Wissen und Schauen
Eine japanische Heiratsannonce. Die Heiratsannoncen, die auf den letzten Seiten unferer bürgerlichen Tagesblätter einen fo breiten Raum einnehmen, sind teineswegs eine ausschließlich europäische Besonderheit. Selbst im Lande der Geishas, die wir gewohnt sind, uns als willenlose Handelsobjekte auf dem Heiratsmarkte vorzustellen, ist dieser Weg zur Anknüpfung ehrbarer Beziehungen nicht unbekannt. Das beweist eine Anzeige, die einer in Toto erscheinenden Tageszeitung entnommen ist, und die man als ein Stulturdokument" aus dem fernen Osten werten fann. Die junge Tapas nerin, die sich nach einem Lebensgefährten sehnt, ist sich ihrer Bor züge wohl. bewußt und weiß fie in der blumenreichen Sprache hrer Heimat in das gehörige Licht zu rüden. Sie stellt fich dem unbefannten Anwärter auf ihr Herz und ihre Hand mit folgender Schilderung vor:„ Ich bin ein sehr hübsches junges Mädchen. Meine Haare find gewellt wie die Wolfen om Himmel. Mein Gesicht ist ftrahlend und besitzt den Schmelz der Blumen. Meine Züge sind redlich wie die Zweige der Trauermeide, und meine Augensterne gleichen dem aufgehenden Monde. Ich besitze genug, um hand in Hand mit meinem Gatten durchs Leben zu gehen; wir werden am Tage gemeinsam die Blumen bewundern und zur Nachtzeit den Mond betrachten. Wenn diese Anzeige einem jungen, flugen, wohlerzegenen und liebenswürdigen Manne zu Gesicht tommt, bin ich bereit, mich mit ihm für Zeit und Ewigkeit zu vereinen."
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Naturwissenschaft
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und die nötigen Umstellungen und Abwehrmaßnahmen des Körpert erfolgen nicht mit der nötigen Schnelligkeit. Nicht umsonst hat mas beobachtet, daß Brauteuse an ihrem Hochzeitstag felten erfranten, nicht mit Unrecht lächelt man mitleidig über den Schwächling, der alle Augenblic frant ist. Daß man sich gegen Erkältung abhärten, seinen Körper widerstandsfähig machen tonn, ist jedermann bekannt, aber nur der Willensstarke wird die für feinen eigenen Körper nötigen Folgerungen daraus ableitenl
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Die Brille. Gar oft temmt es vor, daß Leute, die ein Nachlassen der Sehkraft verspüren, zum nächsten Optiker laufen, um sich eine Brille auszusuchen. Sie probieren ein Glas nach dem anderen, bis sie das, was ihnen am besten zu nühen scheint, ausgesucht haben. Wenn sie dann beim Tragen der Brille Kopfschmerzen, Augentränen und Schwindelgefühl bekommen, dann gehen sie wieder hin zum Optiker und suchen ein Glos, das besser paßt. Der Erfolg ist gar oft der gleiche wie zuvor. Dieses ganz törichte Verfahren wird oft auch von solchen Leuten geübt, die sonst mit der Gesundheit ihres Körpers sehr vorsichtig umgehen. Nur für die Augen muß das erste beste selbstgewählte Mittel gut genug sein. Der Optiker hat keinen Grund, den Hilfesuchenden erst zum Arzt zu schicken; er verkauft seine Gläser, er ist nicht Arzt. Aber der Schwachsichtige selbst sollte etwas mehr über die Sache nachdenken und sich fragen: Kann dieses schlechte Sehen nicht vielleicht von einer anderen Krankheit, die fich jeht im Beginn leichter bekämpfen ließe als später, herrühren? Es ist doch bekannt, daß die verschiedensten Erfrankungen, wie Nierenentzündung, Gicht, Gehirnerweichung zu Augenstörungen führen fönnen, ganz abgesehen von den Erkrankungen des Auges selbst, wie grauer oder grüner Star, Nehhautablösung und Augennernenentzündung. Alle diese verschiedenen Krankheiten auszuschließen, ist nicht der Kranke selbst, sondern nur der Arzt imstande. Aber auch wenn fein so schlimmes Leiden vorliegt, ist es doch sehr wichtig, das Auge durch den Arzi genau untersuchen zu lassen. Denn es besteht eine große Gefahr, daß durch Bläser, welche der vorhandenen Sehschärfe nicht entsprechen, letztere weiterhin herabgesezt wird und somit statt Nußen hur Schaden gestiftet wird. Woher soll auch der Laie wissen, daß bei Kurzsichtigkeit das schwächste Konfavglas, bei Weitsichtigkeit das stärkste Konverglas verordnet werden muß? daß man durch Gleichgültigkeit diefelbe gefährden dürfte. Nicht um Das Augenlicht ist eine viel zu wertvolle Gabe des Himmels, als die vom Auge benötigte Hilfe tatsächlich bringen.
Das Geheimnis des Lebens. Der Siz des Lebens liegt in den Millionen einzelner Zellen eines Lebewesens, und in jeder Zelle wirft eine Summe zahllofer chemisch- physikalischer Borgänge im Protoplasma, der die Zelle füllenden Flüssigkeit, das Wunder des Lebens. Eine zeitlang glaubte man, das Geheimnis des Lebens durch genaue chemische Untersuchung entschleiern zu können. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, daß nicht nur die chemische zu fammenfegung, sondern die Baustruktur, die tolloidale, b. h. im Zwischenzustand zwischen fest und flüssig sich haltende Natur des Zwischenzustand zwischen fest und flüssig sich haltende Natur des Plasmas wesentlich für die Lebensvorgänge ist. Die gewaltige die Fassung der Brille handelt es sich, sondern darum, daß die Gläser Entwicklung der Kolloidchemie in neuester Zeit hat dahin geführt, daß wir fief in das einst für unauffindbar gehaltene Geheimnis des Lebens eingedrungen sind. Demnach besteht das Leben in einem geordneten, fortwährend veränderlichen Nebeneinander fester, flüssiger und gequollener( folloidaler) Bestandteile. Durch Reize entstehen Veränderungen, auf die als Reaktion das Bestreben einfetzenden früheren Zustand wiederherzustellen. Dies gelingt nur bis auf einen nicht wiederherstellbaren Reft und die sich allmählich anfammelnde Summe solcher Reste bedeutet das Altern, den Tod. Die Lebensvorgänge spielen sich nach Warburg an den Oberflächen der unendlich feinen Teilchen ab, welche eine gequollene folloidale, zwischen fest und flüffig spielende Masse( ein Beispiel der Kleister) in ungeheurer Ausdehnung enthält. Weber wirkt eine besondere uns unbekannte Kraft in der lebenden Belle, noch birgt eine uns unbekannte Stoffgruppe das Geheimnis des Lebens. Alle Stoffe der Belle, Waffer, Mineralfalze, die fettähnlichen Lipoide und die Eiweißftoffe werden im tolloidalen Zellgefüge lebend und wieder leblos, wenn sie diesen Blah verlaffen, d. h. durch Gerinnung, Ausscheidung, Berdrängung oder Anhäufung aus den Oberflächen entfernt werden, In denen allein im Kräftetausch sich das Leben abspielt. Wieso sich gerade diese Art geordneter Vereinigung von Stoff und Kraft ent
widelt hat, ist allerdings noch nicht aufgeklärt worden.
Gesundheitspflege
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Die Grudefeuerung im Haushalt. Das Heiz- und Kochproblem tritt mit Beginn des Winters in ein Stadium ein, das als höchst fritisch bezeichnet werden muß. Infolge der ungeheuren Berteue rung unserer Kohle durch die Reparationsleistungen wird es immer schwieriger, für genügende Heizung auch nur eines Wohnungsraumes Sorge zu tragen, und selbst die unumgängliche Rochfeue rung macht Schwierigkeiten. Zur Entlastung des Haushaltsbudgets werden deshalb wohl immer mehr Familien zu einem Aushilfs. mittel ihre Zuflucht nehmen müssen, wie es in manchen Gegenden Deutschlands so namentlich in der Magdeburger Gegend und im übrigen Mitteldeutschland schon seit Jahren sowohl für den Küchen wie auch für den Zimmerbrand in Gebrauch ist. Es ist dies die Grubefeuerung.
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Der Grudetots verbleibt gleich dem Gastots bei der Leucht gaserzeugung und dem Hüttentots in den Kokereien als ein nicht flüchtiger Rückstand bei der Braunkohlenschwelerei, die hauptsächlich in Miteldeutschland Fuß gefakt hat.( Der Schwelteer bildet ein wertvolles Ausgangsmaterial für die Gewinnung von Stoffen, die sonst nur in der Erdölindustrie hergestellt werden, ins besondere des Paraffins.) Nachdem der Grudekofs lange genug auf Halden die Rolle eines läftigen Abfallproduktes spielte, hat man ihn in neuerer Zeit als vorzügliches Brennmaterial erkannt und sich bemüht, geeignete Ofenkonstruktionen für ihn zu schaffen. Dieser Brennstoff stellt nämlich ein mürbes, leicht zerreibliches Material dar, das zu 10 bis 25 Prozent aus mineralischen Bestandteilen, zu 5 bis 20 Prozent aus Wasser und zu 55 bis 85 Prozent aus Kohlenstoff besteht. Gemäß dieser Zusammenfekung hat der Grudekoks einen Heizwert von etwa 5000 bis 7000 Kalorien, das heißt, er ist talorisch erstklassigen Braun- und Steinfohlen völlig gleichwertig. Die Konstruktion aller Grudeöfen ist bedingt durch die außer ordentlich große Porosität und lodere Beschaffenheit des Brennstoffes, die feiner Berbrennung vordem unüberwindliche Schwierig feiten entgegenseßte. Der Grudefols wird auf einem jalousieartigen Roft von beträchtlicher Fläche in Stärfe von einigen Zentimetern aufgeschüttet, wird dann entzündet und brennt bei spärlichem Luft zutritt langsam weiter. Durch die Langfamkeit des Verbrennungsvorganges ist aber die Ausnüßung der Wärme eine so vorzügliche, daß sie von feiner Ofenkonstruktion auch nur annähernd erreicht wird. Bei richtiger Bedienung läßt sich ein Wirkungsgrad von 90 Prozent erzielen gegenüber einem Nuzeffeft von 20 bis höchstens 60 Prozent bei anderen Defen. Hinsichtlich des Heizwertes ist der Grude nur der Holzkohlenstaub überlegen.
Das Wesen der Erkältung. Während eine große Zahl von Krankheitserregern, wie die der Pest oder des Milzbrandes, den Rörper jederzeit aufs schwerste zu schädigen vermögen, fönnen andere Batterien ihre gefährliche Wirkung nur in einem zuvor schon geschädigten Organismus ausüben. Zu diesen Schädigungen, die ben Boden gewissermaßen für den Bazillus vorbereiten, gehört in erster Linie die Erkältung. So viel schon über Erkältung nachgedacht wurde, eine völlig sichere Erklärung derselben ist bis jetzt nicht gelungen. Man nimmt an, baß durch die Wärmeherabsehung Störun gen im Blutkreislauf erfolgen und dah dadurch die Bellen in ihrer Abwehrkraft gegen die eindringenden Batterien erlahmen. Auch die Menge bestimmter batterienauflösender Reaktionsförper im Blute wird durch Abkühlung vermindert, durch Erwärmung also auch im Fieber! vermehrt. Vielleicht ließe sich auch eine veränderte Gewebsipannung bei Erfältung denten, denn die Kälte bewirbt ein Zusammenziehen von Gafen und Flüssigkeiten und bei dem so ver anderten Innendrud fonnten die Batterien vielleicht leichter einwandern. Besonders leicht werden folche Organe von Erkältung befallen, die viel Bindegewebe enthalten, so die Rachengegend, das Rippenfell, oder die Nerven, und gerade bei diesen ist ja die Blutversorgung und die Möglichkeit bes Spannungsausgleiches nicht ganz so gut wie bei den anderen Drgenen. Daß die Erkältung den einen Menschen immer wieder, den anderen nur selten schädigt, liegt nicht zuletzt in der Willensenergie bes einzelnen, in der Macht des Gemütes", wie Rant sich ausdrüdt. Und das ist auch wohl verständlich. Im willensschwachen, schlappen Organismus werden alle Gefäße und Nerven eben auch weniger von einem zentralen Willen gleichgültig, ob bewußt, oder unbewußt, angeregt werden Wissenschaft!
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Die Beschaffung eines Grudeofens stellt infofern nur eine fleine Ausgabe dar, als man den Rost sehr leicht in Küchenöfen einbauen laffen kann.
Es gibt feine patriotische Kunst und feine patriotische
Goethe.