Vom gefunden Menschenverstand.
Zur 150. Wiederkehr des Todestages des Grafen Chesterfield ( geft. 24. März 1773).
arbeiten.
Die Zeitlupe.
Bel der außerordentlichen Volkstümlichkeit des Films braucht man niemandem besonders vor Augen zu führen, wie groß die tech Nichts lehrt deutlicher als die gegenwärtige Zeit, daß dem nischen Fortschritte find, die die Kinematographie in der jüngsten deutschen Bürgertum und noch mehr dem deutschen Adel die Eigen- daß es faum noch einen bildhaften Vorgang gibt, der sich auf der Bergangenheit gemacht hat. Jedermann, schen der Schüler, weiß, schaft fehlt, die unseren Bettern jenseits des Kanals im hohen Grade weißen Leinwand nicht mit größter Naturireue darstellen ließe. elgnet und die sie mit Common sense bezeichnen, einem Ausdrud, Die Lehrfilme und die wissenschaftliche Kinematographie eröffnen den wir nur ungenügend mit gesundem Menschenverstand" oder uns Einblide in Naturvorgänge, deren Geheimnisse dem Laien Wirklichkeitssinn übersehen können. Uns wäre manches Bittere Uns wäre manches Bittere erspart geblieben, wenn unsere politische Entwicklung, die mehr von früher infolge der Unmöglichkeit gemeinverständlicher Darstellung erspart geblieben, wenn unfere politische Entwicklung, die mehr von völlig unverständlich blieben. Wir sehen felt langem Borgänge von verschwommenen Gefühlen als von Common sense geleitet wurde, unausdenkbarer Winzigkeit durch das Kino in einer so gewaltigen nicht immer meilenweit hinter den wirtschaftlichen Verhältnissen Bergrößerung, daß wir beispielsweise die Bewegungen der roten zurückgeblieben wäre. Und nun, da wir mit einem Schlage das und weißen Blutförperchen und feinster Krankheitserreger in der nachgeholt, haben, was vergangene Jahrzehnte und Jahrhunderte Blutflüffigkeit auf das deutlichste wahrnehmen tönnen. Wir sehen versäumten, steht der deutsche Spießer wieder da und ruft nach aber auch Bergänge, die sich mit ungeheurer Beschwindigkeit abeinem starten Raiser und der alten glorreichen Armee, anstatt am spielen, auf ein Zeitmaß verteilt, das es dem menschlichen Auge er Entstehen eines unserer Zeit einzig würdigen Boltsstaates mitzu möglicht, diese blizschnellen Borgänge in allen ihren Phasen flor Unter den vielen politischen Wochenschriften, die im England technischen Wunder als etwas Selbstverständliches hin und denkt zu erkennen. Der Zuschauer vor der Leinwand nimmt alle diese des 18. Jahrhunderts erschienen, befand sich auch eine, die schon in faum daran, was für geistreiche Kombinationen und Konstruktionen ihrem Titel ,, Common sense " auf die genannte Eigenschaft hindeutet. Ihr Hauptmitarbeiter war der durch seine Erziehungs - erst erfunden werden mußten, um solche Vorführungen überhaupt briefe berühmte und berüchtigte Lord Chesterfield , der Freund zu ermöglichen. Zu diesen finematographischen Erfindungen von Friedrichs II. und Boltaires, der nacheinander als Gesandter, größter Bedeutung gehört die Zeitlupe, die dem Zwed dient, jene Irischer Bizelönig und Staatssekretär feinem Vaterland diente. Das schnellen und schnellsten Bewegungsvorgänge feftzuhalten und zu starke Interesse, das er bei seinen Zeitgenossen fand, machte später find. Die Zeitlupe ist, wie R. Wiedemann( Dresden ) in der„ Deut zergliedern, die dem menschlichen Auge nicht mehr wahrnehmbar einer unverdienten Gleichgültigkeit Blah. Bielleicht dienen die im fchen Optischen Wochenschrift" darlegt, in bezug auf die Sichtbar Folgenden aus felnen Briefen und Zeitschriftenauffäßen abgedruckten machung raschefter Vorgänge gewissermaßen das Gegenftüd aum Stellen dazu, die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf einen Mann Mikroskop, das unserem Auge Bildeindrücke vermittelt, die so klein zu lenken, der mit seinem feinen Wig und seinem glänzenden Stil, find, daß sie jenseits menschlicher Wahrnehmungskraft liegen. Schon vor allem aber wegen seiner bei einem Aristokraten feines Schlages der gewöhnliche Kinematograph, der in der Sekunde 16- bis 20mal besonders anerkennenswerten demokratischen Einstellung zu den intereffantesten Gestalten des 18. Jahrhunderts gehört. Eine deutsche mechfelt, läßt uns bei deren verlangsamtem Abrollen deutlich Borintereffantesten Gestalten des 18. Jahrhunderts gehört. Eine deutsche gänge erkennen, die wir in ihrer natürlichen Geschwindigkeit nicht Auswahl Jeiner Briefe, herausgegeben von Gleichen- Rußwurm , ist in ihren einzelnen Phasen zerlegen könnten. Aber der Zeitabstand In der Deutschen Bibliothet", eine englische, herausgegeben vom zwischen den Einzelbildern ist für manche Zwede noch viel zu lange, Werfaffer dieses Auffages, in der Tauchniz- Edition erschienen. mährend eine Steigerung der Bildfrequenz bei den üblichen Rurbel Dr. Kurt Schumann Dresden . fästen mit ruckweilem Filmiransport nur in ganz bestimmten Grenzen technisch möglich ist.
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,, Ein wirklich gefitteter Mann würde zu allen Rönigen der Welt mit ebensowenig Besorgnis und ebenso ungezwungen reden, als wenn er mit dir spräche.
,, Laß mich wissen, ob du denkst, daß ein Mench bloß au seinem eigenen Bergnügen und Muzen geboren ist, oder ob er verbunden ift, zum Besten der Gesellschaft, in der er lebt, und aller Menschen überhaupt beizutragen. Das ist ausgemacht, daß jeder von der Gesellschaft Borteile erhält, die er nicht haben tönnte, wenn er der einzige Mensch auf der Welt wäre. Ift er daher nicht gewissermaßen ein Schuldner der Gesellschaft? Ist er nicht verbunden, für andere das zu tun, was fie für ihn tun?"
Die Renntnis der Welt läßt sich bloß in der Welt, nicht aber auf der Stube erlangen. Bücher allein werden sie dir niemals beibringen. Deine eigenen Beobachtungen der Menschen mit den aus Büchern entlehnten verglichen, werden dir helfen, den rechten Gesichtspunkt zu finden."
" Des Menschen Vernunft ist sein Wegweiser und muß es fein. Ich fann ebensogut fordern, daß jeder Mensch von meiner Länge und Gefichtsfarbe fei, als das er gerade so schließen folle wie ich. Jeder Mensch sucht die Wahrheit; Gott allein aber weiß, wer fie gefunden hat. Es ist daher ebenso ungerecht, die Leute wegen verschiedener Meinungen, die sie nach Ueberzeugung ihrer Bernunft hegen, zu verfolgen, als es ungereimt ist, sie darum zu verlachen." versteh mich nicht umrecht, als wollte ich, indem ich bloß ein Vorurteil table, der willkürlichen Macht das Wort reden! Ich verabscheue sie von ganzer Seele und betrachte fie als eine grobe, lasterhafte Berlegung der natürlichen Menschenrechte."
" Fuchsjagden, Pferderennen usw. find meines Erachtens weit unter der ehrlichen arbeitsamen Hantierung eines Schneiders und Schufters, die doch als erniedrigend für den Adel angesehen werden." Aus den Berichten erhellt, daß Anna von Desterreich ( Gemahlin Ludwigs XIII.) mit großer Demut vor getrönten Häuptern gefprochen eine leidige Buhlschwester war. Ihre beiden Göhne waren ebensowenig von Ludwig XIII . als von mir, und wäre Buckingham noch ein wenig länger dort geblieben, so würde fie vermutlich noch einen dritten bekommen haben.".
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Der Natur nach ist das Dienstmädchen von Herrn R.( dem Pensionsvater) ebenso wohlgeboren wie du, sie hat einen Bater und eine Mutter, einen Großvater und eine Großmutter und Bor fahren bis Adam gehabt. Aber zu ihrem Nachteil waren sie nicht so reich wie die deinigen und konnten ihr deshalb nicht eine gleiche Erziehung geben. Der ganze Unterschied zwischen ihr und dir besteht darin, daß sie dir ihre Arbeit gibt, und du ihr Geld gibst. Bilde dir also nichts auf deine Abstammung ein, die durchaus nicht beffer ist als die ihrige, sondern zeichne dich durch deine Tugenden und deine Sitten aus: das ist der einzige und wahre Adel."
„ Politischer Argwohn ist von der Gesinnung guter Patrioten unzertrennlich; es ist ihre Pflicht, wachsam für das gemeine Beste und gegen die Absichten der Mächtigen argwöhnisch zu fein. Allezeit ein gewiffes Maß diefes Argwohns zu behalten, ist fchlechterdings notwendig zur Erhaltung der Freiheit. Dieser Argwohn ist unsere große Sicherheit, und er wird nicht abnehmen, bis bie Baterlandsllebe abnimmt."
Eine starke Beschleunigung der Aufnahmen erfordert somit einen Apparat mit gleichförmig laufendem Filmband. Nun gab es zwar schon seit längerer Zeit den Funfenfinematographen, der eine Steige rung der Frequenz bis 100 000 in der Sekunde ermöglicht; diese Funfentinematographie ist aber praktisch nur im verdunkelten Ber fuchsiaboratorium für Untersuchungen an Gewehrgeschossen und zur Aufnahme von Objekten sehr beschränkter Größe brauchbar. Erst die Erfindung der Zeitlupe durch Dr. Hans Lehmann hat das eben. fo schwierige wie bedentfome Problem gelöst. Sie bedeutet eine Erweiterung des Gefichtsfinnes über die Grenze der natürlichen Wahrnehmungsfähigkeit hinaus; fie vergrößert gewiffermaßen die Zeit, in der rascheste Bewegungen stattfinden, auf eine Dauer, die lang genug ist, um dem menschlichen Auge zu ermöglichen, das wahrzunehmen, was über feine natürliche Aufnahmefähigkeit hin ausgeht. Mit der Zeitlupe läßt sich die Bildzahl in der Sefunde bis auf 500 Aufnahmen steigern, die völlig ausreichen, selbst bel schnellsten Bewegungen die Einzelphalen deutlich festzuhalten. Was das bedeutet, erkennt man sofort, wenn man sich vergegenwärtigt, daß schon die Berlangsamung einer gewöhnlichen Aufnahme um ein Fünftel der Aufnahmezeit bei der Borführung des Films bel fpielsweise den normalen Gang eines Menschen in ein träges Schlendern verwandelt. So muß eine Wiedergabe von Filmen, die mit der Zeitlupe aufgenommen find, durch einen gewöhnlichen Ap parat, der 16 bis 20 Bilder in der Sekunde abrollen läßt, alle Be wegungen bis um das Dreißigfache auseinanderziehen und verlang famen, wodurch das Auge jede Phase erfaffen kann.
Das technische Brinzip der Seitlupe beruht darauf, daß statt des beim gewöhnlichen Aufnahmeapparat ruckweise vor sich gehen den Abrollens des Filmbandes hier der Film gleichförmig und ohne jede Unterbrechung läuft, während die an der Aufnahme beteiligten Lichtstrahlen optifd) stationär gemacht werden mußten. Das ge fchieht mit Hilfe einer vor dem Objeftin angebrachten Spiegel. trommel, die die Lichtstrahlen auf den Film überträgt, und deren Umdrehungsgeschwindigkeit mit der gleichförmig laufenden Film bewegung im Filmfenster genau abgestimmt werden muß. Film und rotierende Spiegeltrommel müssen sich derart bewegen, daß immer je ein Filmbild und ein Spiegel miteinander in Wechsel beziehung treten und von den nächstfolgenden Elementen ohne Pause abgelöst werden. Zur Untersuchung bailistischer Borgänge hat man, um die Leistungsfähigkeit der Zeitfupe noch weiterzu steigern, drei Zeitlupen nebeneinander gefuppelt, jebe mit eigenem Filmband, deren Spiegeltrommeln jeweils um ein Drittel des Winkels zweier Spiegel umeinander versetzt sind. Die Aufnahme liefert dadurch drei getrennte Reihenbilder, und bei günstiger Be. leuchtung können mit diefer mehrfachen Zeitlupe ohne weiteres 1500 Bilder in der Sefunde aufgenommen werden.
Die Bedeutung der Zeitlupe läßt sich in ihrer Auswertung heute noch gar nicht übersehen, und erst die Zukunft wird lehren, was diese Erfindung für die Wissenschaft und Technik bedeutet. Aber schon jetzt hat fich der Apparat bei medizinischen und technischen Aufnahmen, bei der Feststellung maschineller Bewegungsvorgänge, bei der Analyse elektrischer Funken und bei der Klärung zahlreicher anderer Bewegungsprobleme hervorragend bewährt.