Einzelbild herunterladen
 

v2r König von Innernflen. Aus: Sv«n Kedln, Tsungpo Lamas Wallfahrt. 2. Band. Sie Nomaden. (Leipzig , Brockhaus.) Wie der 1. Band, gibt auch der zweite im Rahmen einer abcnteucrrcichen Erzählung fesselnd« Bilder au» Hochtibet. Wer könnte mit größerem Recht der König des innersten Asiens encmnt werden als der Wildeses? Non den Wüsten Syriens und Mesopotam-ens, von den die persischen Salzwüsten umschließenden Gebieten, von der kirgisischen Steppe, von den einsamen Ebenen der ' mngarei und Ostturkestans bis zu den unübersehbaren Flächen des Graslandes und den dürstigen Steppenländern an der Grenze des äußersten Ostens überall herrscht Dschioetai. Der stolz« Rain«, d?» er bei den Stämmen der Mongolei führt, hat denselben asia- tischen Herrscherklang wie Dschagatai, der Name des zweiten Sohnes des Dschingis Chan . Aber das Reich, über dem dieser die Knute chwong, konnte sich an Umfang mit dem des Wildelels nicht messen. Bei den Völkern Irans ist er unter dem Namen Gur bekannt, die Osttürken nennen ihn Kulan, die Tibeter und Tanguten Kiang. In den Augen dessen, der in die Vergangenheit schaut, erscheint das Dichten und Trachten des Menschen nur als Eitelkeit. Aus un- bedeutenden Anfängen haben sich Reiche zu überwältigender Macht entwickelt, um dann zu zerfallen und vom Erdboden zu verschwinden. Eine Reiterschar mit einem Häuptling und sein Heerlager in der Steppe entwickelten sich mit der Schnelligkeit einer Lawine jju dem unermeßlichen Reich des Tschingis Ehan, das nach einigen Jahr- i. änderten spurlos verschwand. Völker haben einander verdrängt und vernichtet, Völkerwanderungen sind wie verheerende Heu- schreckenschwärme über den großen Kontingent gezogen, buddhistische Reiche, die im Herzen Asiens entstanden und blühende Städte mit hochentwickelter Kunst umfaßten, sind vom Flugsand erstickt und be- graben worden. In China verkündeten weise Männer wie Lao-tse , Kung-fu-ts« und Meng-ts« ihre erhabenen Lehren. Aus Indien kam Buddhas Lehre über Land nach China , und aus Arabien führten die Heerscharen des Propheten Ihre grünen Fahnen über Steppen und Berge. Alles aber, was geschehen ist, und alles, was geschieht, trägt von Anfang an das Gepräge der Vergänglichkeit. Alles ist eitel und Spreu vor dem Wind. Das einzige, was sich im Z�rlauf der Zeiten erhalten hat und heute noch so jung und frisch ist, wie es Jahrtausende vor den in Nebel gehüllten Königsgestolten der chinesischen Sagenzeit war, ist das Reich des Wildesels. Denn wer hat ihn der Freiheit zu de- rauben vermocht? Wer hat sich erkühnt, ihn aus Heide und Salz- wüsten zu verjagen? In ungestörter Ruhe weidet er auf den Steppen an den Abhängen des Tschivgangebirges, des Altai , des Bogdo-ola und des Tien-schan, mit Wohlbehagen läßt er sich den aromatischen Saft der purpurfarbigen Wermutpflanze schmecken, die in Tibet in geschützten Tälern gedeiht. Aus Höhen, die den Mont- blanc um einige hundert Meter überagen, findet er hier und da kleine Gruppen der geduldigen, genügsamen, im Hochland weit- verbreiteten Burtsepflanze. Ihr holziger Stamm liegt zum größten Teil unter Staub und Sand verborgen, und ihre grauen Blätter und Blüten halten sich so nahe wie möglich am Boden, um sich gegen die Stürme zu schützen, die sie peitschen und mit eisigem Atem ihre Lebenskraft zu ersticken drohen. Wenn man die Wildesel in eine einzige große Familie zu- sammensaßt und sich nicht bei den besonderen Kennzeichen der ver- jchiedenen Arten aufhält, kann man sagen, daß sie überall in Inner- ästen vorkommen, wo keine Menschen sind und der Boden ihnen Weide bietet. Auf den Steppen Innerasiens werden die Wildcsel vom Wechsel der Jahreszeiten zu Wanderungen gezwungen. Ihr Reich erstreckt sich weithin, und sie bleiben nie lange in derselben Gegend. Im Sommer gedeihen sie am besten im Hochland, Anfang des Winters aber vereinigen sich die verschiedenen Gruppen zu Herden von Tausenden, die die tiefergelegencn Weideplätze der Steppen aufsuchen. Dann wächst ihr Haarkleid zum Schutz gegen die Kälte. Die lange Wanderung kann erst beginnen, wenn die im Sommer geborenen Fohlen die Strapazen auszuhalten vermögen. Auch im Sommer weiden zuweilen mehrere Herden zusammen, die sich dann wieder trennen. An der Spitze jeder Herde steht ein Hengst, der ihr Führer, Wächter und Warner ist. Er ist der stärkste in der Herde und duldet keinen Nebenbuhler. Von seiner Stärke und seinem Alter, seinem Mut und seiner Kampfeslust hängt die Anzahl der Stuten in der Herde ab; sie verehre» die Kraft und verachten die Schwäche. Fällt der Führer, so suchen die Stuten andere Hengste auf: wird er im Kamps besiegt, folgen sie dem Sieger. Die starken Hengste haben bis zu zwanzig Stuten, die schwächeren nur einige wenige. Unter den Mitgliedern der Herde befinden sich auch Fohlen aus verschiedenen Jahrgängen. Im Sommer und Herbst nach der Geburt der letzten Fohlen beobachten die Wildesel größere Vorsicht und sind scheuer als sonst. Vis die Hengstfohlen geschlechtsreif geworden sind, werden sie gern in der Herde geduldet: sobald aber die Liebe komnit und sie das Verlangen, eine eigene Herde zu gründen, nicht mehr unterdrücken können, werden sie von dem alten Führer mit Bissen und Tritten vertrieben Monatelang kann der Ausgestoßene allein umherstreifcn, und oft begegnet man solchen Eingängern in der Wüste, fwt er Glück, so führt ihm der Zufall eine andere Herde zu-, irüher oder später wird es ihm gelingen. Er läuft auf eine Anhöhe >inauf, von der aus seine Blicke die Gegend bis zum Horizont über- chauen. Seine Nüstern weiten sich: er wittert und schnaubt. Erblickt er einen Rivalen, der größeres Glück gehabt hat als er und einige Stuten um sich versammelt hat, so bsitzen seine Augen und er spitzt die Ohren. In schnellem Trab rennt er dem Nebenbuhler entgegen und stürzt sich sofort in den Kampf. Da setzt es furchtbare Bisse, die die Hengste später wie Ehrenmale durchs Leben tragen: da fliegen die Haarbüschel, da'chmettern die Huse der Kämpfenden gegen Flanke und Brust. Schließlich ist der eine erschöpft und ergibt sich auf Gnade und Ungnade. Dann ist die Reihe an ihm, in die Ein- samkeit zu ziehen._ Die Weihnachtsfefte unserer Kinüer. Von Max Winter. Wenige Wochen nur trennen uns vom Weihnachsfest.-Wieder drängt es die Alten, der Jugend besondere Freude zu machen, der Jugend besondere Feste zu geben. Aber schon tauchen auch wieder die Programme auf, diese oft so schrecklichen Programme, mit deren Abwicklung den Kindern dos Weihnachtsfest gedanklich näher ge- bracht werden soll. Denkenden Proletariereltern hat es schon längst Sorge gemacht, wie so ein Weihnachtsfest für Proletarierkinder zu gestalten sei, und ringt schon seit Jahr und Tag um die Form. Mit dem Erstarken der Erziehungsorgonisation des Proleta- riats war das Bedürfnis gegeben, auch zum Weihnachtsfest die Kinder der Arbeiterklasse zu sammeln. Zunächst wurden auch hier die äußeren Formen der bürgerlichen Feste übernommen, der Wohl- tätigkeitsvereine. Aber bald rang sich die Erkenntnis durch, daß diesen Festen eine neuer Inhalt gegeben werden muß. Mit dem proletarischen Empfinden vertrug es sich nicht, daß die Kinder auch an diesem Tage, und gerade an diesem Tage den Fluch der Armut besonders zu spüren bekommen sollten. Es mußten vor allem Feste werden, bei denen die Kinder das Gefühl haben mußten, daß sie alles, was sie empfangen, von Ihren Eltern empfangen, als aber auch, daß sie alles, was sie geben, ihren Eltern geben und nicht müßigen Fremden. Dann- dürften alle Kinder etwas empfangen und geben, nicht nur einzelne. Dos Fest mußte Gemeinschaftscharakter bekommen. Damit war ihm auch schon ein neuer Inhalt gegeben.... Das Christentum hat in den germanischen Landen das alte heidnische Iulfest, das Fest der Wintersonnenwende, mit dem christlichen Inhalt erfüllt. Unter dem Lichterbaum, der die länger werdenden Tage zu grüße» hatte und damit die Hoffnung auf Erneuerung des Lebens, die Hoffnung auf den Frühling, stellte das Christentum als neues Symbol dieKrippe von Bethlehem�, und der Kult, den es mit dem Iesuskindlein trieb, wurde der gei­stige Inhalt des Festes. Das aber kann nicht der geistige Inhalt proletarischer Weihnachtsfeiern sein. Wir müssen das Weihnachts« fest, das auch uns ein Fest der Erneuerung, ein Fest der Hoffnung ist, in diesen, Sinne vertiefen. Es muß dos Fest der allge- meinen Menschenliebe werden, in der wir die größte Hoffnung erfüllt sehen könnten, die denkende Proletarier beseelt. Erfüllt wirtlich einmal alle Menschen Liebe zueinander, dann ist der Egoismus überwunden in allen seinen Erscheinungen, auch in seiner sichtbarsten und gefährlichsten, im Kopitalismus. Mit diesem Charakter des Festes vereinigt es sich auch dann ganz natürlich, daß wir uns gegenseitig beschenken. Aber auch hierin gilt es Wandel zu schaffen. Das Gemeinschafts- g e s ch e n k muß allmählich das persönliche Geschenk verdrängen. Jede Gruppe bildet eine Gemeinschaft. Dieser sollte gegeben werden, und diese sollte geben. Das wäre nicht nur sozialistisch, nicht nur erzieherisch, es wäre auch ökonomisch wichtig. Die Pro» letarierkinder müssen so viel entbehren, was sie sehnsüchtig be- gehren, und die Eltern müssen es ihnen versagen, weil das Geld nicht reicht. Gutgebaute, mehrsitzige Rodeln, Schlittschuhe, Bälle, Baukasten, Gesellschaftsspiele, Leiterwogen, Eisenbohnen, elektro« technische Spiele, vor ollem Bücher in bester Wahl. Alles das und noch vieles andere Werkzeugkasten, Laubsägeeinrichtungen, Hobel- bänke, Lupen und Mikroskope, naturwissenschaftliche Fanggeräte und Beobachtungs-Aquarien sähen die Kinder gern unter dem Weihnachtsbaum, und die Kinder der Besitzenden finden auch alles auf dem Weihnachtstisch. Die Proletarierkinder könnten es aber Inden, wenn ihre Altern zusammen, wenn sie ihre Kraft nicht zer- plitterten, sondern gemeinsam schenken würden, wie st« auch gemeinsam die Freude zurückempfangen, wie solche Geschenke die Sehnsucht stillen. Dann kann jedes Kind auch ein persönliches Geschenk, ein Buch etwa, das es besonders liebt, empfangen, und es kann auch den Eltern irgendein« persönliche Kleinigkeit, ein« eigene Arbeit aus dem Handfertigkeitsunterricht schenken. So wird das Weihnachtsfest allmählich sozialistischen Charakter gewinnen, und es wird sich in unserem Gefühlsleben tief verankern als das Fe st der Hoffnung auf eine neue, höhere und darum glücklichere Menschheit. Wir müssen nur ernstlich wollen, und e« wird un» gelingen, dieses Fest>.alles Märchenhaften zu entkleiden und es gerade dadurch zu vertiefen. Die schone Sitte unserer Alt- vorder», den Lichterbaum anzuzünden, können wir ruhig beibe- halten, aber wir werden stärker damit wirken, wenn wir nur dl« Lichter aufstecken und allen Glanz und Flitter vermeiden. D«r Baum kann in der Mitte des Saales stehen, und es ließe sich ganz gut denken, daß Knaben und Mädchen in schönem Verein um ihn einen Reigen tanzen, frohe Lieder singen, ihrer Freude, ihrer Haft- nung Ausdruck zu geben. Es muß nicht dasStille Nacht, heilig« Nacht" fein, weihevolle Freude kann auch anders ausgedrückt wer- den. Nur keine Gedichtaufsageret, keine Cinzeldeklamationen was der Freude Ausdruck geben soll, muß von allen kommen.