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Wissen und Schauen

Uus Gerhart Hauptmanns   Briefwechsel mit Otto Brahm  . Be deutsame Schlaglichter auf einen interessanten und bisher unbe­fannten Briefwechsel Gerhart Hauptmanns  , nämlich auf feine Schreiben an seinen nahen Freund und nachdrücklichsten dramatur gischen Borkämpfer seiner Werke, an Otto Brahm  , werden in dem Katalog der Firma Martin Fraenkel geworfen, der für die soeben erfolgte Versteigerung einer Gerhart- Hauptmann- Sammlung ange. fertigt wurde. In Postkarten und Briefen, aus denen einzelne Schlagworte mitgeteilt werden, läßt sich hier die Entwicklung diefer für die Literaturgeschichte so wichtigen Freundschaft verfolgen. Am 5. November 1889 bedankt fich Hauptmann bei Brahm   für seinen Artikel in der Nation", der den jungen Dichter von Vor Sonnen­ aufgang  " warmherzig begrüßte. Schon im folgenden Jahr erzählt er dem Freunde von seinem Weber"-Plan, schildert 1891 feine Studienreise nach Langenblelau, wo er mit Augenzeugen des Weber­aufftandes Rücksprache genommen hatte. Bom 31. Mära 1891 ist eine Karte datiert, die von dem Fortschritt der Weber" berichtet. Außerdem erzählt er von einem Lustspielplan: Jenes Glüd foll darin ausbrechen, das wir mit 17 Jahren empfanden, als die Laft der Jugend wich und wir, frei von allem 3wang, mitten im Frühling standen und das Wunder der Liebe in uns entdeckten, als die Ideale goldene Kugeln waren. Des Weiteren berichtet er dann von seinem Hausbau in Schreiberhau  , erzählt humoristisch, er sei Mitglied des Riesengebirgsvereins geworden: Nächstens fommt die freiwillige Feuerwehr, Schützenverein  ", plaudert von Reisen nach Nürnberg  , wo er Tillmann Riemenschneider bewunderte und ein Bratwurftglöckle" nach Berlin   wünscht, von seiner Fahrt nach Amerika  . Er weiß noch nicht, ob er Jahre oder Monate fern­bleiben wird. Jedenfalls tut der Wechsel an sich sehr wohl. man muß auch mit den Irrenhäusern mal wechseln. Bezeichnende Aeuße rungen fanden fich auch von feinen Reifen nach Paris   und nach Griechenland  . Interessant ist die hohe Bewertung, die der Dichter felbst seinem fonst so streng beurteilten Lustspiel Die Jungfer vom Bifchofsberg zuteil werden läßt. Es ist an Licht, Grazie, Heiter. keit und Geift das Beste, was ich zu geben im Stande bin."" Die Darminhaltsstücke( Wedekind)," fährt er dann fort, haben eben nur biese Bedeutung und Innerlichkeit vor ihm voraus."

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Völkerkunde

Warum die Wilden beim Essen nichts übrig laffen. Man hat uns als Kinder gelehrt, es sei unschicklich, Speisereste auf dem Teller zu laffen, und jede Schüssel müsse rein ausgeleert sein. Warum aber soll derlei sich nicht schicken? Die Antwort gibt eine Borstellung, die in uralte Zeiten zurückreicht. Nach einer auf der ganzen Welt ver­breiteten Borstellung nimmt alles, was mit einem Menschen in Be­rührung fommt, etwas von seinem Wesen an, seine Nahrung so gut wie seine Kleider, sein Haus und seine Gerätschaften. Wer darum etwas aus fremdem Besiz sich aneignet, gewinnt damit eine gewiffe Beziehung zu dem Eigentümer und eine gewisse Macht über ihn, die um so stärker ist, je näher der Gegenstand seinem Herrn gewesen war. Die Nahrung, die mit dem Körper in unmittelbarste Berührung gekommen war, hatte besonders starten Anteil an dem, der sie ver­zehrte, und mit einem Reste, der vom Essen übrig geblieben war, fonnte man mitunter einen wirksamen und bösen Zauber ausüben. Darum find wilde Völker meist ängstlich bemüht, ihre Speifen bis aufs fezte Krümchen zu vertilgen, und lieber zerstören und ver­graben fie die übrigbleibenden Refte, als daß sie fie anderen in die Hände fallen ließen. Indes wirten solchen Sitten häufig wieder andere Borstellungen entgegen, nämlich die, daß die Geister sich gern am Effen beteiligen und es recht übelnehmen, wenn ihnen nichts ge­gönnt wird. Daher wird vielfach der erste Brocken vom Effen, der erste Schluck des Getränkes auf die Erde oder ins Herdfeuer ge­worfen oder in anderer Weise den Geistern geopfert, und andermärts wieder läßt man den letzten Rest der Mahlzeit zum Imbiß für die Jenseitsmächte stehen. Daher gilt es heute noch bei manchen Kultur. völkern, im Gegensatz zu unserer Sitte, für gehörig, einen Teil des Effens auf dem Teller zu lassen, wie es 3. B. in Rußland   üblich ist. Naturwissenschaft

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Merkwürdige Folgen des Krieges. Die Naturfreunde tönnen au threr Freude feststellen, daß infolge des Krieges einige Tiere, die schon ihrem Aussterben entgegengingen, wieder anfangen sich zu vermehren. So ist am Bogelsberg und in der Rhön   eine Zunahme des Wiedehopfes zu bemerken. Dieser Vogel findet seine Nahrung hauptsächlich im Gefolge der weidenden Kühe, er geht den Käfern und Maden nach, die sich in den Kuhfladen entwideln. Da man nun aber mehr und mehr die Stallfütterung bevorzugte, waren feine Lebensbedingungen in letzter Zeit etwas eingeschränkt. In folge der Kriegsereignisse ist aber die Biehweide wieder mehr in Aufnahme gekommen, und so bleibt uns der Wiedehopf, ein hübscher bunter Bogel, noch zur Belebung und Verschönerung im ferer heimatlichen Landschaft erhalten. Auch der Steinadler, der prächtige, imposante Segler der Lüfte, wurde immer feltener; rüd lchtsloser Abschuß in den Alpen   hatte seine Reihen start gelichtet. Jeht hat nun die Knappheit an Tertilstoffen viele Landbefizer ver­anlaßt, die schon beinahe ganz abgekommene Schafzucht wieder auf­zunehmen. In der Gegend von Berchtesgaden   und weiterhin in

den Alpen weiden jezt Herden von vielen Tausenden Schafen. Da­mit ist auch eine Vermehrung der Adler eingetreten. Von den Schafzüchtern wird diese Tatsache wohl weniger freudig begrüßt werden als von denen, die mit bewunderndem Blick den stolzen Flug des prächtigen Raubvogels verfolgten.

Die Kahe kommt immer auf die Füße. Das ist nicht nur ein altes Sprichwort, sondern beruht in der Tat auf Beobachtung in der Natur. Nicht die Katzen allein haben diese Fähigkeit. Wenn man Razen, Hunde, Kaninchen oder Affen in Rüdenlage in der Luft vor sich hält und dann fallen läßt, drehen sich die Tiere während des Falls herum und kommen mit den Beinen richtig auf die Erde. Wie die Tiere das machen, war bisher eigentlich ein Rätsel, aber man ist der Sache jetzt durch die Untersuchungen eines Holländers, R. Magnus zu Utrecht  , doch näher gekommen. Dieser hat das modernste Beobachtungsmittel, den Kinematographen, in den Dienst der Sache gestellt. Man fonnte so ganz genau beobachten, daß zuerst der Kopf in die Normalstellung gedreht wurde, daß dann der Hals folgte, darauf die Brust und schließlich das Becken. Das Tier schraubt fich also in ungemein schneller Folge der Bewegungen durch den Raum, die Bewegung beginnt mit dem Kopf infolge der selbstver­ständlichen Gehirnreflege und teilt sich dann den übrigen Körperteilen mit. Die Beine werden ziemlich frühzeitig, gleichzeitig mit der Hals. drehung, gestreckt und find deshalb imstande, nachher beim Auf­treffen auf den Boden das Körpergewicht zweckmäßig aufzufangen. Technik

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Die ersten afuffifchen Tiefseelofungen. Die Methode der akusti­fchen Lotung ist in letzter Zeit besonders durch das Echolot  " von . Behm außerordentlich vervollkommnet worden. Es handelt sich aber nur um Lotungen in flachen Gewässern. Für Tieffeelotungen ist bisher Behms Berfahren noch nicht verwendet worden. Lieffeelotungen find aber, wie Georg Büft in den Naturwissen­schaften" ausführt, für die Wissenschaft von außerordentlicher Be­deutung. Während die Küstengewässer aller Kontinente und Inseln gut vermessen sind, sind die gewaltigen Flächen der Tiefsee nahezu unbefcnnt. Nur die Nebenmere und einige wenige Sabellinien im feld auf. Man hat ausgerechnet, daß noch 26 400 Lotungen an freien Ozean weisen mehr als eine Lieffeelotung in einem Grad gestellt werden müßten, um in allen Gebieten von mehr als 3000 Meter Tiefe auch nur eine Lotung auf einem Gradfeld zu befizen, und diese Messungen würden mit der bisher üblichen Methode un geheure Kosten und einen Zeitraum von Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, erfordern. Es muß daher als der Beginn einer neuen Epoche in der Erforschung der Meerestiefen bezeichnet werden, daß das amerikanische   Schiff Stewart" auf seiner Fahrt von New Bort nach Gibraltar   innerhalb wenig mehr als einer Woche nicht weniger als 200 afuftifche Tiefseelotungen bis zu 5852 Meter Tiefe ausgeführt hat. Es geschah dies nach einer einfachen Methode, die fich leicht auf jedem Schiff während der Fahrt anwenden läßt und von der es in einem Bericht des Washingtoner Hydrographic Office" heißt: In den Gewässern von weniger als 100 Faden Tiefe wurden die Tiefen erhalten durch Messung des Winkels zwischen der Verbindungslinie der Empfänger und des vom Meeresboden reflet­tierten Schalls. Die Schallquelle war entweder die Schiffsschraube oder ein Schallgeber, der im unteren Teil des Schiffsrumpfes ange bracht war. Bei größeren Tiefen wurde die Tiefe ermittelt durch Meffung des Zeitintervalls zwischen Schallerzeugung eines Os zillators" und Eintreffen seines Echos vom Meeresboden." Auf diese Weise sind von den Amerikanern auch schon akustische Tiefseelotun­gen im Mittelländischen Meer, Indischen und Stillen Ozean durch geführt worden, und wenn die neue Methode noch vervollkommnet wird, dürfte sie für die Erforschung des Meeresbodens von größtem Wert sein.

Aus der Praxis

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Die Gefahr der billigen Pelze. Hautkrankheiten, die durch das Tragen billigen Belzwerks hervorgerufen werden, find häufiger, als das Publikum im allgemeinen annimmt. Gerade in jüngster Zeit find in England und Amerika   zahlreiche Fälle dieser Art bekannt geworden. Es muß dabei jedoch erwähnt werden, daß die Gefahr nur bei jenem billigen Pelzwert besteht, das bei der Bearbeitung nicht mit der gehörigen Sorgfalt behandelt worden ist. Die Haupt­quelle der Ansteckungsgefahr beruht auf der Verwendung der Häute franker Tiere; daneben spielt aber auch die ungenügende Entfer nung der bei der Präparierung der Felle benutten Chemikalien und der Gebrauch minderwertiger Farbstoffe eine Rolle. billige Belze werden aus Kaninchenfellen gearbeitet, bei deren Aus­mahl oft nicht die gehörige Sorgfalt angewandt wird. Wenn das Tier an einer ansteckenden Hautkrankheit litt, so wird diese häufig auf die mit der Bearbeitung betrauten Arbeiter übertragen, die dann ihrerseits die Krankheit wieder auf gesunde Felle übertragen. Eine weitere Gefahr besteht darin, daß Quecksilber und Arsenit, mit denen man die Felle behandelt, nicht gründlich entfernt werden. So fonnte ein amerikanischer Chemifer, der kürzlich 42 Beizproben untersuchte, bei 17 Arsenit in einer die Gesundheit schädigenden Menge feststellen. Die beim Färben benutten Stoffe bedrohen nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Frauen, die die Pelze tragen, und die durch eine tieine, unscheinbare Wunde den Giftstoff dem Rörper zuführen. Die Farben, die hier als besonders gefährlich in Betracht kommen, sind schwarz, braun und orange.