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Rohlenwagen der kostbaren Ladung harren. Höllischen Geistern gleich, gleiten nackte Menschenleiber schwitzend durch das Chaos son Lärm und Getöse, Staub und Dunft- hoden zusammengefauert vor der glänzenden Wand, feuchend ringend mit der in festen Stein hocken, gepreßten Sonnenenergie vergangener Jahrmillionenbohren, hämmern, friechen, wühlen sich Menschen durch Kohle und Stein Stunden und Stunden Schweiß düngt den jungfräulichen Stein, durch den kleines Menschengewürm seine Gänge frißt.Aber heimtückisch ist der Stein er haßt diese Würmer, die feine schweigende, erhabene Welt mit ihrem Lärm stören und mit ihren metallenen Händen und Zähnen durchmühlen.
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Und sein Haßgebändigt durch schwacher Menschenhände Wert ist, entfesselt, furchtbar!
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Der übermütige Händler wird die ganze Strenge des Gesetzes auf sich herniederfcufen lassen müssen. Bei fo was verstehen unsere Richter feinen Spaß. Auf Nachsicht wird er nicht rechnen dürfen. Etwas anderes ist es, wenn es sich um Ministermörder handelt. Der Vorsitzende im Rathenau - Prozeß äußerte, den Angeklagten dürfe Mitleid nicht versagt werden. Gewiß doch, wer wird denn auch rachsüchtig sein! Die jungen Leute haben sich ja ganz anständig aufgeführt. Vormittags haben fie Rathenau ermordet und nachmittags haben sie sich so harmlos in Wannsee amüsiert, ohne von ihrer Tat viel her zu machen. Und das Ehrenwort hat bei der ganzen Sache auch eine Rolle gespielt. Vor Gericht hat Techow tapfer seinen Mann gestanden, indem er bis zum letzten Augenblick behauptete, feine Ahnung gehabt zu haben, was eigentlich gespielt wurde, wie er sich an den Minister heranpirschte. Ehrenwort! Als er aber merkte, daß es um die Wurft ging, da fing er zu heulen an, der Seine Wut lockert in ewigem, ftetem, zähem Druck die Hölzer, liebe Junge, und gestand. Dabei ist es gar nicht um die Wurst geund unter seinem Druck tniden dicke Stämme wie Streichhölzer. gangen. Denn als er geftanden hatte, da wurden die Richter plötzWehe euch, armselige Menschenwürmer! Die Last einer Welt lich milde und meinten, fie fönnten ihr Urteil nicht etwa nach dem drückt auf eure engen Gänge, die ihr durch den Berg euch ertrott Gesetz zum Schuße der Republik fällen, weil die Tat vor dem Be. mehe, wenn die Stützen brechen! Dann donnert die entfesselte stehen dieses Gefehes begangen fei. Bor so abgrundtiefer Weisheit Steinmasse dröhnend nieder dann brechen gigantische Felsmassen find wir platt und gestehen unsererseits, daß wir Schafstöpfe find über euch vernichtend zusammen, euch zermalmend und begrabend im Vergleich zu den unerforschlichen Ratschlüffen der Jurisprudenz. im stillen Steingrab tief unten in der Mutter Erde Schoß-Hinter unseren juristisch nicht benagelten Hirnschalen flemmt sich nun Heimtückisch ist der Berg und voll Haß gegen die Menschen, die ihn die bange Frage, ob der Rathenau- Prozeß auch vor dem richtigen gebändigt- Forum behandelt worden ist. Wenn, so folgern wie Dummföpfe, das Schutzgesetz nicht in Frage fam, dann gehörte auch der ganze Prozeß nicht vor den Staatsgerichtshof, sondern vor das Amtsgericht Berlin- Mitte . Höchststrafe: 20 Mart, im Nichtbeitreibungsfall 3 Tage Haft.
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Aber der Bergmann denkt nicht an die Gefahren, die ihn um lauern. Ihm sind sie Gewohnheit, tägliches Leben der Alltag. Seine Arbeit ist ein unermüdlicher stiller Heldenkampf gegen die Titanen dort drunten und furchtbar ist dieser stete Kampf mit feinem Schweigen! Ihn schredt die Gefahr nicht, denn sie ist seine Gefährtin, jede Minute.
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Auffahrt, rafend, brausend. Wieder schwankt das tanzende Sell. Wie oft riß es, wenn aus dem Bauch der Erde, dem schaurigen Reiche der Finsternis kommend, der Bergmann sehnsüchtig die Augen nach oben wandte, der Sonne entgegen--? So ist der lauernd, voll Tücke und sein gieriger Verbündeter
Berg
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ist der Tod
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Licht des Tages, goldene Sonne ich grüße dich! mir die schweigende, schaurig- erhabene Schönheit Welt und über mir die Sonne!
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Hinter
vor mir die
Lichtsehnsucht ist in uns, auch wenn wir wie Geister der FinSternis im Schoße der Unterwelt wühlen! Unsere Sehnsucht ist die Sonne.
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Wie wohl tut das Bad in der Waschkaue"! Weiß und rein schälen sich aus der rinnenden Schmuhschicht die Leiber Vor uns die Welt! Hinter uns brausen, dröhnen die Maschinen ihr Lieb in der gewaltigen Symphonie der Arbeit Ueber uns, im Förderturm, rafen über mannshohe Räder die armdicken Seile, an deren spinnwebdünnen Fäden fostbare Menschenlast in die Tiefe Eine Nacht im Bergwerk.
rast
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Eine schweigende, düstere, finstere Welt. Lichtpunktbewehrt wühlen Menschlein ihre Gänge tief drunten, sonneentbehrend und gefahrenumtobt. Eine Welt, erhaben, herrlich in ihrer majestätischen schaurigen Schönheit. Und der echte Bergmann hat seine Seele verloren tief drunten im Berg und kann nun nimmer sich befreien vom seltsamen Zauber des Berges.
Der Geist von heute.
Bon Hans Klabautermann.
Ein unerhörter Borfall hat wegen des aufgeregten Gehabens der übrigen Welt nicht die Beachtung gefunden, die er seiner Wichtigkeit nach hätte aufwirbeln müssen. In der Markthalle am Wedding hatte ein Händler die Unverfrorenheit, die verkauften Waren in funtelnagelneues, sauberes Papier zu wideln. Schön, ein bißchen Lurus läßt man fich schon gefallen. Liförstuben, Lederhüte, Brunkautos, das sind Dinge, die in Berlin WW. zum täglichen Bedarf gehören. Dafür wird in der Gegend auch gearbeitet, daß es raucht. Aber was zuviel ist ist zuviel. Schlimm genug, wenn man am Wedding so fchamlos anspruchsvoll ist, fein Geld für Schleckereien mie Pferdewurst und Margarine hinauszuschmeißen. Bloß soll dann die gute alte Sitte gewahrt bleiben, wie fie in die herrlichen Zeiten paßt, denen wir entgegengeführt find. Falls der Händler es nicht vorzieht, den gekauften Hering dem Käufer nadelicht in die Hand zu drücken, hat er das Einwickelpapier aus dem nächsten Kehrichthaufen zu langen. Irgendein Wisch liegt überall herum. Zum Glück dauerte der Unfug nicht lange. Die Hüter der Ordnung wachten, und so fonnte ihnen der Uebermut jenes Händlers nicht verborgen bleiben. Die Sauberkeit mußte anffallen. Es stellte sich heraus, daß er zu dem Lurus gar nicht berechtigt war. Die Bogen zum Einwideln waren amtlich und überhaupt etwas sehr Ernstes; sie entpuppten sich als Formulare eines Finanzamts und waren ihrer ursprünglichen fegensreichen und wohltätigen Bestimmung durch einen frechen Raub entzogen worden. Das Papier wurde beschlagnahmt, und jetzt wird die Ware wieder unauffällig in schmußiges Papier gehüllt, wie es in der Ordnung ist.
Eine Republik fann eben noch fo demokratisch sein, eine wirklich echte Gleichheit wird sich nicht erzielen laffen. Unsere Akademifer sind uns über, und nie werden wir ihren hehren Geistesausdywizungen refties folgen fönnen. Vor kurzem hatte der Professor Schäfer von der Universitätsfrauenklinik die Liebenswürdigkeit, sich über Hebammen für das Berliner Tageblatt" interviewen zu laffen. Was, Herr Krienelle, benken Sie wohl, ist die wichtigste Borbe dingung für die Zulaffung zum Hebammenlehrgang? Die junge Dame darf vor der Ehe fein Kind gehabt haben! Darauf kommt es an, wenn man Hebamme werden will. Da staunste, was? Das ist eine weise Bestimmung, geeignet, die Menschheit aus ihrer moralischen Berfommenheit zu erlösen. Adam und Eva, unsere Stammeltern, haben sich seinerzeit unter unerhörber Mißachtung aller bürgerlichen Moral zu der befannten Interessengemeinschaft zufammengetan. Er hatte nichts und sie hatte nichts; das war an sich schon verwerflich. Das Schlimmste aber war, daß fein Standesamt ihrem Bund die Weihe gegeben hat, die ihrem Tun das Schamlose und Unmoralische abgewaschen hätte. Adam und Eva haben demnach eine wilde Ehe geführt. Wir haben also allen Grund, Buße zu tun, und jede Hebamme hat die Pflicht, der Wöchnerin ins Gewissen zu reden. Alles übrige ift Nebensache, ja noch mehr: Wer mal durchgemacht hat, wie es tut, ein Kind zur Welt zu bringen, ist ungeeignet zur Hebamme. Die Bestimmung ist übrigens immer noch recht lückenhaft Denn legitime Mütter dürfen Hebammen werden. Das ist ein Mangel Deshalb empfehlen wir Herrn Professor Schäfer, die Forderung durchzudrücken, daß sich die Hebammen jedesmal ihre Jungfernschaft amtlich bescheinigen laffen, bevor sie ans Wert gehen. Noch beffer wäre es allerdings, Frauen überhaupt von dem unmoralischen Beruf auszuschließen und ihn den Männern zu überlassen. Der Hebamm, das ift die Forderung des Tages. Wenn wir erst soweit sind, dann haben wir eine wirklich reine, tugendfame freie deutsche Republik .
Darauf wären wir schon eher gefommen, aber wir Durch schnittsmenschen sind durch das Stahlbad des Krieges noch nicht in allen Körperteilen gereinigt. Bollen wir daher unseren edlen Akademikern unsere Hochachtung, denen offenbar in diesem Bad ver mittelft einer Drahtbürste das Gehirn gefchrubbt worden ist.
Herbst.
Der Nebel steigt. Der Wind weht rauh. So früh verblaßt des Himmels Blau; So früh ruft Nacht die Müden. Die letzten bunten Affern blühn. Die Störche und die Schwalben ziehn Nach Süden.
Nun legt um feine Schultern bald Sein farbenfrohes Kleid der Wald. 3n Stoppeln stehn die Felder; Der Bauer freut sich des Gewinns, Berechnet sich auf Zinseszins Die Gelder.
Ja, so viel Korn und so viel Brot! Und dennoch fieht auf so viel Not Der Himmel, der besternte! Wie lange währt's noch, bis die Welt, Die ganze Welt gemeinsam hält Die Ernte??
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