Wissen unö Schauen Xuinenwunder Im Urwald. Die Ruinenstätten In FrÄnzösisch- Indochina gehören zu den großartigsten und schönsten Bauwerken, die die Kunst des Orients geschaffen. Heute, wo man ein neues Berstündnis für diese Gestaltungen de» fernen Ostens gewonnen Sit, sind diese gewaltigen Pagoden zu bedeutenden Sehenswürdig- iten geworden. Der eindrucksvollste dieser Riesenbauten ist die Pagode von Angtor. die in der Form eines Rechtecks eine Fläche von etwa 7 Quadratkilometern bedeckt. Der Bau erhebt sich In immer kleiner werdenden Stockwerken stufenförmig! das untere Stockwerk öffnet sich in einer SSV Meter langen Pfeilergalerie nach außen, die von reich gegliederten Portalbauten durchbrochen wird. Ueber den Portalen und an den Enden der einzelnen Stockwerke steigen mächtige Türme auf. Die Architektur ist mit wundervollen Werken der Bildhauerkunst bedeckt: Riesenmenschen und Riesentiere stehen als Wächter an den Treppenaufgängen und Tempeleingängen. Gekrönt wird dieses zahllose Volk steinerner Gestalten von der Riesenfigur eines Gottes, dessen Antlitz auch aus den verschiedensten Köpfen hervorleuchtet und in dem man Buddha oder Brahma er- kennen will. Jedenfalls sind die Tempel dieser Pagode von Angkor Wunderwerke der Architektur, denen an harmonischer Klarheit des Aufbaues und phantastischem Prunk des Schmuckes, denen an märchenhafter Pracht nichts auf Erden gleichkommt. Erst feit etwa IS Jahren find diese Ruinen zugänglich und wieder entdeckt worden. Als die Franzosen das Land in Besitz nahmen, waren die Bauten geradezu begraben unter einem grünen Sarg tropischer Fruchtbar- teit, in den der Urwald sie gebettet. Die französischen Archäologen mußten mit der Hilfe von Hngenieuren diese Ruinen unter mühe- vollster Arbeit von den undurchdringlichen Schlinggewächsen be- freien, die sie in einem fast tausendjährigen Wachstum überwuchert hatten. Eine moderne Stadt ist entstanden, in der die zahlreichen Touristen Unterkunft finden, die diese Wunderwerke der östlichen Kunst, befreit von der Last des sie einst bedeckenden Waldes, an- staunen. Naturwissenschaft Die Stechpalme. Einem für unsere Waldungen charakteristischen und deshalb auch pslonzengeographisch wertvollen Gewächs droht Gefahr, der Stechpalme(Ilejc aquilolium). Im Volksmund wird sie Hülse genannt, und zahlreiche Familiennamen, wie Hülsemqnn, Hils- berq u. a. nehmen auf sie Bezug. Sie ist zwar nicht ursprünglich ein Bestandteil unserer Wälder, sondern aus dem Mittelmeergebiet und den atlantischen Küstenländern zu uns gekommen, wahrscheinlich dadurch, daß Vögel die roten Beeren verzehrt und so verschleppt haben. Aber sie hat sich doch wohl sehr früh bei uns eingenistet und mit ihren stacheligen Blättern, die als Schutzeinrichtung gegen Tierfraß aufgefaßt werden und.erst gegen die Spitze hin ganzrandig werden, hat sie ehedem vielleicht nicht wenig zur Undurchdringlich- keit der germanischen Urwälder beigetragen. Ja, sie hat vielfach die Abholzung des Waldes überdauert, so daß man an ihrem ver- einzelten Vorkommen zuweilen auch heute noch erkennen kann, wie weit sich ehedem der Wald erstreckt hat. Als wirklicher Baum kommt sie bei uns— abgesehen von Gärten und Parkanlagen— aber nur noch selten vor. Sonst sieht man sie nur strauchartig oder als niedriges Gestrüpp, und das rührt zum Teil daher, daß häufig die Spitzen der Zweige abgeschnitten und die Pflanzen so verstümmelt werben. Gerade In neuester Zeit hat der Verkauf von Stechpalmen IN bedrohlicher Weise zugenommen. Die Naturfreunde wenden sich mit Recht gegen diese Gewinnsucht auf Kosten der Schönheit unserer Wälder, denn gerade die Stechpalme bietet vor allem im Winter mit ihren glänzenden, immergrünen Blättern und ihren roten Lock- srüchten ein reizvolles Bild. Eine seltene Tierfreundschafl. Ein seltenes Vorkommnis aus dem Tierleben ist nach den„Mitteilungen über die Vogelwelt" in Hohen- felde beobachtet worden. Dort hatte sich eine Katze auf dem Heu- baden am Dach ein Lager eingerichtet. Einen Meter höher am Dach- sparren befand sich ein Starennest mit vier Jungen. Durch irgend- einen Umstand ging das Nest eines Tages entzwei und die vier Jungen sielen herunter und in das Katzenlaqer. Die Katze be- sck)nüfselte die Vögel und beleckte sie und die kleinen Stare kuschelten sich behaglich in das warme Katzenfell. Wenn nun die Staren- mutler kam, um ihre Jungen zu füttern, kletterten die Kleinen oben auf. die liegende Katze und empfingen ihr Futter Auch die Staren- mutter wurde von der Katze nicht im geringsten behelligt. Es wäre für die Wissenschaft von großem Belang, eventuelle ähnliche Beob- achtuNgen zu erfahren., M Gefunöheitspftege Wirkt Tabakrauch desinfizierend? Während die Raucher felsen- fest überzeugt sind, daß der Tabak die Mundhöhle von Mikroben reinige, leugnen dies die Gegner des Tabakrauchens unbedingt. Zur Klärung der Streitfrage hat ein französischer Ärzt neue eingehende Versuche angestellt. Er hat die verschiedensten. Mikroben dem Rauch von ZiWrren ausaesetzt und dabei beobachtet, daß die Krankheits-. erreaer in einem Zeltraum, der je nach ibrer Art zwischen 5 und 30 Sekunden schwankt, zugrunde gehen. Gleichzeitig konnte er fest- stellen, daß die Wirkung des Tabaks im Munde des Rauchers weniger durchgreifend ist als in der Retorte des Laboratoriums. Im Munde bedarf es einer bedeutenden Menge Tabak, um die beabsich- tigte Wirkung hervorzubringen: auch ist der Rauch hier nur für weniger widerstandsfähige Mikroben tödlich. Die Qualität de» Tabaks scheint dabei aber keine Rolle zu spielen. Wenigstens ließen sich bei den verschiedenen Tabatsorten keine abweichenden Wirtungen erkennen. Auch diese Versuche zeigen, daß der Tabak zweifellos eine schädigende Wirkung auf die Bakterien ausübt. Doch soll man ds« Bedeutung dieser Beobachtung nicht überschätzen. Interessant ist insbesondere noch die Feststellung, daß der Rauch seine deslnfizle- rende Eigenschaft auch dann behält, wenn man ihn durch tom» primierte Baumwolle, die da» Nikotin und andere Substanzen auf- fängt und zurückhält, filtriert. Technik P>s<lli!si3>siii> Sunsibernsteln au» kopaiharz. Begünstig« von der Mode. nimmt die Bernsteinschmucktndustrie einen neuen Aufschwung. Damit steigt der Bedarf an Rohstoff. Schon seit dreißig und mehr Jahren versteht man es, aus den kleinen Bernsteinstücken, die am Strande gefunden werden, sowie den Abfällen, die bei der Bearbet- tung übrig bleiben, durch Pressen ganz brauchbare Stücke zu ge- Minnen, die sich zu Schmuckgegenständen verarbeiten lasten wie echter Bernstein . Man kann sogar darüber streiten, ob man diesem Preß» bernstein die Bezeichnung„echt" aberkennen darf. Dem Stoff nach ist er gewiß echt, der Form nach allerdings hat er Nachhilfe erfahren. Neuerdings gewinnt man künstlichen Bernstein auch aus Kopal - harzen. Das sind Harze, die meist aus Australien kommen. Sie sind aus einer jüngeren Periode als unser Bernstein und enthalten noch etwas mehr Oel . Deshalb werden sie auch bei 12l1 Grad Celsius weich, während der Bernstein härter und httzebeständiger ist. Man kann aber aus den Kopalen auch bsrnsteinähnliche Masten erzielen, wenn man sie in geschlossenen Gefäßen mit Master, dem Bernstein» säure zugesetzt ist, einem starken Druck aussegt und gleichzeitig erhitzt. Der Druck wird bis zu 20 Atmosphären gesteigert. Durch dieses Verfahren wird das Harz erheblich dichter gemacht, ein Teil der Oele, die noch darin enthalten sind, wird durch die Hitze aus- getrieben, die Bernsteinsäure geht Verbindungen ein mit alkalischen Beimengungen. Nachher läßt man alles Wasser verdunsten, und das erhaltene Produkt ist dem Bernstein so ähnlich, daß der Laie es jedenfalls von echtem Bernstein nicht unterscheiden kann. Es hat dieselbe Hörte und läßt sich auch genau so bearbeiten. öttchertisch Johann Chrlslian Günther:„D> e d? u t s ch e Laute", Aus- wähl und Einleitung von Hermann Wendel . Erich Refß, Berlin . Dies ist eine schön gelungene Wiederbelebung einer Dichterperson- lichkeit, die vielen nur durch jenes Goethesche Wort, daß sie sich nicht zu zähmen wüßte und ihr deshalb Leben wie Dichten zerron- nen sei, bekannt ist Hermann Wendel schreibt zu der Auswahl eine knappe, temperamentvolle Einleitung, aus der Zeit, Milieu und Eigenart dieses frühverstorbenen Genies scharf herausspringen. Wendel saßt Günther mit Recht als Revolutionär auf: den ersten Kämpfer für den dritten Stand am Anfang des 18. Jahrhunderts. Als Günther 1723 achtundzwynzigjährig starb, war vom Morgen« rot der neuen Zeit in Deutschland noch nichts zu spüren. Dieser junge Wilde aber, der die Fesseln der barocken Konvention ebenso zu sprengen suchte, wie er die Devotion und das untermisteste Er- sterben vor Fürsten -, Erbqrafen- und Baronsthronen verurteilt, ist wie ein erstes Wetterleuchten, ganz in der Ferne: Gewitter, das noch nicht auskommt: Blitz, der noch nicht einschlägt. Die Tragik des Borläufertums schwingt um Ihn. Sein Sturm und Drang ist nicht wie der eines Goethe: das geistige und seelische Drängen, das unabhängig ist von allem Materiellen: Günthers Sturm und Drang war ganz materiell: einer, der nichts zu fressen und saufen hatte, einer, der nicht die soziale Stufenleiter aus den Knien hinauf» rutschen konnte, einer, der mit seinem Dater verfallen war, einer. der sich von Weibern das Mark zerstören ließ einer, der mit Gott haderte: das war Günther. Man muß schon ein kapitaler Banause sein, den Zwang dieses Sofeinmüsiens in Frage zu stellen, wenn man die Auswahl liest. Wendel hat Gott sei Dank nicht für alte Jungfern ausgewählt, sondern nach dem einzig wahren Gesichts- Punkt: was ist noch lebendig, was gebt uns noch an, was ist noch heute Sprach- und Wortkund«. So findet man hier auch erfreu- licherweise die Umlichtung des„Hochzeitssckerzes" von Johannes Secundus , über den Herr Professor Brunner den ganzen Gurlitt- Prozeß vergessen kann.„Mit mir selbst und meinem Gotte",„Lauf, Lebensort und Laster der Welt",„Die Liebe".„Weil es Lebens gilt",„Verworfenes Menschenkind": in diese künstlerisch und nicht philologiscb gefühlten Abteilungen sind die Gedichte geordnet. Auch mit der Methode, Breiten fartzulasten, aus einzelnen größeren Poemen nur ein paar wesentliche Strophen heravsznreißen. kann man sich einverstanden erklären. Das Bild, dos sich ergibt, ist rund und scharf. So mögen es sich viele anschauen und erschüttern mssen von der Tragik dieses leidensvollen Msnschenkindes, das am Beginn der neue«, deutschen Dichtkunst steht. O. E. H. Die Natur ist unser aller gemeinsame Heimat, in der ein Fremd- fing zu sein jedermann Schande und Schaden bringt.' R o si m S ö l e r.
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