällen Gesundheit»- schädigungen ein. So erlitt z. B. ein Steinhauer einen Schlaganfall und beantragte Rente,.weil große Hitze gewesen sei". Es kam die Auskunft:.Rur lg Grad Celsius." Wenn Fernsprechteilnehmer vder Beamtinnen durch elektrische Schläge Schaden am Gehör oder an den Nerven erlitten haben wollen, werden natürlich die Angaben der Wetterstellen lehr wichtig Bei Zivilprozesien spielen solch« Auskünfte eine ebenso große Rolle. Die Eisenbahn wird häufig für den Schaden haftbar gemacht, wenn Waren verdorben im Bestim- mungsort ankommen. In einem Fall, in dem Korbflaschen z. T. zersprungen und ausgelaufen waren, behauptete die Bahnver- waltung, strenger Frost wäre daran schuld. Di« Wetterwarte gab die Auskunft:.Es würde nur an einem Tage leichter Frost bis zu minus 2 Grad beobachtet." Wenn Lebensmittel während der Bahn- fahrt an Gewicht verlieren, kommen Diebstähle tn Betracht, aber auch Witterunqseinslllste. In einem Falle hatte eine Ladung Weizen bei der Ankunft lehr an Gewicht verloren, und die Eisenbahn erklärte dies damit, daß das Wetter unterwegs so trocken war, daß der Der- lust durch Austrocknen erklärt werden konnte. Die Auskunft stellte fest, daß es, abgesehen von einem Regentage, stets warm und trocken war. Gegenüber Strafmandaten der Ortspolizeibehörde ist schon wiederholt die Wetterwarte erfolgreich al» Zeuge aufgerufen worden. Ein Putzworenhändler hatte einen Strafbesehl bekommen, weil er den Außenvorband Heruntergelasien hätte, obwohl die Sonne nicht schien Zwei Schutzleute beschworen, es lei starkes Regenwetter ge- wefen. Die Wetterwarte gab die Auskunft, daß an dem Tage in ganz Berlin kein Regen gefallen und bei storkbewölktem Himmel die Sonne vorübergehend geschfenen hatte. Manchmal baden auch schon unschuldig Verurteilt» durch die Bekundungen der Wetterwarte ihr Recht wiedkrerlanat. Ein Zeuge hotte beschworen, es wäre in einer Nacht so sternenhell gewesen, daß man eine Person auf 4 bis 6 Schritte erkennen konnte. Daraufhin'wurde der Angeklagte ver- urteilt, obwohl er behauptete, es fei trübe und dunkel gewesen. Aus dem Gefängnis fragte er beim Wetteramt an und erhielt den Be- scheid:.Es fei trübe und regnerisch und nicht sternenklar gewesen." Zur Geschichte der Kochkiste. Die Kochkiste, die in vielen mo- kernen Haushaltungen so gute Dienste tut, ist keineswegs, wie man wohl glauben möchte, eine Erfindung der Neuzeit. Sie stammt viel- mehr, was bei einem so praktischen Haushaltungsgegenstand gewiß wundernehmen wird, aus sehr weit zurückliegenden Zeiten. Zum erstenmal wird die Kachkiste in den im Iabre!00 von dem römischen Dichter Iuvenoli» verfaßten Satiren erwähnt. Iuvenal erzählt, daß bei den Hebräern der Brauch herrsche, die Gefäße mit den am Freitag gekochten Speisen in Körben, die man dicht mit Heu aus- polstere, bis zum Sabbath, an dem ja jede Arbeitsoerrichtung ver- boten war, aufzubewahren: auf diese Weis« könne man die Gerichte mit leichter Mühe warmhalten. Da nun keine frühere Nachricht über die Verwendung einer Kochkiste erhalten ist, müsien wir an- nehmen, daß dl» Hebräer jener— wahrscheinlich aber auch schon einer viel früheren— Zeit die Erfinder der Kochkiste waren, und die ersten, die st» im täglichen Leben gebrauchten. Eine Zeichnung von Veranzio aus dem Jahre löS5 stellt, nach Feldhaus, eine Art von Relsekochkist» dar, eine große Truhe, in die ein ebenfalls hölzernes Speisebehaltnis eingeschlossen war. Zum Warmholten dienten glühende Kohlen, die auf einen Rost gebettet lagen. Der Beschreibung noch wurde da».Glockinspeistne T.uechlin" ausschließ- lich auf Reisen mitaesührt, und da es vermuttich groß und ziemlich schwer war. In der Regel van Mauleseln getragen. Deshalb war diese Reisekochktste denn auch nur ein Luxus, den sich reiche Leute gönnten.— Theoretisch begründet wurde da» Kochkistenversahren auch von I u st u» von L i e b i q, der in seinen, im Jahre 1847 er- schienenen.Cbemifchen Briefen" schreibt:.Wird da» zum Speisen bestimmte Fleischstück in einen Tops getan, wenn das darin befind- lich« Wasser stch im starken Aufwallen befindet, das Sieden einige Minuten unterholten und der Topf alsdann an einen warmen Ofen gestellt, so daß die Temperatur des Wasier» sich auf 7Ü— 74 Grad C. erhält, so sind die Bedingungen erfüllt, um dem Flellchstück die zum Genuß geeignete Beschaffenheit zu erteilen."— Praktisch verwendet wurde die.H e u k i st e", wie sie genannt wurde, übrigens auch In den fünfziger Iodren des vorigen- Jahrhunderts von den Badener Bauern, die ihre Speisen, bevor sie aufs Feld zogen. In heugefüllte Kisten stellten, um sie warmzuhalten. Und In Baden war es denn auch, wo die erste Kochkiste fabrikmäßig hergestellt wurde, nachdem im Jahr 18S7 auf der Pariser Weltausstellung die Kochkiste zum erstenmal öffentlich gezeigt und praktisch vorgeführt worden war. Stählerne Gebisse. Einen vollwertigen Ersatz für Kautschuk und Gold, die bisher allein für die Anfertigung von Gebissen verwendet v urden, bietet der nichtrostend« Stahl, der setzt von Krupp hergestellt worden Ist. Wie Ernst Trobesiu» in»Ueber Land und Meer" hervorhebt, hat diese» neue Material den Vorzug erheblicherer Billigkeit und bedeutend größerer Festigkeit. Die bereits vor einer Reihe von Jahren angestellten Versuche hoben gezeigt, daß ein hoher Zusatz von Chrom die Widerstandsfähigkeit de» Stahles gegen che» mische Einslüsie sehr erhöht. Die neue Legierung, die bei einem Zu» satz von 18 bis 25 Prozent Chrom und 6 bis 10 Prozent Nickel ent» steht, Ist bei der Abkühlung von 1100 bis 1200 Grad Celsius äußerst biegsam und zähe und bietet ein vortreffliches Material für Geviß» platten. Die Stohlplatten weisen in der Feinheit der Gaumenab» drücke auch nicht den geringsten Nachteil gegenüber den Kautschuk» platten aus und übertreffen diese an Festigkeit. Der neue nicht- rostende Stahl wäre der idealste Stoff für die Herstellung von Dampfturbinenschaufeln. Ventilen und anderen Maschinenteilen. Leider steht aber dem sein hoher Preis hindernd im Wege. Da» Edelmetall Chrom muß nämlich aus dem Auslande, hauptsächlich au» Amerika , bezogen werden und ist daher bei dem heutigen Ba- lutastande sehr kostspielig. Wenn in besieren Zeiten dieses Hinder» nis beseitigt sein wird, dann dürste der nichtrostend« Stahl technische Möglichkeiten bieten, die heute noch gar nicht zu überblicken sind. Vorläufig ist seine praktische Verwertung auf das Gebiet der Zahn» Heilkunde beschränkt. Naturwissenschast Da».Lebenselixicr" der Schmetterlinge. Während e» trotz aller neueren Versuche nicht gelingen will, da» Leben der Menschen zu verlängern, ist die» einem Schweizer Gelehrten, Laut» Destouche», wenigstens bei Schmetterlingen gelungen. Er hat e» fertiggebracht, das Leben dieses so rasch oergehenden Tierchen um das Fünf- bt» Sechsfache ihrer normalen Lebenszeit zu verlängern. Er fand durch zahlreiche Versuche heraus, daß Schmetterling«, wenn man sie an abwechselnden Tagen tn eine Temperatur gerode unter dem Gefrierpunkt oder wenigsten» übereinstimmend mit ihrer Bluttemperatur bringt, 30 bis 35 Tage leben, während sie unter den natürlichen Bedingungen nur ein Dasein von sechs oder sieben Tagen haben. Während dieser verlängerten Lebenszeit legen die Tiere zweieinhalb mal so viel Eier al» unter normalen Verhält- nissen. Es ist damit gezeigt, daß gewisie In ekten unter besonderen klimatischen Einflüsicn viel länger leben können, und der Gelehrt» hofft sogar, daß e» möglich sein wird, diese neuartigen Versuch» auch auf dm Menschen anzuwenden. Die Erbsichkeil der Zwillingsgeburlen. Im allgemeinen kommt auf je hundert Geburten eine Zwillingsgeburt. Es gibt aber Fa- mitten, in denen die Zahl der Zwillingsgeburten bis auf 15 Proz. steigt. E» ist deshalb anzunehmen, daß in manchen Familien ein» besondere Disposition zur Zwillingsgeburt erblich ist. Forschungen haben festgestellt, daß diese Disposition keineswegs nur von den Eigenschaften der Mutter abhängig ist. wie man zunächst annehmen möchte. In den Berichten der Gesellschaft für experimentell» Bio» logie und Medizin in New Bork veröffentlicht C. B. Davenport dl» Erqebnisie der Untersuchung von 355 Zwillingsgeburlen unter dem Gesichtspunkt der Erblichkeit Er stellte fest, daß 4,5 Proz. der Mütter aus Familien stammten, in denen Zwillingsgeburten erblich schienen. Da» gleiche war bei 4L Proz. der Väter der Fall. Zwillings» geburten entstehen au» der gleichzeitigen Absonderung und Be» sruchtung von zwei Eiern oder aus der.lachträglichen Teilung eine» befruchteten Eies. Davenport spricht die Vermutung au», daß da« Spermium von Vätern, in deren Familie die Zwillingsgeburten erblich sind, die Teilung des Eies zu beeinflusien vermag. ![a'|l»�>j[E[z>'a1 himmelskunüe W Allerlei vom Mond. Man glaubt gemeinhin, dos Licht de» Mondes sei mehr blau und weniger gelb als das der Sonne. Da» ist aber ein Irrtum. Die Sonne ist ungleich blauer und der Mond ungleich gelber. Wenn wir den peienteiligen Eindruck erhalten, so ist dos eine Augentäuschung. Die Photographien, die vom Mond an« gefertigt worden sind, zeigen durch die Länge der Schotten, daß die Mondgebirge außerordentlich hoch sind. Der höchste unter diesen Mondbergen ist der nach Leibniz benannte, der eine Höh« von 8200 Metern erreicht und in der Nähe des Südpol » de» Mondes liegt. Auch die Tausende von Mondkratern haben ungleich größere Aus» maße al» die größten vulkanischen Krater unseres Planeten Di« Mondtrater zeigen alle die gleiche Struktur, einen ausgedehnten, kreisrunden Kessel, der noch außen allmählich und nach innen säh abfällt. Einige dieser Krater sind sehr tief. So hat der Curtius ein» Tief» von 8800. der Kopernikus eine solche von 3560 Metern. Man zählt auf dem Mond 10 000 dieser Krater. Vielen von ihnen hat man den Namen eine« Gelehrten, zumeist eines großen Astronomen beigelegt. So kommt es. daß das bleiche Gefttrn eine Art Pantheon der irdischen Astronomen geworden ist.
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