Einig!Jede» Morgen gingen wir die gleichen Wege.V rüder, Schwestern, in den Werlsaol, ins Bureau,DoZ sich Hirn und Hand in neuem Schaffen rege,linker einem Muh, in einer Sehnsucht froh.Standen jeder dann am Arbeitsplatz, und jederSchus mit gleichem Stolz und trug das gleiche Leid:Zeder Hammerschlag und jeder Zug der FederHymnus auf das Werk und auf die Einigkeit.Abends aber, wenn uns rief die Feierstunde,An dem Werk zu bau'n, um das die Sehnsucht rang,Wirkten wir nicht mehr vereint in einem Bunde,Denn uns trennte eine Mauer, Streit und Zank.Gleiches Schicksal hatte immer uns umschlungen,Eine Tlot verband uns und das eine Ziel;Zwietracht teilte uns. Die Zwietracht ist bezwungen,Reicht die Hand und jubelt, denn die Mauer fiel!Mukbeseelt, voll Stolz und Freude sei nun jeder,Ruft das eig'ne Werk, zu rascher Tat bereit:Zeder hammerschlag und Zeder Zug der FederHymnus aus das Werk und aus die Einigkeit!Walter Schenk.Entspekter Seäsigim Hselmer Zooiogis�en Garten.Der Berliner Zoologisch» Garten, der kürzlich sein« Pfortenschloß, war der Schauplatz eines der Abenteuer, die der EntspekterBräflg auf seiner Mise nach Verlin erlebte. Unkel Brösig, eine derHauptpersonen, die in Fritz Reuters Werken leben, ist von demDichter mit liebevoller Wärme, mit größter Nakurwabrheit geschil-dort worden. Der Leser sieht ihn in greifbarer Gestalt vor sichstehen er hört sein- Sprache, die ein spaßiges Gemisch von Hoch-deutsch und Plott ist und Fremdwörter immer an der falschenStelle und in falscher Aussprache anwendet, eine Eigenart, die auchheute noch Brösigs Landsleuten eigen ist. Dieser Unkel Bröfigkommt auf einer Reise, die eigentlich nur bis Nigen-Bramborg(Neu-Brandenburg) gehen sollte, nach Berlin. Alles ist ihm hierneu: schon die Fahrt auf de? Eiserbahn, dann die Gasbeleuchtung,das Schloß, das„Mmiseum", die Schloßbrücke, das BrandenburgerTor und vor allem der Zoologisch« oder zotologische Garten oderwilden Tiergarten, wie er ihn nennt.Nach manchem Irrweg kommt Bröfig auch glücklich in denGarten. Allein hier macht ihm das Innehalten der richtigenReihenfolge in der Besichtigung der Tiere einige Mühe.„Esstehen nömlich an den Wegen lauter Wegweiser, die ümmer vaneiner Kreatur zur andern zeigen, wobei man sich aber in achtnehmen muß, daß man keine überschlägt, wie mich das passiert ist;denn dann kann es existieren, daß man total in Biesterniß kommt,und daß man, wie Ich z. B., einen Eisbären for eine Löffelganshült."„Sehr verschiedene Merkwürdigkeilen sünd nun in diesemGarten", berichtet Unkel Brösig seine Abenteuer weiter,„meistensvierfüßige, aber auch Vögel und Ungeziefer." Auch eine kleineLöwenzucht haben sie einrichten wollen, wie er gehört hat:„«s>2aber nich gegangen, weil mang die drei Löwen keine Löwen-Siegewesen is." Ans der Dogelwelt war es ein Bewohner, der ganzbesonders seine Aufmerksamkeit erregte.„Ferner war hier auch«ine Art van Boqel-Strauß zu sehen, der sich bei sich zu Hauseaber Casimir(Kasuar) nennt: er soll natürliche Eier legen, ob-gleich er von die schwarzen Mohren zum Spazierenreiten benutztwird."Die Hauptsehenswürdigkeit für Unkel Brösig bildete jedochder Lama. Nach der Beschreibung trägt er„Wolle und Lasten,läßt sich auch reiten und ist sehr flüchtig, ist also gleichsam auseiner Vermischung von Echos, Kameel und Hirsch entstanden. Dieswar mich denn doch«in. bißchen zu bunt, darauf konnte ich mirkeinen Bers machen: ich denke also, das beste is, du besiehst ihndir persönlich. Ich suche ihn und finde ihn. Da steht er: dallohrig(mit gesenkten Ohren), vorne französisch und hinten kuhhessig(FehlerIm Sprunggelenk der Pferd«) mit'ner Farbe, die es gar nichtgibt. Wie er mir bemerkt, kommt er piel(pfeilgerade) auf michlos und steckt den Kops über die Stacketten, legt seine Dallohrenzurück und zeigt mir fein Gebiß. 3h, denk' ich, büst du so einer,oer von Natur schon falsch(bösartig) is, denn sollst du noch falscherwerden: ich narr' ihn also, indem ich ihm mit einem Stock auf dieNase kloppe. Sch'n Sie, da wurde dieser Lama doch so boshastig,daß er ordentlich mit die Beine trampelt«. Na. ich hau' ihm nocheins auf die Schnautze: aber da..1— Gott soll mich bewahren!— spuckt mich das»ntfomte Biest eine stinkerige Calw« über denbloßen Kopp und das Gestch! und die übrigen Kleidungsstücke, daßich denke, mich sollen die Ohnmächten antreten."So hat Fritz Reuter unserem Zoologischen Garten in seinenSchriften ein Denkmal gesetzt, indem er seinen Landsmann, denEntspekter Bröstg, hier allerlei spaßig« Abenteuer erleben ließ.Hassen wir, daß der Garten sein« Pforten bald� wieder öffnenmöge, damit auch wir uns wieder an den„würklichen wildenBiestern, wie Affen, Bären und Kameelen" ergötzen können.Värme irnö tleeWes Teöen.Die hohen Temperaturen, denen wir uns In russischen Dampf.bädern aussetzen, wären nicht für alle Tiere erträglich. Würde maneine Schildkröte, eine Schlange, einen Frosch oder eine Kröte in einsolches Dampfbad mitnehmen, so würden sie in wenigen Minutenzugrunde gehen. Wir selbst oerdanken unsere Fähigkeit, sehr hohenTemperaturen zu widerstehen, nur der starken Verdunstung die aufder Oberfläche unserer Haut Platz greift und die Körpertemperaturdaran verhindert, mehr als wenige Grad zu steigen. Würde mandie Haut mit einem wasserdichten Ueberzug versehen, der di- Ver-dunstung hintan hielte, so würden wir gleichfalls an der Temperatur»steigerung zugrunde gehen. Auch in einen: heißen Wafferbad wür.den wir, verhinderte uns nicht schon der Schmerz, darin zu ver-weilen, bei einer Temperatur von nicht viel über 45 Grad Celsiusgetötet werden. Ein Fisch, Frosch oder Reptil, die wir mit uns inswarme Bad nähmen, würden schon einer Temperatur erliegen, derenHöhe wir noch angenehm empfinden.Sehen wir von einigen niedrigen Organismen ab, so kann derMen,ch eine größere Temperaturspannunq vertragen als irgendeinanderes Lebewesen. Dagegen ist seine Körperwärme auf einen sehrgeringen Spannungsumsang beschränkt. Der Mensch kann nichtleben, wenn seine Körpertemperatur Zö Grad überschreitet: dieunterste Grenze ist etwas unsicherer, doch ist es immer Verhängnis-voll, wenn sie infolge innerer Ursachen unter 32 bis 33 Grad sinkt,und nur in Fällen von Scheintod sind noch niedrigere Temperaturenbeobachtet worden.Wie bei den tiefen Temperaturgraden, so muß auch bei hohenTemperaturen ein Unterschied gemacht werden zwischen der um-gebenden Wärme und der eigenen Körperwärme. Die Methodender Desinfektion beruhen ja in weitem Umfange darauf, daß zahk-reiche Bakterien zwar in kochendem Wasser nicht zugrunde gehen,aber der Einwirkung trockener Hitze von gleicher Höhe nicht wider»stehen können. Zahlreiche Fragen, die sich hier erheben, sind nochnicht hinreichend geklärt.Christian Gotlfried Ehrenberg berichtet im Jahre 18S8 über dieEntdeckung von Infusorien und Radiolarien in den heißen Quellenvon Casamicciola auf Jschia, die in Temperaturen von 82 bis86 Grad leben. Neuere, im Dellowstone-Park an Algen vorge-nommene Untersuchungen bestätigen Ehrenbergs Ergebnisse. Manmag daran erinnern, daß auch zahlreiche Vertreter der Theorie vonder Urzeugung in ihrer Ansicht durch die unbezweifeibare Tatsachebestärkt worden sind, daß das Leben in manchen seiner Formenaußerordentliche Hitzegrade zu überdauern vermag. So steht esfest, daß zahlreiche winzige Lebewesen, so besonders einige Fäulnis-bakterien, bei einer Erhitzung bis zum Siedepunkt nicht zugrunde-gehen.Die Gerinnung des Eiweißes, die wir alle im Festwerden desWeißen in einem gekochten Ei kennen, ist ein Beispiel einer durchHitze hervorgerufenen bleibenden Veränderung. Während Siegel-lack unbegrenzt oft geschmolzen und durch Abkühlen wieder zumHartwerden gebracht werden kann, ist es unmöglich, die Gerinnungvon Eiweiß durch Abkühlen wieder rückgängig zu machen: das lebendeProtaplasma, dosten wichtigsten Bestandteil das Eiweiß bildet, istdurch diese Veränderung endgültig getötet. Doch gerinnen die oer-schiedenen Eiweißstoffe bei verschiedenen Temperaturen, und es magwohl sein, daß für den vielfach zusammengesetzten menschlichen Organismus der Tod bereits eintritt, wenn die empfindlichsten Eiweiß-stoffe des Nervensystems gerinnen, während die gleiche Temperaturfür die niedrigeren Organismen noch nicht schädlich ist.Sicher ist, daß die höheren Tierarten in ihrer Widerstands-föhigkeit gegen äußere Temperaturen unter sich verschiedene Stufenoertreten. Wenn es auch fast paradox erscheint, so steht doch fest,daß die höheren Tiere mit dem Menschen an der Spitze Widerstands-fähiger gegen äußere Temperaturen sind, während auf der anderenSeite für die Innentemperatur, die sich bei ihnen noch mit Lebenund Gesundheit verträgt, nur ein sehr geringer Spielraum besteht.Alle die Lebewesen, die zugrundegehen würden, wenn wir sie in eintürkisches Dampfbad mitnähmen, können mit weit vcrschiedenerenKörpertemperaturen leben, als es der Mensch kann. Das primi-tioste Mittel der Anpastung oder Ausgleichung gegenüber äußererTemperatur ist die Regelung der inneren Wärmeerzeugung. Deraustralische Stacheligel, eines der unter den Säugetieren auf derniedrigsten Stufe stehenden Geschöpfe, besitzt keine Schweißdrüsen,und er ist auch nicht imstande, durch beschleunigte Respiration oderVeränderung der Blutzirkulation in der Haut seine Wärmeabgabezu steigern. Bei einer Steigerung der Außentemperatur von S Gradbis auf 3S Grad erhöht sich aber seine Körperwarme nur umZO Grab. In der kalten Jahreszeit überwintert er, und dabei bleibtleine Körpertemperatur nur um den Bruchteil eines Grades überder der umgebenden Luft:«r sinkt bis zum Zustand der Kaltblüterhinab, deren Körperwärme sich der Außentemperatur fast so enganschließt wie die Qiiecksilberfäule im Thermometer. Eine Heber-gangsstufe zu den höher organisierten Tieren stellen die Beuteltieredar, die sich zwar den äußeren Bedingungen anpassen, aber dochweitergehende Ausgleichsmöglichkeiten hoben. Dagegen behalten,wie gesagt, die höheren Säugetiere und der Men'ch dimch Anpassungder Respiration und der Blützirkulation, durch die Schweißabsonde-rung und durch die zur Widerstandsfähigkeit gegen Hitze befähigen-den Eigenschaften ihrer Haut ein relatives Gleichmaß ihrer innerenTemperatur gegenüber äußeren Veränderungen.