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Wissen und Schauen

Fortdauernde Unterernährung in Deutschland . Daß im Grunde die Verhältnisse aus der Zeit der Hungerblockade noch immer fort. dauern, beweist ein Auffah des Hamburger Professors von Tyßka in der Klinischen Wochenschrift", der die gegenwärtige Ernährungs­lage des deutschen Arbeiters im Vergleich zur Vorfriegszeit beleuchtet. Der Gelehrte zieht zwei Untersuchungen heran, von denen sich die eine auf eine dreiköpfige Arbeiterfamilie in Altona , die andere auf 147 Familien des Eisenbahnerverbandes Groß- Hamburg bezieht. Bei der Altonaer Familie lassen sich die Ausgaben von 1905 mit denen Don 1920 vergleichen. Umfangreicher sind die Erhebungen bei den 147 Bahnarbeiterfamilien, die nach dem Einkommen in acht ver­schiedene Gruppen geschieden find. Berechnet man für diese Fa­milien den nach der Statistik festgestellten Nahrungsverbrauch und drückt ihn in Kalorien aus, so zeigt sich, daß der Verbrauch an Kalorien nicht dem normalerweise Notwendigen entspricht. Bei den 67 Familien der mittleren Einkommenstufe ist je Kopf und Tag der folgende Normalbedarf anzusetzen, 2200 Kalorien, 68,6 Gramm Ei­weiß, 44 Gramm Fett, 342,9 Gramm Kohlehydrate. Tatsächlich tam aber auf jeden Angehörigen dieser Familien im Durchschnitt nur ein Verbrauch von 1940 Kalorien: 52,6 Gramm Eiweiß, 37,6 Gramm Fett, 328,1 Gramm Kohlehydrate. Es wurden also von dem Normal­bedarf an Kalorien nur 88,2 Proz. gebedt, an Kohlehydraten 95,7 Broz, an Fetten 85 Broz. und an Eiweiß 67,7 Proz. Außer dem zeigt sich ein großes Uebergewicht der pflanzlichen Nahrungs ftoffe. Im ganzen ergibt sich also eine starte Unterernäb rung, und das gleiche Bild tritt uns bei der Berechnung der Aus­gaben der Altonaer Arbeiterfamilie entgegen. Es sind ganz die­felben Erscheinungen, wie sie sich in der Ernährung während des Krieges zeigten, es ist die typische Ernährungsweise armer Leute, die an Eiweiß und Fetten arm, an Kohlehydraten reich ist.

Naturwissenschaft

Enffiehung des Lebens. Die Frage, wie das Leben auf unserer Erde oder sonst auf Himmelstörpern ähnlichen Entwicklungszustandes entstanden ist, wurde noch nicht entschieden. Im späteren Altertum und im Mittelalter, auch noch in der neueren Zeit nahm man an, daß die niederen Tiere durch Urzeugung entstehen.( Schon der griechische Philofoph Anaximander[ 611-547 v. Chr.] lehrte das Entstehen von Würmern usw. aus dem Schlamme.) Erst der Holländer Ian Swammerdam( 1637-1685) wies nach, daß die Entstehung der Wesen durch die Entwicklung vorhandener Keime erfolge. Einige Jahre vorher hatte Francesco Redi durch Ber­fuche nachgewiesen, daß sich nicht nur Fische und Frösche, sondern auch die Insekten aus dem Ei entwickeln, daß in faulenden Stoffen fich keine lebenden Wefen entwickeln, wenn man die Ablage von Eiern verhütet. 1651 erklärte der Engländer William Harvey , daß jedes lebende Wefen sich aus einem Ei entwidele, welches von einem meiblichen Wesen stamme und auf dessen Entwicklung der Same eines männlichen Wesens einen Reiz ausübe. Damit war aber nicht die Frage nach der Entstehung des ersten lebenden Wesens gelöst. 1745 glaubte Needham in einer verschlossenen Flasche Batterien erzeugt zu haben, und lange vertrat man die Ansicht, daß dauernd einfachste Lebewesen( Batterien) aus leblosen und besonders günstigen Umständen entstehen. Erst Pasteur ( 1822-1895) gelang der Nachweis, daß solche Erzeugung von Batterien nur stattfindet, wenn durch ungenaue Kontrolle fich Batterien eingeschlichen haben und nun sich vermehren, während in völlig bakterienlos gehaltenen Flaschen auf noch so günstigen Nährböden fich niemals Batterien bilden. Er stellte darum die Theorie auf, daß das ganze Weltall mit Lebensteimen erfüllt ist. Bahlreiche Naturforscher nehmen mit Haeckel an, daß durch die Sonnenwärme, andere, daß durch die Elektrizität aus im Waffer befindlichen leblosen Stoffen belebte Körperchen( Moneren) entstehen.( Theorie der Urzeugung.) Diese Urzeugung vom Leben aus Leblosem ist bisher aber noch nicht nach­gewiesen. Wie Pasteur nimmt neuerdings auch Arrhenius an, baß dauernd Lebensteime( Sporen von Batterien), die außerordent­lich widerstandsfähig gegen Kälte sind, durch den Weltenraum von einem Himmelstörper zum anderen übertragen werden und sich dort, wo Verhältnisse wie auf unserer Erde sind, allmählich zu den der. schiedensten Lebensformen entwickeln. Nach Versuchen können Bat terien 8 Monate lang einer Kälte von 200 Grad und mehr aus. gelegt werden, ohne ihre Keimkraft zu verlieren. Nach Arrhenius werden sie durch den Strahlendruck des Lichtes durch den Welten­raum geschleudert.

Caub und Straßenlaternen. Es ist eine feit langem bekannte Tatsache, daß in der Nähe von Straßenlaternen stehende Bäume ihr Laub länger behalten. Zweifellos, führt Graebner- Karlsruhe in der Natur" aus, fommt dabei dem Licht die Hauptrolle zu. Graebner führt dazu ein interessantes Beispiel an. Hinter dem Schloß in Karlsruhe zieht sich eine erhöhte Balustrade hin, auf welcher in Ab­ständen große eiserne Urnen stehen; darunter im Gehweg find mehrere Straßenlaternen, in denen vor dem Krieg die ganze Nacht hindurch elektrische Birnen brannten. In die Urnen ließ Graebner die be fannte pyramidal wachsende, Sommer- 3npresse", feßen, welche fich gut entwickelte. Die Pflanze hat die Eigentümlichkeit, daß sie sich im Spätjahr schön rot färbt. Da zeigte sich nun ganz auffallend, daß die der Straßenbeleuchtung zugewandten Seiten aller Pflanzen fich nicht färbten, fondern grün blieben und erst allmählich rot wurden,

als die anderen Pflanzen bereits alle Blätter verloren hatten. Da die Lichtquelle von der Pflanze 4-5 Meter entfernt war, fann diese Erscheinung so wenig der Wärmeftrahlung, wie der Verbrennungs produktion zugeschrieben werden, sondern nur die Wirkung des Lichtes hat hier vegetationsfördernd gewirkt.

口味

Kulturgeschichte

Das Steuerwesen im Altertum. Das Steuerwesen des Alter­tums charakterisiert sich darin, daß die indirekte Steuer vorwiegt, die direkte im allgemeinen als Notbehelf, als außerordentliche Last in außergewöhnlichen Zeitläuften, wie in Kriegsfällen, angesehen wird. Die direkte Steuer war damals also feine regelmäßige Ein­nahmequelle des Gemeinwesens. Das gilt in Griechenland wie im alten Rom . Die dreften Steuern des Altertums sind teine Ein fommensteuern, sondern Vermögenssteuern und waren nicht immer in Geld, sondern oft in Naturalien zu entrichten. Eine derartige Naturalsteuer progreffiver Art war im demokratischen Athen die Stellung der Kriegsschiffe durch die Reichen. Der normale Geld­bedarf der griechischen Stadt- Staaten wurde durch indirekte Steuern aufgebracht, durch Ein- und Ausfuhrzölle, die namentlich im See­perfehr erhoben wurden, aber auch an den Landesgrenzen nicht fehlten. Der Saß dieser Zölle war verschieden. In Athen zur Zeit der Demokratie ein Fünfzigstel des Warenpreises, und zwar in Gold erhoben. Auf den einzelnen Athener fielen zuweilen anstatt eines Tributes Ausfuhrzölle bis 5 Proz. Außerdem gab es Marttabgaben, die in der Hauptsache den Berfehr mit ländlichen Produkten be trafen. Die Erhebung dieser Steuer erfolgte auf dem Markte selbst oder an den Stadttoren. Auch Personalsteuern wurden erhoben, nämlich ein Schußgeld von den Fremden. Auch im Mittelalter gab es eine ähnliche Personalabgabe in der Judensteuer. Eine Gewerbe steuer bestand nur für Wahrsager, Gaukler und Prostituierte. Die Steuern waren in Athen und auch sonst in Griechenland verpachtet. Aehnlich wie in Griechenland war das Steuerwefen auch im alten Rom , direkte Abgaben schienen eine Last, die eines freien Römers unwürdig war. Daher wurde zu direkten Steuern, wie Bermögens­Steuern, nur in Fällen äußerster Kriegsnot gegriffen. Nahm der Krieg dann einen guten Ausgang, so wurde diese Vermögensabgabe nachträglich wieder aus der Kriegsbeute zurückgegeben. Von den indiretten römischen Steuern feien erwähnt: eine fünfprozentige Abgabe vom Wert freigelassener Sklaven und eine vierprozentige vom Preis getaufter Sklaven. Unter Auguftus wurde ferner eine allgemeine Kaufabgabe eingeführt, die ein Prozent betrug. Die vielen außeritalienischen Kriege, die koloniale Eroberungspolitik der Römer bewirkte in den letzten Zeiten der Republik eine ziemlich häufige Wiederkehr außerordentlicher Vermögensabgaben, die, wie alle Staatslaften, auf die Provinzen abgewälzt wurden. Die echten Römer wurden fast steuerfrei. Eine derartige Steuerpolitit war natürlich nur in einem Staate möglich, der, wie Rom , Eroberungs­politik größten Stiles trieb und immer neue Provinzen schluckte, um neue Steuerquellen zu haben.

Schwermütiger Herbst.

Nach Paul Verlaine von Baul Zech.

Ein Waldhorn weint...

Ein Waldhorn weint durch das November- Tal wie ein verirrtes Kind und stirbt am Rand des Hügels schmerzlich hin. Die zarte Hand des Windes dämpft die Klage jedesmal.

Das Herz des Wolfes meint in dieser Qual, die Gottes Antlik an der grauen Band des Himmels sucht... Es rieselt auf den Sand nur fühler Tau und macht die Landschaft fahl.

Auf daß lein Schrei die Totenstille stört, fällt langfam Schnee. Der weiße Trauerflor baut um die Erde Mauern ohne Tor.

Ein Dorf ertrinkt darin mit Maus und Mann. Noch einmal feufzt der Wind und wird fortan nicht mehr gehört.

Ruhe.

Eine schwarze Last drückt mein Leben nieder; was mein Auge faßt, flieht erschrocken wieder.

Ich weiß nicht wohin Türen gehn und Stufen.. Weißt du, mer ich bin? Wie soll ich dich rufen?! Ein wildfremdes Du freuzigt meinen Willen, brückt mein Auge zu still im Stillen..

sid