iloch über der Crde die Behausung bauen, während der Kiefernkreuz- chnabel sechzig bis hundert Fuh über dem Boden nistet. Was für ein schlauer Architekt aber der Flchtenkreuzschnabel ist, steht man erst recht, wenn man in der zweiten Schicht des Nestes gar HarzNümpchen entdeckt, die das sonst schon gut und dicht gebaute noch fester zu» sammenfügen, geradezu zusammenpichen. Durchweg ist die Anschauung verbreitet, als paarten stch die Kreuzschnäbel nur im Winter. Ganz Bestimmtes läßt stch nicht darüber angeben. Dom Fichtenkreuzschnabel weiß man, daß er in allen Monaten des Jahres Hochzeit hält. Gar mitten in der Mauser sah man ihn seine Jungen füttern. Vorzüglich wählt indes auch dieser Bogel zu seiner Fortpflanzung die Winterzeit. Bei uns in Norddeutschland kann man die Tiere weniger beobachten, mehr in Thüringen und im Schwarzwald . Ich selbst hatte aber im ver- gangenen Jahre die seltene Gelegenheit, hier im Grunewald ein Nest entdecken. Eines Abends kam ich in der Winterdämmerung vom Eislauf auf dem Grunewaldsee- Auf dem Waldweg vom Jagdschloß Grunewald nach Dahlem zur Elektrischen knirschte eine Baumwurzel auffällig laut unter meinen Füßen, und als Ich einen Schritt weiter war, nochmals so ungemein hell, daß ich stehen blieb und lauschte. Nun hörte ich, daß es nicht das Knarren einer Baumwurzel gewesen war, sondern es klang fast wie das Zirpen sunger Mäuie und schien mis dem Innern des Stammes zu kommen. Ich tonnte wir dies Nätfel erst gar nicht erklären, da nirgends ein Cinschlupf in der Borke, «in Astloch oder ähnliches zu entdecken war. Erst nach längerem Hinhorchen hörte ich, daß das Zirpen, wenn es auch in meiner Kopf» höhe aus dem Bauminneren zu kommen schien, heller aus der Höhe niederklang. Oberhalb der etwa zweieinhalb Meter hohen starken Gabelung des Stammes konnte Ich in dem schwachen Dämmerlicht einen dunklen Fleck, der auf ein Astloch schließen ließ, noch eben er» kennen— und nach einigen ungelenken, aber von der Freude der Eni» deckung beschwingten Kletterversuchen war ich denn davor angelangt, konnte aber beim Licht eines Streichholzes erst nach langem, langem Hinschauen in der Tiefe der engen Baumhöhl« durcheinander »appelnde gelbe Fleckchen— die ofsenqesperrten Hälse der hungrigen Wintertinder— erblicken. Ich muß gestehen, ich hotte Annektierung»« gelüste, aber die vorsorgliche Kreuzichnabelmntter— eine solche tonnte es nur fein, die hier am vereisten See ihr« Brut mifzoq— hatte dem durch die glückliche Lage des Nestes vorgebeugt. Natürlich nahm ich mir vor, am anderen Tag wieder hinzugehen und meine Beobach» tungen zu machen. Erst aber nach ungefähr vierzehn Tagen kam sch wieder den gleichen Weg, erinnerte mich der Entdeckung, tonnte ober an dem Stamm keinen Ton mehr vernehmen, wieviel flötende täuschende Locktöne ich auch ausstief;. Mit um so größerer Heber» raschung starrte ich weiter unterhalb de» Weges zu einer Zkiefer hinauf, von der ein lautes klägliches Geschnäbel wie von jungen Vögeln herunterschallte. Da saßen ste denn auch zusammen um die Mutter auf dem Geäst, schlugen bittend mit den Flügeln und schrieen ganz sämmerlich, bis stch die Alte erbarmte und dem ärgsten Schrei- hals, der nah vor ihr hernmzappelte. aus ihrem Kropf Atzung gab. Gleich darauf flog die gro.ugefärbt« Alte— wohl auf den Lauscher aufmerksam geworden oder um stch den Allzustürmischen für einen Moment zu entziehen— mehrere Bäum« weiter, gleich jedoch der ßaugrüne Schwann der Jungen, dl« offenbar wie die Mutter, soviel ! in den wenigen Sekunden erkennen konnte, zu den Fichtenkreuz- Ichnäbeln gehörten, hinterdrein. In Süddeutschland gehört ein« olche Beobachtung zu den alltäglichen Sehr interessant ist e», der Erziehung der Jungen zuzuschauen. Die Alten müssen ste bedeutend länger, als dies sonst bei Sverlinqsvögeln der Fall ist, füttern und unterweisen, zumal sich die Schnäbel erst eine gewisse Zeit nach dem Ausflug krümmen. Allmählich aber müssen die Jungen stch selbst. daran machen, sich den Samen au» den Zapfen herauszuflauben. Halbgeöffnete Zapfen werden Ihnen' vorgelegt oder die Alten fetzen stch beim Fressen dicht neben die ungelehrigen Kerlchen, die immerzu schreien, ohne sich selbst an die vorgelegte Arbelt heranzumachen. Später leaen die Asten ihrer Brut nur noch abgebissen« Zapfen vor, ohne dl« Schuppen daran vorher halb aufzubrechen. In Thüringen und in anderen Gebirgsgegenden sind die Kreuz- fchnäbel sehr beliebte Zimmergen ossen, nicht nur weil ste durch ihre Kletterkunststückchen das Auge erfreuen, sondern well der gemeine Mann dort auch heute noch glaubt, daß ste die Krankheiten aus Mensch und Tier an stch zögen Trotzdem hat man stch früher nicht gescheut, ste in Massen zu verzehren, da Ihr Fleisch recht wohl- schmeckend ist. Ja, ste wurden sogar abgebrüht und. über dem Rost gebraten, mit verschiedenen Gewürzen in Keinen Fäßchen Essig ein- Semacht. Das Fleisch hat einen pikanten Beigeschmack von dem »arz, den die Tiere mit ihrer Kiefern-, Fichten- und Tannenzapfen- Nahrung aufnehmen. Diese harzige Durchsetzung des Körpers be- wirkt auch, daß die Kreuzschnäbel nach ihrem Tode der Verwesung nicht anheimfallen. Heber ein Jahr bleibe» ste wohlerhalten in den Federn, die nur ein wenig verbleichen— Brehm berichtet von einer kv Jahre alten Kreuzschnabelmumie. Die schönste unter den Kreuzschnäbeln ist der Weißbindenkreuz- schnabel, auf den man In Europa erst aufmerksam wurde, als große Scharen im Sommer 1826 auf einiae Monate Mitteleuropa und die ganze südöstlich« Hälste von Deutschland Lberschwärmten. Sein» Heimat Ist Nordamerika , aber über Sibirien her bürgert er sich mehi und mehr auch bei uns ein. Zwei schöne, weißleuchtcnde Ouerbinden Überschimmern beide Flüael des Voael«, und das herrliche Rot, da» in der sonstigen Färbung überwiegt, ist von einer solchen Pracht und Glut, daß die Männchen der übrigen Arten hierniit nicht wetteifern können, so lebhafte Töne von Iohminisbeer- und Kirschrot man auch hier bei asten Exemplaren treffen mag. ?Z»s öer Kinöheit öer Zeitungsanzeige. Die Anzeige ist heute mit der Zeitung fd eng verknüpft, daß wir uns ein Blatt ohne Annoncenteil nicht mehr denken können. Es hat aber in der Entwicklung des Zeitungswefens mehr als ein Jahrhundert gedauert, bevor diese heute für das Handels- und Ver» kehrsleben so unumgänglich notwendige Einrichtung sich durchsetzt,. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wagten stch auch in Deutfchland Anzeigenblätter hervor, die da» bereits in Frankreich und England vorhandene Borbild nachahmten. Das erste ständig er» scheinende Anzeigenblatt erblickte aber erst 1722 das Licht der Welt? es sind die noch heute bestehenden„Frankfurter Nachrichten", deren erste Nummer am 6. Januar 1722 als„Wöchentliche Frankfurter Frag- und Anzeigungsnochrichten" erschienen. Aus Anlaß diese» 2cK1jährigen Bestehens hat Dr. Alexander Dietz eine Festschrift her- ausgegeben, die wichtiges Material für die Geschichte der Anzeigen und des Rcklamewefens überhaupt enthält. Die frühesten Anfänge und die allmähliche Entwicklung der deutschen Zeitungsannonce lassen fich im Spiegelbild des Frankfurter Blattes genau oerfolgen. Schon die erste Nummer bietet in 18 verschiedenen Rubriken eine Menge von Anzeigen, die innerhalb der einzelnen Abteilungen ohne Trennungsstrich und im gleichen Druck aneinandergereiht sind. Nur selten werden als schüchterne Anfänge zur Reflame einzelne Worte mit größeren Buchstaben gedruckt. Die Namen der Inserenten sind ängstlich verschwiegen: sie wurden gegen eine Bezahlung von i Kreuzern demjenigen mitgeteilt, der ssch aus dem Adreßkontor danach erkundigte. Bereits nach einigen Wochen aber zeiqt sich ein Fortschritt, Indem einzelne Anzeigen einen besonders auffälligen Platz beanspruchen und daher sogleich hinter das Fremdenverzeichnis ge» fetzt wurden. In der ersten Anzeige dieser Art vom 2. Februar 1722 wird gebeten, einen durchgegangenen Lakai„gegen Recompen» arrestieren zu lassen". Zu diesen am Schluß unter dem Strich be» findlichen Anzeigen gesellten ssch allmählich auch solche aus der Titel- selte des Blattes: doch trug der Herausgeber noch jahrelang Be» denken, den Inserenten einen solchen bevorzugten Platz einzuräumen; erst seit 1733 findet man eine ganze Reihe von Anzeigen am Anfang des Blattes. Alle Anzeigen kosteten damals ohne Rücksicht auf Gräß» und Platz Stück für Stück 4 Kreuzer: doch allmählich wird der Text, der zunächst sehr knapp gehalten war, immer länger, umfaßt manch. mal IL— 13 Zeilen, so daß man an eine Erhöhung der Taxe denken mußte. Dem„Dlättchen" wurden auch Prospekte beigelegt, auf bi« In einer Textreklame des Herausgebers hingewiesen wurde. Be» sonder? bedienten stch dieser auffälligen Reklame die Heilmittel- und Hellkünstleranzeigen. So werden z. B. In einer solchen Beilage 25 Krankheiten aufgezählt, gegen die eine„Hniverfaltinktur" helfen soll, und überhaupt wimmelte es in der Zeitung von marktichreie- rifchen Anpreisungen von Lebensbalfamen. Elixieren. Salben. Pflastern usw. Die ersten Anzeigen, die schon in die politischen Blätter hinein» geschmuggelt waren, bezoren sich ans Bücher, und solche Bücher» anzeigen sind auch schon im ersten Jahrgang des„Frankfurter Anzeigenblattes" hänflg. Da wird'z. B. ein Buch empfohlen:„Die Kunst, hübsche Männer zu fischen. und später fordert ein Herr Ritter zur Subikriptton auf einen 18 Bogen starken„Roman ohne R" auf. Frankfurts drößter Sohn Goethe fehtt in den Anzeigen nicht. So wird am 15. April 1758 bekannt gemacht, daß in der Behausung des Herrn Rat Goethe auf dem Großen Hirsch» graben verschiedene Mobilien, wie Schießgewehre. Muflkinstrument«, drei große Hausuhrcn, viele Bücher usw. versteigert werden sollen. Der junge Advokat Goethe fordert in'zwei Auzeioeu des Jahre» 1774 als Bevollmächtigter einer Finna alle Warenschuldner auf, binnen 14 Tagen zu zahlen,„als man sanften gegen die Säumige ernsthaftere Maßregeln zu ergreifen keinen Augenblick mehr an» stehen wird". Der Nachlaß der Frau Rat wird in verschiedenen Anzeig«« des November 1808 ausführlich zur Versteigerung angezeigt. Auch der Kunstbandel bedient sich bald der Anzeigen: so weiden am 5. No- vember 1737 schon zwei große aus Holz gemalte Schildereien von Albrecht Dürer und Lucas Cranach zum verkauf oder zum Austausch gegen Wein angeboten. Sehr viele Stellen» gesuche und Stellenangebote finden sich schon in den ersten Jahr- gängen. Man verlangt- aber damals sehr viel, wie die folgend« Anzeige vom 28. Januar 1723 zeigt:„Eine sichere Herrfchaft verlangt einen Kutscher, der sowohl mit 2 als 4 Pferden fahren kan, den Feld- und Ackerbau wohl oersteht, catholifcher Religion, unver- heuratet und ansehnlich von Persohn, auch wann es feyn kan, mit einem fckwartzen Bart, anbey verschwiegen ist: dagegen hat er gut« Livre nebst Kost und 30 bis 40 Gulden Lohn zu gewarten." Hnter den Theater- und Konzertanzeigen finden fich sehr wichtige Nach» richten wie z.B. die acnauen Annoncen über die Konzerte de» „Wunderkinde» Mozart ". In den Kirchenbuchau, zügen ziehen die Geburten der berühmten Frankfurter von Goethe bi» Brentano an uns vorüber. Auch die erste Hetratsannonc« findet sich in den„Frankfurter Nachrichten" vom 8. Juli 1732:„Ein honnettes Frauenzimmer ledigen Standes, von guter Gestalt, sucht zu Ausmachung einer Erbschaft in hiesiger Nachbarschaft, welche ihr rechtmäßiger Weiße zukommt von in circa 50 000 fl. einen guten Doctor oder Advokaten lediqen Standes von hier, welcher stch obli» gkret diese Sache auszumachen, so groß und woi� ausstehet, wenn er alsdann sich dieses wohl angelegen feyn lasset, so osferiret sie ssch denselben zu Heurathen, es müsse aber je ehender je lieber s«yn, weilen dos Frauenzimmer stch siesrrwegen noch allhirr aushalten wird."
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