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zu schweifen, sogar eine Korrespondenz der Maria Magdalena mit dem König der Burgunder als echt aushängen lassen tonnt«, bleibt, wenn man auch nur in Betracht zieht, daß alles ohne Ausnahme in schlechtem Französisch abgefaßt war. ein psychologisches Rätsel. Ein ähnlicher Skandal von ungcwöhnlichein Ausmaß war das Stückchen von der Tiara des Saitaphernes, die der russische Goldschmied Rachumowski im Jahre 1896 fabrizierte, und die ihm der Pariser Louvre für 200099 Frank obgekauft Hot. Neben der Fälschung historischer Dokumente nimmt die An- fertigung von Papieren aller Art in der Geschichte der Falsifikationen natürlich einen besonders großen Raum ein; die äußerst beliebte Herstellung unechter Ausweispapiere bedient sich ja auch feit langer Zeit schon aller der Künste Anspachs. Sie arbeitet sowohl mit echten, durch Diebstahl erlangten Formularen und Briefbogen als auch mit solchen, die auf eigenen kleinen Handpressen hergestellt sind, und der Schein der Echtheit, den der unerläßliche Stempel gibt, wird aus alle mögliche Weise erreicht, von der primitiven Uebertragung eines echten Siempeldrucks mit Hcttographenmasse oder gar einer Kar- toffelscheibe oder mittels der Eingravierung des Stempels selbst in gewöhnlichen Schjeser bis zur Herstellung von Nachahmungen aller Sorten von Stempeln, wie sie sich in den Händen der solchen Zwecken dienendenSpezialsabriken" befinden. In großem Maßstab wird natürlich seit langer Zeit die Fälschung von Geld und Geldsurrogatcn betrieben; von Banknoten sind früher besonders die russischen, italle- nischen und französischen gern nachgeahmt worden, und zu den be- rühmtesten Aktienfälschungen gehört die der französischen Nordbahn- aktien, von denen 1998 in Lausanne Stücke im Betrag von 1% Millionen Frank hergestellt wurden, wovon bis zur Entdeckung für 149 999 Frank abgesegt worden waren. Es ist kein Wunder, daß mit dem Erwachen der Vorzeitforschung auch zahlreiche von mehr öder weniger kundiger Hand hergestellte Fossilien, Knochenreste von Urmenschen und Urtieren und Ge- brauchsgegenstSnde aus jenen Zeiten aus der Erde auftauchten. Solche Kostbarkeiten hat schon am Ende des 18. Jahrhunderts der Würzburger Arzt Ludwig Huber hausenweis«ausgegraben", und es existiert ein großes 199 Foliofeiten starkes und mit 24 Tafeln ausgestattetes Werk, das er über fein«Funde", von zwei Spaß- vögeln aus Töpferton hergestellte, an der Sonne getrocknete und dann an verschiedenen Stellen in die Erde gelegte riesige Raupen, Krabben, Schmetterlinge u. dgl. verfaßt hat. Aehnlicher Methoden hat sich seit seinem Ursprung auch der Reliquienhandel bemächtigt. Wie es überhaupt nichts gibt, was in unseren sammelwütigen Zeiten nicht gesammelt würde, so gibt es auch nichts, das sindige Fälscher nicht zu ihren Zwecken nachgeahmt hatten. Nach dem An- schlag aus den König von Portugal hat sich ein Mann gesunden, der nach und nach 399 plattgeschlagene Kugeln oerkaufte, von deren joder er behauptete, es sei eine auf den König abgefeuerte und in eine Mauer eingeschlagene, und nach dem Untergang derTitanic" tat sich in Amerika ein betriebsamer Stellmacher auf, der viele Hunderte von Holzteilen als Bruchstücke von den Planken des unter- gegangenen Schiffes durch angeblich zur Besatzung gehörende Leute verkaufen lieh. Da Amerikaner und Engländer immer die besten Käufer solcherAndenken" gewesen sind, so dürste auch auf diesem Gebiet die Zeit der Valuta manches Fölschergenie zu neuen Taten ermutigen._____ Knospen. Bon Paul Wagner. Das Grünen und Blühen hat voll eingesetzt und wieder ist das jährliche Auferstehungswunder vor sich gegangen. Ja, ein Wunder ist es, wenn es auch uns so selbston-ständlich erscheint. Schon im letzten Sommer hat sich an Baum und Strauch in jedem Blattwinkel, dort wo der Stiel dem Zweig ansitzt, die Knospe vorbereitet. Von Innerer, vererbter Gesetzmäßigkeit getrieben, hat die Pflanze die Anlagen für die desjährigei, Blätter und Blüten ge- schassen und ausgebaut. Derbe Schuppen umgeben die zarten Keime, schützen sie vor dem rauhen Winterwetter, und als im 5)erbst die Blätter fielen, saß an Stelle des abgestorbenen Blattes eine Knospe. Bevor Im Herbst die Blätter abgestoßen wurden, hat der Baum ihnen noch alle brauchbaren Stoffe entnommen und in Stamm und Wurzel aufgespeichert. Während der kalten Jahreszeit, wenn scheinbar der Baum leblos dasteht, gehen nun wichtige Umsetzungen im Innern vor. Nur strenger Frost unterbricht diese Arbeiten. Die vorhandene Reservenohrung wird umgelagert und umgewandelt. Wenn dann im Frühjahr derSaft steigt", ist der Ausmarsch beendet. Sobald es das Wetter ermöglicht, beginnt nun«ine emsige Tätigkeit. In den Knospen sind ja erst Anlagen, Keime der neuen Blätter und Blüten vorhanden. Verhältnismäßig wenig« Zellen sind es, die nun in ganz kurzer Zeit sich teilen und teilen müssen, bis der Baum im vollen Frühlingsschmuck prangt. Ganz einfach erscheint der Vorgang: wie die Steine beim Hausbau fügt sich Zelle an Zelle, bis alles fertig Ist und genau dem Bau und der Anordnung der betreffenden Art entspricht. Ganz einfach und doch so voller Wunder. Wir sehen wohl in jedem Jahre die gleicken Erlcheinungen, aber die eigentlichen, inneren Ursachen werden uns wohl unbekannt bleiben. Gleichzeitig entsprießen nun der Knospe die Triebe, welche die Krone vergrößern. Ihr Wachstum dauert normalerweise länger an. Wenn die Blätter schcn ausgewachsen sind und den Baum ernähren, die Blüten zu Früchten geworden sind, entwickeln sie sich weiter. Am unteren Teil beginnt der Trieb schon zu verholzen, In den Winkeln der an ihm entstondcnm Blättee bereiten sich schon neue Knospen vor, aber an der Spitze wächst er weiter, Stockwerk wird auf Stock- werk gesetzt. Gegen Ende des Sommers läßt das Wachstum»ach. im Herbst ist der Trieb verholzt und trägt an der spitze eine End» knospe. Der Kreislauf kann von neuem beginnen. Aus der Form der Knospen kann man schon im zeitigen Früh« jähr schließen, ob sie Blüten ergeben werden oder nur Blätter. Die Blütenknospen sind gewöhnlich runder und dicker, die Blattknospen mehr spitz und schlank. Aber manchmal gibt's arge Enttäuschungen. Der Obstzüchter freut sich über den reichen Besatz mit Obstknospen, und wenn dann die Zeit gekommen ist, entwickeln sich nur Blätter. Cr meint dann, die Blüten hätten sich in der Knospe in Blätter um- gewandelt. Diese Ansicht ist falsch. Eine Blütenanlage bringt nur Blüten hervor. Es kommt aber vor, daß der Baum mehr Blätter braucht als Blüten, dann werde» die Blütcnanlagen nicht entwickelt, sie verkümmern. Die Blätter sind die Werkstätten, in denen der aus dem Boden kommende Rohsaft verarbeitet wird; die aus den Blüten entstehenden Früchte brauchen aber nur de» umgearbeiteten, fertigen Nährfaft. Wenn der Boden überdüngt ist, die Wurzeln also Nähr- stosse im Uebermaß ausnehmen, dann verzichtet der Baum auf Blüten und Früchte und baut nur seine chemische Fabrik, die Blätter, aus, Oder aber, durch starkes Beschneiden verliert der Baum einen großen Teil seiner Blattknospen, dann besteht die Gefahr, daß nicht genügend Nährstoffe verarbeitet werden, und wieder heißt es, die Blätter müssen entwickelt werden, die Blüten verbrauchen ja nur, also lassen wir sie verkiimmern. In wunderbarer Weise reagiert der Organismus auf die Einflüsse der Außenwelt, nicht rein mechanisch, sondern immer dem Lebensbedürsnis entsprechend geht die Ent» Wicklung von Blatt und Blüte vor sich, /lrbeitsteilung. Von Hans Klabautermann. Es wäre«Ine strafwürdige Vermessenhei«, zu behaupten, daß alle Deutschen die heutige Regierungsform bereits begrissen haben. Die Begründer der deutschen Republik haben den vorhandenen Be» stand an bürgerlichem' Grips leider zu hoch eingeschätzt und daher leichtsinnigerweise unterlassen, eine Gebrauchsanweisung beizusllgen. Da bekanntlich nichts so schnell einrostet wie das Gehirn, schwimmen denn viele liebe Zeitgcnosien unentwegt und treu in den alten bewährten Anschauungen. Ach, was war es doch auch schön, sich so beiläufig alle halb Jahr bei der Kontrollversammlung echt militärisch anschnauzen zu lasten. Da lernte man wenigstens Menschenwürde kennen. Heil dir im Siegerkranz hurra! Und aus diesen altein- geklebten, eingesilzten Vorstellungen heraus ist die Heldentat zu verstehen, die am Montag vollbracht wurde und hoffentlich der bayerischen Regierung ein fettes Schmunzeln ins blaue Blut geimpft hat. Zur Einweihung der Gewerbeschau hatte irgendein harm- loser Angestellter die schwarzrotgoldene Reichsfahne gehißt. Dieser Mann ist entweder kein Bayer, oder er war der unbegreiflichen Meinung, daß Bayern in einem näheren Verhältnis zum Deutschen Reich steht. Natürlich lassen sich echte Münchener sowas nicht bieten. Unter Anführung zweier Akademiker holten sie die Fahne herunter, begossen sie mit Petroleum Liter 14 Mark, steckten sie an und sangen daraus ein patriotisches Lied, wobei ihnen aller- dings ein Versehen unterlief. Da die Kehle mal geschmiert wo»« quoll einDeutschland über alles" gen Himmel. Die wackeren Petrolfatzken meinten selbstverständlich: Bayern über alles. Immerhin dringen ab und an sozialistische Brocken in die vere quollenen Hirnschalen durch die vcrklammten Bretter der Vor» urteile durch. Der frühere Kronprinz, der es nicht verwinden kann, die Welt durch öffentliche Aeußerungen nicht mehr erheitern zu dürfen, läßt bei Cotta ei» Buch mit Erinnerungen erscheinen. Immer feste druff. Dabei ist es ihm nun gelungen, das Prinzip der Slrbeitsteilung in genialer Weise anzuwenden. Der junge Mann hat die Erinnerungen(was wir ihm hochanrechnen wolle», da da» ja Gehirnfunktionen voraussetzt), er hat also seinerseits die Crinne- rungen, und der Schriftsteller Rosner bringt sie zu Papier . Das ist sehr mcnschenfteundlich von ihm, indem er mit seinem eigenen Stil den Lesern nicht zu nahe treten wollle. Jedenfalls kann er jetzt seinen Kindern stolz erzählen, er habe wieder ein Buch ge» schrieben. Historiker von Ruf werden ihre Anschauungen nach diesem Werk umstülpen, während Laien ihre geschichtlich� Belehrung lieber aus den hochwertigen Kriegsromanen der Courths-Mahler schöpfen. Mit dem Prinzip der Arbeitsteilung arbeitet auch der siegreiche General Dr. med. Ludendorff. ImTag" veröffentlicht der Ober- leutnant Niemaitn Denkwürdigkeiten aus der Zeit vom 8. Slugust bis 9, November 1918, Als nach der verlorenen Augustschlacht der Kaiser die Ansicht äußerte, den Truppe» werde zuviel zugemutet, bestritt das Herr Dr, med, Ludendorff und meinte, das Versagen der zweiten Armee könne nicht mit Uebermüdung der Truppen ent- schuldigt werden,Entschuldigt werden" war ein geschmackvoller Ausdruck. Der Feldherr hat die Aufgabe, die Kriegslage zu be- urteilen und einen Operationsplan zu entwerfen. Das macht er falsch, die Soldaten verspritzen ihr Blut, und an der Niederlage haben dann die Soldaten schuld. Arbeitsteilung. Oder: die Republik zahlt ihm für seine ehemaligen zweifelhaften Leistungen eine schöne Pension, er steckt sie ein und schreibt für ein Londoner Sonntags- blatt der deutschhetzerischen Northcliffe-Presse Artikel über die deutsche Republik. Kennzeichen der deutschen Demokratie, sagt er, ist Korrup- tion und Bestechung. Deutsche Universitäten auf den Plan, diesem Helden auch noch den Ehrendoktor der Nationalökonomie zu verleihen!