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Wissen und Schauen JJarfetK-Mtrobafif vor hundert Jahren. Der moderire Artist, der unter Einsatz seines Lebens ein verwöhntes, übersättigtes Publi- kum zu atemloser Spannung zwingt, würde wahrscheinlich wider- sprechen, wollte man ihm beweisen, daß all seine zeitgemäßen Varietösensotionen, in den Elementen wenigstens, selbst ans euro- väischen Kmrstbühnen auf ein immerhin ehrwürdiges Alter zurück- blicken können. Und doch geht die moderne Artistik, durch Auf- machung und technische Errungenschaft natürlich verändert, im wesenttichen auf Darbietungen zurück, die im Rätsellande Asien geboren, schon vor mehr als hundert Iahren auch in Deutschland heimisch waren. In der hundert Jahre alten Nummer eines beut- schen Familienblatte, finden sich Aufzeichnungen über Reisen durch Indien und Kunststücke indischer Gaukler. Viele dieser Kunststücke zeigen deutlich, daß sie am Anfang der europäischen Artistik standen. Einige Beispiele mögen die Berwandtlchaft von heute und einst erweisen. So.wird etwa folgende» Kunststück geschildert:Dem Taukler«erden fünf irden« Töpfe übereinander auf den Kops gestellt, auf den obersten Topf steigt ein junges Madefcen, und der Gaukler tanzt mit diesen Töpfen und dem jungen Mädchen nach der Musik. Dann setzt sich ein junges Mädchen reitend auf seinen Kopf, zwei ändere Mädchen stellen sich mit einem Fuß auf seine Schultern, mit den anderen auf sein« ausgestreckten Hände er aber tanzt weiter. Endlich legt«r zw«i wie Ketten kugeln geformte Stücke Holz auf seinen Kopf, auf das oberste wird eine kupferne Platte gestellt, darauf ein Neiner, fünf Zoll hoher Tisch, und auf dlcie.i stellt sich eines der Mädchen. Mit diesem schwankenden Gerüst wird der Tanz wiederhol«." Mit etwas mehr ausmalender, durchaus aber nicht mit mehr fachlicher Phantasie zeigt uns dos moderne Variete diese Kunststücke der Parterreakrobatik täglich. Oder:Ein Mädchen legt sich zwischen ein fünf Fuß langes gabelförmig gestaltetes Holz auf den Rücken. Kopf und Füße herabhängend, ein Mann hebt diese Gabel auf und trägt sie im Gleichgewicht herum. Dann wirft er das Mädchen in die Luft, läßt die Gabel fallen und fängt das Mädchen mit seinen Armen auf." Das macht das Variete des Ll). Jahrhunderts nicht anders. Nur die Fatirhexereien des Morgen- lande» sind auch heute asiatischen Gauklern vorbehalten. Und wenn da» alte Familienblatt zu berichten weiß:In zwei Reihen parallel werden»ine Anzahl Degen, die Spitzen aufwärts, hingestellt. Dar- über läuft ein Mann mit nackten Füßen und bleibt selbst auf des Spitze eines Degens stehen", so ist dieser Trick auch heute noch wohl noch dem Geschmack des«uropäische» Varietepublikirms, nicht aber nach dem Geschmack der europäischen Artisten. Sonst aber alles Rabbi Ben Akibo. Besonders bedeutungsvoll sind die häufig auftretenden Schädi» gungen durch chronische Vergiftungen, vor allem durch Katharrhe der Rachen- und Darmschleimhäute, Herzkrämpfe und Sehstörungen bis zur Blindheit. Letztere besonders durch in unseren Breiten selbst» gebauten Tabak, der ausfällig stark nikotinreich ist. Außerdem mögen hier und da lokale Reizungen der Mundschleimhaut,»ament- lich durch Zigarettenrauch, die Grundlage bilden für einen späteren Krebs. Naturwissenfthast HiliiHF�i Gesunüheitspfiege Die Giftigkeit de» Nikotins. Es ist eigenartig, daß man an Nikotin im freien Handel haben kann, soviel man will, obgleich es in seiner Giftigkeit der Blausäure gleichkommt. In den Bl ättern der Tobakpflanz« findet sich in getrocknetem, sonst aber unbehandeltem Zustand bis zu g Proz. Nikotin. Erst durch die sogenannte Fer- mentation nimmt der Gehalt auf 0,3 bis-iL Proz. ab. Diese Menge findet man auch etwa in unseren Rauchtabaken. Bemerkenswert ist dabei, daß dieSchwere" einer Zigarre durchaus nicht parallel dem Nikolingehalt geht: feinere Sorten sind im allgemeinen auch nikotinärmer. Sogenanntenikotinfreie" Zigarren und Zigaretten enthalten immer fast so viel von dem Gift wie normale, etwa 0,65 bis 1,16 Proz. Beachtenswert ist, daß die Gefahr einer Vergiftung um so geringer ist, je länger die Ausdehnung der kühleren Teile des Rauchapparates ist, in denen sich ein relativ großer Prozentsatz des Nikotins beim Rauchen niederschlägt, ohne in den Mund zu ge- langen. Sa ist es erklärlich, daß da,Pfeiferauchen" noch das am wenigsten schädlich« ist, während sich in dem Rest einer Zigarre beim Rauchen 15 Proz. und mehr de» Giftstoffe» ansammeln und somit dem Raucher zur größten Gefahr werden kann. Wie stark die eigentliche Giftigkeit des Nikotins ist, sieht man daraus, daß es schon genügt, einen Tropfen Nikotin an einem Glas- Sab in die Nähe de» Schnabel » einer Taube zu bringen, um den . ogel unter heftigen Krämpfen in einer Minute zu töten. In der- selben Zeit stirbt auch ein Meerschweinchen, wenn man ihm.'inrn Tropfen des Stoffe» auf die Zunge bringt. Bekannt ist das Vor- kommen von schweren Vergiftungen und Todesfällen bei Schmugglern, die sich Tabak auf den Körper binden und so durch die Haut in einiger Zeit entsprechende Dosen von Nikotin auf- nehmen. Als absolut tödliche Dosi» für den Menschen gilt 0,05 Gramm, jedoch hotte zum Beispiel ein Student der Medizin im Schroffschen Laboratorium bereit» bei Aufnahme von 0,00-15 Gramm die gefährlichsten Vergiftungserscheinunge» drei Tage hindurch zu ertragen. Wenn man nun bedenkt, daß 5 bis 5 Gramm Zigarren- oder Pfeifentabak bereit» die tödliche Dosi, von 0,06 Gramm enthalten und davon durch den Rauch etwa fast v,0l Gramm in den Körper aufgenommen«erden, s» darf es nicht wundern, daß besonders bei Anfängern mitunter schwere vergiftun- gen eintreten können. Leichtere Formen dal fast jeder Rru.cher im Anfang kennen gelernt in Srstalt»en Uebelkeit und Erbr-chen, Speichelfluß, Schweißau»br»ch, Pu!»befch!«unigun> und Blmdrvck- fenkuna. Bei schwereren Formen kommt e, dann noch zu Krämpfen, Atemn«t und schließlich zur Lähmung der Atmung und de» Herzen«. > Das nervöse Schnabeltier. Das Schnabeltier, dieses seltsamste Geschöpf des Tierreichs, das eine wunderliche Verbindung zwischen Vogel, Säugetier und Reptil darstellt, ist in jüngster Zeit in Australien , wo es allem heimisch ist, mehrfach gezüchtet worden. Dieses Wesen mit der Gestalt einer Fischotter und schnabelförmigen Kiefern legt Eier, die es in der Wärme seines prächtigen Pelze» ausbrütet. Während das Tier bereits früher lebend nach Europa gebracht worden ist, hatten die Amerikaner bis vor kurzem noch mcht den Vorzug, es in ihrem Erdteil begrüßen zu können. So war es denn ems Sensation ersten Ranges, als der New V orker Zoologische Garten für die beträchtlich« Summe von 14 00 Dollar das erst« lebende Exemplar erstand. Das eine Tier, da» New Nort glücklich erreichte, war das überlebende von fünf Ge» fährten, die'mit besonderer Erlaubnis der australischen Regierung zusammen die Heimat verlasien hotten. Es wog nicht ganz 1 Pfund, so daß also jedes Pfund mit etwa 750 Dollar bezahlt wurde: auch die Unterhaltung war recht kostspielig, denn es braucht» täglich Nahrung für 5 Dollar. Seine Lieblingsspeise waren Austern, und die Ration, die es Tag für Tag zu sich nahm, be- trug die Hälfte seines eigenen Gewichts. Run sind aber die Schnabel» tiere sehr scheu, und daher ist es begreiflich, daß dieser seltene Gast von der Schaulust der hcranströmenden New Porter unangenehm berührt wurde. Das Schnabeltier wurde nur eine Stunde täglich dem Publikum gezeigt, denn man hatde beobachtet, daß es nach dieser Zeitspanne Zeichen von großer Nervosität gab. Sieben Wochen lang bildete das Naturwunder das Gespräch der neuen Welt. Aber dann war die Erregung und Nervosität, die die täglich einstllndige Bewunderung bei ihm hervorrief, zuviel für diesen zarten Körper. Das Schnabeltier starb und wurde als Studien- objekt einem naturwisienschaftlichen Institut überwiesen. Die Amerikaner sind übrigens auch sonst eifrig bestrebt, sich seltene Tieve zu sicher», und sie' kaufen England auf diesem Gebiet» ebenso ans wie auf dem Kunstmarkt. So wurde vor kurzem ein sehr seltener Zwergelefant, der dem Londoner Zoo nur leih- weise überlassen war, nach den Vereinigten Staaten erhandelt: ebenso veranlaßt« der allmächtige Dollar die Abwanderung eines besonders schönen jungen Ameisenbären und des berühmten GorillasJohn Daniel". Als einziger Trost bleibt den Londoncrn, daß es jetzt gelungen ist, ein Exemplar d's fast voll- kommen ausgestorbenen neuseeländischen Vogels Kiwi nach Regent's Park zu bringen. Das ist TNanna? DasManna", mit dem die Kinder Israel ans iiirem Zug durch die Wüste gespeist wurden, ist für uns spnch» ! wörtlich geworden wie etwas Süßes und Angenehmes. Was Manna tatsächlich ist, darüber gibt ein Beitrag vonReclams Uni- versum" Auskunft. Man versteht heute unter Manna einen zucker- artigen Stoff, der von verschiedenen Pflanzen, besonders einzelnen Eschen-, Eichen- und Tamariskenartsn, freiwillig odcr infolge von Insektenstichen und menschlichen Eingriffen ausgeschieden wird und der dann an der Luft erhärtet. Zweifellos war aber das biblisch« Manna kein solches Produkt, sondern es handelt sich dabei um eine in manchen Wüstengebieten massenhaft vorkommende Flechte I.ecanora csculcnta, die Stärke enthält und noch heute in diesen Gegenden gesammelt wird. Mit Mehl vermischt dient sie zum Backen des Brotes. Da die Flechte auf dem Boden nur locker auf- liegt, wird sie durch Stürme in entlegene Gebiete geführt und an manchen Stellen zu hohen Schichten aufgehäuft. Der Name kommt daher, daß die Israeliten, denen diese Pflanz« in dem Kulturland Aegypten fremd geblieben war, in der Wüste, als sie auf sie stießen» fragten:Man ha? Was ist das!" Das Wort Manna wurde dann für diese Wüstenspeise gebraucht. Wirtschaft Sind v»tter und Margarine gleicheverliz.? In den kürzlich stattgefundenen Verhandlungen de» Preußischen Landesgesundheits- amtes über die Ernährunzsfrage wurde eine Reihe von Leitsätzen beschlossen, von welchen einer besonder» wichtig erscheint:Mar- garine. Schweineschmalz, Pllanzenöl und daraus bereitete Produkt« cirtbehrcn der Eryänzungsstoffe und sind dem Buttergehalt nicht gleichwertig". Damit ist nun auch von offizieller Seite ein Stand- punkt anerkannt wo-den, den die Wisien'chaft schon seit langem ver- tritt. Der Margarine fehlen die sogen.Vitamine" oder Ergän- zungsnährftoffe, die für den Körper ungeheuer wichtig sind, obwohl sie in den Nahrungsmitteln nur in ganz geringer Menge vorkam- men und auch nicht direkt zur Ernährung dienen. Ihr Fehlen führt aber zu schweren Schädigungen, von welchen der Skorbut am be- kanntrsten ist. Die Margorin« kann also keinessall» die vitamin- reiche Butter auf die Dauer ersetzen, sie bleibt ein ungleichwertige, Ersatzmittel.