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Da in absehbarer Zeit teine Aussicht auf eine großzügige Alende- und Anheimelndes zu geben. Denn wenn auch die Umwelt noch fo rung der Verhältnisse besteht, trotz der Siedelungs- und Baugenoffen- trübe und trostlos aussieht und dadurch abstumpfend auf die Be­schaften, müssen wir uns auf den Boden der gegebenen Tatsachen" wohner wirft, so abftumpfend, daß vielen ihr Elend nicht mehr zu stellen und versuchen, aus dem Wenigen etwas für den Menschen Bewußtsein fommt, daß sie innerlich so mürbe und zerbrochen sind, Gesundes zu schaffen. Da wäre zuerst die Frage der Zimmer- daß fie fich nicht mehr auflehnen können und wie gefesselte Tiere belegung. In Deutschland   gilt eine Wohnung für überfüllt, wenn dahinbrüten, so fann ihnen doch durch etwas Persönliches im pro Zimmer mehr als 5 Personen vorhanden sind, in England aber, Zimmer ihr individuelles Dasein zum Bewußtsein gebracht werden, wenn es mehr als zwei sind. Also ist eine möglichste Verteilung daß sie zur großen Masse der Proletarier gehören, die zwar fast zum Schlafen zu empfehlen; dabei soll, wo angängig, jede Person eine nichts ihr eigen nennen, aber durch ihr Menschsein ein Anrecht auf eigene Lagerstätte befizen und wenn irgend möglich auch bei be- eine menschenwürdige Behausung haben. Es muß deshalb immer fchränkten Verhältnissen nicht mehr als zwei Personen in einem wieder von der Sozialdemokratie darauf hingewirkt werden, daß Bett zusammenschlafen. Hier ist daran zu erinnern, daß die gute die Artifel der Reichsverfassung, die von ausreichenden Wohnungen Stube" ein unnötiger Luxus auf Kosten der Gefundheit und des für die arbeitende Bevölkerung sprechen, nicht nur auf dem Papier Wohlbehagens ist; denn dazu wird immer das beste und stehen bleiben und ihre Erfüllung auf bessere Zeiten verschoben wird, von der Sonne am meisten beschienene Zimmer genommen, das das fondern daß sie die Grundlagen zum Aufstieg und zur Verbesserung gesundeste wäre. Wenn wir vom Schlafen sprechen, wäre auch des Loses der arbeitenden Klaffen sind. etwas über die Betten zu sagen. Am besten sind ein einfaches Unterbett und einige Decken je nach der Jahreszeit. Federbetten find ja sehr hübsch, aber sie machen sehr warm und tragen zur Berweichlichung bei. Nach Möglichkeit sollen die Betten sehr häufig und sehr viel gelüftet, besonders aber bei Sonnenschein ausgelegt werden. Beim Schlafen ist es sehr ungefund, die Decke über den Kopf zu ziehen, da dadurch die Ausdünstungen des Körpers eingeatmet werden und man am Morgen mit dumpfem Kopf er­wacht. Es ist auch nicht gesund, im Bett zu lesen, wie es sehr beliebt ist, da durch die liegende Stellung eine übermäßige An­strengung der Augen erfolgt. Für gute Luft im Zimmer ist Sorge zu tragen; also herzhaft lüften. Sehr gesund und erfrischend ist, im Winter in einem ungeheizten Zimmer zu schlafen.

Ueber die Beleuchtung ist folgendes zu fagen. Das Licht foll von links kommen, damit man sich nicht selbst Schatten auf die Arbeit oder die Lektüre wirft. Das beste Licht ist das Tageslicht. Leider dringt es in sehr viele Proletarierwohnungen nur in ge­ringem Maße und auf furze Zeit ein. Von Interesse ist zu wissen, daß geputzte Fensterscheiben nicht allein ein Gebot der Reinlichkeit find, und zeigen, wes Geistes Kind die Bewohner, sondern auch in anderer Beziehung eine hygienische Forderung sind. Es wurde nämlich festgestellt, das Glasscheiben nach 10 Tagen ein Drittel, nach 4 Wochen zwei Drittel des einfallenden Lichtes zurückhalten, also beträchtlich zur Verdunkelung beitragen. Das fünstliche Licht, Gas oder Elektrizität, soll niemals direkt ins Auge fallen, d. h. in gleicher Höhe des Arbeitenden sein, sondern sich in einem Winkel von ungefähr 45 Grad über dem Arbeitsplatz befinden. Sehr gut ist ein Lampenschirm, der das Licht nicht sich im Zimmer zerstreuen läßt, sondern es fonzentriert. Sehr zu empfehlen ist die halb­indirekte Beleuchtung, d. h. eine Mattglasscheibe. Dadurch werden viele schädliche Strahlen zurückgehalten und das Licht milder für das Auge gestimmt. Dann soll die Lampe nicht allein dekorativen Zwecken dienen, also nicht möglichst hoch und in der Mitte des Bimmers angebracht sein, während der Arbeitsplay am Fenster ist. Die Lüftung muß reichlich sein. Keine Angst vor der frischen Luft. Die Lüftung ist einesteils eine attive durch Deffnen der Fenster und Türen, andererseits eine passive durch die Wände. Ist also die Wohnung feucht, so lassen die Poren des Materials, die mit Wasser gefüllt find, leine Luft durch. Die Luft wird ftidig und schlägt ihren Waffergehalt an den Wänden, die fühler als die fie umgebende Luft sind, ab. Durch andauernden Aufenthalt in folchen Räumen wird die Hauttemperatur erhöht, das Blut verteilt sich an der Peripherie des Körpers und es kommt zum Schweiß ausbruch. Den inneren Organen fehlt das Blut und dadurch wird die Lunge zu Katarrhen und Erkältungen disponiert. Einen gleichen Endeffekt hat auch die zu trockene Luft. Sie führt sehr viele Staub­teilchen mit sich, die bei entsprechendem Walfergehalt der Luft zu Boden sinken würden und wirkt dadurch reizend auf die Schleim­häute der Atmungsorgane. Ihr ist auch eine große Schuld für den Ausbruch der Lungenschwindsucht zuzuschreiben. Daß der Staub viel zur Schwindsucht beiträgt, sehen wir bei den Berufen, die mit großer Staubentwidlung verbunden sind, wie bei den Metall­schleifern, den Feilenhauern, den Steinklopfern usw. Beim Reinigen des Zimmers ist es deshalb ein Gebot der Hygiene, feucht aufzuwischen, damit der Staub nicht herumgewirbelt wird. Hier märe noch zu bemerken, daß es sehr gut ist, wenn der Boden mit Linoleum belegt ist, da das eine größere Reinlichkeit des Raumes ermöglicht. Der Fußboden soll nicht blant gescheuert werden, wie man es vielfach auf dem Lande sieht, sondern er soll geölt oder gebohnert sein; dadurch hastet der einmal zu Boden gesunkene Staub an und wird nicht bei jeder Luftbemegung durch Gehen im Zimmer oder Deffnen der Tür und der Fenster weiter aufgewirbelt. Daß nicht auf den Boden gespudt werden soll, gehört nicht allein zur Reinlichkeit; denn die in jedem Auswurf befindlichen Krant­heitsfeime tönnen immer neue Ansteckungen hervorrufen. Ein Spudnapf, der sich in jedem 3immer befinden follte, foll nie ohne Wasser sein, damit der Auswurf, wie schon oben erwähnt, nicht ' antrocknen und dann verstauben kann.

Ueber Heizung wäre im Sommer nicht viel zu sagen. Nur foll in Küchen, die auch zum Schlafen benutzt werden, nicht während der Nacht das Feuer weiter glimmen und dadurch die Luft ver­schlechtern.

Diese Ratschläge ließen sich noch sehr ins Detail erweitern, aber dafür hat ja jeder Mensch und gerade der Berliner   Arbeiter schon so viele Erfahrung, daß er das für ihn Notwendige aus dem Ge­Jagten ableiten fann.

Zum Schluß deshalb nur noch einige allgemeine Bemerkungen. Dem bescheidensten Zimmer foll persucht werden etwas Gemütliches

Die Fastenzeit der Türken.

Bor: Gustav Hahn.

Ramasan geldi"( der Ramasan   ist gekommen)- so hört man jeden rechtgläubigen Türfen sagen, wenn am Abend vor dem ersten Tage des Monats Ramajan die Kanonen donnernd über die häuserreihen Stambuls dröhnen: Das ist das Zeichen zum Anfang des einmonatigen Fastens, dem fich jeder gläubige Moslem alljährlich unterziehen muß. Diese dreißigtägige Fastenzeit wird gehalten zum Andenken an die Flucht Mohammeds in die Wüste( die sogen, Hedschra) und endet mit dem großen Freudenfeste Beiram.

Das Fasten ist bei den Türfen äußerst streng. Von Sonnen­aufgang bis Sonnenuntergang ist der Genuß jeder Speise und jeden Getränkes untersagt. Auch franke Leute können sich dem kaum ent­ziehen. Ja, nicht einmal geraucht darf werden, was der Türke als besonders hart empfindet. Erst wenn die Sonne untergegangen ist, fann der Rechtgläubige Nahrung zu fich nehmen; er gibt sich dann auch ungezügelt den Freuden des Daseins hin, dies aber nur bis 10 Uhr( türkische Zeit ungefähr 6 Uhr morgens), dann wird zum legtenmal gegessen, aber von Sonnenaufgang ist den ganzen Tag über die größte Enthaltsamkeit geboten.

Auf diese Weise beschränkt sich das ganze Leben im Ramaşan  auf die Nacht; denn die Tageszeit wird mit Schlafen und Nichtstun verbracht. Während der Fastenzeit sind tagsüber die türkischen Ge­fchäfte geschlossen, es herrscht überall die größte Ruhe. Die Be­hörden arbeiten nur einige Tage in der Woche, und an diesen dann auch nur einige Stunden. Am späten Nachmittag werden die Ge­fchäfte allmählich geöffnet. Der Türfe bequemt sich dann, aus­zugehen. Hungernd, vom Durst geplagt, nach dem Genuß einer 3igarette lechzend, mit schläfrigen, halbgröffneten Augen, schleicht er durch die Straßen Konftantinopels. Wenn dann die Kanonen von den Kasernen Toptschi- Rischla und Top- Khane über das Häuser­meer hinwegdröhnen und an den Ufern des Bosporus ein tausend­faches Echo wecken, dann ist die Sonne untergegangen. Mit einem Munde, entzündet sie, darauf folgt ein Glas frisches Waffer, und glückseligen Läheln führt dann der Türke feine Bicarette zum dann erst begibt er sich zum Abendessen, Ifter" genannt. Nach dem Ifter verrichtet der Gläubige fein Gebet in den glänzend beleuchteten Moscheen. Dann stürzt er sich in den Strudel oft sehr fragwürdiger Genüffe, besucht die Cafés, bis gegen Morgen die Kanonenschüffe den Beginn des Fastens ankünden. Den Schluß diefer dreißigtägigen Fastenzeit bildet, wie schon bemerkt, das Beiramfest, das größte Fest der Türken. Wie die Jünger Mohammeds dem langerfehnten Monatswechsel entgegensehen, der ihnen den Beiram, den islamiti­schen Karneval, beschert, läßt sich denken.

Die Hochstraße des Weltverkehrs.

Bon Willy Möbus.

Stephenson äußerte beim Bau der Eisenbahnlinie Stockton­Darlington einmal in gehobener Stimmung, daß er glaube, daß noch einmal alle Boftfutschen auf den Schienen fahren und die Eisen­bahn die Hochstraße für Könige und Untertanen sein werde. Das war um 1825. Hundert Jahre später ist die ganze Kulturmelt mit Schienensträngen überzogen, die Eisenbahn ist das wirtschaftlichste öffentliche Verkehrsmittel, die Schienen sind zur Hochstraße des Weltverkehrs geworden.

Die Eisenbahnbauer hatten allenthalben mit großen Schwierig­feiten zu fämpfen. Ueberall stellte der tonfervative Sinn der Menschen sich der Ausbreitung der Bahn zunächst entgegen. Schritt für Schritt mußte das neue Verkehrsmittel seinen Weg im wahrsten In Deutschland   ging ein Sinne des Wortes erkämpfen. Friedrich List  , der als erster ein deutsches Eisenbahnneh in weit vorausschauender und großzügiger Weise entworfen und fein Bermögen für den Ausbau der Eisenbahn geopfert hatte, an den Intrigen der ehrenmerten Interessenten" zugrunde.

War das deutsche Eisenbahnmaterial mährend des Krieges so heruntergewirtschaftet worden, daß im Reichstage von einem Bankrott der deutschen Staatsbahnen, ja von einem Betriebspart, der eigentlich nur noch als Bruch anzusehen sei, gesprochen wurde, so ist jetzt überall wieder ein erfreulicher Aufschwung festzustellen, nachdem ein großer Teil der gröbsten Schäden beseitigt wurde.

In ausführlicher Weise schildert nun ein umfangreiches, unter Förderung des Reichsverkehrsministers herausgegebenes Werk Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart" ( Verlag von Reimer Hobbing) den augenblicklichen Stand der