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Wissen unö Schauen Der verlängerte Zwerg. Die biblische Weisheit, daß der Mensch seiner Länge nicht eine Eil« zusetzen könne, gilt in unseren Tagen nicht mehr. Es ist jetzt sogar gelungen, einen Menschen durch eine Operation größer zu machen, und zwar handelte es sich um die Ver- längerung der Beine eines Zwerges, die dem großen Berliner   Meister der Chirurgie, Prof. Bier, gelungen ist. Wie Prof. Zondek im neuesten Heft derDeutschen Medizinischen Wochenschrift ausführt, war es bisher nur gelungen, die Extremitäten bei Verkürzungen in­folge eines Bruches zu verlängern. Der Gedanke, einen kleinen Menschen auf operativem Wege etwas zu seiner Läng« hinzuzusetzen, ist neu. Bei der Operation wird die Knochenhaut mit einer geringen angrenzenden Muskelschicht durchschnitten, der Knochen wird an dieser Stelle durchbrochen, und die Beuchenden werden nur vor- läufig gegeneinander gebracht. Nach 3 bis S Tagen aber wird der untere Bruchteil kräftig nach unten gezogen, so daß eine Lücke von mehreren Zentimetern zwischen den beiden Bruchenden entsteht. Es ist nun eine b'sbsr ur�»'" r" Tatsache, �ß die Geschwulstbildnng die Lücke gleichsam ausfüllt und eine echte Regeneration herbeigeführt wird. Bier hat nunmehr nachgewiesen, daß unter bestimmten Be- dingungen eine vollständige Zuwachsung der leeren Stelle eintritt. Nach seinen Beobachtungen ist die wesentlichste und wichtigste Be- dingung für diesen Borgang ein offenbar von der Knochenmarkhöhle ausgehender Reiz, den erörtliche Hormone" genannt hat.fior- mone entstehen am Ort der Verletzung und wirken teils örtlich, indem Se in die Umgebung ausstrahlen, teils auf entfernte Körperteile, zu enen sie auf dem Wege der Blutbahn gelangen und durch ihren Reiz Baumaterial für die Regeneration schaffen, das wieder auf dem Llutwege dem Regenerat zugeführt wird." Bier ging also davon aus, zwischen den Bruchenden ein Knochen- rohr mit'Markhöhle usw. enfftehen zu lassen Zunächst wurden. nachdem die Knochenhaut ringsum durchschnitten war, die Bruch- enden einander unmittelbar gegenüberocstellt, und damit war die Vorbedingung geschaffen, um die für die Knochenbildung notwen- digen Reize herbeizuführen. Sobald diese Reize zu wirken be- gönnen haben, werden die Bruchendsn auseindcrgezogen und damit die Bedingungen für die Auswirkung des Reizes zur Regeneration geschaffen Die Lücke ist da und, indem sich in sie Blut und lymphatische Flüssigkeit ergießt, auch der passende Nährboden. Nach den Untersuchungen von Zondek stellen sich die einzelnen Stadien der Knochenneubildung so dar, daß sich nach der Durchtrennung der Knochen sehr schnell in der Umgebung der Bruchenden Rundzellen- gewebe bilden und nach 3 bis 4 Tagen bereits stark gekörntes und knochiges Gewebe vorhanden ist. Werden nun in diesem Stadium die Bruchenden einige Zentimeter auseinandergezogen, so wird das neugebildcte Gewebe nicht völlig durchrissen, fond-rn faden- oder bandförmig ausgezogen, so daß eine Verbindung zwischen den Bruch- enden bleibt. Diese dürft« dann genügen, um den Grundstock für die weitere Knochenneubildung abzugeben Die ausgezogenen Gewebs- fäden werden gleichzeitig nach außen hin zu einem Schutzwall gegen das störende Eindringen von Wucherungen, und aus diese Weise wächst die Lücke zu die Verlängerung des Menschen ist erfolgt. Neuburger(Feuerlose Erhitzung, Umschau Nr. 42/22) noch etwa vier Jahrzehnte vergelien, bis diese Umsietiung in Deutschland   durchge- führt sein wird. Inzwischen hat die Industrie ihrerseits eine Um- stellung eingeleitet, indem sie die Erhitzung von Metalltörpern anstaU im Feuer auf feuerlofem Wege durchzuführen bemüht ist. Die zahl- reichen industriellen Feuerungen, wie Schmiedeöfen, Lötöfen, Härte- öfen usw. ergeben einen äußerst schlechten thermischen Wirkungs- grad: nur etwa ll Proz. der in der Kohle enthaltenen Wärmemengen lassen sich in Glut überführen. Aber auch von diesen S Proz. kann uf ein geringer Teil in das zu erhitzende Metall übergeführt wer- den: nur etwa 3 Proz. dienen der eigentlichen Metallarbcit. Man hat daher begonnen, sich an Stelle der Erhitzung im Feuer der fever- losen Erhitzung zu bedienen. Hierzu eigneten sich vor allem die elek. irischen Schweißmaschinen. Ihre Ausnutzung für den vorliegenden Zweck beruht auf der Tatsache, daß der durch einen geeigneten Wider- stand hindurchgefendite elektrische Strom fast vollkommen in Wärme umgewandelt wird. Es handelt sich hierbei natürlich nicht um ein« Bereinigung und Verbindung zweier Metallkörper. sondern jede Art der Metallbearbeitung durch elektrische Erhitzung. Nun stellt sich der Verbrauch der Ele'ktroesse auf 12 bis 16 Kilogramm Kohlen für IM Kilogramm Eisen, während die offene Schmiedeesse 50 bis 150 Kilogramm, und zwar bester Schmiedekohle, benötigt. Rechnet man aber noch alle Nebenumsiände hinzu, so er- gibt sich eine weitere Verbesserung des Wirkungsgrades, der sich auf etwa 16 Proz. beläust. Ein Schmiedefeuer verbraucht täglich etwa 75 Kilogramm Kohle. In Deutschland  , und zwar in seinen Fabriken sowohl wie in Einzelbetrieben, dürften gegenwärtig etwa 300 000 Schmiedefeuer brennen, die somit im Jahre an 3M Arbeitstagen 6 750 000 Tonnen Kohlen verbrennen. Für das Schmieden von Ketten auf elektrischem Wege braucht man ober nur 3,6 Proz. dieser Kohlenmenge, so daß sich dafür ein Verbrauch von nur 243 000 Tonnen ergeben würde. Da bei vielen anderen Arbeiten die Ver- hältnisse ähnlich liegen, so lassen sich in Deutschland   bei Ersatz der offenen Schmiedeessen durch elektrische Essen jährlich vielleicht 6 Mit- lionen Tonnen Kohle ersparen. >Q>==4ClM ErökunSe ZW Kulturgeschichte iUDE�OlZ! Eine verhängnisvolle Sopsbewegnng. Welche Roll« der Zufall, den Johannes Ccherr denboshaften Lcibzwerg der Weltgeschichte' nennt, oft im Menschenleben spielt, zeigt ein Vorfall aus der großen Französischen   Revolution. Als im Sommer 1791 das französische  Königtum durch eigen« Schuld schwer bedrängt war, entschloß sich Ludwig XVI  . mit seiner Familie zur Flucht und führte sie am 20. Juni im Wagen aus. Anfangs ging alles gut, zumal viele das Entkommen stillschweigend begünstigten, und am Abend des 22. Juni befanden sich die Flüchtlinge nur noch wenige Meilen von der Landesgrenze und glaubten schon gerettet zu sein. In St. Mene- hould ließen sie noch einmal die Pferde wechseln, und da mußte der Teufel den König plagen, daß er den Kopf zum Wagenfenfter hinaussteckte, um dem Postillon eine Weisung zu erteilen. Da er- kannte ihn der Postmeister Drouet  , der ihn früher nie gesehen hatte, an der A«hnlichkeit mit dem Bilde Ludwigs auf den Assignaten, be- achtete nun auch die anderen Reisenden, von denen er die Königin Marie Antoinette   einst in Paris   gesehen hatte, und durchschaute, daß die königliche Familie auf der Flucht war. Schleunigst bestieg er ein Pferd, sprengte nach der nächsten-Station Varennes   und machte die Sache beim Maire anhängig. So wurden hier alle Vor- bereitungen getroffen, und der König mit den Seinen beim Ein- treffen angehalten und zur Rückkehr nach Paris   gezwungen. Hätte er jene Unvorsichtigkeit nicht began>gcn. so wären sie voraussichtlich alle bald in Sicherheit gewesen und dem Blutvergießen entgangen, auch hätte das wohl weitere Folgen für die ganze Bewegung gehabt. Die Insel Usedom  . Daß die Veränderungen an der Oberfläch« der Erde sich auch bo» Entstehung von Inseln zeigen, ist von der modernen Geologie längst konstatiert worden. Einen interessanten Beitrag dazu liefert Dr. Herold in einem Artikel vom Aufbau der Insel Usedom   im Heft 6 der MonatsschriftUnser Pommerland'. Diese Insel ist erst o«rhältn!smüstig spät zu einer solchen geworden. Wir finden ouf ihr wertvolle Rest« von Ablagerungen aus der Jura- und Kreidezeit, aber kaum aus dem Tertiär, dagegen deutliche Spuren des Wirkens der letzten Eiszeit, die Dr. Herold gleich vielen Forschern als die dritte betrachtet, während andere eine größere Zahl von Eis- zelten anneymen. Den Erdmoränen dieser.Vereisung oendankt Use. dorn in erster Linie seine landschaftliche Schönheit. Dan.als gehörte es noch zum Festland« und wurde dann zur Insel durch die so'-e- nannte Litorina-Senkung. be! der weite Strecken der Nord- und Ost- seeküste in die Tiefe sanken und eindringendes Mecrwasser di« Swincpforte schuf. Eingehend bespricht Dr. Herold die Vorgänge und verwe st dabei auf di« verdienstvollen Arbeiten des Landesgeologen Dr. Keilhack, so über die Dür.enbildung. Daß die jüngste der drei Dünenarten, die Weißdünen, erst aus der verhältnismäßig späten Zeit von fünfzehn- bis sechzehnhundert Iahren nach Christo stammen sollen, mag manchen Lcstr befremden, doch werden sicher alle auch in diesen Ausführungen viel Anziehendes finden. Dem Wunsche d«s Dr. Herold, daß seine Zeilen zu Anschauungen auf der Insel Usedom  anregen, stimmen wir gern bei. Naturwissenschaft Technik Feuerlose Erhitzung. Die Verbrennung von Kahlen auf Rosten im Haushalt wie in den industriellen Feuerungen ist höchst unwirt- schaftlich. Darum trug man sich schon vor dem Kriege mit dem Ge- danken, die Kohle in Zentralen, und zwar unmittelbar in den großen Kohlenrevieren, zu vergasen und das Gas den Verbrauchern durch Druckleitungen zuzuführen. Ebenso. soll die Elektrizität in den Kohlenrevieren erzeugt und auf weiten Strecken bis zu den Stätten des Verbrauchs fortgeleitet werden. Es werden nach Dr. Albert Wieviel Blüten ergeben ein Kilogramm Honig? Reben dem un- mittelboren Nutzen, den die Bienen uns durch den Honig bringen, nützen sie uns auch noch mittelbar dadurch, daß sie als Blüten- bestäuber oft für einekl viel reicheren Fruchtansatz Jorgen, als er ohne ihre Besuche eintreten würde Dieser Nutzen ist schwer abzuschätzen, ist aber viel größer, als gemeinhin angenommen wird. Einem sehr lehrreichen Aufsatz in der ZeitschriftNatur und Technik' entnehmen wir, daß Dr. L. A r m b r u st e r- Berlin die Zahl der Blüten, die ihren Nektar hergeben müssen, damit die Bienen ein Kilogramm Hanig(mit dem normalen Wassergehalt von 20 Proz.) verfertigen können, auf Grund besonderen Untersuchungen berechnete. Dabei nimmt der Forscher einen etwas hohen Mittelwert des Zuckergehaltes des Blütennektars an, nämlich 38 Proz. Es gibt natürlich auch Blüten mit Nektar von geringerem Zuckergehalt, sehr niedrig ist er In den bekannten großen Nektartropfen der Kaiserkrone, aber in manchen Blüten erreicht er auch höhere Werte. Um ein Kilogramm Honig zu machen, müssen die Bienen ihres Nektars berauben min- bestens bei Rotklee 6 000 000 Blüten, bei Löwenzahn 125 000 Köpf. chen, bei Esparsette 4 000 000 Blüten, bei Robime 1600 000 Blüten. bei Fuchsie 100 000 Blüten, bei Erbse 80 000 Bluten. Diese Zahlen stellen jedoch die Mindestzahl der Blütenbesuche dar, einmal, da der Honiggehalt des Nektar reichlich hoch berechnet ist, und sodann, weil manche Versuche ergebnislos verlaufen. Es sit deshalb die Zahl der bloßen Besuche von Blüten und damit die Zahl der Bestäubungen, bis ein Kilogramm Honig zusammen ist höher anzunehmen und darf z. B für Rotklee wohl aus etwa 20 Millionen Bestäubungen berechnet werden. Durch die genannte Zahl werden etwa 30 Kilo- gramm Rotkleesamen erzeuo», d. das Saatgut für 2Z4 Hektar An- saat dieser Kulturpflanze.