Einzelbild herunterladen
 

Mütterlichkeit.

In frühen Tagen, als das Blut mir brannte, Als start und frisch sich straffte junger Leib, Erstand der Wunsch mir, wär ich doch kein Weib, Da Mannesmacht die Welt ihr eigen nannte, Da man uns hilflos in das Leben fandte Zu halbem Ernst, zu halbem Zeitvertreib, Und jedem freien Wollen scholl ein bleib, Das enge in geprägte Form uns bannte. Nun seh ich Tage mir vorüber eilen, Die ihre Stunden all im Blute röten Nun nenn ich gern ein Frauenfchicksal mein, Denn mein ist Recht zu helfen und zu heilen, Und mein sind Hände, die nicht Brüder töten, Und allem Kranken darf ich Mutter sein.

Henni Lehmann

( ,, Es fingt das Meer", Berlag Wolf v. Karnakki, Weimar ).

Der Angelpunkt des Okkultismus.

Von Friedrich Wendel .

Was viele, die um den gesetzmäßigen Ablauf entwicklungs­geschichtlicher Hergänge wissen, unserer Zeit vorausgesagt haben, ist eingetroffen: die okkultistische Welle ist da. Sie ist da als Produkt einer gesellschaftlichen Berfallsperiode, die durch eine der schwersten Kriegsfatastrophen noch besonders beeinflußt worden ist. Unfähig, wirtschaftlich, staatlich und gesellschaftlich noch fonstruktiv wirten zu fönnen, unfähig deshalb, dem Leben der Menschen noch ideellen Inhalt geben zu können, entläßt die bürgerliche Welt, einst eine Welt betont rationalistischer Neigungen, ihre vor den stürzenden Balken morsch gewordener Ideologie flüchtenden Kinder in das nebulose Reichspiritueller Hintergründe". Die dumpfe Mystik des abgestorbenen Hellenismus in der in Prunk und Pracht verfallenden römischen Gesellschaft, die mystischen Widerlichkeiten der Satansmessen in der Todesstunde des französischen Absolutismus, die von Gesund­betern und Theosophen gepäppelte Frömmelei des letzten Hohen­ zollern , die Rasputin - Atmosphäre am Hofe des legten Romanom, die Anthroposophie und der spiritistische Kokainrausch unseres Bürger­tums es wächst das alles auf einem Holz.

Da viele nachsichtig und tolerant genug find, mit Unvorein­genommenheit" an die Betrachtung der offultistischen Bemühungen zu gehen, so sei hier der Versuch unternommen, das ganze Gebiet einer fritisch- grundsätzlichen Untersuchung zu unterwerfen. Der Angel­punkt des ganzen ist die Behauptung von der Existenz der Fortdauer der geistigen Kräfte des Menschen nach der Auflösung des Körpers. Man hält diese geistigen Kräfte des Menschen, in ihrer Gesamtheit Seele genannt, für ein unvergängliches Etwas im Gegensatz zu den Bestandteilen des Körpers, die man für vergänglich hält. Die Eristenz des Unvergänglichen soll sich mittelbar durch Medien und unmittelbar durch Klopftöne, die die Sprache ersehen, oder durch aller Augen fichtbare Geistererscheinungen manifestieren können.

unter bestimmter Formel vereinigt, im Hirn des Menschen fühlen, denten und erleben. Es ist die Entdeckung, deren Wesen ein Goethe dichterisch kündete in den ,, Faust "-Worten:

,, Erhabener Geist..

Du führst die Reihe der Lebendigen

Bor mir vorbei, und lehrst mich meine Brüder

Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen!"

Es ist eine Entdeckung, deren Folgen fich in ihrer vollen philo fophisch- revolutionären Bedeutung erst in der Zukunft auswirken werden. Wir haben, was unser Weltbild in all seinen Wirkungen auf die geistigen Disziplinen und gesellschaftlichen Verhältnisse ang geht, die streng anthropozentrische Einstellung überwunden und nähern uns einer Einstellung, die in diesem Zusammenhang als geo­zentrische bezeichnet werden mag. Es ist fein phantatisch- schweifender, sondern ein logisch bedingter Gedanke, daß in jenem naturhaften Prozeß des Ringens um einen Organismus gesteigertster Erlebens­fähigkeit die Erscheinung des Menschen durchaus nicht den Schluß­punkt, sondern gleichfalls nur eine Etappe darstellt. Müßig natür­lich ist es, Betrachtungen darüber anzustellen, wie eine höhergeartete Spezies beschaffen sein mag. Wer sich unbefriedigt fühlt von seinem Menschendasein, führe es nicht etwa auf eine Sehnsucht nach jener höher gearteren Erscheinung zurück, er erfenne vielmehr, daß es in der Hauptsache törichte gesellschaftliche Einrichtungen sind, die sein und anderer Leben nicht zu jener Rostbarkeit machen, die zu erreichen das Leben des Menschen die Anlage und die Berufung hat.

Ist nun aber die Summe der geistigen" Affekte und Funktionen des Menschen an den Körper gebunden, nur durch ihn möglich und nur für ihn bestimmt, so ist es unmöglich, förperhaft bedingte Affekte und Funktionen ohne Körper sich denken zu können. Die verdächtige fpiritistische Behauptung, daß gut 99 Prozent aller jenseitigen Aeuße rungen Aeußerungen abgefchiedener" Seelen" find, erweist sich so als eine Folge spottschlechter Naturbeobachtung und mangelnder logischen Fähigkeiten. Was übrig bleibt an ungeklärten Erschei­nungen, möge Gegenstand der eraften Forschung sein, die sich ja bereits mit Erfolg auf diesem Gebiet bewegt. Was den Okkultismus als Verfallsmoment der bürgerlichen Klasse erscheinen läßt und ihn in bestimmter Hinsicht gefährlich macht, ist die pseudowissenschaftliche Fundierung der sogenannten Jenseitigkeit in irrational- metaphysischem Sinne.

Möge der, der mit nicht immer angebrachter nachsichtiger Toleranz an die Betrachtung der offultistischen Neigungen geht, sich stets fragen, bei wem sich diese Neigungen offenbaren: er wird leichter und schneller hinter der angeblichen Rätsel Lösung kommen!

-

Der Blumengarten.

Bon Even Ellström.

Soll ich euch den Blumengarten beschreiben? Ich kann es nicht. Einfach er war ein Stück aus dem Herzen der Natur. Farbenbunt, glühend in seiner viefältig leuchtenden Pracht. Kurz man konnte grün vor Neid werden.

Dieser Blumengarten gehört Herrn Cusenius.

Es äußert sich hier in der Behauptung von vergänglichen und Herr Cusenius ist ein Mann, der seine Zeit richtig einzu unvergänglichen Dingen und Stoffen der Natur jene alte naiv­primitive und nachlässig- schludrige Naturbeobachtung, die eigentlich schäßen wußte. Man nennt solche Leute auch Kriegs- oder Revolu­schon seit Leibniz' Tagen überwunden sein sollte. Die aufmerksame tionsgewinnler. Kurzer gewann Geld, indes andere solches und scharfe Beobachtung entdeckt weder vergängliche noch unvergäng- verloren, er vervielfältigte es, er häufte Haufen auf Haufen liche Stoffe, fie entdeckt nur eine ein- einige Materie, die bestimmten schließlich packte ihn der Ueberdruß. Er kehrte zur Natur zurüd. Gesetzen folgend, dem Wechsel der äußeren, der Formerscheinung Indem er erstens heiratete und zweitens sich ein Landgut unterworfen ist. So erscheint denn also auch der Tod irgendeines faufte. Und mitten darin einen Garten, ein Gedicht von Blumen Organismus nicht als eine irgendwie bewirkte Scheidung in ver- und Blüten. Er verstand nicht viel davon, aber er roch gern daran. gängliche und unvergängliche Stoffe, sondern als die Auflösung einer bestimmten, unter einer bestimmten Formel gebundenen Menge Uebrigens ist er fein schlechter Kerl. Man muß nicht schlecht Materie. Was die Auflösung bewirkt, ist zweifellos die Abnugung sein, wenn man die Zeit richtig einzuschätzen weiß. Nur an­der zu bestimmtem Zweck gebundenen Materie. Wer nun aber gerade paffungsfähig. Also er war nicht schlechter war sogar gut in dieser Abnutzung den springenden Punkt der Affäre zu erblicken mütig, obwohl Gutmütigkeit einen elenden Charakter nicht aus­das Bedürfnis hat und in ihr die fatale Ursache des schrecklichen schließt. Er war so gutmütig, andere Leute in seinem Garten Unglücks sieht, einmal aufstehen zu müssen von der Tafel der Genüffe, riechen zu lassen. Man ist ja nicht so! der möge ein wenig tiefer in der Betrachtung der Zusammenhänge Also des Naturgeschehens graben.

Es liegt dem unendlich vielfältigen Gestalten der Natur, über­blickt man die Reihe der Organismen in ihren vielen Abstufungen und Verzweigungen, zweifellos das Bestreben zugrunde, zur Schöpfung eines Organismus zu kommen, der zur vollen Eriebens­fähigkeit der durch die Natur dieses Planeten bedingten Erlebnis­möglichkeiten befähigt ist. Anders läßt sich die Tatsache, daß einmal eine lange Entwicklungsreihe von Organismen vorliegt und daß innerhalb dieser Entwicklungsreihe ein zweifelloser Vervollkomm= nungsprozeß hinsichtlich der Befähigung der Organismen, erleben zu können, wahrgenommen wird, nicht verstehen. Das Erleben der durch die Natur des Planeten bedingten Erlebnismöglichkeiten äußert und erschöpft sich nicht im vegetativen Leben, es erschöpft sich zurzeit in dem, was den Komplex der geistigen, der künstlerischen, der ge­läutert- kulturellen Erlebnistatsachen des Menschen ausmacht.

-

er ließ uns riechen. Er führte uns an den wohlge­pflegter. Beeten vorbei, über die frisch präparierten Kieswege und zeigte. Manchmal sagte er: Bitte, ziehen Sie' mal andächtig durch die Nase!" Dann zogen wir:" Aaaaah- fabelhaft!" roch einfach berückend.

-

Es

Auch Professor Semm, der große Botaniker und Zwangs. vegetarier, war dabei der roch das alles mehr mit Kennernase. Seltsam", rief er plöglich, ein gelungenes Erperiment- bitte- eine Rose, die nach Beilchen duftet prüfen Sie

"

-

,, Ei verflucht", tat Herr Cusenius, sollte ich mich da in der Flasche geirrt haben?"

"

Wieso?" fragte der Professor. ,, Na glauben Sie

-

-

die Blumen würden von selbst so stark duften diesen reizvollen Geruch ausströmen, der drei Kilometer weit bemerkbar ist. Ich muß natürlich den Garten jeden Tag von neuem mit Barfüm besprengen...

Nun aber wissen wir, daß der Körper des Menschen, dieses bewunderungswürdige Instrument der Erlebensfähigkeit, aus den Stoffen gebildet ist, aus denen alle übrigen Organismen gleichfalls " Schade", sagte der Professor enttäuscht, ich hätte mich wirt­gebildet find. Es ist die große, erhabene Tat des naturwissenschaftlich gefreut, wenn die Rose einen natürlichen Veilchenduft gehabt lichen Zeitalters, das geistige Gut der Menschheit um die Entdeckung bereichert zu haben, daß es leßlich das Eisen, der Wasserstoff, der Sauerstoff, oder was man sonst für Elemente nehmen mag, sind, die,

hätte-

Der Professor weiß eben die Zeit nicht richtig einzuschätzen..